27.09.2010 um 14:04 Uhr
Geschrieben von Bailey
Duplizität der Ereignisse
Aus Fehlern lernt man.
So heißt es zumindest im Volksmund.
Dass der Volksmund sich auch ab und an mal irren kann beweist der Blick auf die Situation des VfB Stuttgart.
3 Punkte nach 6 Spielen, Tabellenplatz 18.
Das ist im Grunde genommen exakt die selbe Situation wie vor einem Jahr.
Grund genug, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen um daraus Schlüsse für die Zukunft ziehen zu können.
Steht vor einer Mammutaufgabe. Christian Gross
Ziemlich genau vor einem Jahr. Es war Auftakt zum Cannstatter Volksfest auf dem gleichnamigen Wasn und in der Mercedes-Benz-Arena gastierte der SV Werder Bremen.
Das vorherige Spiel hatten die Mannen des damaligen Trainers Markus Babbel in Frankfurt souverän mit 3:0 für sich entschieden.
Und auch damals wurde dieser Sieg als Wendepunkt der bisher ziemlich verkorksten Saison gefeiert.
Nun ja, bis eben Bremen zu Gast war.
Denn in einer Partie, die diesen Namen zumindest auf Seiten der Roten nicht verdient hatte verlor der VfB mit (nur) 0:2 und stürzte somit in die Abstiegsregionen der Tabelle. Ein Ort, an dem man bis zum Trainerwechsel am 15. Spietag verweilen sollte.
Das heutige Frankfurt heißt Gladbach und das heutige Bremen kommt aus Leverkusen (beide haben im Übrigen mit Ballack und Frings zwei Alt-Nationalspieler in ihren Reihen, Geschichte wiederholt sich also wirklich!).
Gladbach wurde mit 7:0 weggefegt, gegen Leverkusen ging man mit (nur) 1:4 unter.
Damals ganz unten, heute ganz unten.
Aber welche Lehren kann man nun daraus ziehen?
Situation von vor einem Jahr
Markus Babbel war damals als Trainerneuling zum ersten Mal in seiner jungen Karriere mit einer solchen Situation konfrontiert.
Dem Team war mit Mario Gomez die Erfolgsgarantie schlechthin abhanden gekommen. Dieser Abgang hinterließ damals nicht nur eine gehörige Lücke im Sturm, auch innerhalb der Mannschaftshierarchie entstand durch den Abgang des Vize-Kapitäns ein nicht gerade kleines Machtvakuum.
Diese beiden Lücken konnten trotz der 35. mio-Spritze von der Isar nicht ausgefüllt werden.
Mit Pavel Pogrebnyak und Zdravko Kuzmanovic wurden zwar 2 namhafte Spieler verpflichtet, doch hatten beide nicht das Format, einen derartigen Abgang zu kompensieren, weder auf noch neben dem Platz.
Hinzu kam das ewige Transfer-Hickhack um weitere Spieler wie Jovanovic und Huntelaar, das sich durch die gesamte Vorbereitung gezogen hatte und schließlich mit dem Last-Minute-Überraschungstransfer von Alex Hleb geendet hatte. Dies alles machte eine vernünftige Vorbereitung nahezu unmöglich.
Hinzu kommt noch, dass vele der vorherigen Leistungsträger wie Thomas Hitzlsperger und Serdar Tasci meilenweit von ihrer Normalform entfernt waren und so weder auf noch neben dem Platz den nötigen Einfluss nehmen konnten.
Situation heute
Christian Gross ist als Trainer alles, nur kein Neuling. In der Schweiz bereits alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt gilt er als ausgewiesener Fachmann in Trainerdingen.
Doch auch er muss sich mit widrigen Umständen herumschlagen.
Die Abgänge von Torhüter Jens Lehmann und Sami Khedira hinterließen ebenfalls Lücken, die nicht gestopft werden konnten.
Während Jens Lehmann bis ins hohe Alter zumindest leistungs- und motivationsmäßig immer ein Vorbild war, jedoch auf dem Platz nur geringen Einfluss aufs Spiel nehmen konnte ging mit Sami Khedira der unumstrittene Leader des Stuttgarter Spiels verloren.
