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FC Bayern München


Gründer: Tobi | Mitglieder: 965 | Beiträge: 253
19.10.2010 um 15:04 Uhr
Geschrieben von Voegi
FCB-Kultkicker (IV)
Roland Wohlfarth

Es gibt bekanntlich keine Garantie für eine langjährige Nationalmannschaftskarriere. Und wenn überhaupt eine Art Schlüsselqualifikation für einen Platz in der deutschen Auswahlmannschaft existiert, dann ist dies wohl dies des Torjägers beim FC Bayern München. Sollte man meinen und am Beispiel vom Roland Wohlfarth eines Besseren belehrt werden. Der ehemalige Bayern-Angreifer, der von 1984 bis 1993 insgesamt 254 Bundesligaspiele für die Münchener bestritt, absolvierte während seiner Profi-Karriere gerade einmal zwei Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft.

Dies überrascht, zumal Wohlfarth mit einer beachtlichen Torbilanz aufwartet. Bis auf die letze Spielzeit im Dress der Bayern erzielte der gebürtige Bocholter in jeder Saison mehr als zehn Treffer für die Münchener – am Ende waren es schließlich 119. Die Zahlen lesen sich umso beeindruckender, bedenkt man, gegen welch namhafte Konkurrenz sich Wohlfarth in seinen rund neun Jahren beim FC Bayern hatte durchsetzen müssen. Ob McInally, Mathy, Hughes oder Ekström, alle wurden sie Wohlfarth zunächst vorgezogen und mussten letztlich doch mit ansehen, wie ihnen der verlässliche Torjäger den Rang ablief. Allein Erich Ribbeck glaubte nicht an seine Qualitäten und legte 1993 dem damals 30Jährigen einen Wechsel in die französische Liga nahe.

Nach einem kurzen Engagement beim AS St. Etienne wechselte Wohlfarth bereits 1994 wieder in die Bundesliga zum VfL Bochum, wo er insgesamt drei Jahre lang bleiben sollte. Nach weiteren Stationen in Leipzig und Wuppertal kehrte er schließlich 1999 in seine Heimatstadt Bocholt zurück. Seine Fußballschuhe hat Wohlfarth inzwischen längst an den Nagel gehängt. Der gelernte Estrichleger arbeitet heute als Bauleiter in der Sanierungsabteilung seines einstigen Ausbildungsbetriebes.

Auf der großen Fußballbühne ist Wohlfarth heute nicht mehr präsent. Er scheut die Öffentlichkeit. Starkult und Blitzlichtgewitter sind Wohlfarth eher unheimlich. Das war schon damals so, als er Woche für Woche im Rampenlicht der Berichterstattung stand. Fernsehkameras ging der bescheidene Stürmer, der immer den Rückzug zur Familie suchte, aus dem Weg. Und darin liegt letztlich auch die Erklärung für Wohlfarths gescheiterte Nationalmannschaftskarriere: Er wollte einfach nicht.

Der bescheidene Antistar

Natürlich war die Konkurrenz in den späten 80er Jahren überwältigend. Klinsmann, Völler und Riedle waren Stürmer von Weltklasseformat, an denen Wohlfarth sicher dauerhaft nicht vorbei gekommen wäre. Doch Wohlfarth hätte häufiger im Nationalmannschaftstrikot auflaufen können – wenn er denn nur gewollt hätte. Aber Kampfgeist und unbedingter Wille gehörten nie zu den Charakteristika des zurückhaltenden Bocholters. Länderspielberufungen kamen Wohlfarth eher ungelegen. Er bevorzugte stets die Gesellschaft seiner Familie.

Es verwundert daher nicht, dass Wohlfarth noch heute das Image des Antistars anhaftet. Er war der Gegenentwurf zu dem zur Selbstdarstellung neigenden Prototyp des ambitionierten Profi-Fußballers. Wohlfarth sah sich nie als gefeierten Fußballhelden und gefiel sich lieber in der Rolle des fleißigen Handwerkers, der seine Aufgaben gewissenhaft erledigt. Jenes ein wenig provinziell anmutende Selbstverständnis ist denn wohl auch der Schlüssel zu Wohlfarths Karriereverlauf, der sich mit etwas mehr Leidenschaft und Selbstbewusstsein sicher anders gestaltet hätte.

