02.12.2010 um 13:03 Uhr
Geschrieben von Josh9
Es wird kalt.....
in den Straßen Berlins und ein eisiger Ostwind zieht mir stürmisch durchs Gesicht. Das Olympiastadion liegt schon einige hundert Meter hinter mir und versinkt mit zunehmender Entfernung langsam im grautrüben Winter der Großstadt.
Verloren. Sang und klanglos ohne auch nur einen einzigen Spielzug entwickelt zu haben. Das ist 2.Liga und, verdammt bei allem Respekt, das ist Duisburg. Fast 70% Ballbesitz und heraus kam………nichts. Einfach nichts. Das ist ca. 1 Stunde ohne Unterbrechung am Ball auch nur den Ansatz eines Spiels zu zeigen. Ich setz mich gleich mal mit einem Stuhl vor eine Wand, um die Länge dieses Zeitraums
zu erfassen, ohne eine geringste Aktivität zu erbringen.
Keine Kreativität, kein vertikales Spiel, keine Kombinationen.
Das, was alles noch so verheissungsvoll im Sommer begann scheint nun die kalten Temperaturen Berlins zu spüren bekommen haben.
Markus Babbel trat derzeit forsch und redegewand auf und, typisch Berlin, man lässt Schlechtes aus der Vergangenheit schnell hinter sich um sich mit vollem Elan der neuen Aufgabe zu widmen.
Das muss irgendwie an der Geschichte dieser Stadt liegen, aus der sich diese Mentalität entwickelte. Egal wie übel das Schicksal einem mitspielt , das wird abgehakt und weiter gehts. Zurückschauen is nich.
50.000 Zuschauer in den ersten Heimspielen zeigten dass die Berliner zu ihrem Verein auch in der 2.Liga stehen und die Integration von vielen Jugendspielern weckte großes Interesse.
Oft angekündigt , doch nie so vehement umgesetzt wie vom neuen Trainer Markus Babbel. Das Profil der Hertha nahm sichtlich Konturen an und die Nähe des Vereins zu den Fans war selten so innig wie zu dieser Zeit. Michael Preetz gibt sich sehr volksnah und auch seine von ihm initierte Hertha-Kieztour kommt bei den Berliner sehr gut an. Alle zwei-drei Monate wird eine volle Trainingseinheit auf den Amateurplätzen der Stadt absolviert und hier gibt es Hertha zum anfassen für jedermann. Bolzplatzfeeling mit Profispielern.
Die anfängliche Euphorie und der Schwung wurde auch auf den Platz übertragen, und es dauerte nicht lange, da stand man schon auf Platz eins der 2.Bundesliga und diesen wolle man ja vollmundig nie wieder hergeben.
Hertha wäre wohl nicht Hertha wenn man schon direkt nach Ausspruch eines solchen Satzes sich gleich mal gepflegt auf die Fresse legt. Selbstzufriedenheit schlich sich langsam in jegliche Mannschaftsteile ein.
Markus Babbel setzte von Anfang an auf volle Offensive im 4-1-4-1 um den Gegner schon im Spielaufbau unter Druck zu setzen. Der aufopferungsvoll kämpfende Niemayer gilt in diesem System als einziger defensiver Rückhalt im Mittelfeld. Raffael und Domovtchisky als 10er die
das Pressing zentral betreiben sollten, Ramos und Rukavitsya als flinke Aussenläufer und der bullige Friend als Keilstürmer.
Gegen Teams die sich weit zurückzogen und wenig Gegenwehr leisteten bewährte sich dieses System noch Anfangs, jedoch dauerte es nicht lange bis sich einige Gegner immer besser auf uns einstellten. Überlass ihnen den Ball, stell die Hertha kurz nach der Mittellinie mit einem dichten Verband, der sich wie ein Schal über die Phalanx der offensiven Mittelfeldspieler legt und die Hertha zeigt ihre Kreativlosigkeit in allen Zügen.
Wenn zusätzlich Niemayer abgedeckt wird, findet an dieser Stelle auch kein Aufbauspiel. Lange Zufallsbälle, aufgrund fehlender Anspielstationen, in die Spitze sind das ermüdende Resultat und das so gewollte Pressing verpufft auch maßlos, denn wenn der Gegner nur für schnelle Konter im Ballbesitz ist und die Viererkette isoliert vor sich auffindet, dann braucht man sich nicht wundern, wenn man als Verlierer vom Platz geht, obwohl man scheinbar das gesamte Spiel bestimmte.