Gleichzeitig ging mit Alex Hleb ein Spieler, der zwar nie wirklich an seine Form von früher hatte anknüpfen können, jedoch aufgrund seiner individuellen Klasse immer für Betrieb auf der wichtigen Außenbahn gesorgt hat.
Erschwerend kam der Abgang von Sportdirektor Horst Heldt just in der heißen Transferphase hinzu, der zum Vakuum auf dem Platz und in der Mannschaftshierarchie noch ein Machtvakuum innerhalb der Vereinsführung hinterließ.
Und auch dieses Jahr wurden die entstandenen Lücken nur unzureichend gefüllt.
Mit Christian Gentner kam zwar ein alter Bekannter zum VfB zurück, doch bringt dieser weder die individuelle Klasse noch die nötigen Führungseigenschaften mit, um wirklich als echte Verstärkung deklariert werden zu können.
Mit dem Franzosen Johan Audel wurde zwar ein schneller und talentierter Mann für die Außenbahn verpflichtet, doch darf bezweifelt werden, dass dieser sofort das Vakuum innerhalb der Teamhierarchie ausfüllen werden wird. Gleiches gilt für den in Liverpool gescheiterten Philipp Degen.
Der Zweifel an der Eignung dieser Spieler für den Aufbau einer Hierarchie wird noch durch den Last-Minute-Trasfer von Mauro Camoranesi unterstützt, von dem man sich erhofft, die Führungsrolle im Mittelfeld übernehmen zu können. Wie schnell dies klappen soll und ob es das überhaupt wird steht allerdings in den Sternen.
Fest steht nur, dass aufgrund dieser Entwicklungen auch dieses Jahr eine vernünftige Vorbereitung mit der kompletten Mannschaft unmöglich war.
Babbels Reaktion
Markus Babbel war damals zum ersten Mal mit einer derartigen Lage konfrontiert, entsprechend erschienen auch seine Maßnahmen.
Babbel hatte während der Talfahrt des VfB viel damit zu tun, das bisher von ihm gepflegt Kumpelimage gegenüber seinen Spielern ablegen zu können.
Dies gelang allerdings nur mit mäßigem Erfolg.
Zu weit hatte Babbel sich schon aus dem Fenster gelehnt, indem er seinen Spielern viele Freiheiten zugestand und sich immer vor sie gestellt hatte. Darunter litt am Ende seine Autorität, so dass man als Außenstehender den Eindruck gewonnen hatte, die Mannschaft nimmt dem Trainer eigentlich schon gar nicht mehr ernst.
Um dies umzukehren flüchtete Babbel sich in Aktionismus, entmachtete den damaligen Kapitän Thomas Hitzlsperger und den Vize Serdar Tasci gleich mit. Er ließ Spieler beinahe willkürlich auf der Bank und brachte viele Spieler der zweiten Garde (z.B. Walch), die diesem Druck logischerweise nicht gewachsen waren. Dadurch setzte er einen Teufelskreis in Gang, dem er am Ende selbst zu Opfer fiel.
Wie wird Gross reagieren?
Das ist die große Frage. Im Interview wurden bereits personelle Konsequenzen angekündigt. Doch wie diese aussehen sollen ist unklar, der Transfermarkt ist immerhin schon eine Weile geschlossen.
Es bleibt allerdings zu hoffen, dass Gross nicht den selben Fehler machen wird wie Babbel im vergangenen Jahr, nämlich sich in aktionistische Maßnahmen flüchten und somit eine Spaltung der Mannschaft voranzutreiben.
Vielmehr muss er das Team wieder durch Teambuildingmaßnahmen zusammenführen und ihm das nötige Selbstvertrauen einimpfen.
Die Mannschaft muss wieder eine Einheit werden und gegenseitig aufeinander eingehen.
Er muss den Spielern, die er für geeignet hält klar sagen, dass sie das Grundgerüst der Mannschaft sind und dass er mit ihnen die neue Hierarchie aufbauen will und wird.
Und er muss diese Hierarchie von den Spielern einfordern
Nur, wenn es neben dem Platz funktioniert, dann kann es auch wieder auf dem Platz funktionieren.
Das zeigt uns die Vergangenheit...
