03.02.2011 um 16:18 Uhr
Geschrieben von Josh9
Die großen Tage
Erinnerungen sind wie Tagebucheinträge des Lebens.
Mal schwach und unleserlich geschrieben und dann wieder kräftig und deutlich, so dass sie immer wieder in die Gegenwart zurückgerufen werden können. Einer dieser Einträge im Leben eines Herthaners ist datiert auf den 7.April im Jahre 1997. Nach einer Leidenszeit von 7 Jahren Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit im Berliner Olympiastadion – zeitweise einen Zuschauerdurchschnitt von 6.000 – machte sich die Hertha in diesem Jahr plötzlichauf den Weg nach oben und erweckte wieder das Interesse des leidgepfüften berliner Publikums. Ich glaube schon, dass zu dieser Zeit nicht alle Herthaner ausstarben, aber man konnte sich das Grauen einfach nicht mehr antun. Nach dem letzten Abstieg 1991 zerfiel die Mannschaft in seine Einzelteile und der ganze Verein war in seinem gesamten Abbild wie die letzten Überreste der Berliner Mauer. Die Stadt glich einer einzigen Baustelle und das Interesse am Fussball ging, nach den geschichtsträchtigen Jahren, gegen Null.
Doch an diesem späten Montagabend eines beginnenden Frühlings, loderte auf einmal die Leidenschaft des Fussballs wieder glühend auf.
Hertha BSC schlich sich in den vorigen Spielen immer näher an die Aufstiegsplätze und plötzlich lag ein Traum von Bundesliga in der Luft. Der Tabellenführer Kaiserslautern war zu Gast. Es war, als hätten tausende den selben Traum und sie beschlossen daraufhin sich auf den Weg ins Berliner Olympiastadion um sich diesen zu verwirklichen.
Zu dieser Zeit gab es noch keinen durchorganisierten Kartenvorverkauf, von Internet ganz zu schweigen. Karten wurden üblicherweise am Eingang gekauft doch war der Anblick der kleinen denkmalgeschützten Durchgänge an diesem Abend überwältigend. Menschenmassen in blau-weiss drängten sich auf dem olympischen Platz um noch die letzten Karten für dieses bedeutungsvolle Spiel zu ergattern. Letztendlich wurde an diesem Abend der ewige Zuschauerrekord der eingleisigen zweiten Bundesliga aufgestellt. 75.000 machten dieses Spiel zu einem einmaligen Erlebnis und selbst die paar tausend, die draussen vor den Toren keine Karte mehr bekamen, lauschten dem Spiel und feierten die akkustisch vernehmbaren Tore. Fussballgott, Herthalegende und Filigrantechniker Axel Kruse schoss die Hertha mit seinem Tor zum letztlich verdienten Sieg, und ein paar Monate später kam die blau-weisse Hertha wieder in der Erstklassigkeit an. Ein sehnlicher Traum wurde zur festen Realität. Jeder Herthaner, der damals dabei war, kann sich an diesen bedeutungsvollen Tag erinnern als wäre es gestern.
Axel Kruse zeigt dem Schiri wo es lang geht
Der 5.2.2011 hat das Potential zu einem dieser Tage zu werden.
Hertha ist mal wieder in die 2.Liga abgestürzt, nur hat man dieses mal nicht den gleichen Fehler wiederholt, alles verfallen zu lassen. Der Spielerkader wurde weitgehend zusammengehalten und zusätzlich viele Berliner Talente integriert Das Interesse der berliner Zuschauer nahm im Vergleich zur ersten Liga bedeutend wenig ab. Schon zur Saisoneröffnung erfüllten knapp 50.000 Menschen das Stadion. Am kommenden Samstag Mittag gastiert der einstige Freund aus dem ehemaligen Ostteil der Stadt, der 1.FC Union. Nach dem Fall der Mauer und der plötzlichen Nähe, sah man sich in einigen Teilen der Anhängerschaft eher als Konkurrent denn als Freund und dieser Zustand spitze sich noch weiter zu als Hertha in die gleiche Liga abstieg, in der Union seinen Spielbetrieb aufrechterhielt.
Auch diesesmal ist die Hertha auf Aufstiegskurs und das Olympiastadion ist schon seit Wochen mit knapp 75.000 restlos ausverkauft. Die Spannung auf dieses einmalige Derby ist in sämtlichen Stadtteilen greifbar und fast schon elektrisierend. Die Ausgangslage ist denkbar ungleich. Goliath Hertha dominiert die 2.Bundesliga mit großem finanziellen Aufwand und hoher fussballerischer Qualität, während David Union mit seinen bescheidenen Mitteln um den Verbleib in dieser Liga kämpft.
Beide Fanlager fiebern diesem geschichtsträchtigem Berliner Derby hoffnungsfroh entgegen. Das letzte aufeinandertreffen im Olympiastadion war kurz nach dem Fall der Mauer Unter dem Motto: "Hertha und Union – eine Nation" feierte man zusammen die Einheit und dass man endlich rüber konnte zum Nachbarn, um mal zu schauen wie der Ball dort so läuft.
