Fakten, Fakten, Fakten
Ein Gespräch mit meinem Steuerberater
Eigentlich wollte ich heute Abend mal zeitig zu Bett und mehr als nur 4h Schlaf bekommen, aber nachdem ich am Nachmittag 3h bei meinem Steuerberater verbracht habe, bin ich nicht nur schlauer, was die Kausa Hoeneß angeht, sondern ich verspüre den Drang, dieses Gespräch mit euch zu teilen.
Alle begann mit der eigentlich witzig gemeinten Frage zum Abschied: "Uli Hoeneß vertreten sie aber nicht, oder?". Ein kurzes Gelächter auf beiden Seiten und dazu ein sehr bestimmtes Kopfschütteln des Zahlenmannes "Zum Glück nicht, das wäre nicht gut für die Kanzlei.".
Ich: "Bitte? Warum nicht?"
SB: "Naja, am Endeffekt sind die Anwälte und Steuerberater schuld daran, dass die Selbstanzeige überhaupt zum Staatsanwalt gegangen ist."
Ich: "Öhm, weil?"
SB: "Naja, eine Selbstanzeige ist am Anfang eine ganz normale Steuernachmeldung. Man kann "versäumte" Steuerangaben auch Jahre später einfach so beim Finanzamt anmelden und die entsprechenden Steuern nachzahlen".
Ich: "Aber irgendwann ist da eine Zeitgrenze?"
SB: "Nein, man kann solche späten Angaben auch 20 Jahre danach machen. Der Trick ist, diese Angaben müssen dann 110% vollständig sein.
Man nennt das "Vollumfängliche Selbstanzeige". Wenn das Finanzamt jede Transaktion nachvollziehen kann, jede Geldbewegung erkennbar ist und alle Ein- und Ausgänge im vollen Umfang belegt werden können, dann bekommt man einen Nachzahlungsbescheid und gut ist. Das wird dann als "Nicht angezeigte Selbstanzeige" abgeheftet.
Allerdings muss das wirklich 110% vollständig sein. Sobald da ein Beleg fehlt oder eine Zahlung nicht komplett erkennbar ist, geht es direkt zum Staatsanwalt.
Man spricht hier von der sogenannten "Mattensituation". Wenn also das Finanzamt noch einmal bei ihnen auf der Matte stehen muss, dann ist es zu spät. Und das ist bei Herrn Hoeneß passiert. "
Ich: "Hmm, da fragt man sich warum er nicht einfach alle Belege und Zahlungsnachweise mit angegeben hat"
SB: "In den meisten Fällen können das die Steuersäumigen nicht. Entweder sind sie nicht mehr in der Lage die entsprechenden Belege zu organisieren oder sie wollen einige Details nicht preis geben, weil sie dritte Personen schützen wollen."
Ich: "Also andere Beteiligte, die eventuell Kredite von ebenso versteckten Konten überwiesen haben und damit genauso in Steuerbedrängnis kommen könnten? "
SB:" Zum Beispiel. Oder es handelt sich um Geldquellen von dubiosem Grund."
Ich: "Na da gehen wir mal nicht von aus:"
SB: "Dieses Denken habe ich mir vor langer Zeit abgewöhnt. Man erkennt sehr gut an den beigelegten Nachmeldungen, wo da ein Beleg fehlt und von welcher Seite diese gekommen sein könnten."
Ich: "Aber warum macht der sowas jetzt? Der ist über 60. Wie alt wird der durchschnittliche Mensch? 80? 85? ... jetzt hat der das Konto seit 10 Jahren da liegen .... der könnte das einfach mit in's Grab nehmen."
SB: "Könnte er, oder aber er geht für 10 Jahre ins Gefängnis, weil sein Name auf einer der von der Bundesregierung gekauften Steuer CDs aus der Schweiz auf taucht."
Ich: "Ah, das wäre natürlich doof. Also lieber jetzt selbst in den Angriff gehen und so wenig wie möglich Schaden nehmen?"
