Edition: Suche...
VfB-Fans der Zukunft


Gründer: Cicak | Mitglieder: 277 | Beiträge: 171
27.09.2010 um 14:04 Uhr
Geschrieben von Bailey
Duplizität der Ereignisse
Aus Fehlern lernt man.
So heißt es zumindest im Volksmund.
Dass der Volksmund sich auch ab und an mal irren kann beweist der Blick auf die Situation des VfB Stuttgart.
3 Punkte nach 6 Spielen, Tabellenplatz 18.
Das ist im Grunde genommen exakt die selbe Situation wie vor einem Jahr.
Grund genug, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen um daraus Schlüsse für die Zukunft ziehen zu können.


Steht vor einer Mammutaufgabe. Christian Gross

Ziemlich genau vor einem Jahr. Es war Auftakt zum Cannstatter Volksfest auf dem gleichnamigen Wasn und in der Mercedes-Benz-Arena gastierte der SV Werder Bremen.
Das vorherige Spiel hatten die Mannen des damaligen Trainers Markus Babbel in Frankfurt souverän mit 3:0 für sich entschieden.
Und auch damals wurde dieser Sieg als Wendepunkt der bisher ziemlich verkorksten Saison gefeiert.
Nun ja, bis eben Bremen zu Gast war.
Denn in einer Partie, die diesen Namen zumindest auf Seiten der Roten nicht verdient hatte verlor der VfB mit (nur) 0:2 und stürzte somit in die Abstiegsregionen der Tabelle. Ein Ort, an dem man bis zum Trainerwechsel am 15. Spietag verweilen sollte.

Das heutige Frankfurt heißt Gladbach und das heutige Bremen kommt aus Leverkusen (beide haben im Übrigen mit Ballack und Frings zwei Alt-Nationalspieler in ihren Reihen, Geschichte wiederholt sich also wirklich!).
Gladbach wurde mit 7:0 weggefegt, gegen Leverkusen ging man mit (nur) 1:4 unter.
Damals ganz unten, heute ganz unten.
Aber welche Lehren kann man nun daraus ziehen?

Situation von vor einem Jahr
Markus Babbel war damals als Trainerneuling zum ersten Mal in seiner jungen Karriere mit einer solchen Situation konfrontiert.
Dem Team war mit Mario Gomez die Erfolgsgarantie schlechthin abhanden gekommen. Dieser Abgang hinterließ damals nicht nur eine gehörige Lücke im Sturm, auch innerhalb der Mannschaftshierarchie entstand durch den Abgang des Vize-Kapitäns ein nicht gerade kleines Machtvakuum.
Diese beiden Lücken konnten trotz der 35. mio-Spritze von der Isar nicht ausgefüllt werden.
Mit Pavel Pogrebnyak und Zdravko Kuzmanovic wurden zwar 2 namhafte Spieler verpflichtet, doch hatten beide nicht das Format, einen derartigen Abgang zu kompensieren, weder auf noch neben dem Platz.
Hinzu kam das ewige Transfer-Hickhack um weitere Spieler wie Jovanovic und Huntelaar, das sich durch die gesamte Vorbereitung gezogen hatte und schließlich mit dem Last-Minute-Überraschungstransfer von Alex Hleb geendet hatte. Dies alles machte eine vernünftige Vorbereitung nahezu unmöglich.
Hinzu kommt noch, dass vele der vorherigen Leistungsträger wie Thomas Hitzlsperger und Serdar Tasci meilenweit von ihrer Normalform entfernt waren und so weder auf noch neben dem Platz den nötigen Einfluss nehmen konnten.