Die tragische Figur

Wohlfarths Rolle im deutschen Profi-Fußball ist mit dem Stigma des Antistars jedoch nicht abschließend umschrieben. Denn aus dem bescheidenen Duckmäuser wurde zum Ende seiner Laufbahn eine tragische Figur. So wenig wie Wohlfarth mit dem Ruhm der Prominenz anfangen konnte, so sehr war er gleichzeitig den kulinarischen Genüssen zugetan. Folge: Ein fortwährender Kampf gegen die eigenen Pfunde, den er irgendwann glaubte, nur noch mit medizinischer Hilfe gewinnen zu können. Wohlfarth besorgte sich den vermeintlich harmlosen Appetitzügler Recatol, in welchem der dopingrelevante Wirkstoff Norephedrin enthalten ist, und wurde wenig später des Dopings überführt.

Ausgerechnet der zurückhaltende Wohlfarth, der nie im Verdacht stand, sich mit fragwürdigen Mitteln in den Fokus der Öffentlichkeit zu stellen, war nun für den ersten offiziellen Dopingfall der Bundesligageschichte verantwortlich. Zu einem großen Skandal geriet die Angelegenheit gleichwohl nicht. Die These mit dem Appetitzügler erschien plausibel und bewahrte Wohlfarth vor einer öffentlichen Hetzjagd. Die Sperre von zwei Monaten fiel dementsprechend glimpflich aus. Gleichwohl bedeutete dieser Vorfall den Anfang vom Ende seiner Karriere. Beim VfL Bochum bestritt Wohlfarth in der folgenden Zweitligasaison 24 Spiele (sieben Tore) und kam darauf nicht mehr über den Status des Jokers hinaus. Sein letztes Profispiel absolvierte Wohlfarth schließlich am 7. Juni 1998. Beim 0:0 im Heimspiel gegen die SG Wattenscheid wurde er in der 62. Minute ausgewechselt – ein leiser, trauriger Abschied, der sich nahtlos in das Bild seiner unprätentiösen Karriere einfügte.

Der Torjäger

Dennoch – oder vielleicht gar deshalb – lohnt sich ein näherer Blick auf den einstigen Bayern-Stürmer, der 1984 als Torschützenkönig der 2. Bundesliga von Duisburg an die Isar wechselte. In insgesamt 287 Erstligaspielen erzielte Wohlfarth genau 120 Treffer und liegt damit auf Platz 28 der Ewigen Bundesliga-Torschützenliste. Mit seiner Torquote von 0,42 Treffern pro Partie rangiert er vor so namhaften Stürmern wie Frank Mill, Stefan Kuntz oder Bernd Hölzenbein. Doch trotz seiner beeindruckenden Treffsicherheit konnte er nur einmal den Titel des Erstligatorschützenkönigs erringen. In der Spielzeit 88/89 erzielte er – genau wie sein Kölner Kontrahent Thomas Allofs – 17 Treffer und wurde mit der begehrten Torjägerkanone geehrt.

Beim FC Bayern ist Wohlfarth ein wenig in Vergessenheit geraten. Seine Verdienste um den Rekordmeister sind gleichwohl unbestritten. Ohne seine Tore wären die Meisterschaften Mitte und Ende der 80er so gewiss nicht möglich gewesen. Wohlfarth war über ein knappes Jahrzehnt der Torgarant und somit ein Schlüssel für den kontinuierlichen Erfolg dieser Jahre. Die Krönung mit dem Gewinn eines Europacups wurde ihm durch die Niederlage im Endspiel von Wien anno 87 dagegen versagt. Doch Wohlfarths größte Stunde schlug ohnehin bereits ein Jahr zuvor. Im Pokalendspiel von Berlin besiegten die Bayern den VfB aus Stuttgart mit 5:2. Wohlfarth war dreimal erfolgreich und schoss den frisch gebackenen Meister quasi im Alleingang zum Pokaltriumph. Für einen Tag stand Roland Wohlfarth im Mittelpunkt der Öffentlichkeit, dürfte diesen Zustand aber wohl nicht genossen haben dürfte. Denn Starkult war ihm schon damals zuwider.


Roland Wohlfarth – tragisch, bescheiden, erfolgreich.
Aufrufe: 12932 | Kommentare: 15 | Bewertungen: 22 | Erstellt:19.10.2010
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KOMMENTARE
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Voegi
MODERATOR
21.10.2010 | 13:25 Uhr
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Voegi : 
21.10.2010 | 13:25 Uhr
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Voegi : 
das ist natürlich ein fehler! in der tat wurde wohlfarth zweimal torschützenkönig.