SB: "Genau. Alles in allem kann er seine Gefängnisstrafe so auf vielleicht ein Jahr reduzieren und damit relativ glimpflich davon kommen."
Ich: "Naja, ich denke mal, dieses eine Jahr wird auf Bewährung ausgesetzt oder?".
SB: "Eigentlich nicht. Bei Steuervergehen ab 1 Mio. ist Gefängnis Pflicht. Man kann zwar mit der Staatsanwaltschaft einen Deal aushandeln, so dass die vor Gericht nur eine Bewährungsstrafe fordern, aber die haben dieses Angebot der Kanzlei von Hoeneß ja bereits abgelehnt."
Ich: "Kaum vorstellbar, dass DER Mann wirklich hinter Gitter muss."
SB lächelt: "Ich habe schon ganz andere Menschen hinter Gitter wandern sehen, deren Fälle sind blos nie an die Öffentlichkeit gegangen."
Er hat mir hier an dieser Stelle noch 2 Namen genannt, die ich an dieser Stelle nicht öffentlich nennen möchte, bei denen ich laut geschluckt habe und mir nun doch vorstellen kann, dass der Uli wirklich schwedische Gardinen von innen bewundern muss.
Ich habe mich hier verabschiedet, wieder was gelernt und weiss nun, wenn ich irgendwann einmal meine Steuern nachmelden muss, ich werde selbst den Parkbeleg von 1 Euro mit angeben.
Kurz zur Fußnote. Der Mann ist nicht nur älter als Uli Hoeneß selbst, sondern war fast 10 Jahre am Bundesfinanzhof. Dem obersten Gericht in Steuer- und Zollsachen.
Alle begann mit der eigentlich witzig gemeinten Frage zum Abschied: "Uli Hoeneß vertreten sie aber nicht, oder?". Ein kurzes Gelächter auf beiden Seiten und dazu ein sehr bestimmtes Kopfschütteln des Zahlenmannes "Zum Glück nicht, das wäre nicht gut für die Kanzlei.".
Ich: "Bitte? Warum nicht?"
SB: "Naja, am Endeffekt sind die Anwälte und Steuerberater schuld daran, dass die Selbstanzeige überhaupt zum Staatsanwalt gegangen ist."
Ich: "Öhm, weil?"
SB: "Naja, eine Selbstanzeige ist am Anfang eine ganz normale Steuernachmeldung. Man kann "versäumte" Steuerangaben auch Jahre später einfach so beim Finanzamt anmelden und die entsprechenden Steuern nachzahlen".
Ich: "Aber irgendwann ist da eine Zeitgrenze?"
SB: "Nein, man kann solche späten Angaben auch 20 Jahre danach machen. Der Trick ist, diese Angaben müssen dann 110% vollständig sein.
Man nennt das "Vollumfängliche Selbstanzeige". Wenn das Finanzamt jede Transaktion nachvollziehen kann, jede Geldbewegung erkennbar ist und alle Ein- und Ausgänge im vollen Umfang belegt werden können, dann bekommt man einen Nachzahlungsbescheid und gut ist. Das wird dann als "Nicht angezeigte Selbstanzeige" abgeheftet.
Allerdings muss das wirklich 110% vollständig sein. Sobald da ein Beleg fehlt oder eine Zahlung nicht komplett erkennbar ist, geht es direkt zum Staatsanwalt.
Man spricht hier von der sogenannten "Mattensituation". Wenn also das Finanzamt noch einmal bei ihnen auf der Matte stehen muss, dann ist es zu spät. Und das ist bei Herrn Hoeneß passiert. "
Ich: "Hmm, da fragt man sich warum er nicht einfach alle Belege und Zahlungsnachweise mit angegeben hat"
SB: "In den meisten Fällen können das die Steuersäumigen nicht. Entweder sind sie nicht mehr in der Lage die entsprechenden Belege zu organisieren oder sie wollen einige Details nicht preis geben, weil sie dritte Personen schützen wollen."
