26.12.2010 um 15:41 Uhr
Geschrieben von funkbarrio
Docteur Jekyll&Monsieur Zidane 3
Acht Jahre später steht Zidane wieder den Brasilianern gegenüber. Mit bandagiertem Oberschenkel treibt er seine Mannschaft an, fordert den Ball, reißt das Spiel an sich. Endlich ist Zidane der Kapitän, der er immer sein sollte. Noch einmal zeigt er Fußball in Vollendung, lässt die Brasilianer stehen, ist an fast jedem Angriff beteiligt. "Die Brasilianer sind die Brasilianer, aber wir sind Franzosen" – "Und was Zidane gemacht hat?" "C’est francais!" Pathetisch bringt es Thierry Henry auf den Punkt und die ganze Welt verbeugt sich vor dem 34-Jährigen, der sich mit dieser Leistung den Titel des besten Spielers des Turniers vorab sichert. Eine Auszeichnung wie ein Abschiedsgeschenk, die Patrick Vieira wohl mehr verdient gehabt hätte. Die Vorlage zum 1:0 ist seine erste Torvorlage für Henry, ein später, aber perfekter Zeitpunkt! Die Kritik verstummt und das Publikum ahnt, was in wenigen Tagen dem Weltfußball abhanden kommen wird. Im Halbfinale wartet Portugal. Ein gutes Zeichen…
"Zidane hat die Auszeichnung gewonnen für das, was er auf dem Feld gemacht hat – er war der Beste... Ich habe Zidane immer bewundert ... Tatsächlich habe ich eins seiner Trikots in meinem Schrank." –Marco Materazzi
"Zidane, président!"
Bei der EM2000 ist Zidane spielerisch in einer anderen Welt. Er beherrscht das Feld und das Geschehen mit einer Leichtigkeit und Erhabenheit, die im modernen Fußball seinesgleichen sucht. Auf dem Weg nach Belgien/Holland erteilt man den Engländern eine Lektion im Wembley-Stadion. Für den Fan bedeutet " Zidane" ein Versprechen: Gebt mir den Ball und ich gebe euch pures Glück. Die Gewissheit, dass der Ball in gute Füßen ist und in welcher Situation auch immer in diesen bleibt oder auf zauberhaften Weg in anderen Füßen landet, wird zum Normalzustand. Um "Yazid" schart sich ein eingeschworener Haufen, der Erfolgshunger und technisches Talent in sich vereint. Mit dem Selbstverständnis der stärksten Mannschaft der Welt, geht die Equipe das Turnier an und steht nach dem Sieg gegen Spanien im Halbfinale. Gegen Portugal gelingt Zidane das beste Spiel seiner Karriere. Übersicht, Spielintelligenz, technische Kabinettstückchen, Traumpässe, unglaubliche Ballannahmen und die Nervenstärke. Zidane verkörpert wie nie jemand zu vor die Schönheit des Spiels in all seiner Leichtigkeit. Der Höhepunkt seines Schaffens in der Nationalmannschaft ist erreicht. Doch dem Getriebenen fehlt der internationale Erfolg auf Klubebene.
Ein Umstand, der an dem erfolgshungrigen Bianconero nagt. Auf einem Gala-Dinner in Monaco versucht der Präsident Real Madrids, Fiorentino Perez, seine Chance und steckt Zidane, zu dem Zeitpunkt Welt- und Europameister, eine Notiz zu mit der Frage: "Willst du bei Real spielen?" Zidane bekommt die Chance beim größten Verein der Welt, im Heimatland der Familie seiner Frau, zu spielen und dort die Champions League zu gewinnen. Kurz darauf wechselt er für die Rekordsumme von 75Mio Euro in die spanische Hauptstadt. Der Druck steigt. Die Erwartungshaltungen der Spanier sind enorm. Er wird belagert, gefeiert, vergöttert, kann keinen Schritt ohne Mikros und Kameras machen. Die Real-nahe Sportzeitung "Marca" titelt bei seiner Ankunft "Wir versprechen, wir werden nicht nur von Zidane berichten!". Mit der Zeit wird er dem Anspruch gerecht. "Wenn Zidane am Ball ist, dann hat man das Gefühl, dass das Spiel atmet", meint Jorge Valdano. Die "Galaktischen" haben endlich ihren Dirigenten und gewinnen gleich im zweiten Jahr, dank eines Traumtores von "El Magnifico", im Finale gegen Bayer Leverkusen die Champions League. Endlich der ersehnte Titel! Im Folgejahr gewinnt Real die Liga. Ab 2003 bleibt das Starensemble um Figo, Beckham, Ronaldo und Zidane allerdings erfolglos und die Einkaufspolitik gerät immer stärker in die Kritik.
