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Blogpokal 2012/13


Gründer: Rodnox | Mitglieder: 55 | Beiträge: 9
05.11.2012 um 18:01 Uhr
Geschrieben von syyphus
Deutschland deine Fankultur.
Habe die Ehre! Vielen Dank an Voegi für die wunderbare Vorstellung die er mir zu Teil werden ließ, da wird mir ganz warm ums Herz... Ich sehe mich selbst eher als Streptopkokke im Blogkörper. Genug der schönen Worte, jetzt wird aufgeräumt. Ein Blog aus der Kategorie: What boggles my mind. Radikal statt lapidar. Hier wird der Vorschlaghammer ausgepackt auch wenn es die Pinzette genauso tun würde. Den Finger in die Wunde legen? Lächerlich. Ich leg den ganzen Fuß rein, Infektion garantiert.

Deutschland, deine Fankultur. Ein Nachruf.

Es ist Dienstag der 20. März 2012 kurz vor 19 Uhr. Ich sitze im Auto auf dem Weg zum DFB-Pokal Halbfinale zwischen der SpVgg Greuther Fürth und meiner schwarz-gelben Borussia. Ich bin unschlüssig ob sich die – wenn auch die relativ kurze – Anfahrt von Ingolstadt nach Fürth lohnt. Meine Karte habe ich in der Woche zuvor bei Ebay ersteigert: 52€ plus Versand für einen Sitzplatz neben dem Gästefanblock. Ein wenig abseits der Eingefleischten. Zu dem Zeitpunkt war ich noch nicht davon überzeugt eine gute Investition getätigt zu haben auch wenn das Setting vielversprechend klingt: Der Tabellenführer der ersten Bundesliga trifft auf den Ersten der Zweiten Bundesliga, ein Pokalspiel wie gemalt für ein Halbfinale, die klassische David-trifft-auf-Goliath-Situation. Allerdings trotz dieser Ausgangslage will in mir keine Vorfreude wachsen. Ich habe im Fußball und insbesondere bei Spielen im Stadion schon zu viel erlebt um mit dem Selbstbewusstsein „Was soll schon passieren, die werden mit 4:0 weggehauen!" ins Stadion zu gehen. Es ist mein erster Besuch in der Trolli-Arena wo die SpVgg ihre Heimspiele austrägt. Ein altes, in die Jahre gekommenes Stadion, das mit den hochmodernen Arenen wie in München oder Schalke nichts gemein hat, trotzdem versprüht es eine Menge Charme und es herrscht eine angenehme Fußballatmosphäre was größtenteils den ungemein frenetischen Fürther Anhängern zuzschreiben ist. Im Stadion finde ich meinen Platz im sog. „Familienblock" und tatsächlich scheint es so als würde dieser Block seinem Namen gerecht werden: Ich treffe hier auf viele Kinder und Jugendliche die mit ihren Eltern oder älteren Bekannten die Ränge füllen. Vereinzelt finden sich auch ein paar Dortmunder auf den Rängen, Menschen die wie ich keine Karte im Gästefanblock bekommen haben aber sich dieses Spiel nicht entgehen lassen möchten. Meine Rückschlüsse, dass dies die perfekte Mischung sei um in einer entspannter und positiven Atmosphäre die nun folgenden 90 Minuten zu genießen sollten mich bitter böse im Laufe des Spiels einholen. Eigentlich war zuerst alles wie immer: Fangesänge vermischten sich mit Anfeindungen mit dem Unparteiischen und seinen Assistenten, Fassungslosigkeit über vergebene Chancen mit Szenenapplaus für gelungene Aktionen. Wer ein empfindliches Gemüt hat sollte Fußballstadien großräumig umfahren, denn auf den Rängen wird selten auf kleiner Flamme gekocht. Während der ersten Halbzeit bewegte sich auch alles im Rahmen, es gab keine Entgleisungen von beiden Seiten, alle waren wir etwas überrascht wie ausgeglichen die SpVgg das Spiel halten konnte. Ich kam immer wieder mit Fürther Fans ins Gespräch die alle einen freundlichen und entspannten Eindruck machten. Man konnte sich also getrost auf die zweite Halbzeit freuen. Die folgenden 75 Minuten sollten meinen ersten positiven Eindrücke vollkommen ausradieren: Mit fortschreitender Spieldauer und dem anhaltenden Patt auf dem Rasen kippte die Stimmung mit jeder Minute. Der Eine oder Andere hatte mittlerweile sein viertes oder fünftes Bier intus und dementsprechend schwand auch die Hemmschwelle. Dabei schenkten sich die Fürther und Dortmunder Fans nichts was