12.07.2011 um 20:32 Uhr
Geschrieben von Voegi
FCB-Gesichter (I)
Uli Hoeneß
…oder die Frage nach dem Ursprung eines Mythos.
In unserer neuen Reihe "FCB-Gesichter" beschäftigen wir uns von nun an mit den großen und kleinen Persönlichkeiten des Bayern-Universums. Kultkicker, Helden und Idole stehen dabei genauso im Mittelpunkt wie vergessene Kurzzeitzprofis, unterschätzte Randfiguren und die Macher im Hintergrund. FCB-Gesichter zeigt den FC Bayern ganz persönlich:
Das Gesicht schlechthin des FC Bayern ist Uli Hoeneß. Niemand personifiziert den Verein so sehr wie der langjährige Manager und heutige Präsident. Wer an den FC Bayern denkt, denkt unweigerlich auch an Uli Hoeneß, seines Zeichens längst Markenzeichen einer einzigartigen Erfolgsgeschichte. Doch so sehr der gebürtige Ulmer den FC Bayern auch in all seinen Facetten repräsentiert, so sehr polarisiert er damit die Fußballfans innerhalb Deutschlands. Als Sinnbild des erfolgreichen und gleichsam selbstbewussten wie zuweilen überheblichen Fußballclubs wurde Hoeneß außerhalb der eigenen Fangemeinde oftmals zur Zielscheibe von Spott und Anfeindungen.
Trotz aller Ablehnung äußern jedoch auch Anhänger anderer Vereine zusehends Respekt gegenüber der Lebensleistung Uli Hoeneß', die hierzulande ihresgleichen sucht. Seit mehr als 40 Jahren ist Uli Hoeneß nun – abgesehen von einem kurzen Intermezzo in Nürnberg – beim FC Bayern beschäftigt und hat den Verein in dieser Zeit geprägt wie kein anderer.
Die Ehe war dabei ursprünglich keineswegs auf Lebenszeit angelegt. Im Gegenteil, sein damaliger Spezi Paul Breitner prophezeite Hoeneß eine große Wirtschaftskarriere außerhalb des Fußballbusiness. Und in der Tat hat sich Hoeneß zunächst nicht um den Posten des Managers gerissen. Sein Engagement wirkte zu Beginn vielmehr wie eine Verlegenheitslösung, sah sich der damals 27Jährige im Jahre 1979 aufgrund einer Knieverletzung mit dem Karriereende konfrontiert. Auf Initiative des frisch gebackenen Präsidenten Willi O. Hoffmann übernahm Hoeneß im April 1979 schließlich das Manageramt, ohne diesen Posten wirklich herbeigesehnt zu haben.
Um verstehen zu können, weshalb Hoeneß und der FC Bayern schließlich doch auf derart unentzweibare Weise verwuchsen, muss man sich die Ausgangssituation im April 1979 vergegenwärtigen. Als Hoeneß den Managerposten beim FC Bayern antrat, war es um die Geschicke des Vereins nicht gerade gut bestellt. Vor allem wirtschaftlich war die Situation äußerst angespannt. Aber auch in atmosphärischer Hinsicht lag Ende der 70er Jahre an der Säbener Straße vieles im Argen. Zwischen Trainer, Mannschaft und Vereinsführung kam es immer wieder zu Unstimmigkeiten, die schließlich in eine Spielerrevolte gegen Präsident Wilhelm Neudecker mündeten, der im Frühjahr 1979 daraufhin entnervt sein Amt hinwarf.
Und selbst die sportliche Lage war entgegen der Mär der Goldenen 70er Jahre seinerzeit äußerst bescheiden. Seit 1974 hatte der FC Bayern keinen nationalen Titel mehr gewonnen und war nach einem frustrierenden 12. Platz in der Spielzeit 1977/78 kurzzeitig gar in der sportlichen Bedeutungslosigkeit verschwunden. Der Hattrick im Europacup der Landemeister (74 – 76) offenbarte zwar, welches Potential in der Mannschaft lag, täuschte andererseits aber doch darüber hinweg, dass man diese Möglichkeiten auf nationaler Ebene nicht mehr umzusetzen wusste.
Kurzum, die Situation, die Uli Hoeneß bei seinem Amtsantritt vorfand, war besorgniserregend. Doch ihm gelang es, den Verein als Spiritus rector eines neuen FC Bayern wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Infolge des Sponsorenvertrages mit Magirus-Deutz und schließlich durch den Verkauf Karl-Heinz Rummenigges wurde der Verein wirtschaftlich saniert und mittels einer weitblickenden und vernunftorientierenden Finanzpolitik auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet. Mit der wirtschaftlichen Konsolidierung ging auch ein sportliches Wiedererstarken einher. In den 80er Jahren errang der FC Bayern insgesamt sechst Meistertitel und gewann dreimal den DFB-Vereinspokal. Allein auf internationaler Ebene ließen Titelgewinne auf sich warten. Zwar stand man zweimal im Europapokalfinale (1982 und 1987), verfehlte jedoch beide Male auf denkbar unglückliche Weise den großen Triumph.