Situation heute
Christian Gross ist als Trainer alles, nur kein Neuling. In der Schweiz bereits alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt gilt er als ausgewiesener Fachmann in Trainerdingen.
Doch auch er muss sich mit widrigen Umständen herumschlagen.
Die Abgänge von Torhüter Jens Lehmann und Sami Khedira hinterließen ebenfalls Lücken, die nicht gestopft werden konnten.
Während Jens Lehmann bis ins hohe Alter zumindest leistungs- und motivationsmäßig immer ein Vorbild war, jedoch auf dem Platz nur geringen Einfluss aufs Spiel nehmen konnte ging mit Sami Khedira der unumstrittene Leader des Stuttgarter Spiels verloren.
Gleichzeitig ging mit Alex Hleb ein Spieler, der zwar nie wirklich an seine Form von früher hatte anknüpfen können, jedoch aufgrund seiner individuellen Klasse immer für Betrieb auf der wichtigen Außenbahn gesorgt hat.
Erschwerend kam der Abgang von Sportdirektor Horst Heldt just in der heißen Transferphase hinzu, der zum Vakuum auf dem Platz und in der Mannschaftshierarchie noch ein Machtvakuum innerhalb der Vereinsführung hinterließ.
Und auch dieses Jahr wurden die entstandenen Lücken nur unzureichend gefüllt.
Mit Christian Gentner kam zwar ein alter Bekannter zum VfB zurück, doch bringt dieser weder die individuelle Klasse noch die nötigen Führungseigenschaften mit, um wirklich als echte Verstärkung deklariert werden zu können.
Mit dem Franzosen Johan Audel wurde zwar ein schneller und talentierter Mann für die Außenbahn verpflichtet, doch darf bezweifelt werden, dass dieser sofort das Vakuum innerhalb der Teamhierarchie ausfüllen werden wird. Gleiches gilt für den in Liverpool gescheiterten Philipp Degen.
Der Zweifel an der Eignung dieser Spieler für den Aufbau einer Hierarchie wird noch durch den Last-Minute-Trasfer von Mauro Camoranesi unterstützt, von dem man sich erhofft, die Führungsrolle im Mittelfeld übernehmen zu können. Wie schnell dies klappen soll und ob es das überhaupt wird steht allerdings in den Sternen.
Fest steht nur, dass aufgrund dieser Entwicklungen auch dieses Jahr eine vernünftige Vorbereitung mit der kompletten Mannschaft unmöglich war.

Babbels Reaktion
Markus Babbel war damals zum ersten Mal mit einer derartigen Lage konfrontiert, entsprechend erschienen auch seine Maßnahmen.
Babbel hatte während der Talfahrt des VfB viel damit zu tun, das bisher von ihm gepflegt Kumpelimage gegenüber seinen Spielern ablegen zu können.
Dies gelang allerdings nur mit mäßigem Erfolg.
Zu weit hatte Babbel sich schon aus dem Fenster gelehnt, indem er seinen Spielern viele Freiheiten zugestand und sich immer vor sie gestellt hatte. Darunter litt am Ende seine Autorität, so dass man als Außenstehender den Eindruck gewonnen hatte, die Mannschaft nimmt dem Trainer eigentlich schon gar nicht mehr ernst.
Um dies umzukehren flüchtete Babbel sich in Aktionismus, entmachtete den damaligen Kapitän Thomas Hitzlsperger und den Vize Serdar Tasci gleich mit. Er ließ Spieler beinahe willkürlich auf der Bank und brachte viele Spieler der zweiten Garde (z.B. Walch), die diesem Druck logischerweise nicht gewachsen waren. Dadurch setzte er einen Teufelskreis in Gang, dem er am Ende selbst zu Opfer fiel.

Wie wird Gross reagieren?
Das ist die große Frage. Im Interview wurden bereits personelle Konsequenzen angekündigt. Doch wie diese aussehen sollen ist unklar, der Transfermarkt ist immerhin schon eine Weile geschlossen.
Es bleibt allerdings zu hoffen, dass Gross nicht den selben Fehler machen wird wie Babbel im vergangenen Jahr, nämlich sich in aktionistische Maßnahmen flüchten und somit eine Spaltung der Mannschaft voranzutreiben.
Vielmehr muss er das Team wieder durch Teambuildingmaßnahmen zusammenführen und ihm das nötige Selbstvertrauen einimpfen.
Die Mannschaft muss wieder eine Einheit werden und gegenseitig aufeinander eingehen.
Er muss den Spielern, die er für geeignet hält klar sagen, dass sie das Grundgerüst der Mannschaft sind und dass er mit ihnen die neue Hierarchie aufbauen will und wird.
Und er muss diese Hierarchie von den Spielern einfordern
Nur, wenn es neben dem Platz funktioniert, dann kann es auch wieder auf dem Platz funktionieren.
Das zeigt uns die Vergangenheit...
Aufrufe: 6773 | Kommentare: 38 | Bewertungen: 15 | Erstellt:27.09.2010
ø 9.9
KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
Bailey
MODERATOR
27.09.2010 | 15:13 Uhr
0
0
Bailey : 
27.09.2010 | 15:13 Uhr
0
Bailey : 
Rennst du bei mir offene Türen ein

Es ist nichts schlimmes, auch mal kritische Töne von Seiten der Fans ins Spiel zu bringen, aber es darf nicht die Ausmaße annehmen, dass Fans meinen, sie könnten die Politik des Vereins diktieren. Karlsruhe ist schönes Beispiel dafür wie es nicht geht.
Irgendwie fällt mir überhaupt kein Beispiel ein, wo schonmal was gutes aus so einer Konstellation geworden ist.
Im schlimmsten Fall wird der Verein gespalten wie eben in KA oder wie es in HH kurz davor war.