Auch 2006 kann Portugal mit Figo und Ronaldo den Franzosen nichts entgegenbringen. Nach einem defensiv geführten Spiel und einem Elfmetertor gelangen "Les Bleus" ins Finale. Dort wartet die italienische "Squadra Azzura" und sehnt sich nach Rache für 1998 und vor allem 2000. Im EM-Finale am 2.Juli 2000 in Rotterdam führen die Italiener mit 1:0. Die Franzosen drängen, doch scheitern ein ums andere Mal am überragenden Toldo. In der 94. Minute gleichen sie endlich aus. Schockstarre der Italiener, Golden Goal Trezeguets, EM-Titel Frankreichs. Ein historischer Sieg, ist es doch zuvor noch nie einer Mannschaft gelungen, nach einem Weltmeistertitel auch den Europameistertitel zu gewinnen.
"Zidane ist der Magier des Spiels." -Pelé
Bleibt das Finale 2006, bleibt wieder Italien. Im ausverkauften Olympiastadion lupft, nein, malt Zidane einen Elfmeter unter die Latte. Das Glück hat ihn (noch) nicht verlassen. Nach dem Ausgleich durch Materazzi drückt Frankreich. "Les Bleus" dominieren, Zidane treibt an, doch der Ball will nicht rein. In der Verlängerung kugelt sich Zidane im Kopfballduell mit Cannavaro den Arm aus, zeigt seine Auswechslung an. Doch ihm bleibt noch eine letzte Aktion. Die Italiener sind konditionell fertig. Zidane zieht vor dem italienischen 16er drei Gegenspieler auf sich, spielt den Ball auf Sagnol, der in die Mitte flankt. Am Ende der Flanke steht wieder Zidane und steigt zum Kopfball hoch. Der zweite Treffer… Doch dem Klatschen des Balles folgt die Handabwehr Buffons. "Der Kopfball war zu perfekt" wird Makélélé später sagen. So bleibt Zidane eine weitere Aktion. Diesmal sitzt der Kopfball wieder zu perfekt. Leider.
Teil 1: Im Schatten der Lichtgestalt
Teil 2: Aus Yazid wird Zidane
"Zidane hat die Auszeichnung gewonnen für das, was er auf dem Feld gemacht hat – er war der Beste... Ich habe Zidane immer bewundert ... Tatsächlich habe ich eins seiner Trikots in meinem Schrank." –Marco Materazzi
"Zidane, président!"
Bei der EM2000 ist Zidane spielerisch in einer anderen Welt. Er beherrscht das Feld und das Geschehen mit einer Leichtigkeit und Erhabenheit, die im modernen Fußball seinesgleichen sucht. Auf dem Weg nach Belgien/Holland erteilt man den Engländern eine Lektion im Wembley-Stadion. Für den Fan bedeutet " Zidane" ein Versprechen: Gebt mir den Ball und ich gebe euch pures Glück. Die Gewissheit, dass der Ball in gute Füßen ist und in welcher Situation auch immer in diesen bleibt oder auf zauberhaften Weg in anderen Füßen landet, wird zum Normalzustand. Um "Yazid" schart sich ein eingeschworener Haufen, der Erfolgshunger und technisches Talent in sich vereint. Mit dem Selbstverständnis der stärksten Mannschaft der Welt, geht die Equipe das Turnier an und steht nach dem Sieg gegen Spanien im Halbfinale. Gegen Portugal gelingt Zidane das beste Spiel seiner Karriere. Übersicht, Spielintelligenz, technische Kabinettstückchen, Traumpässe, unglaubliche Ballannahmen und die Nervenstärke. Zidane verkörpert wie nie jemand zu vor die Schönheit des Spiels in all seiner Leichtigkeit. Der Höhepunkt seines Schaffens in der Nationalmannschaft ist erreicht. Doch dem Getriebenen fehlt der internationale Erfolg auf Klubebene.