Und dennoch war die positive Entwicklung unübersehbar. Die Lethargie der späten 70er Jahre wich einem neuen mia-san-mia-Gefühl, für das Uli Hoeneß Pate stand. Die Rückkehr in die Erfolgspur geht denn auch zu großen Teilen auf sein Konto. So ist es wohl vor allen Dingen Uli Hoeneß zu verdanken, dass der FC Bayern der einzige Fußballclub Deutschlands ist, der kontinuierlich Erfolgserlebnisse zu verzeichnen hat und von den ganz großen Einbrüchen verschont geblieben ist. Er hat den Verein durch cleveres Management zu dem gemacht, was er ist. Der FC Bayern ist sein Projekt. Nicht zuletzt deshalb ist seine Identifikation so ausgeprägt. Und nicht zuletzt deshalb haben ihm die jüngsten Anfeindungen aus der Bayernkurve besonders zugesetzt.
Hoeneß' vorbehaltlose Identifikation mit dem FC Bayern hat in den 80er Jahren aber auch eine unvorhersehbare Eigendynamik erfahren, die in dem Aufkommen neuer Feindbilder begründet liegt. In verbalen Zweikämpfen mit Willi Lemke und Christoph Daum rieb sich der Bayern-Manager mit geradezu wonnevoller Leidenschaft auf und füllte die Idee der "Abteilung Attacke" mit Leben. Mehr und mehr geriet Hoeneß so in die Rolle des Bayern-Syndikus, der kompromisslos für seinen Verein, den er inzwischen längst als seine zweite Familie betrachtete, Partei ergriff – eine Haltung, die sich auch in Hoeneß' persönlichem Credo "Wer den FC Bayern angreift, der greift auch mich an." niederschlug. Der FC Bayern und Uli Hoeneß waren mithin spätestens Ende der 80er Jahre zu einer unlösbaren Einheit verschmolzen.
Es ist aber gleichwohl doch mehr als ein historischer Prozess, durch den sich die Identifikation von Uli Hoeneß mit "seinem" FC Bayern erklärt. Der wahre, tiefer gehende Grund liegt in der Persönlichkeit des heutigen Bayern-Präsidenten, einem Menschen, der kompromisslos für seine eigenen Überzeugungen einzustehen pflegt und dabei auch Konfrontationen nicht scheut. Uli Hoeneß war und ist ein leidenschaftlicher Kämpfer mit Ehrgeiz und Herzblut, der sich irgendwann im Laufe der Jahre in den FC Bayern verliebt hat und sein Wirken seit jeher in dessen Dienst stellt.
Dass er dabei auch Grenzen überschreitet und im Eifer des Gefechts mitunter zu unbedachten Äußerungen neigt, gehört genauso zur Wahrheit über Uli Hoeneß wie eine beträchtliche Zahl an Fehleinkäufen – gerade in den 90er Jahren. Und dennoch ist und bleibt Hoeneß einer der großen Macher des Sports, der seinen Verein trotz allen wirtschaftlichen Know-Hows nach wie vor als seine Familie begreift.
Mr. FC Bayern
Aufrufe: 21485 | Kommentare: 50 | Bewertungen: 52 | Erstellt:12.07.2011
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KOMMENTARE
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14.07.2011 | 18:09 Uhr
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jetzt mal im ernst ich finde es eine absolute unverschämtheit dass die mit ihrer pressemitteilung jetzt schon wieder die muskeln spielen lassen müssen und bin der meinung, dass man die so langsam vor die wahl stellen sollte ob sie ihren verein vorm stadion oder im stadion vertreten wollen und sie sich mit ihren aussagen eher in richtung ausgang bewegen
es gab nen runden tisch in dem hieß es keine weiteren aktionen mehr gegen neuer.
ihm verhaltensregeln zu diktieren ist schonmal ne unverschämtheit
sich in der öffentlichkeit damit noch selbst nen orden anhängen zu lassen wie viel macht man ja habe find ich unverschämt und gehört so langsam bestraft!
ich bin der meinung, dass man als bayern und vor allem als fußballfan da langsam etwas machen sollte, denn einige ultra-gruppierungen und besonders die schickeria werden immer ähnlicher den in europa so unglaublich beliebten tifosi aus italien, die nichts als krawall ins stadion bringen und weswegen andere nicht mehr kommen.
ich kenn ein spruchband das hieß wir opfern mehr als 7€ für den verein sondern auch unseren jahresurlaub usw.
das is ne schöne sache und ich finde imposant, wenn da 70-100 mann bei nem testspiel am gardasee stehen und 90 minuten stimmung machen aber ich finde scheußlich, wenn die gleichen dann solche nahezu hetze gegen spieler machen, weil ihnen nicht gefällt das dieser sich mit seinem alten verein wirklich identifiziert hat.
es ist nunmal der verein seiner heimatstadt und er wurde vom balljungen zum stammspieler und kapitän und wurde weiß gott gerne von der vereinsführung zum heilsbringer erklärt
und dann wurde er als junger mann da vllt auch in eine rolle hineingeschoben, deren folgen er lange nicht erkannt hat aber als er reif war hat er sich professioneller verhalten als ihr in eurem "fandasein"
manuel neuer hat sich jederzeit professionell verhalten seit er wechseln wollte und keine aktionen gegen den fcb gemacht. warum ihr gegen ihn?
