29.08.2011 um 16:46 Uhr
Geschrieben von Josh9
Endlich wieder zu Hause
Dieses vertraute Gefühl der gewohnten Atmosphäre. Dort die leicht eingebeulte, genau auf meinen Hintern zugesessene Sitzfläche der abgewetzten Couch. An der Wand das leicht vergilbte Bild, das ich schon immer mal abhängen wollte und an dessen Vorhaben mich ein innerer Widerstand gegen Veränderung scheitern liess. Was kann es für einen schöneren Ort geben um ein großes Fest mit seinen engsten Vertrauten zu veranstalten. Schön dekoriert und farbenfroh für den großen Auftritt in Szene gesetzt. Doch die Hausband spielt, vom ersten bis zum letzten Ton, ein kakophonisches Desaster ab, das abendliches Katzengejaule in ein symphonisches Orchester verwandeln würde.
Die Gäste benehmen sich wie die letzten Schmarotzer. Schütten Bier über den sündhaft teuren Perserteppich, drücken zum Abschied noch ihre Kippen an der Tapete aus und verschwinden lauthals mit einem schmutzig erbeuteten Dreier in der Hosentasche. Verdammt noch mal, was soll das? Als Gast hat man sich zu benehmen. Also schön passiv mitspielen, sich hinten reindrängen lassen um dann am Ende ein, zwei Dinger zu kassieren und wie begossene Köter vom fremden Platz schleichen.
So war das mal. Irgendwann in den 80ern. Als die Luft sauber und der Sex noch schmutzig war. Doch irgendetwas ist da in letzter Zeit äusserst prekär falsch gelaufen. Ganz besonders in unserem Hause und ehemaliger Festung, dem altehrwürdigen Berliner Olympiastadion.
Ganze 17 Bundesligaspiele am Stück, denen ich beiwohnte, wurden bis zum letzten Freitag schon ohne einen einzigen Heimsieg absolviert. Davon 11 niederschmetternde Niederlagen und sechs fade Unentschieden. Eine folgenschwere tasmanische Gedenkserie, die in der vorletzten Saison zum Abstieg führte und nach der erfolgreichen Rückkehr ins Oberhaus schnellstens beendet werden musste, denn ein Rezept des Klassenerhalts ist unabdingbare Heimstärke. Die Dauerkarte enpuppt sich schon als Ausweis der perfiden Selbstgeißelung, während die Auswärtsfahrt, der Gang in den herthanischen Kreuzkeller oder vor den TV zu Hause, ein meisst erfolgreiches Erlebnis darstellte. Im gesamten Jahre 2011 ist unsere Hertha auf gegnerischem Boden ungeschlagen, auch wenn sich das zugegebenermaßen meisst im Unterhaus der Bundesliga abspielte.
Die Saisonerföffnung gegen den 1.FC Nürnberg begann schon fulminant. Über 60.000 Herthaner bereiteten der Rückkehr in die Bundesliga einen grandiosen Empfang, als mit den ersten Klängen der Vereinshymne eine der beeindruckendsten Choreographien, die dieses 75 Jahre alte Gemäuer je gesehen hat, entfaltet wurde. Vor dem Hintergrund der in blau-weiss gestreiften Rängen, begann sich langsam eine überdimensionale Herthafahne aus dem Olympiagraben zu erheben und hinterliess bei fast jedem Zuschauer eine tiefe emotionale Berührung. Diese riesige zerschlissen Fahne, welche die Narben der harten Vereinsjahre symbolisierte, prangerte nun größer denn je wieder in der Bundesliga.
Einfach atemberaubend.
Das Spiel das darauf folgte war leider alles andere als das. Wir rannten lediglich dem Ball hinterher und schlussfolgernd kassierte man zu allem Übel auch noch das verdiente 0:1. Die Ränge gaben alles, peitschten die Spieler nach vorne, aber vergeblich. Es blieb mal wieder bei einer Heimniederlage. Tiefe Enttäuschung machte sich breit. Wir wollen einfach mal wieder jubeln. Diesen ganzen Mist aus der apokalyptischen Abstiegssaison abschütteln. Ein Tor. Ein Sieg. Das ist doch schon alles, wonach sich das blau-weisse Herz sehnt. Zwei gute darauf folgende Auswärtsauftritte nährten wieder die Hoffung auf das nächste Heimspiel. Lange nach Sonnenuntergang zeigte das Thermometer noch 30° an und es brannte förmlich die Luft im Stadion. In der ersten halben Stunde entfachte sich eine Stimmung, die ich so selten erlebt habe, wenn das Spiel absolut keinen Anlass dazu gab. Gesänge die oft nur aus dem Fanblock erklingen, breiteten sich wie ein Lauffeuer ins Stadion aus. Bei Ecken standen die Leute tosend auf und klatschten wie wild. Ein mächtiges HaHoHe, das aus dem Oberring zum Wechselgesang nach unten geschleudert wurde.