Heute ist die Stimmung um einiges gereizter. Ost gegen West? Arm gegen Reich? Gut gegen Böse? Nein, es geht um Fussball und dazu gehört eben auch sportliches Konkurrenzverhalten, vor allem bei zwei Teams aus einer Stadt wie Berlin. So ein Rivalität in einem Pflichtspiel zweier Hauptstadtteams gibt einem Spiel erst die richtige Brisanz und die Emotionen könnten denkbar nicht größer sein. Jeder will gewinnen. Eine schmerzliche Niederlage dem Gegner zufügen, die er so schnell nicht wieder vergisst. Die Fans wollen lauter sein als die anderen.
Blauweisse Ostkurve gegen rotweisses Marathontor.
Mehr Fussball geht einfach nicht. Das will man einatmen. Darauf wartet man ein ganzes Fussballleben lang. Lasst uns alle zusammen unser Team nach vorne schreien und um das Leder kämpfen. Lasst uns zusammen feiern und leiden um danach ein Bier zusammentrinken zu gehen.
Es ist ein großer Tag für den Fussball.
Mal schwach und unleserlich geschrieben und dann wieder kräftig und deutlich, so dass sie immer wieder in die Gegenwart zurückgerufen werden können. Einer dieser Einträge im Leben eines Herthaners ist datiert auf den 7.April im Jahre 1997. Nach einer Leidenszeit von 7 Jahren Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit im Berliner Olympiastadion – zeitweise einen Zuschauerdurchschnitt von 6.000 – machte sich die Hertha in diesem Jahr plötzlichauf den Weg nach oben und erweckte wieder das Interesse des leidgepfüften berliner Publikums. Ich glaube schon, dass zu dieser Zeit nicht alle Herthaner ausstarben, aber man konnte sich das Grauen einfach nicht mehr antun. Nach dem letzten Abstieg 1991 zerfiel die Mannschaft in seine Einzelteile und der ganze Verein war in seinem gesamten Abbild wie die letzten Überreste der Berliner Mauer. Die Stadt glich einer einzigen Baustelle und das Interesse am Fussball ging, nach den geschichtsträchtigen Jahren, gegen Null.
Doch an diesem späten Montagabend eines beginnenden Frühlings, loderte auf einmal die Leidenschaft des Fussballs wieder glühend auf.
Hertha BSC schlich sich in den vorigen Spielen immer näher an die Aufstiegsplätze und plötzlich lag ein Traum von Bundesliga in der Luft. Der Tabellenführer Kaiserslautern war zu Gast. Es war, als hätten tausende den selben Traum und sie beschlossen daraufhin sich auf den Weg ins Berliner Olympiastadion um sich diesen zu verwirklichen.
Zu dieser Zeit gab es noch keinen durchorganisierten Kartenvorverkauf, von Internet ganz zu schweigen. Karten wurden üblicherweise am Eingang gekauft doch war der Anblick der kleinen denkmalgeschützten Durchgänge an diesem Abend überwältigend. Menschenmassen in blau-weiss drängten sich auf dem olympischen Platz um noch die letzten Karten für dieses bedeutungsvolle Spiel zu ergattern. Letztendlich wurde an diesem Abend der ewige Zuschauerrekord der eingleisigen zweiten Bundesliga aufgestellt. 75.000 machten dieses Spiel zu einem einmaligen Erlebnis und selbst die paar tausend, die draussen vor den Toren keine Karte mehr bekamen, lauschten dem Spiel und feierten die akkustisch vernehmbaren Tore. Fussballgott, Herthalegende und Filigrantechniker Axel Kruse schoss die Hertha mit seinem Tor zum letztlich verdienten Sieg, und ein paar Monate später kam die blau-weisse Hertha wieder in der Erstklassigkeit an. Ein sehnlicher Traum wurde zur festen Realität. Jeder Herthaner, der damals dabei war, kann sich an diesen bedeutungsvollen Tag erinnern als wäre es gestern.
Axel Kruse zeigt dem Schiri wo es lang geht
Der 5.2.2011 hat das Potential zu einem dieser Tage zu werden.
Hertha ist mal wieder in die 2.Liga abgestürzt, nur hat man dieses mal nicht den gleichen Fehler wiederholt, alles verfallen zu lassen. Der Spielerkader wurde weitgehend zusammengehalten und zusätzlich viele Berliner Talente integriert Das Interesse der berliner Zuschauer nahm im Vergleich zur ersten Liga bedeutend wenig ab. Schon zur Saisoneröffnung erfüllten knapp 50.000 Menschen das Stadion. Am kommenden Samstag Mittag gastiert der einstige Freund aus dem ehemaligen Ostteil der Stadt, der 1.FC Union. Nach dem Fall der Mauer und der plötzlichen Nähe, sah man sich in einigen Teilen der Anhängerschaft eher als Konkurrent denn als Freund und dieser Zustand spitze sich noch weiter zu als Hertha in die gleiche Liga abstieg, in der Union seinen Spielbetrieb aufrechterhielt.