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14.07.2011 | 16:38 Uhr
-2
reudigerRüdiger : @LaBestiaNegra : @FcBayernMonaco
Schön zu lesen, dass ihr Bayenfans euch untereinander auch nicht leiden könnt :D
1
14.07.2011 | 15:36 Uhr
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yoo Servus.
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14.07.2011 | 14:51 Uhr
-1
aber okay, du hast gewonnen, bist der tollste, hast recht und ich bin raus
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14.07.2011 | 14:28 Uhr
0
Es stimmt mich traurig mit solchen wie Dir, den selben Verein zu "teilen".
" Auf Vorwissen basierende Vermutungen" Na wo gibts denn sowas.
Entweder ich weiß was oder nicht. Ich vermute ganz stark Du weißt nichts
Du hast Dich selbst ins Aus geschoßen, Fähnchen im Wind.
Komm "hols" Balli...
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14.07.2011 | 14:17 Uhr
-1
was da gruppeintern vor sich geht, weiß ich demnach logischerweise nicht, von daher betreibe ich nicht mehr, als auf vorwissen basierende vermutungen, während du ahnungslosen rotz schreibst, am nächsten tag der presse weitere informationen entnimmst und dir dann auf die schulter klopfen kannst, weil du zu dem zeitpunkt dann mehr weißt^^
und wer das wort "hohl" falsch schreibt, sollte nicht mit solchen wörtern werfen
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14.07.2011 | 12:03 Uhr
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LaBestiaNegra : @FcBayernMonaco
Hier Du Ahnungsloser:Ein Auszug:
Auf einen Protest-Verzicht sind die Fan-Gruppierungen ab sofort bereit - aber nur mit Bedingungen! "Schickeria", "Inferno Bavaria '01" stellten eine gemeinsame Erklärung ins Internet. Diese stellt Verhaltensregeln für den Bayern-Keeper auf.
"Am heutigen Dienstagabend gab es ein Treffen zwischen Manuel Neuer und Vertretern der Gruppen aus der Südkurve, die sich an den Aktionen gegen die Verpflichtung von Neuer beteiligt haben. Ihm wurde von uns mitgeteilt, wie er sich zukünftig in Bezug auf unsere Kurve zu verhalten hat. An unserer Meinung zu ihm, die man in unseren früheren Erklärungen nachlesen kann, hat sich nichts geändert. Wenn sich Manuel Neuer aber an die besprochenen Verhaltensregeln und eine respektvolle Distanz hält, wird es keine weiteren organisierten Proteste und Aktionen geben. Auf dieses Prozedere haben sich die Gruppen gemeinsam nach der Bekanntgabe des Wechsels verständigt."
Größenwahn... Ihr kleinen Lichter... bitte schleichts Euch einfach.
Und zu Deinem Spruchband lieber schlauer FCbayernMonaco wo sich die Schickeria ja ach so distanziert hat:
" Weiter kann man in der Presseerklärung lesen, unsere Gruppe hätte sich von dem Spruchband distanziert. Wir haben lediglich darauf hingewiesen, dass das Spruchband nicht von unserer Gruppe, sondern vom Inferno Bavaria gezeigt worden ist. Das stellt für uns keine inhaltliche Distanzierung dar."
Du bist schon ein ganz ein schlauer Groupie..
Wärst wohl gern einer von denen und bist selbst für die noch zu hol.
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14.07.2011 | 07:36 Uhr
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Gotti1963 : @CaptainAhab1965
Du hast recht mt deinem Kommentar.Deine Sicht auf die ersten Jahre "UH als Manager" sind richtig, und zeugen von großem Wissen der damaligen Vorgänge und Zusammenhänge.
Aber: Es kann in einer solchen Rubrik, und in einem solchen blog nur darum gehen, Uli als Ganzes in seiner Bedeutung für den FC Bayern der letzten Summasummarum 35 Jahre zu beschreiben, oder wie ich es sehen würde, den "roten Teppich auszurollen".
Um Uli Hoeness in allen Bereichen, Facetten und Phasen seines Wirkens zu beschreiben, bräuchte es wahrscheinlich eine ganze blogserie, mit Uli als Thema.
Konnte Voegi hier nie und nimmer leisten...
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Es kann nur so sein, dass sie in Ihrem Leben totale versager sind und sie in Ihrem "Fan" dasein Ihr Ventil gefunden haben.
Ich kenne ein paar aus diesen Ultrakreisen und auf die trifft das definitiv zu.
Es wird Zeit dass man Ihnen zeigt, dass Sie nicht länger erwünscht sind und das wird auch passieren.