Wir alle wollten wieder dieses Gefühl spüren. Diese Erlösung, wenn der Ball über des Gegners Torlinie geht und kurz danach das Netz zum zappeln bringt.
Doch es sah lange nicht danach aus. Ein zähes Spiel, das die Gäste besser in den Griff bekamen und für einige brenzlige Situationen sorgten. Man fluchte und bangte zugleich. Doch irgendwie hatte ich in mir drin ein kleines Gefühl, das mir immer wieder sagte: Hier passiert heute noch etwas und wenn es erst im Schlussakt sein muss. Und plötzlich, als nur noch die wenigsten daran glaubte, passierte es wirklich. Ein steiler, eigentlich ungefährlicher Ball. Der Innenverteidiger rutscht unglücklich aus. Das ganze Stadion steht blitzschnell auf und schreit lauthals aus……….JETZT, MACH IHN!! Gehalten…NEIINNN doch Ebert ist da. Gedankenschnell flankt er das Ding genau auf die Rübe von Kopfballungeheuer Raffael und ……………….das Stadion explodierte förmlich. Wildfremde Menschen sprangen sich in die Arme und jubelten ekstatisch, als hätten wir gerade das entscheidende Tor im Finale des Europacups geschossen. Es war der Moment in dem sich dieser ganze Druck von einem ablöste und schlussendlich zum ersten Heimsieg seit 17 Bundesligaspielen reichte. Alle Herthaner feierten nach dem Schlusspfiff ausgelassen miteinander und es war ein gutes Gefühl, das mich still auf den Heimweg begleitete.
Wir sind endlich wieder zu Hause.
Die Gäste benehmen sich wie die letzten Schmarotzer. Schütten Bier über den sündhaft teuren Perserteppich, drücken zum Abschied noch ihre Kippen an der Tapete aus und verschwinden lauthals mit einem schmutzig erbeuteten Dreier in der Hosentasche. Verdammt noch mal, was soll das? Als Gast hat man sich zu benehmen. Also schön passiv mitspielen, sich hinten reindrängen lassen um dann am Ende ein, zwei Dinger zu kassieren und wie begossene Köter vom fremden Platz schleichen.
So war das mal. Irgendwann in den 80ern. Als die Luft sauber und der Sex noch schmutzig war. Doch irgendetwas ist da in letzter Zeit äusserst prekär falsch gelaufen. Ganz besonders in unserem Hause und ehemaliger Festung, dem altehrwürdigen Berliner Olympiastadion.
Ganze 17 Bundesligaspiele am Stück, denen ich beiwohnte, wurden bis zum letzten Freitag schon ohne einen einzigen Heimsieg absolviert. Davon 11 niederschmetternde Niederlagen und sechs fade Unentschieden. Eine folgenschwere tasmanische Gedenkserie, die in der vorletzten Saison zum Abstieg führte und nach der erfolgreichen Rückkehr ins Oberhaus schnellstens beendet werden musste, denn ein Rezept des Klassenerhalts ist unabdingbare Heimstärke. Die Dauerkarte enpuppt sich schon als Ausweis der perfiden Selbstgeißelung, während die Auswärtsfahrt, der Gang in den herthanischen Kreuzkeller oder vor den TV zu Hause, ein meisst erfolgreiches Erlebnis darstellte. Im gesamten Jahre 2011 ist unsere Hertha auf gegnerischem Boden ungeschlagen, auch wenn sich das zugegebenermaßen meisst im Unterhaus der Bundesliga abspielte.
Die Saisonerföffnung gegen den 1.FC Nürnberg begann schon fulminant. Über 60.000 Herthaner bereiteten der Rückkehr in die Bundesliga einen grandiosen Empfang, als mit den ersten Klängen der Vereinshymne eine der beeindruckendsten Choreographien, die dieses 75 Jahre alte Gemäuer je gesehen hat, entfaltet wurde. Vor dem Hintergrund der in blau-weiss gestreiften Rängen, begann sich langsam eine überdimensionale Herthafahne aus dem Olympiagraben zu erheben und hinterliess bei fast jedem Zuschauer eine tiefe emotionale Berührung. Diese riesige zerschlissen Fahne, welche die Narben der harten Vereinsjahre symbolisierte, prangerte nun größer denn je wieder in der Bundesliga.
Einfach atemberaubend.
