"Hey, heute ist wieder einer der verdammten Tage,
die ich kaum ertrage, und mich ständig selber frage,
warum mich all diese Gefühle plagen."

- Jetzt ist er weg. -

Ja ja, Mario, erinnerst Du Dich noch? Damals 2009 wollten sie Dich, genau Dich, diesen Wunderstürmer wollten sie unbedingt. 35 Millionen ließen sich es sich kosten, um dich nach München zu locken. Dabei wussten sie doch wie Du tickst, wie Du spielst und was Du kannst. Jetzt schreiben wir das Jahr 2013.

- Was ist geblieben von der Euphorie? -

Sie ist verflogen und inzwischen haben sie es geschafft, Mario, jenes geschafft, was fast kein gegnerischer Abwehrspieler schaffte. Diese Meute, der Mob, die Medien mit ihren reißerischen Headlines, die Fans, die nicht unsere Farben in ihrem Herzen tragen aber vielleicht sogar ein Stück weit unsere eigenen Bosse. Genau die, die so von Dir überzeugt waren. Und nun?

- Jetzt bist Du weg. -

Bist Du freiwillig gegangen, Mario? Ich denke nach außen hin schon, um den Schein zu wahren. Oder trügt der Schein und Du bist gegangen worden? Weil Du eben nicht diese Weltklasse verkörperst, für die man Dich damals 2009 hielt.

- Haben wir uns getäuscht in Dir? -

Ich glaube nicht, aber was hast Du getan Mario? Sie haben sich lustig gemacht über Dich, diese sogenannten Experten und teilweise sogar deine eigenen Fans. Du hast darauf geantwortet, wie es sich gehört. Du hast sie Lügen gestraft und ein Tor nach dem anderen für unseren Verein erzielt.

- Es war trotzdem zu wenig, Mario. -

Denn sie haben sich weiter lustig gemacht über Dich Mario, über deinen Torjubel, den Torero und den haben wir weiß Gott, sehr sehr oft gesehen. Dabei verweist Du damit nur auf deine spanischen Wurzeln. Ich finde das ehrenwert.

- Jetzt werden wir ihn nicht mehr sehen, jenen Jubel -

Selbst als Du Deine Knochen für unser Land hinhieltest, haben sie gelacht und ich höre sie noch immer lachen, wegen deines Fauxpas bei der EURO 2008, als Du freistehend das leere Tor nicht trafst. Dabei ist das schon ganz anderen passiert.

- Leider hattest Du in der Nationalelf nie diese Lobby, die Du verdientest. -

Selbst nach deinem Wechsel zu uns wurdest Du anfangs links liegen gelassen von jenem Herrn van Gaal, dessen Transfer Du nicht warst, ihm aber in seinem ersten stürmischen Herbst den Allerwertesten gerettet hast. Heute bist Du ein Gott für ihn, zumindest was den Körper angeht.

- Du hast van Gaal überlebt. -

Ganz im Ernst Mario, Du konntest es nie jemanden Recht machen. Du wurdest Torschützenkönig, hast Tore am Fließband geschossen und es war trotzdem nicht gut genug, nicht gut genug für die, die dich unbedingt wollten. Sie lachen nach wie vor. Ich sehe ihre Gesichter, ihre Gesten im Stadion, wenn dir der Ball versprang. Sie sagen böse Dinge. Es tut weh, so was als Fan zu hören. Du wärest ein Stolperer.

- Jetzt kann ich Deine Tore nicht mehr bewundern. -

Sie sagen, Du hast keine Technik, Du wärst ein Bewegungslegastheniker, hättest dich wund gelegen. Dabei bist Du beidfüßig, schnell, robust und hast ein gutes Kopfballspiel. Du lebst von deiner Dynamik. Warst unumstritten in deinem System.

- Vielleicht werden wir diese Option noch vermissen. -

Und wenn sie mal nichts Sportliches zu kritisieren haben Mario, machen sie sich trotzdem lustig, über Deine Haare. Du wärst arrogant hört man, sehr oft, dabei finde ich Dich authentisch und Du hast zudem einen tadellosen Leumund. Ich habe Dich in Interviews immer sehr gerne gehört. Du hast verbal nie jemanden angegriffen, hast immer die Contenance bewahrt, was auch eine, wie ich finde gute Charaktereigenschaft ist.

- Jetzt gehst Du. -

Man sagt über Dich, Du wärst einer der letzten Deiner Art. Gefangen im Körper eines Goalgetters. Ausgestattet mit dem berühmten Killerinstinkt. Der mit dem berühmten Näschen. Leider reichte es nicht mehr für den FC-Bayern. Neue Namen werden Dir immer wieder vor die Nase gesetzt. Namen die, angebliche Weltklasse versprechen. So ist das Business nun mal.

- Du machst dir Gedanken, völlig zurecht. -

Noch im Herbst und Winter war von den Oberen zu hören, dass Du Mario, Dich nicht hinten anstellen müsstest. Komisch, viele Einsatzzeiten hast Du nicht bekommen. Was ist passiert Mario? Gab es vielleicht interene Querelen? Es gab Gerüchte, auf die ich nicht näher eingehe und auch nichts gebe. Du hast immer weiter trainiert, warst fit, hast nicht gemosert, auch wenn Du nicht spielen durftest. Hast dich in den Dienst der Mannschaft gestellt und wurdest belohnt. Danke Mario, jetzt bist Du Triple-Sieger.

- Und verstehe trotzdem, dass Du gehen willst.-

Es macht die Runde, Du wärst auf der Flucht Mario, stimmst das? Nein, ich glaube, Du scheust keinen Konkurrenzkampf, was Deinem Naturell auch nicht entsprechen würde. Nur hättest Du wahrscheinlich in der neuen Saison keine faire Chance gehabt.

- Deswegen verstehe ich, dass Du gehst. -

Im Ausland ruft Dein Name Bewunderung hervor. Du hättest wahrscheinlich Kult-Status mit so einer Bilanz, wenn Du sie in England, Italien oder Spanien hättest, in Deutschland wirst du dafür nur belächelt. Ich hätte Dich gerne unter Neutrainer Pep gesehen. Hätte gerne gesehen ob er dich noch ein Stück hätte besser machen können.

- Leider sehen wir dies nicht mehr, denn du bist ja jetzt weg. -

Ich habe lange überlegt Mario, was ich schreibe, was ich sage, zu den Leuten, die über Dich lachen. Ich schenke es mir, sie sind es in meinen Augen nicht wert. Leistungen nicht anzuerkennen ist das eine, respektlos zu sein das andere.

- Aber sie werden es nie lernen und Dir kann es egal sein, Du bist weg. -

In Erinnerung an unsere Nummer 33 Mario Gomez. Einen vorbildlichen Profi, der immer alles für seinen Verein gegeben hat. Leider, aus seiner Sicht, ist der Fußball im Wandel. Ein Wandel, der für seine Sportlichen Möglichkeiten, scheinbar nicht dienlich ist. Wahrscheinlich würden wir, wenn wir das Jahr 2005 schreiben würden, in keinster Weise über den Stürmer Mario Gomez diskutieren müssen. Ich möchte mich auch hier keinerlei Statistiken, die generell immer nur als schmückendes Beiwerk abgetan werden, Bemühen um ihn ins rechte Licht zu rücken. Nein, das hat er aus meiner Sicht sowieso nicht nötig. Für mich bleibt er, nach Gerd Müller, der Stürmer schlechthin. Ich wünsche ihm auf seinem neuen Lebensabschnitt wirklich alles erdenklich Gute und würde mich freuen, wenn man noch viel, aufgrund seiner Leistung, von ihm hören würde.