Dreimaliger Vizemeister (darunter einmal tragischer "Meister der Herzen"), zweimaliger DFB-Pokalsieger, aktuell Tabellen-10ter und Champions-League-Achtelfinalist – der FC Schalke 04 hat ein bewegtes Jahrzehnt hinter sich (Pulga berichtete). "Up's and Down's" wie in einer Achterbahn, aber eines kann man mit Sicherheit sagen: Auf Schalke wurde es nie langweilig!

Dazu trugen neben den Verantwortlichen in der Führungsetage natürlich auch die Fans und vor allem die Spieler bei. Als Fan identifiziert man sich mit dem Personal, das jede Woche ein bis zwei Mal auf dem Platz steht. Man feuert sie an, bejubelt sie bei Toren und pfeift sie bei unverschämten Leistungen auch mal aus. Bringen sie Leistung, folgen positive Schlagzeilen – wenn es nicht läuft, passiert das, was wir aus den letzten Wochen zur Genüge kennen.

Im vergangenen Jahrzehnt stach allerdings eine Reihe an Spielern heraus, die mit ihren Leistungen meist für eine positive Schalker Berichterstattung in den Zeitungen sorgte. Manche als Führungsspieler, andere als Rollenspieler – allerdings war jeder von ihnen enorm wichtig für den Erfolg seiner Truppe. Um diese Jungs zu würdigen, präsentiere ich euch die (oder unsere) Schalker "Elf des Jahrzehnts". Und ich muss euch sagen: Für einen Fußballfan ist ein Jahrzehnt mal gar kein langer Zeitraum. Beim Zusammenstellen kam es mir vor, als wären sie alle noch gestern für die "Knappen" aufgelaufen. Das zeigt, wie sehr sich diese Männer in mein und wohl in die Gedächtnisse aller Schalke-Anhänger gebrannt haben. Unsere Elf kommt auf insgesamt 2111 S04-Pflichtspiele - et voilà!



Torwart
Nur ein Spieler dieser Auswahl steht noch im aktuellen Kader der Königsblauen – die Frage ist nur, ob er das noch lange tut. Was Manuel Neuer in diese Formation gebracht hat, bedarf eigentlich keiner großen Ausführungen. Ein echter Schalker, der schon als kleiner Junge in der Nordkurve des Parkstadions stand. Heute zählt er zu den weltbesten Keepern, für mich ist er es sogar. Sein Stern ging in einer atemberaubend konstanten Debutsaison auf. Seine erste europäische Sternstunde konnte man schließlich bei der CL-Partie in Porto erleben. Ihn zeichnet sein hervorragendes Stellungsspiel aus, er besitzt überragende Reflexe und ist mittlerweile auch deutlich sicherer in der Strafraumbeherrschung geworden. Im Notfall killt er auch mal einen mit dem Fuß. Berüchtigt sind seine präzisen Abstöße und Abwürfe, welche er aus dem Handgelenk weit bis über die Mittellinie schleudern kann. Damit macht er das Spiel schnell – modernes Torwartspiel at its best.

Außenverteidigung
Die Abwehr unserer Elf ist mit insgesamt 793 S04-Pflichtspielen ein wahres Bollwerk. Auf der linken Abwehrseite läuft ein Rollenspieler der besonderen Sorte. Auf Levan Kobiashvili war in dessen 222 Spielen stets Verlass. Er war nie der dribbelstärkste Außenverteidiger, dennoch technisch auf der Höhe und flexibel einsetzbar (gerne auch mal 6er). Er machte seinen Job zuverlässig, ohne sich dabei in den Vordergrund zu stellen. Ein ganz anderer Spielertyp als "Kobi" ist unser Rechtsverteidiger des Jahrzehnts. Dort ist der Innenbegriff des modernen Außenverteidigers gesetzt. Rafinha ist schnell, dribbelstark, schlägt präzise Flanken und war für seine Giftigkeit in der BuLi berüchtigt. Für mich ist er der beste Rechtsverteider der Liga gewesen (Lahm war zunächst ja LV). Seine ausgedehnten Urlaubsunternehmungen und Party-Intermezzos machte er immer wieder mit starken Leistungen wett. Sein Abgang war eher unrühmlich, aber man kann es ihm kaum vorwerfen, mal andere Luft schnuppern zu wollen. So sind sie halt, die brasilianischen Heißsporne.



Innenverteidigung
Die Innenverteidigung bilden zwei ehemalige Kapitäne der Knappen. Tomasz Waldoch gehörte zur "Meister der Herzen"-Elf und nahm dort eine extrem wichtige Rolle ein. Seine abgeklärte Spielweise sorgte für Ruhe im Aufbauspiel. Neben dem berüchtigten Rauhbein Hajto agierte er eher als Ruhepol, der die Abwehr stets zuverlässig ordnete. Neben ihm steht die wahrscheinlichste wertvollste Persönlichkeit, die in diesem Jahrzehnt für die Knappen auf dem Platz stand. Marcelo José Bordon war ebenfalls Kapitän und unangefochtener Leader in der Viererkette der letzten Jahre. In der Luft war er kaum zu überwinden, zudem besaß er ein überragendes Stellungsspiel, mit dem er auch in hohem Alter fast immer seine Schnelligkeitsdefizite ausgleichen konnte. Zu seiner abgeklärten Spielweise gehörte auch die gute Übersicht sowie die Fähigkeit, einen sauberen, langen Ball zu spielen. Mit seinen wuchtigen Kopfbällen und seinen Vollspann-Freistößen sorgte er sogar regelmäßig für Tore (zur Veranschaulichung ein Video, bei dem sicher auch den Schwaben unter uns das Herz aufgehen wird). Bordon war auch als Leader kein Mann der großen Worte, aber der Garant für eine stabile Defensive, die Schalke über Jahre auszeichnete. Ein Typ, der vor allem in der jetzigen Situation schmerzlichst vermisst wird.

Defensives Mittelfeld
Kommen wir zu unserer Mitteldeldraute. Auf der Sechs läuft in unserer Elf der "Aggressive Leader" (wie man es Neu-Deutsch nennen würde) auf. Christian Poulsen war und ist kein Kind von Traurigkeit, was ihn gleichzeitig aber auch unheimlich wertvoll für das Team gemacht hat. Suchte die Zweikämpfe und entschied sie zumeist für sich. Sicher kein allzu moderner Sechser der Marke Schweinsteiger (in Bezug auf Technik und Spieleröffnung), aber in der Raute aufgrund seiner Kampfkraft eine gute Alternative. Mit Folgestationen Juve und Liverpool wohl der rennomierteste Ex-Schalker des vergangenen Jahrzehnts.

Hier nun zu den Offensivspielern: Teil 2!