Das Spiel das darauf folgte war leider alles andere als das. Wir rannten lediglich dem Ball hinterher und schlussfolgernd kassierte man zu allem Übel auch noch das verdiente 0:1. Die Ränge gaben alles, peitschten die Spieler nach vorne, aber vergeblich. Es blieb mal wieder bei einer Heimniederlage. Tiefe Enttäuschung machte sich breit. Wir wollen einfach mal wieder jubeln. Diesen ganzen Mist aus der apokalyptischen Abstiegssaison abschütteln. Ein Tor. Ein Sieg. Das ist doch schon alles, wonach sich das blau-weisse Herz sehnt. Zwei gute darauf folgende Auswärtsauftritte nährten wieder die Hoffung auf das nächste Heimspiel. Lange nach Sonnenuntergang zeigte das Thermometer noch 30° an und es brannte förmlich die Luft im Stadion. In der ersten halben Stunde entfachte sich eine Stimmung, die ich so selten erlebt habe, wenn das Spiel absolut keinen Anlass dazu gab. Gesänge die oft nur aus dem Fanblock erklingen, breiteten sich wie ein Lauffeuer ins Stadion aus. Bei Ecken standen die Leute tosend auf und klatschten wie wild. Ein mächtiges HaHoHe, das aus dem Oberring zum Wechselgesang nach unten geschleudert wurde.
Wir alle wollten wieder dieses Gefühl spüren. Diese Erlösung, wenn der Ball über des Gegners Torlinie geht und kurz danach das Netz zum zappeln bringt.
Doch es sah lange nicht danach aus. Ein zähes Spiel, das die Gäste besser in den Griff bekamen und für einige brenzlige Situationen sorgten. Man fluchte und bangte zugleich. Doch irgendwie hatte ich in mir drin ein kleines Gefühl, das mir immer wieder sagte: Hier passiert heute noch etwas und wenn es erst im Schlussakt sein muss. Und plötzlich, als nur noch die wenigsten daran glaubte, passierte es wirklich. Ein steiler, eigentlich ungefährlicher Ball. Der Innenverteidiger rutscht unglücklich aus. Das ganze Stadion steht blitzschnell auf und schreit lauthals aus……….JETZT, MACH IHN!! Gehalten…NEIINNN doch Ebert ist da. Gedankenschnell flankt er das Ding genau auf die Rübe von Kopfballungeheuer Raffael und ……………….das Stadion explodierte förmlich. Wildfremde Menschen sprangen sich in die Arme und jubelten ekstatisch, als hätten wir gerade das entscheidende Tor im Finale des Europacups geschossen. Es war der Moment in dem sich dieser ganze Druck von einem ablöste und schlussendlich zum ersten Heimsieg seit 17 Bundesligaspielen reichte. Alle Herthaner feierten nach dem Schlusspfiff ausgelassen miteinander und es war ein gutes Gefühl, das mich still auf den Heimweg begleitete.
Wir sind endlich wieder zu Hause.
Aufrufe: 7785 | Kommentare: 6 | Bewertungen: 11 | Erstellt:29.08.2011
ø 8.3
KOMMENTARE
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30.08.2011 | 17:00 Uhr
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uh1963 :
Ganz ehrlich?Es fehlt schwarz!
schwarz-weiß-blau, dass ist die einig akzeptable Zusammenstellung.
Zudem glaube ich, dass dein Werk zuviel Niveau hat
für diese Community.
Schau dich nur mal bei diesen Maskenbällern um,
da kommt Masse weit vor Klasse.
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29.08.2011 | 17:57 Uhr
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xxlhonk :
Zuhause?ganz schön eng bei dir.
Da sind nämlich einige mit dem Anspruch dass die Liga 1 ihr Zuhause wäre.
Der Traditions-und-bisher-nur-viermal-abgestiegene-Verein aus Köln.
Der Dauermeister aus der Heimat der Löwen.
Die typen aus dem Bierpalast, die Jungspunde aus dem Versicherungstempel, die Kutten von der Weser und natürlich der Ex-Rekordmeister vom Glubb.
Um nur einige zu nennen!
Alle wohnen sie in eurem Zuhause.
Wird Zeit, das von denen mal drei sich eine neue Heimat suchen.
Welche drei aus den o.g. Teams ist mir egal.
Such dir da welche aus.
Und dann lass uns auf die Driving Range gehen!
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29.08.2011 | 17:27 Uhr
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taneu :
Deine Blogs lese ich gerne. Räum schon mal die Bude aus, wen wir am ersten Oktoberwochenende kommen. Weil Effzeh und Benimm, das sind zwei Welten, die drei Punkte nehmen wir auch mit... bis dahin könnt ihr zu Hause gewinnen.
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29.08.2011 | 17:23 Uhr
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Du hast meine Gefühle vor der Saison und vor allem während der vergangenen Spiele genau auf den Punkt gebracht, ja sogar eine leichte Gänsehaut ausgelöst! Die Stimmung gegen die Schwaben war unbeschreiblich, vom Jubel nach dem Tor gar nicht erst zu sprechen.
HA HO HE
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Ich hoffe ihr bleibt drin und ich bedaure sehr das ich
im Oktober nicht mit euch den Sieg gegen den Effzeh feiern kann .