Ich: "Also andere Beteiligte, die eventuell Kredite von ebenso versteckten Konten überwiesen haben und damit genauso in Steuerbedrängnis kommen könnten? "
SB:" Zum Beispiel. Oder es handelt sich um Geldquellen von dubiosem Grund."
Ich: "Na da gehen wir mal nicht von aus:"
SB: "Dieses Denken habe ich mir vor langer Zeit abgewöhnt. Man erkennt sehr gut an den beigelegten Nachmeldungen, wo da ein Beleg fehlt und von welcher Seite diese gekommen sein könnten."
Ich: "Aber warum macht der sowas jetzt? Der ist über 60. Wie alt wird der durchschnittliche Mensch? 80? 85? ... jetzt hat der das Konto seit 10 Jahren da liegen .... der könnte das einfach mit in's Grab nehmen."
SB: "Könnte er, oder aber er geht für 10 Jahre ins Gefängnis, weil sein Name auf einer der von der Bundesregierung gekauften Steuer CDs aus der Schweiz auf taucht."
Ich: "Ah, das wäre natürlich doof. Also lieber jetzt selbst in den Angriff gehen und so wenig wie möglich Schaden nehmen?"
SB: "Genau. Alles in allem kann er seine Gefängnisstrafe so auf vielleicht ein Jahr reduzieren und damit relativ glimpflich davon kommen."
Ich: "Naja, ich denke mal, dieses eine Jahr wird auf Bewährung ausgesetzt oder?".
SB: "Eigentlich nicht. Bei Steuervergehen ab 1 Mio. ist Gefängnis Pflicht. Man kann zwar mit der Staatsanwaltschaft einen Deal aushandeln, so dass die vor Gericht nur eine Bewährungsstrafe fordern, aber die haben dieses Angebot der Kanzlei von Hoeneß ja bereits abgelehnt."
Ich: "Kaum vorstellbar, dass DER Mann wirklich hinter Gitter muss."
SB lächelt: "Ich habe schon ganz andere Menschen hinter Gitter wandern sehen, deren Fälle sind blos nie an die Öffentlichkeit gegangen."
Er hat mir hier an dieser Stelle noch 2 Namen genannt, die ich an dieser Stelle nicht öffentlich nennen möchte, bei denen ich laut geschluckt habe und mir nun doch vorstellen kann, dass der Uli wirklich schwedische Gardinen von innen bewundern muss.
Ich habe mich hier verabschiedet, wieder was gelernt und weiss nun, wenn ich irgendwann einmal meine Steuern nachmelden muss, ich werde selbst den Parkbeleg von 1 Euro mit angeben.
Kurz zur Fußnote. Der Mann ist nicht nur älter als Uli Hoeneß selbst, sondern war fast 10 Jahre am Bundesfinanzhof. Dem obersten Gericht in Steuer- und Zollsachen.
ø 10.0
KOMMENTARE
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07.05.2013 | 10:59 Uhr
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Voegi :
durchaus interessant und gut geschrieben...aber Höneß mit 'ö' - da kriege ich bauchweh...
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07.05.2013 | 10:34 Uhr
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Sehr interessanter Blog, aber schnumbis Kommentar hindert mich gerade dadran auf "Teilen" zu drücken.
Echt passiert oder ausgedacht?
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07.05.2013 | 09:07 Uhr
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Schnumbi :
Weil ich dich ja persönlich kenne, weiß ich gerade nicht ob das wieder dein üblicher schwarzer Humor ist oder ob dies Gespräch wirklich stattfand Wenn dem so ist macht mir das bisl Angst aber im Endeffekt ist es leider so.
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Habe es geändert, ihr Grammatikna ....
@Jugendfördergruppe
Wenns erdacht wäre, hätt ich's in der Satire Gruppe gepostet.