So heißt es zumindest im Volksmund.
Dass der Volksmund sich auch ab und an mal irren kann beweist der Blick auf die Situation des VfB Stuttgart.
3 Punkte nach 6 Spielen, Tabellenplatz 18.
Das ist im Grunde genommen exakt die selbe Situation wie vor einem Jahr.
Grund genug, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen um daraus Schlüsse für die Zukunft ziehen zu können.
Steht vor einer Mammutaufgabe. Christian Gross
Ziemlich genau vor einem Jahr. Es war Auftakt zum Cannstatter Volksfest auf dem gleichnamigen Wasn und in der Mercedes-Benz-Arena gastierte der SV Werder Bremen.
Das vorherige Spiel hatten die Mannen des damaligen Trainers Markus Babbel in Frankfurt souverän mit 3:0 für sich entschieden.
Und auch damals wurde dieser Sieg als Wendepunkt der bisher ziemlich verkorksten Saison gefeiert.
Nun ja, bis eben Bremen zu Gast war.
Denn in einer Partie, die diesen Namen zumindest auf Seiten der Roten nicht verdient hatte verlor der VfB mit (nur) 0:2 und stürzte somit in die Abstiegsregionen der Tabelle. Ein Ort, an dem man bis zum Trainerwechsel am 15. Spietag verweilen sollte.
Das heutige Frankfurt heißt Gladbach und das heutige Bremen kommt aus Leverkusen (beide haben im Übrigen mit Ballack und Frings zwei Alt-Nationalspieler in ihren Reihen, Geschichte wiederholt sich also wirklich!).
Gladbach wurde mit 7:0 weggefegt, gegen Leverkusen ging man mit (nur) 1:4 unter.
Damals ganz unten, heute ganz unten.
Aber welche Lehren kann man nun daraus ziehen?
Situation von vor einem Jahr
Markus Babbel war damals als Trainerneuling zum ersten Mal in seiner jungen Karriere mit einer solchen Situation konfrontiert.
Dem Team war mit Mario Gomez die Erfolgsgarantie schlechthin abhanden gekommen. Dieser Abgang hinterließ damals nicht nur eine gehörige Lücke im Sturm, auch innerhalb der Mannschaftshierarchie entstand durch den Abgang des Vize-Kapitäns ein nicht gerade kleines Machtvakuum.
Diese beiden Lücken konnten trotz der 35. mio-Spritze von der Isar nicht ausgefüllt werden.
Mit Pavel Pogrebnyak und Zdravko Kuzmanovic wurden zwar 2 namhafte Spieler verpflichtet, doch hatten beide nicht das Format, einen derartigen Abgang zu kompensieren, weder auf noch neben dem Platz.
Hinzu kam das ewige Transfer-Hickhack um weitere Spieler wie Jovanovic und Huntelaar, das sich durch die gesamte Vorbereitung gezogen hatte und schließlich mit dem Last-Minute-Überraschungstransfer von Alex Hleb geendet hatte. Dies alles machte eine vernünftige Vorbereitung nahezu unmöglich.
Hinzu kommt noch, dass vele der vorherigen Leistungsträger wie Thomas Hitzlsperger und Serdar Tasci meilenweit von ihrer Normalform entfernt waren und so weder auf noch neben dem Platz den nötigen Einfluss nehmen konnten.
Situation heute
Christian Gross ist als Trainer alles, nur kein Neuling. In der Schweiz bereits alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt gilt er als ausgewiesener Fachmann in Trainerdingen.
Doch auch er muss sich mit widrigen Umständen herumschlagen.
Die Abgänge von Torhüter Jens Lehmann und Sami Khedira hinterließen ebenfalls Lücken, die nicht gestopft werden konnten.
Während Jens Lehmann bis ins hohe Alter zumindest leistungs- und motivationsmäßig immer ein Vorbild war, jedoch auf dem Platz nur geringen Einfluss aufs Spiel nehmen konnte ging mit Sami Khedira der unumstrittene Leader des Stuttgarter Spiels verloren.
Gleichzeitig ging mit Alex Hleb ein Spieler, der zwar nie wirklich an seine Form von früher hatte anknüpfen können, jedoch aufgrund seiner individuellen Klasse immer für Betrieb auf der wichtigen Außenbahn gesorgt hat.