Wie gesagt, wir sind einer der wenigen Vereine ohne Fanprojekt. Ich kenn hier in MZ einige der Verantwortlichen und weiß daher ein bisschen, was die arbeiten und wie die vor allem auch die Ultras (die es hier auch gibt) befrieden können und somit ein wirklich ruhiges Umfeld schaffen.
Das ist in der heutigen Welt einfach unerlässlich.
Spätestens nach dem Vorfall mit Babbel letztes Jahr hätte man die Zeichen erkennen müssen und eines einrichten müssen. Aber das würde ja Geld kosten, auch wenn es da ja eine Drittelfinanzierung gibt...
0
Tagon
27.09.2010 | 15:06 Uhr
0
0
Tagon : 
27.09.2010 | 15:06 Uhr
0
Tagon : 
So ist es: Ein Verein braucht seine Fans, keine Frage. Die normalen Fans, die Eventfans, und die hingebungsvollen Fans, auch Ultras genannt. Rein grundsätzlich ist daran nichts auszusetzen. Aber es gibt eben überall einen Teil der Ultras, hier kleiner, dort größer, der sich den Konventionen widersetzt und den Anspruch erhebt, die alleinige Deutungshoheit darüber zu haben, was "gut" für "seinen" Verein ist. Und der dann Druck ausübt auf die Vereinsführung.

Siehe Stuttgart, siehe insbesondere Karlsruhe. Was die Ultras uns mit Metzger eingebrockt haben, sieht man ja jetzt deutlich.
Und da muss ein Verein einfach einschreiten. Wie Du sagst: Via Fanprojekt, oder eben unter dem Risiko leerer Tribünen. Und was ich mit den Ultras machen würde, schreibe ich lieber nicht, sondern verweise auf die Beschreibung Wilhelms I. von Preußen nach der dt. Revolution 1848, die ihm den Beinamen "Kartätschenprinz" eingebracht hat. Wen's interessiert, der möge googeln. :)
0
Bailey
MODERATOR
27.09.2010 | 15:06 Uhr
0
0
Bailey : 
27.09.2010 | 15:06 Uhr
0
Bailey : 
Die meisten würden doch nichtmals die vierzeilige Beschreibung auf der HP peilen
0
Bailey
MODERATOR
27.09.2010 | 15:02 Uhr
0
0
Bailey : 
27.09.2010 | 15:02 Uhr
0
Bailey : 
@tmv

Vielleicht sollte man bei uns mit den Grundlagen der Logik anfangen...
0
Bailey
MODERATOR
27.09.2010 | 15:00 Uhr
0
0
Bailey : 
27.09.2010 | 15:00 Uhr
0
Bailey : 
@Tagon

Du sprichst da eine ziemlich bedenkliche Entwicklung der letzten Jahre an...leider...

Ist in der Tat so, dass das "Fan"-Umfeld ziemlich "mies" geworden ist.
Auch da muss der Verein sich aber an die eigene Nase fassen, es gibt bei uns als einem der letzten Vereine KEIN Fanprojekt, da muss man sich dann auch nicht wundern.
Schon als der VfB in Mainz gastiert ist gab es am Rande einige Randale von den Stuttgartern, etwas, was es in der Vergangenheit so nicht gegeben hat.
Aber man sollte sich nicht einreden, dass man diese Leute brauchen würde...dann lieber vor leeren Rängen spielen als solchen Chaoten Einfluss zuzubilligen...ansonsten haben wir gleich Hamburger Verhältnisse...
0
Tagon
27.09.2010 | 14:54 Uhr
0
0
Tagon : 
27.09.2010 | 14:54 Uhr
0
Tagon : 
Denke ich auch. Die Frage ist allerdings, ob das den ungeduldigen VfB-Ultras vermittelbar gewesen wäre, die alles kurz und klein schlagen, wenn der VfB nicht unter den ersten drei ist...
0
Bailey
MODERATOR
27.09.2010 | 14:53 Uhr
0
0
Bailey : 
27.09.2010 | 14:53 Uhr
0
Bailey : 
@Tagon

Das ist auch so ein Punkt. Man hätte dieses Jahr zur Übergangssaison erklären sollen und Leute holen, auf die man langfistig bauen kann, auch wenn sie etwas brauchen um aufgebaut zu werden.
Dann verpasst man die El eben einmal, ist auch kein Beinbruch.
Für mich ist der Wettberwerb eh Quark, Geld gibts da im Verhältnis zum Aufwand einfach zu wenig...von daher ist es kein Drama, wenn man einmal nicht EL spielt, die zieht eh keine Topspieler zu einem Verein...
0
Tagon
27.09.2010 | 14:48 Uhr
0
0
Tagon : 
27.09.2010 | 14:48 Uhr
0
Tagon : 
Schöne und sachliche, fundierte Analyse, gefällt mir sehr, der Aufbau ist sehr wissenschaftlich.

