"Hey Kloppo! Meiner ist so groß!" Die neue Nach-Synchronisation von Bayernspielen dürfte deutlich mehr Schlagzeilen produzieren.
München (sid) - Aufatmen in der Medienlandschaft: Die Flaute hat ein Ende, über den FC Bayern wird es bald wieder etwas zu berichten geben. In einer Krisensitzung einigten sich Pressevertreter, DFL und Verein auf ein 10-Punkte-Konzept zur Skandalisierung des Rekordmeisters.
"Wir sind um diesen Schritt nicht herumgekommen", ließ sich ein Sprecher der DFL zitieren, "Beim FC Bayern läuft es einfach zu gut!". Gewohnt drastisch drückte es BILD-Vize Alfred Draxler aus: "Der FC Hollywood finanzierte uns damals 13 Redakteure, 25 V-Spieler und die Gratisgetränke für Mario Basler. Wenn der FC Langweil dort nicht wieder hinkommt, stehen Existenzen auf dem Spiel! Rumms!"
Um dem Aussterben inhaltsleerer Debatten über den FCB vorzubeugen, einigte man sich in zähen Verhandlungen auf sofortige Maßnahmen. So soll Uli Hoeneß ab sofort wieder bei jeder Partie am Spielfeldrand präsent sein, möglichst auf dem Schoß von Matthias Sammer. Noch in der Halbzeit werden sie getrennt voneinander zum Spiel befragt. Weichen ihre Formulierungen voneinander ab, dürfen die Medien noch während des Spiels Stellungnahmen aller Vereinsfunktionäre und wichtiger B-Promis dazu einholen. "Endlich wieder 'Zoff' in Bayern-Überschriften!", seufzte ein Chefredakteur, der nicht zitiert werden möchte, nach Einigung auf diesen Punkt.
Heikel war dem Vernehmen nach vor allem die Diskussion über Pep Guardiola. Medienvertreter zeigten sich enttäuscht von dessen Lernerfolgen. "Der spricht so gut Deutsch, den kann man gar nicht falsch übersetzen!", machte sich ein Vertreter der Öffentlich-Rechtlichen in einer Verhandlungspause Luft. Insgesamt, so der Tenor, habe man sich weit mehr Interpretationsspielraum bei Zitaten des Spitzentrainers gewünscht. Nach zähem Ringen soll nun ein Kompromiss geschlossen worden sein: Beginnend mit der nächsten Pressekonferenz wird Pep Guardiola nur noch im chinesischen Ji-Lu-Dialekt sprechen. Die Rückübersetzung sei fortan Sache der Medien, so ein Sprecher. Damit konnte sich die Presse in diesem Punkt nicht vollständig durchsetzen. Sie hatte schon vor Wochen gefordert, des Startrainer dürfe nur noch pantomimisch über seine Spieler reden.
Wie aus Kreisen der Verhandlungsteilnehmer verlautete, musste die Presse nicht nur dieses Zugeständnis hinnehmen. Es soll auch Kritik von Seiten der DFL gegeben haben. "Die waren aber auch so kreativ wie ein Toastbrot. Warum zählt denn keiner die Minuten, seit denen kein Rekord mehr gebrochen wurde? Und was macht Lothar Matthäus eigentlich gerade?", erboste sich ein hochrangiges Mitglied des Ligaverbands. Um die Kreativität der Medien zu fördern, wurde deshalb beschlossen, alle Ligaspiele des FCB vor Ausstrahlung frei nachsynchronisieren zu dürfen. Vor allem die Dialoge der Spieler sollten dabei neu eingesprochen werden. Zudem finanziert der Verband einen ständigen Begleiter Franz Beckenbauers, der jedes Zitat von ihm sofort an einen Presseverteiler weiterleitet. "Offensichtlich kann die BILD das nicht mehr leisten", seufzte Ligachef Seifert bei Bekanntgabe dieser Änderung.
Auch die Spieler des FC Bayern werden das Ergebnis dieser Verhandlungen zu spüren bekommen. So darf Philipp Lahm in Zukunft beispielsweise das Wort "man" nicht mehr verwenden, Manuel Neuer muss jede Antwort mit "Glück auf!" beenden. Lediglich Arjen Robben genießt Narrenfreiheit, er solle einfach weiter sagen, was ihm gerade einfalle. Auch für Thomas Müller ändert sich wenig. Er sei jetzt schon der zuverlässigste O-Ton-Geber, sagte ein Sprecher der Medien nach den Verhandlungen. Bei ihm würde es reichen, wenn er hin und wieder einen witzigen Hut auf hätte.
Am Ende harter Verhandlungen stehen nun also Maßnahmen, mit denen die Einkünfte der Sportjournalisten nachhaltig gesichert sein sollten. Die Einigung ist nicht selbstverständlich. Kurz vor Mitternacht stand das Treffen kurz vor einem Abbruch, als sich die Teilnehmer von Verein und Medien in die Haare bekamen. Der Vorschlag des FC Bayern, man könne doch einfach Tweets, kleine Gesten und O-Töne der Spieler aus dem Kontext reißen und grotesk überhöhen, um Skandalnachrichten zu produzieren, sorgte für Häme und Kopfschütteln auf der anderen Seite des Verhandlungstisches. "Was glauben Sie denn, was wir in den letzten Monaten gemacht haben!", soll BILD-Sportchef Walter M. Straten wütend gebrüllt haben.
Auf wie wackligen Beinen der gefundene Kompromiss steht, demonstrierte ausgerechnet der FC Bayern direkt nach Bekanntgabe der Einigung. In einer faden Pressemitteilung gab der Verein lediglich die Teilnahme an der Veranstaltung bekannt und zitierte Karl-Heinz Rummenigge mit den Worten: "Über Details der Verhandlungen haben wir Stillschweigen vereinbart und wir bitten Sie, das zu respektieren."
"Kaum zu glauben, die haben den Schuss immer noch nicht gehört!", so ein fassungsloser Sportredakteur gegenüber dem SID.
Das versuesst einem den Morgen nachdem man ueber ne Stunde verpennt hat ;)
Nur daneben sitzen, von Wärmebildkameras eingefangen...
Schön umgesetzt!
Danke für den Gastblog und neon
Vielleicht sollte man sich die nächste Ausgabe von neon beschaffen, um diese Auswirkungen lesen zu können
Ganz großes Tennis. Und meine beiden Lieblingsbildner kriegen ihr Fett weg.
Danke, danke, danke.