die Verfehlungen auf den Rängen betraf. Angefangen mit einer Überstrapazierung des F-Wortes bis hin zu wüsten Beschimpfungen der Mütter der Protagonisten auf dem Rasen. Was bei der Schilderung nicht unerwähnt bleiben soll, ist, dass sich die Kinder die verbalen Entgleisungen ihrer Eltern oder Aufsichtspersonen immer häufiger zu Herzen nahmen und in das allgemein herrschende Beschimpfen miteinstiegen. Die Grenze zur Illegalität wurde dann mit den Einwechslungen Gerald Asamoahs und Ilkay Gündogans überschritten. Dass sowohl Asamoah auf Grund seiner Schalker Vergangenheit für die Dortmunder Fans ein Hassobjekt darstellt, als auch Gündogan ein Dorn im Fürther Auge ist wegen seiner Zeit bei Nürnberg, überrascht nur wenige. Dass allerdings diese Tatsachen zum Anlass genommen werden sich bei Asamoahs Einwechslung zu rassistischen Äußerungen und Gesten hinreißen zu lassen, obwohl dieser Spieler mehrfacher deutscher Nationalspieler ist, wird wohl für immer ein Geheimnis dieser beschränkten Geister bleiben. Als Reaktion auf dieses Fehlverhalten flogen wenige Minuten später die ersten gefüllten Bierbecher in Richtung Dortmunder Fanblock, gepaart mit wüsten Beleidigungen des Dortmunder Gündogan, auch wenn sich hier die rassistischen Anfeindungen in Grenzen hielten. Kaum vorstellbar dass sich Menschen, mit denen ich mich noch Minuten zuvor angeregt und entspannt über das Spiel unterhalten habe plötzlich zu hirnlosen Mutanten werden, als ob man bei ihnen einen Schalter umgelegt hätte. Die restlichen 30 Minuten des Spiels saß ich zusammengekauert auf meinem Platz, versuchte das Geschehen um mich weitesgehend zu ignorieren und mich auf das Spiel zu konzentrieren. Sinnbildlich für den Abend fiel dann das 1:0 für Dortmund in der 120. Minute zu einem Zeitpunkt wo sich wahrscheinlich jeder im Stadion und zu Hause an den Bildschirmen schon auf ein Elfmeterschießen eingestellt hatte. Torschütze: Ilkay Gündogan. Ausgerechnet Gündogan. Er traf mitten in die Fürther Seele, es herrschte Fassungslosigkeit auf den Rängen. Ich nutzte diesen Moment um das Stadion vorzeitig zu verlassen, den Abpfiff bekomme ich erst vorm Stadion mit. Meine Befürchtung dass die erste Konsternation bald in blanke Wut umschlagen wird trifft auch ein: Wenige Schritte weiter vom Stadion entfernt höre ich eine Durchsage des Stadionsprechers Richtung Dortmunder Fanblock, dass das Abfackeln von Pyrotechnik und Werfen von Gegenständen auf das Spielfed verboten ist. Kopfschüttelnd bahne ich mir den Weg durch Polizeisperren zu meinem Auto, ich will nur noch weg von hier. Einige propagieren schon den Untergang des Abendlandes wenn das Pyrotechnikverbot nicht aufgehoben wird. Dieser Abend hat zumindest mir gezeigt, das wir viel größere Probleme haben. Von den weiteren Vorfällen nach dem Spiel erfahre ich erst am Tag danach in der Zetiung.

Zu Teil 2
Aufrufe: 1360 | Kommentare: 3 | Bewertungen: 0 | Erstellt:05.11.2012
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KOMMENTARE
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Voegi
MODERATOR
05.11.2012 | 19:54 Uhr
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Voegi : 
05.11.2012 | 19:54 Uhr
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Voegi : 
habe mal den link zu teil 2 noch eingefügt.
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RoterBulle92
05.11.2012 | 19:16 Uhr
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05.11.2012 | 19:16 Uhr
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Der Grieche liest halbe Blogs und bewertet sie
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konserva11
05.11.2012 | 19:06 Uhr
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konserva11 : 
05.11.2012 | 19:06 Uhr
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konserva11 : 
Vielleicht solltest du noch anmerken dass es einen zweiten Teil gibt
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