@ mrpink

das blog ist ganz bewusst nicht in der blogpokalwoche erschienen, weil es einerseits nur bedingt zum thema gepasst hätte und andererseits eben in die feste, bereits zuvor begonnene reihe gehört.
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dirkman151072
21.10.2010 | 13:19 Uhr
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dirkman151072 : royfcb
21.10.2010 | 13:19 Uhr
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dirkman151072 : royfcb
Roland Wohlfahrt war im Jahre 1991 mit 21 Toren nochmal Torschützenkönig
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mrpink27
21.10.2010 | 12:47 Uhr
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mrpink27 : 
21.10.2010 | 12:47 Uhr
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mrpink27 : 
Toller Blog, aber warum ist der nicht im Blogpokal erschienen? Solche Geschichten hätten ein gutes Gegengewicht in der Hitzfeld-lastigen (bzw. "die letzten 10 Jahre außer Magath") Woche dargestellt.
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Thorbold
21.10.2010 | 12:19 Uhr
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Thorbold : 
21.10.2010 | 12:19 Uhr
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Thorbold : 
Einer meiner Alltime-Lieblingsspieler vom FCB, grade auch weil er so gar nicht vom Auftreten her zum FCB passte.

Muß Dich aber korrigieren, er war sogar zweimal Torschützenkönig, einmal mit 17 Treffern, wobei er am letzten Spieltag vier Tore schoß und somit den Führenden Thomas Allofs noch einholte und zwei Saisons später mit 21 Treffern alleiniger Torschützenkönig. Nach ihm sollte es zwölf Jahre dauern bis wieder ein Spieler des FCB Torschützenkönig wird, ein gewisser Giovanne Elber ;)

Ansonsten schöner Blog, der das "Problem" von Wolle recht deutlich zeigt, nicht medienwirksam genug um international groß herauszukommen.
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bluesmaker
21.10.2010 | 12:04 Uhr
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bluesmaker : 
21.10.2010 | 12:04 Uhr
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bluesmaker : 
Er war nie wirklich im Fokus. Auch in meiner Aufmerksamkeitsskala nicht gerade oben, aber solche Leute braucht es auch. In der heutigen Medienlandschaft hätte er es aber schwerer gehabt als damals.

Super Blog! Klasse geschrieben!

In den 90ern war ja eine Phase, als Bayern bei den Stürmereinkäufen ziemlich glücklos war. Vielleicht auch ein Thema für einen Blog. Michailovic, McInally, Mazinho, Jean-Pierre Papin, Mark Hughes, Adolfo Valencia, Lars Lunde und Brian Laudrup. Alles im Prinzip Fehleinkäufe, die mit viel Tamtam geholt wurden.
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Homer77
20.10.2010 | 20:20 Uhr
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Homer77 : 
20.10.2010 | 20:20 Uhr
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Homer77 : 
schöner blog über einen super typ, ein held meiner kindheit/jugend, auf ihn war immer verlass und is immer er selbst geblieben!
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mrpink
20.10.2010 | 19:32 Uhr
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mrpink : 
20.10.2010 | 19:32 Uhr
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mrpink : 
Wolle hat genau eine Etage tiefer gewohnt als ich ein Blag war.
Ohne Scheiss.

Seitdem bin ich Bayern Fan.
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tonhaxxor
20.10.2010 | 18:32 Uhr
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tonhaxxor : 
20.10.2010 | 18:32 Uhr
-1
tonhaxxor : 
Super, dank dir !
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Voegi
MODERATOR
20.10.2010 | 18:28 Uhr
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Voegi : 
20.10.2010 | 18:28 Uhr
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Voegi : 
@ tonhaxxor

Teil 1: http://www.spox.com/myspox/group-blogdetail/0,91541.html
Teil 2: http://www.spox.com/myspox/group-blogdetail/0,94221.html
Teil 3: http://www.spox.com/myspox/group-blogdetail/0,98071.html
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tonhaxxor
20.10.2010 | 18:23 Uhr
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tonhaxxor : 
20.10.2010 | 18:23 Uhr
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tonhaxxor : 
Wo finde ich 1-3 ?!?
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