Bei der Weltmeisterschaft 1950 in Brasilien nahm auch zum ersten Mal England am Turnier teil. Die Gründe für die Nicht-Teilnahme an den vorangegangenen Turnieren lagen zum einen an dem angespannten Verhältnis zwischen dem englischen Verband FA und der FIFA. So ist 1928 England mit den drei anderen britischen Verbänden aus der FIFA ausgetreten, weil man keine Einigung über die Definition des Amateurstatus erzielen konnte.
Der andere Grund für das Fehlen der Engländer bei Weltmeisterschaft war, dass man schlicht kein Interesse an einem Kräftemessen mit Mannschaften außerhalb Großbritanniens hatte, da man diese nicht für konkurrenzfähig hielt.
Bestärkt wurde dieses Überlegenheitsgefühl, dass man zwischen 1870 und der ersten WM 1930 nur ein einziges Spiel gegen eine Mannschaft vom Kontinent verlor. Dies natürlich aufgrund der äußeren Umstände, nicht wegen der eigenen Qualität. Auch der 3-2 Erfolg im November 1934 über den amtierenden Weltmeister Italien trug zur überhöhten Selbsteinschätzung bei.
In die Annalen ging das Spiel als "Battle of Highbury" ein, da das Spiel sehr hart umkämpft und teilweise sogar gewalttätig war.
In England wurde diese Begegnung als das "echte" Endpsiel der Weltmeisterschaft angesehen und auch in Italien räumte man diesem Spiel hohe Bedeutung bei.
Qualifikation
Nachdem man 1946 wieder der FIFA beitrat, konnte man 4 Jahre später beim Turnier in Brasilien teilnehmen.
Die British Home Championship 1949/1950 , ein Turnier welches seit 1883 zwischen den England, Schottland, Wales und Irland/Nordirland jährlich ausgetragen wurde, stellten auch gleichzeitig eine Qualifikationsgruppe für die WM 1950 dar.
England setzte sich mit 3 Siegen und 14:3 souverän als Gruppenerster durch und konnte das WM Ticket für Brasilien buchen. Die Zweitplazierten Schotten hatten sich ebenfalls qualifiziert, verzichteten allerdings auf eine Teilnahme.
Turnierverlauf
Zum Auftakt des Turniers konnten die Engländer sich vor knapp 30.000 Zuschauern im Maracana mit 2-0 gegen die Chilenen durchsetzen. Die ersten beiden Torschützen in Englands WM Historie waren Stan Mortensen vom Blackpool FC und Wilfred Mannion von Middlesborough.
Doch schon im zweiten Gruppenspiel gegen die USA sollte Fußballgeschichte geschrieben werden. In Belo Horizonte verlor die Elf von Trainer Walter Winterbottom mit 0-1 gegen die Vereinigten Staaten. Als die mitgereisten englischen Journalisten das Ergebnis der Heimat übermittelten, sorgte dies für großes Erstaunen. Manch einer konnte das kaum glauben, so dass einer der Zeitungsredakteure einen Tippfehler vermutete und rasch eine 1 vor die 0 von England setzte. England 10 USA 0.
Torschütze für die Amerikaner war Joseph Gaetjens, welcher Ende der 1940er von Haiti in die USA zog um dort zu studieren. Besonders erstaunlich war, dass Gaetjens zum Zeitpunkt der Weltmeisterschaft nicht im Besitz einer amerikanischen Staatsbürgerschaft war. Dies galt ebenfalls für zwei weitere US Spieler. Die darauffolgenden Proteste der Engländer wies die FIFA mit der Begründung ab, dass alle einen Einbürgerungsantrag gestellt und danach vom US-Verband eine Freigabe erhalten hätten.
Ob Gaetjens nach der Weltmeisterschaft tatsächlich US Bürger wurde ist nicht geklärt.
Im letzten Gruppenspiel traf man diesmal vor 74.000 Zuschauern im Maracana auf Spanien, welche ihre ersten beiden Spiele gewinnen konnten. Es war das erste Duell dieser beiden Teams nach über 17 Jahren, damals konnte England die Spanier mit 7-1 aus Highbury fegen. Neben dem 1-7 gegen Italien 1928 stellt dies immernoch die höchste Niederlage der Geschichte für die Spanier dar.
Doch konnten sich die Mannen von der iberischen Halbinsel für die damalige Schmach revanchieren und besiegten England mit 1-0. Siegtorschütze war Bilbao Legende Telmo Zarra. Dies bedeutete das Vorrundenaus für die ambitionierten Engländer.
Folgen
Wirkliche Lehren aus diesem vorzeitigen Aus konnte England nicht ziehen. Es blieb vielmehr alles beim alten, so blieb Winterbottom weiterhin Trainer und auch eine vernünftige Auseinandersetzung mit der fußballerischen Entwicklung auf dem europäischen Kontinent und Südamerika fand nicht statt. So reiste Winterbottom mit der gesamten englischen Delegation gleich nach dem Ausscheiden ab.
Auch in den Medien wurde das Aus als dummes Mißgeschick betrachtet, welches nichts mit der Qualität des Trainings, der Taktik oder Strategie zu tun hatte. Dem Überlegenheitsgefühl der Engländer konnten erst 1953/1954 die Ungarn ein Ende bereiten. Als sie zunächst in London mit 6-3 siegten - was die erste Niederlage in Wembley gegen eine Mannschaft vom Festland bedeutete - und in Budapest schließlich ein 7-1 nachlegten. Die höchste Niederlage in der langen Geschichte der englischen Nationalmannschaft.
Und wieder was gelernt, danke dafür