Es ist aber halt der Hinrunden-VfB, was ich gegenüber Jasmin nicht müde werde zu betonen: Der VfB spielt in der Hinrunde immer scheiße, das hat ja schon pathologische Züge, weil's diese Situation ja auch vor zwei Jahren (Veh -> Babbel) und mit Abstrichen gar in der Meistersaison gab. Vermutlich liegt das an der Abgabe von Leistungsträgern und der Personalfluktuation allgemein - das macht ja z.B. diese Saison auch Schalke schwer zu schaffen. Genau wie der VfB ist S04 aber in der Findungsphase und wird nach Gestottere am Anfang noch im Tabellenmittelfeld eintrudeln.

Aber ner verunsicherten Truppe kann - aus psychologischen Gründen - ein Trainerwechsel helfen, deswegen haben Babbel und Gross solchen Erfolg gehabt. Auch mit Veh und Babbel wäre der VfB nicht abgestiegen, aber vielleicht ein wenig weiter hinten gelandet, was für die Erwartungshaltung der Stuttgarter "Fans" (da ich mich noch an Zeiten erinnern kann, als sich grade mal 15.000 Hanseln im Neckarstadion verloren, hier die Anführungszeichen) möglicherweise gut gewesen wäre.

Man sollte halt mal etwas "unschwäbischer" auf dem Transfermarkt agieren, und die Ansprüche ein wenig zurückschrauben. Dann klappts auch mit der Ruhe im Umfeld.
0
mamö99
27.09.2010 | 14:44 Uhr
0
0
mamö99 : 
27.09.2010 | 14:44 Uhr
0
mamö99 : 
Hilft alles nichts, ihr müsstet einfach die Hinrunde intern in Rückrunde Teil I umbenennen und schon wird es wieder laufen
0
fcbm007
MODERATOR
27.09.2010 | 14:42 Uhr
0
0
fcbm007 : 
27.09.2010 | 14:42 Uhr
0
fcbm007 : 
Ach der VfB...ist doch schon seit Jahren bekannt, in der Hinrunde dümpelt ihr irgendwo im Nirvana rum und in der Rückrunde rollt ihr wieder das Feld von hinten auf
0
COMMUNITY LOGIN
Du bist nicht angemeldet. Willst Du das ändern?
Benutzername:
Passwort:
 

Wir aktualisieren unsere Nutzungsbedingungen und unsere Datenschutzrichtlinie. Wir haben neue Community-Richtlinien zur Inhaltsnutzung - Verhaltenskodex eingeführt und mehr Informationen darüber bereitgestellt, wie wir Ihre Daten erheben und nutzen. Indem Sie unsere Website und unsere Dienste weiterhin nutzen, stimmen Sie diesen Aktualisierungen zu.
Neueste Kommentare
The_MCHVLL
Artikel:
Die Kommentare sind ja wieder einmal zum genießen... Mal ne Frage, welches L
15.11.2024, 09:44 Uhr - 25 Kommentare
Hassel_the_Hoff
Artikel:
Dass Kane bei England nicht spielt ist wenig überraschend, Kane hat zuletzt
15.11.2024, 09:38 Uhr - 6 Kommentare
Hassel_the_Hoff
Artikel:
Dier hat was besseres verdient als seine gegenwärtige Situation, er kam letz
15.11.2024, 09:35 Uhr - 5 Kommentare
KoGe
Artikel:
@midengler: Na, ja, auf den Hinweis-Täfelchen in diversen "Kanibalen-Ausstel
15.11.2024, 09:34 Uhr - 15 Kommentare
huah
Artikel:
Normalerweise ist eine Kerze auf der Torte nicht so helle. Hier sind es gle
15.11.2024, 09:30 Uhr - 3 Kommentare
SlamJam
Artikel:
Ist echt mies, wenn bei einem eingebrochen wird, auch wenn sie beide den mon
15.11.2024, 09:24 Uhr - 0 Kommentare
MaioPommes
Artikel:
random da hat sich noch ein kleiner Fehler eingeschlichen bei dir: "es ist
15.11.2024, 09:24 Uhr - 94 Kommentare
Sanstoitniloi
Artikel:
Btokay, na schön! Vielleicht verwechsel ich dich da auch mit einem anderen L
15.11.2024, 09:20 Uhr - 15 Kommentare
praesidinho
Artikel:
@ Rolando   Der Africa Cup fällt ja nur in den laufenden Spielbetrieb für De
15.11.2024, 09:16 Uhr - 14 Kommentare
praesidinho
Artikel:
Applaus, Applaus, Applaus...   Afrika-Cup in Marokko, der von Ende Dezemb
15.11.2024, 09:07 Uhr - 1 Kommentare