Ich bin ja wirklich begeistert davon, mit welchem Mut Markus Babbel die jungen Spieler aus der Hertha-Akademie ins kalte Wasser wirft. Beim überzeugenden Heimsieg gegen Bochum standen am Ende mit Schulz, Perdedaj, Djuricin, Neumann und Lasogga gleich fünf davon auf dem Platz und alle zwischen 17 und 19 Jahren alt, aber so langsam fehlt mir hier einfach das taktische Konzept, das unsere spielerische Überlegenheit zum Ausdruck bringen soll, auch wenn der Gegner sich taktisch klug verhält wie Aachen oder Duisburg.
Treterorgien wie in Osnabrück, die ihre Unterstützung durch den Schiedsrichter fanden, müssen auch spielerisch gelöst werden, denn den Ball befindet sich über weite Strecken immer in unserem Besitz und wer diesen hat, muss kreativ agieren.
Die zwingendste Umstellung ist für mich der 2. Sechser um überhaupt mal ein geordnetes Aufbauspiel von Hinten heraus zu gestalten.
Ein Fabian Lustenberger fehlt hier an allen Ecken und Ende um mit seiner glänzenden Antizipation für Spielsituationen Bälle abzufangen und das Spiel aus dem defensiven Mittelfeld zu koordinieren.
Durch den einrückenden Sechser könnten auch die Aussenverteidiger offensiver agieren um den defensiven "Schal" des Gegners an der Aussenlinie zu hinterlaufen.
Keine Mannschaft schlägt weniger Bälle von Aussen nach Innen als Hertha BSC, ein wirklich alarmierender Wert für die Ineffizienz der schnellen Aussenstürmer, die zu oft ohne Unterstützung auskommen mussten und es auch eher bevorzugen in die Mitte zu ziehen um den Ball auf den starken Fuss zu legen. Zu ausrechenbar. Zu behäbig. Zu kreativlos.
Es muss sich etwas ändern. Und zwar sehr grundlegendes.
Nachtijall ick hör dir trapsen
Der Winter schlägt in Berlin eisig zu und der Motor vom südamerikanischen Hersteller stottert und springt selten an. Es wird Zeit für das Frostschutzmittel einzufüllen und Öl nachzukippen, denn
das Saisonziel Aufstieg wird auf diese Art und Weise schwer zu realisieren sein, und die drückende Schuldenlast beängstigt mich so langsam um einiges mehr als die anscheinende Härte des kommenden und sehr langen Winters.
Verloren. Sang und klanglos ohne auch nur einen einzigen Spielzug entwickelt zu haben. Das ist 2.Liga und, verdammt bei allem Respekt, das ist Duisburg. Fast 70% Ballbesitz und heraus kam………nichts. Einfach nichts. Das ist ca. 1 Stunde ohne Unterbrechung am Ball auch nur den Ansatz eines Spiels zu zeigen. Ich setz mich gleich mal mit einem Stuhl vor eine Wand, um die Länge dieses Zeitraums
zu erfassen, ohne eine geringste Aktivität zu erbringen.
Keine Kreativität, kein vertikales Spiel, keine Kombinationen.
Das, was alles noch so verheissungsvoll im Sommer begann scheint nun die kalten Temperaturen Berlins zu spüren bekommen haben.
Markus Babbel trat derzeit forsch und redegewand auf und, typisch Berlin, man lässt Schlechtes aus der Vergangenheit schnell hinter sich um sich mit vollem Elan der neuen Aufgabe zu widmen.
Das muss irgendwie an der Geschichte dieser Stadt liegen, aus der sich diese Mentalität entwickelte. Egal wie übel das Schicksal einem mitspielt , das wird abgehakt und weiter gehts. Zurückschauen is nich.
50.000 Zuschauer in den ersten Heimspielen zeigten dass die Berliner zu ihrem Verein auch in der 2.Liga stehen und die Integration von vielen Jugendspielern weckte großes Interesse.
Oft angekündigt , doch nie so vehement umgesetzt wie vom neuen Trainer Markus Babbel. Das Profil der Hertha nahm sichtlich Konturen an und die Nähe des Vereins zu den Fans war selten so innig wie zu dieser Zeit. Michael Preetz gibt sich sehr volksnah und auch seine von ihm initierte Hertha-Kieztour kommt bei den Berliner sehr gut an. Alle zwei-drei Monate wird eine volle Trainingseinheit auf den Amateurplätzen der Stadt absolviert und hier gibt es Hertha zum anfassen für jedermann. Bolzplatzfeeling mit Profispielern.
