"Ein gebrauchter Tag"

Vor dem Spiel:

Es ist Mittwoch, der 11.04.2012 irgendwann früh morgens um 8.00 Uhr. Ich bin einer der Glücklichen, der eine Karte für das Spiel der Spiele bekommen hatte. Das sogenannte Gigantenduell, epische Schlacht oder Meisterduell, wie auch immer es vorher genannt wurde. Noch kurz gefrühstückt die Frau ins Auto gepackt und los ging es. Auf der Autobahn angekommen konnte man endlich mal Gas geben. Je weiter es Richtung Westen ging umso schöner wurde zwar das Wetter aber die Gegend wurde immer langweiliger. Mit jedem Kilometer, den wir näher an besagtem Ziel kamen, stieg meine innerliche Unruhe. Nervosität macht sich breit bei mir. Ich war in Gedanken und konnte den Sätzen meiner Frau nur bedingt folgen. Dann endlich nach dem Kreuz Dortmund/Unna hatte man das Gefühl wieder in der Zivilisation zu sein. Während ich so durch Dortmund fuhr und schon mal einen Blick auf das abendliche Schlachtfeld werfen konnte, merkte ich das Ich mal wieder viel zu früh am Ziel bin und so beschlossen wir im Hotel angekommen noch ein kurzes Nickerchen zu machen, wobei von meiner Seite aus in keinster Weise an Schlaf zu denke war.

Gedanken schossen mir durch den Kopf, angefangen was mache ich, wenn wir verlieren sollten, was wenn wir gewinnen, wird es friedlich im Stadion und drum herum bleiben und so weiter. Gegen 17 Uhr sind wir dann frohen Mutes Richtung Stadion aufgebrochen. Es war alles wunderbar ausgeschildert, sodass selbst ein Ossi nichts falsch machen konnte. Auch hier waren wir wieder zu früh, denn die Pforten öffneten erst gegen 18 Uhr. Okay das Wetter passte und so schlenderten wir etwas die Strobelallee entlang, zwischen durch gab es eine Wurst in einem Lokal namens Strobel´s. Das war natürlich Erst-Mal ein kulinarischer Schock, wenn man Thüringer Bratwürste kennt oder die original Chilikrainer aus der Allianz Arena. Was mir schon hier auffiel, dass viele Fans beider Vereine miteinander diskutierten und Bier tranken. Den Vogel schoss allerdings ein Passant neben uns ab. Ich zitiere ihn wörtlich „Nicht mal Hooligans hier, was ist das für ein Kindergarten" wir schüttelten nur mit dem Kopf. Dann wollten wir eigentlich noch in das Borusseum aber für 6 Euro dachte ich mir muss ich mir die paar Pokal dort nicht anschauen.

Im Stadion:

Punkt 18 Uhr wurden wir von einem Voluntaer zu unserem Platz gebracht, ich war positiv überrascht, auch wenn dieser Typ mich ständig schieben wollte. Am Platz angekommen schweifte mein Blick durch das weite Rund und ich war schon beeindruckt von der Größe des Stadions, auch wenn mir die Allianz Arena rein optisch wesentlich besser gefällt. Das Schöne an meinem Platz direkt am Spielfeldrand war, dass man vielerlei Prominenz hautnah sehen konnte und sogar ein kurzer Small Talk mit Dr. Merk war möglich. Aber ganz im Ernst als Dr.Watze vor mir ein Interview für Liga Total gab habe ich lange überlegt, ob ich das Gespräch nicht mal sabotieren sollte. Ich mag den Watzke nicht.



Einzug der Gladiatoren

So langsam füllte sich auch das Stadion und der Anstoß rückte immer näher. Jetzt weiß ich was die BVB-Fans meinen, wenn Sie von Atmosphäre reden. Sicher waren auch etwas 8000 – 10000 Bayernfans im Stadion die alles möglich versuchten um sich gehör zu verschaffen aber wie Klopp schon versprach, das Stadion wird schon vor Spielbeginn brennen und so war es auch. Die sogenannte gelbe Wand, auf der übrigens so viel Leute stehen, wie meine Heimatstadt Einwohner hat, machte so einen Lärm, wie ich es noch nirgends erlebt habe. Dies muss ich leider mal neidvoll zugeben.