Auch diesesmal ist die Hertha auf Aufstiegskurs und das Olympiastadion ist schon seit Wochen mit knapp 75.000 restlos ausverkauft. Die Spannung auf dieses einmalige Derby ist in sämtlichen Stadtteilen greifbar und fast schon elektrisierend. Die Ausgangslage ist denkbar ungleich. Goliath Hertha dominiert die 2.Bundesliga mit großem finanziellen Aufwand und hoher fussballerischer Qualität, während David Union mit seinen bescheidenen Mitteln um den Verbleib in dieser Liga kämpft.
Beide Fanlager fiebern diesem geschichtsträchtigem Berliner Derby hoffnungsfroh entgegen. Das letzte aufeinandertreffen im Olympiastadion war kurz nach dem Fall der Mauer Unter dem Motto: "Hertha und Union – eine Nation" feierte man zusammen die Einheit und dass man endlich rüber konnte zum Nachbarn, um mal zu schauen wie der Ball dort so läuft.
Heute ist die Stimmung um einiges gereizter. Ost gegen West? Arm gegen Reich? Gut gegen Böse? Nein, es geht um Fussball und dazu gehört eben auch sportliches Konkurrenzverhalten, vor allem bei zwei Teams aus einer Stadt wie Berlin. So ein Rivalität in einem Pflichtspiel zweier Hauptstadtteams gibt einem Spiel erst die richtige Brisanz und die Emotionen könnten denkbar nicht größer sein. Jeder will gewinnen. Eine schmerzliche Niederlage dem Gegner zufügen, die er so schnell nicht wieder vergisst. Die Fans wollen lauter sein als die anderen.
Blauweisse Ostkurve gegen rotweisses Marathontor.
Mehr Fussball geht einfach nicht. Das will man einatmen. Darauf wartet man ein ganzes Fussballleben lang. Lasst uns alle zusammen unser Team nach vorne schreien und um das Leder kämpfen. Lasst uns zusammen feiern und leiden um danach ein Bier zusammentrinken zu gehen.
Es ist ein großer Tag für den Fussball.
Aufrufe: 2686 | Kommentare: 20 | Bewertungen: 8 | Erstellt:03.02.2011
ø 8.8
KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
08.02.2011 | 14:12 Uhr
0
uh1963 :
das'n WORD!
0
08.02.2011 | 13:24 Uhr
0
Josh9 :
Uhu: HertHa mit H. man man.sonst sag ich ab jetzt Uu zu dir. ;)
ja, was soll ich zum Spiel sagen.
wollt ja eigentlich ne Nachschau machen, hatte aber bis jetzt keine Kraft dazu. wieso vergeigen wir eigentlich immer die großen Spiele.
ich könnt kotzen. wahrscheinlich sind es diese Unzulänglichkeiten der Hertha die einem so vertraut vorkommen.
naja, gut. vielleicht ist das auch der Warnschuss für die letzten Spiele.
Trotzdem, so ein ausverkauftes Olydingens ist einfach nur geil.
das muss man einfach mal sagen.
Ich wünsche mir das Derby mal in Liga 1.
und Assimilation gibts nur Teilzeitmässig beim Spiel in HH
0
06.02.2011 | 20:45 Uhr
0
xxlhonk :
Das Thema Chaos und Führungsdisaster kennt er ja bereits zur Genüge.0
06.02.2011 | 20:42 Uhr
0
uh1963 :
Falls es mit dem Aufstieg von Herta nicht klappen sollte, dann assimilieren wir Josh. Drobny und Kacar haben wir ja schon... (Boateng ist aj leider schon wieder wech)Er muss sich nur an die zusätzliche Farbe schwarz gewöhnen müssen.
0
06.02.2011 | 20:38 Uhr
0
xxlhonk :
Aus!ver!kauft!Und das in Liga 2.
Hertha gehört ins Oberhaus.
Und Josh, da hat uhu recht, alle Male.
Das ich das mal sagen würde.
Daran bist nur Du Schuld.
Und seht es mit der Niederlage so:
Die Unioner haben die Schlacht (das Derby) gewonnen. Ihr werdet den Krieg (Aufstieg) gewinnen!
Da geht nichts schief.
Und ihr seid ein angemessenere Ersatz für Stuttgart, lachbach und Bremen in Liga1
0
05.02.2011 | 11:47 Uhr
0
0
05.02.2011 | 11:46 Uhr
0
matschepampe : ..
denk schon das so 20.000 unioner da sein werdenmüssen ja nicht alle in den gästeblock ;)
0
05.02.2011 | 11:45 Uhr
0
Freu mich schon richtig drauf, in eineinviertel Stunden geht's los!
0
04.02.2011 | 13:41 Uhr
0
Rumo :
oha,
10000 is auch nicht von schlechten Eltern. da ist die OK hoffentlich gut drauf vorbereitet und kann gesanglich (hoffentlich mit dem Rest vom Stadion) dagegenhalten.
Ich hoffe, es bleibt ruhig was Stressereien usw. angeht.
0
COMMUNITY LOGIN
Statistik