Ein Umstand, der an dem erfolgshungrigen Bianconero nagt. Auf einem Gala-Dinner in Monaco versucht der Präsident Real Madrids, Fiorentino Perez, seine Chance und steckt Zidane, zu dem Zeitpunkt Welt- und Europameister, eine Notiz zu mit der Frage: "Willst du bei Real spielen?" Zidane bekommt die Chance beim größten Verein der Welt, im Heimatland der Familie seiner Frau, zu spielen und dort die Champions League zu gewinnen. Kurz darauf wechselt er für die Rekordsumme von 75Mio Euro in die spanische Hauptstadt. Der Druck steigt. Die Erwartungshaltungen der Spanier sind enorm. Er wird belagert, gefeiert, vergöttert, kann keinen Schritt ohne Mikros und Kameras machen. Die Real-nahe Sportzeitung "Marca" titelt bei seiner Ankunft "Wir versprechen, wir werden nicht nur von Zidane berichten!". Mit der Zeit wird er dem Anspruch gerecht. "Wenn Zidane am Ball ist, dann hat man das Gefühl, dass das Spiel atmet", meint Jorge Valdano. Die "Galaktischen" haben endlich ihren Dirigenten und gewinnen gleich im zweiten Jahr, dank eines Traumtores von "El Magnifico", im Finale gegen Bayer Leverkusen die Champions League. Endlich der ersehnte Titel! Im Folgejahr gewinnt Real die Liga. Ab 2003 bleibt das Starensemble um Figo, Beckham, Ronaldo und Zidane allerdings erfolglos und die Einkaufspolitik gerät immer stärker in die Kritik.
Auch 2006 kann Portugal mit Figo und Ronaldo den Franzosen nichts entgegenbringen. Nach einem defensiv geführten Spiel und einem Elfmetertor gelangen "Les Bleus" ins Finale. Dort wartet die italienische "Squadra Azzura" und sehnt sich nach Rache für 1998 und vor allem 2000. Im EM-Finale am 2.Juli 2000 in Rotterdam führen die Italiener mit 1:0. Die Franzosen drängen, doch scheitern ein ums andere Mal am überragenden Toldo. In der 94. Minute gleichen sie endlich aus. Schockstarre der Italiener, Golden Goal Trezeguets, EM-Titel Frankreichs. Ein historischer Sieg, ist es doch zuvor noch nie einer Mannschaft gelungen, nach einem Weltmeistertitel auch den Europameistertitel zu gewinnen.
"Zidane ist der Magier des Spiels." -Pelé
Bleibt das Finale 2006, bleibt wieder Italien. Im ausverkauften Olympiastadion lupft, nein, malt Zidane einen Elfmeter unter die Latte. Das Glück hat ihn (noch) nicht verlassen. Nach dem Ausgleich durch Materazzi drückt Frankreich. "Les Bleus" dominieren, Zidane treibt an, doch der Ball will nicht rein. In der Verlängerung kugelt sich Zidane im Kopfballduell mit Cannavaro den Arm aus, zeigt seine Auswechslung an. Doch ihm bleibt noch eine letzte Aktion. Die Italiener sind konditionell fertig. Zidane zieht vor dem italienischen 16er drei Gegenspieler auf sich, spielt den Ball auf Sagnol, der in die Mitte flankt. Am Ende der Flanke steht wieder Zidane und steigt zum Kopfball hoch. Der zweite Treffer… Doch dem Klatschen des Balles folgt die Handabwehr Buffons. "Der Kopfball war zu perfekt" wird Makélélé später sagen. So bleibt Zidane eine weitere Aktion. Diesmal sitzt der Kopfball wieder zu perfekt. Leider.
Teil 1: Im Schatten der Lichtgestalt
Teil 2: Aus Yazid wird Zidane
Aufrufe: 8977 | Kommentare: 38 | Bewertungen: 49 | Erstellt:26.12.2010
ø 9.7
KOMMENTARE
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27.12.2010 | 11:59 Uhr
0
Reiquaz :
Danke, einfach nur danke, für diesen überwätigenden Blog!!
All deine Blogs sind richtig gut, das macht Spox einfach noch besser und attraktiver
30 Pionts!
2
27.12.2010 | 11:09 Uhr
-1
xxlhonk :
Wow!Oder anders:
Sen!Sa!tio!nel!
Hammerblog!
Was soll man dazu noch sagen?
Würde ich einen Hut tragen, würde ich den jetzt vor Dir ziehen!
1
26.12.2010 | 22:32 Uhr
-1
Zidane war der für mich der beste Spieler, den ich über einen längeren Zeitraum je sehen durfte
2
26.12.2010 | 17:34 Uhr
-1
MADRID :
Überragend!Einfach nur Überragend das Teil.Zizou der größte für mich im Fussball.
Schade das seine Karriere so bitter enden
musste.
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Statistik
Zidane war wirklich einer der größten überhaupt. Ich bin mir sicher, Frankreich wäre jetzt zweimal Weltmeister, wenn naja, ihr wisst schon...
Er ist neben Diego wohl der beste 10er aller Zeiten.
Den Spieler Zidane wird man wirklich nie vergessen.