Positiv aus meiner Sicht, trotz aller scharmützel im Vorfeld, wie respektvoll vor dem Spiel, in Person von Klopp, Nerlinger und Heynckes, miteinander umgegangen wurde. Das zeigt den gegenseitigen Respekt. Was allerdings mit Klopp passiert, wenn das Spiel angepfiffen wird, ist wieder ein anderes Thema. Sicher sagen die BVB-Fans jetzt wieder das sind Emotionen aber ich saß unweit der Trainerbank und was da in den 90 Minuten abging, ist schon arg grenzwertig uns bestätigt mich in meiner Annahme das Kloppo zwei verschiedene Gesichter hat.

Auf das Spiel möchte ich gar nicht näher eingehen, dazu wurde schon viel geschrieben. Nur ein paar Dinge. Aus meiner Sicht ein verdienter Sieg, wenn zum Ende hin auch etwas glücklich aber wer 24 Spiele ungeschlagen ist, ich glaube dann muss man nicht mehr darüber diskutieren ob die Meisterschaft verdient oder unverdient ist. Der FCB hat sicher alles gegeben, mehr geht zurzeit nicht und wir haben die Meisterschaft eher in Leverkusen, Hamburg, Freiburg verloren als in Dortmund.

Negatives gibt’s natürlich auch zu berichten. Bei aller Vergangenheit und Hass, dem man Neuer entgegenbringt, was da nach der Halbzeit als Neuer auf die gelbe Wand zulief, alles geflogen kam, hat im Sport nichts zu suchen. Auch ich wurde Opfer von sinnlosem hirnverbranntem Verhalten. Als Lewandowski das Tor erzielte, dachte ich ein Erdbeben bricht über das Stadion herein. Im gleichen Atemzug verspürte ich einen Schlag auf meinem Kopf und ich sah, dass mich ein voller Bierbecher traf. Hier mache ich den Ordnungskräften, die sonst sehr freundlich waren aber doch einen Vorwurf, weil sie nicht Richtung Publikum schauten, wie es sein sollte, sondern ihr Fandasein auslebten und lieber das Tor feierten


Der 12. Mann des BVB die gelbe Wand

Nach dem Spiel:

Der tragische Held des Abends ist mit Robben schnell gefunden aber ich würde ihn nie einen Vorwurf machen. So was passiert. Im Pokalspiel in Gladbach war es Dante, der dieses Gefühl erlebte und diesmal eben unser Spieler. Das Leben geht weiter und allen Fans die denken Robben beleidigen zu müssen sei gesagt, in meinen Augen seid ihr keine wahren Fans. Nach dem Spiel spürte ich eine völlige leere in mir. Ich konnte nicht viel sagen. Meine Frau sah mich nur an und wusste das jetzt kein Trost der Welt hilft. Ich blickte auf das Spielfeld und sah zusammensinkende Spieler des FCB und ich versuchte ihre Gedanken zu lesen und kämpfte mit den Tränen auf der anderen Seite jubelnde Borussen, die uns nun zum vierten Male in Folge mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung die Grenzen aufgezeigt haben. So ist Fußball im positiven, wie auch negativen Sinne. Das Leben geht weiter, für einen Arjen, wie auch für den FCB und auch für mich und ch hoffe, dass man eventuell in Berlin den Spieß schon umdrehen kann.

Am nächsten Tag war ­seelisches Wunden lecken, in Form eines Zoo Besuches in Gelsenkirchen, angesagt. Ich genoss diese Zeit und konnte wunderbar abschalten.
Zum Schluss noch ein Satz meiner Frau. Dortmund hat zwar das lautere Stadion aber das schönere steht in München.