Die anfängliche Euphorie und der Schwung wurde auch auf den Platz übertragen, und es dauerte nicht lange, da stand man schon auf Platz eins der 2.Bundesliga und diesen wolle man ja vollmundig nie wieder hergeben.
Hertha wäre wohl nicht Hertha wenn man schon direkt nach Ausspruch eines solchen Satzes sich gleich mal gepflegt auf die Fresse legt. Selbstzufriedenheit schlich sich langsam in jegliche Mannschaftsteile ein.
Markus Babbel setzte von Anfang an auf volle Offensive im 4-1-4-1 um den Gegner schon im Spielaufbau unter Druck zu setzen. Der aufopferungsvoll kämpfende Niemayer gilt in diesem System als einziger defensiver Rückhalt im Mittelfeld. Raffael und Domovtchisky als 10er die
das Pressing zentral betreiben sollten, Ramos und Rukavitsya als flinke Aussenläufer und der bullige Friend als Keilstürmer.
Gegen Teams die sich weit zurückzogen und wenig Gegenwehr leisteten bewährte sich dieses System noch Anfangs, jedoch dauerte es nicht lange bis sich einige Gegner immer besser auf uns einstellten. Überlass ihnen den Ball, stell die Hertha kurz nach der Mittellinie mit einem dichten Verband, der sich wie ein Schal über die Phalanx der offensiven Mittelfeldspieler legt und die Hertha zeigt ihre Kreativlosigkeit in allen Zügen.
Wenn zusätzlich Niemayer abgedeckt wird, findet an dieser Stelle auch kein Aufbauspiel. Lange Zufallsbälle, aufgrund fehlender Anspielstationen, in die Spitze sind das ermüdende Resultat und das so gewollte Pressing verpufft auch maßlos, denn wenn der Gegner nur für schnelle Konter im Ballbesitz ist und die Viererkette isoliert vor sich auffindet, dann braucht man sich nicht wundern, wenn man als Verlierer vom Platz geht, obwohl man scheinbar das gesamte Spiel bestimmte.
Ich bin ja wirklich begeistert davon, mit welchem Mut Markus Babbel die jungen Spieler aus der Hertha-Akademie ins kalte Wasser wirft. Beim überzeugenden Heimsieg gegen Bochum standen am Ende mit Schulz, Perdedaj, Djuricin, Neumann und Lasogga gleich fünf davon auf dem Platz und alle zwischen 17 und 19 Jahren alt, aber so langsam fehlt mir hier einfach das taktische Konzept, das unsere spielerische Überlegenheit zum Ausdruck bringen soll, auch wenn der Gegner sich taktisch klug verhält wie Aachen oder Duisburg.
Treterorgien wie in Osnabrück, die ihre Unterstützung durch den Schiedsrichter fanden, müssen auch spielerisch gelöst werden, denn den Ball befindet sich über weite Strecken immer in unserem Besitz und wer diesen hat, muss kreativ agieren.
Die zwingendste Umstellung ist für mich der 2. Sechser um überhaupt mal ein geordnetes Aufbauspiel von Hinten heraus zu gestalten.
Ein Fabian Lustenberger fehlt hier an allen Ecken und Ende um mit seiner glänzenden Antizipation für Spielsituationen Bälle abzufangen und das Spiel aus dem defensiven Mittelfeld zu koordinieren.
Durch den einrückenden Sechser könnten auch die Aussenverteidiger offensiver agieren um den defensiven "Schal" des Gegners an der Aussenlinie zu hinterlaufen.
Keine Mannschaft schlägt weniger Bälle von Aussen nach Innen als Hertha BSC, ein wirklich alarmierender Wert für die Ineffizienz der schnellen Aussenstürmer, die zu oft ohne Unterstützung auskommen mussten und es auch eher bevorzugen in die Mitte zu ziehen um den Ball auf den starken Fuss zu legen. Zu ausrechenbar. Zu behäbig. Zu kreativlos.
Es muss sich etwas ändern. Und zwar sehr grundlegendes.
Nachtijall ick hör dir trapsen
Der Winter schlägt in Berlin eisig zu und der Motor vom südamerikanischen Hersteller stottert und springt selten an. Es wird Zeit für das Frostschutzmittel einzufüllen und Öl nachzukippen, denn
das Saisonziel Aufstieg wird auf diese Art und Weise schwer zu realisieren sein, und die drückende Schuldenlast beängstigt mich so langsam um einiges mehr als die anscheinende Härte des kommenden und sehr langen Winters.
Aufrufe: 3376 | Kommentare: 21 | Bewertungen: 15 | Erstellt:02.12.2010
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