Erschwerend kam der Abgang von Sportdirektor Horst Heldt just in der heißen Transferphase hinzu, der zum Vakuum auf dem Platz und in der Mannschaftshierarchie noch ein Machtvakuum innerhalb der Vereinsführung hinterließ.
Und auch dieses Jahr wurden die entstandenen Lücken nur unzureichend gefüllt.
Mit Christian Gentner kam zwar ein alter Bekannter zum VfB zurück, doch bringt dieser weder die individuelle Klasse noch die nötigen Führungseigenschaften mit, um wirklich als echte Verstärkung deklariert werden zu können.
Mit dem Franzosen Johan Audel wurde zwar ein schneller und talentierter Mann für die Außenbahn verpflichtet, doch darf bezweifelt werden, dass dieser sofort das Vakuum innerhalb der Teamhierarchie ausfüllen werden wird. Gleiches gilt für den in Liverpool gescheiterten Philipp Degen.
Der Zweifel an der Eignung dieser Spieler für den Aufbau einer Hierarchie wird noch durch den Last-Minute-Trasfer von Mauro Camoranesi unterstützt, von dem man sich erhofft, die Führungsrolle im Mittelfeld übernehmen zu können. Wie schnell dies klappen soll und ob es das überhaupt wird steht allerdings in den Sternen.
Fest steht nur, dass aufgrund dieser Entwicklungen auch dieses Jahr eine vernünftige Vorbereitung mit der kompletten Mannschaft unmöglich war.
Babbels Reaktion
Markus Babbel war damals zum ersten Mal mit einer derartigen Lage konfrontiert, entsprechend erschienen auch seine Maßnahmen.
Babbel hatte während der Talfahrt des VfB viel damit zu tun, das bisher von ihm gepflegt Kumpelimage gegenüber seinen Spielern ablegen zu können.
Dies gelang allerdings nur mit mäßigem Erfolg.
Zu weit hatte Babbel sich schon aus dem Fenster gelehnt, indem er seinen Spielern viele Freiheiten zugestand und sich immer vor sie gestellt hatte. Darunter litt am Ende seine Autorität, so dass man als Außenstehender den Eindruck gewonnen hatte, die Mannschaft nimmt dem Trainer eigentlich schon gar nicht mehr ernst.
Um dies umzukehren flüchtete Babbel sich in Aktionismus, entmachtete den damaligen Kapitän Thomas Hitzlsperger und den Vize Serdar Tasci gleich mit. Er ließ Spieler beinahe willkürlich auf der Bank und brachte viele Spieler der zweiten Garde (z.B. Walch), die diesem Druck logischerweise nicht gewachsen waren. Dadurch setzte er einen Teufelskreis in Gang, dem er am Ende selbst zu Opfer fiel.
Wie wird Gross reagieren?
Das ist die große Frage. Im Interview wurden bereits personelle Konsequenzen angekündigt. Doch wie diese aussehen sollen ist unklar, der Transfermarkt ist immerhin schon eine Weile geschlossen.
Es bleibt allerdings zu hoffen, dass Gross nicht den selben Fehler machen wird wie Babbel im vergangenen Jahr, nämlich sich in aktionistische Maßnahmen flüchten und somit eine Spaltung der Mannschaft voranzutreiben.
Vielmehr muss er das Team wieder durch Teambuildingmaßnahmen zusammenführen und ihm das nötige Selbstvertrauen einimpfen.
Die Mannschaft muss wieder eine Einheit werden und gegenseitig aufeinander eingehen.
Er muss den Spielern, die er für geeignet hält klar sagen, dass sie das Grundgerüst der Mannschaft sind und dass er mit ihnen die neue Hierarchie aufbauen will und wird.
Und er muss diese Hierarchie von den Spielern einfordern
Nur, wenn es neben dem Platz funktioniert, dann kann es auch wieder auf dem Platz funktionieren.
Das zeigt uns die Vergangenheit...
Aufrufe: 6772 | Kommentare: 38 | Bewertungen: 15 | Erstellt:27.09.2010
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