Laut Wikipedia gibt es in Deutschland 80,716 Mio. Einwohner. Ein beträchtlicher Teil dieser Menschen pflegt eine bestimmte Verbindung zum Sport, sei es als Anhänger oder einfach nur als neutraler Beobachter des Geschehens. Doch was macht die Faszination Sport wirklich aus? Sind es die Erfolge, die besonderen Spiele oder doch die Misserfolge?
Als ersten Punkt fallen vor allem den Älteren von uns, aber sicherlich auch den Jüngeren, die besonderen Tage ein. Die Momente, wenn Sensationen geschehen und Geschichte geschrieben wird. Jeder Sportfan hat da sein ganz individuelles Ereignis, das er nie vergessen wird und welches noch Jahre später Gänsehaut auslöst. Sei es der Aufstieg seines so geliebten Klubs in die Beletage oder ein historischer Spielverlauf, den man wohl nur einmal erleben wird. Die Faszination des Sport lässt sich in diesem Bereich mit einem Schlagwort fassen: Emotion. Einen jahrzehntelang erhofften Aufstieg live im Stadion mit zahlreichen anderen verrückten Fans zu erleben, lässt sich in Worten schwer ausdrücken. Nach dem Abpfiff, wenn der Aufstieg unter Dach und Fach ist, liegen sich die Menschen vor den Fernsehern und im Stadion in den Armen und das Besondere am Sport lässt sich geradezu greifen. In solchen Augenblicken bindet nicht nur der Sport Menschen an sich selbst, nein, der Sport verbindet auch Menschen, egal wie unterschiedlich diese auch sein mögen.
Aber nicht nur das Endprodukt, der Aufstieg oder die Meisterschaft, spielt eine Rolle. Es sind in vielen Fällen auch die besonderen Spiele, die immer in Erinnerung bleiben werden. Hier an dieser Stelle möchte ich selbst mal eine kleine Anekdote aus meinem Fanleben mit euch teilen: Es war ein Mittwoch. Doch kein normaler Mittwoch, denn am Abend stand ein Handball-Pokalspiel zwischen einem Underdog und einem haushohen Favoriten auf dem Programm. Mein Herz schlug schon seit Jahr und Tag für diesen Underdog und war ein nicht zu unterschätzender Grund, warum ich schon seit Wochen auf dieses Spiel hinfieberte. 1500 verrückte Fans sollten die Halle zu einem Hexenkessel werden lassen, doch nach 35 Minuten sprach noch relativ wenig für einen dieser historischen Momente. Der Favorit führte souverän mit 5-7 Toren und es hatte nicht den Anschein, als möchte man diesen Vorsprung leichtfertig aus der Hand geben.
Doch erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Mein Verein startete auf einmal einen Lauf und verkürzte auf 3-4 Tore rund eine Viertelstunde vor dem Ende. Es entwickelte sich nun eine den meisten Fans bekannte Symbiose aus Zuschauer und Mannschaft. Minuten, in denen die eigentlich chancenlose Mannschaft über sich hinauswächst. Kurz vor Schluss war man immer noch mit zwei Tore im Hintertreffen, doch als Anhänger spürte man, dass der Favorit langsam das Zittern begann. Unter dem ohrenbetäubenden Lärm bekam der Gast kaum mehr etwas hin, sodass der Underdog gut eine Minute vor Schluss bis auf ein Tor herankam. Nun war wirklich die Crunchtime angebrochen und die Spannung in der Halle war förmlich zu greifen. Der Favorit versuchte nun über einen langen Angriff das Spiel über die Zeit zu retten, doch unter den Pfiffen und dem drohenden Zeitspiel würde notgedrungen abgeschlossen. Der Ball landete zur Freude meinerseits und den anderen Heimfans neben dem Tor, nun blieben noch 10 Sekunden für den allerletzten Angriff und den möglichen Ausgleichstreffer.
Die Halle selbst war längst zum Tollhaus umfunktioniert. Der Ball wird vom Torwart hinten raus gespielt auf den Mittelmann, dieser kreuzt mit dem rechten Rückraumspieler, der gekonnt auf den Shooter im linken Rückraum ablegt, welcher den Ball, sage und schreibe, 2 Sekunden vor dem Ende in die Maschen wirft. Nun hielt es wirklich keinen mehr auf den Sitzen, die Menschen rundherum hatten alle Gänsehaut und waren sich der historischen Bedeutung dieses Spiels aufgrund der überschäumenden Freude wohl noch kaum bewusst. Doch was in diesem unglaublichen Freudenmeer unterging war die Tatsache, dass auf ein Unentschieden im Pokal noch eine Verlängerung folgt. Wenig später startete diese und der Favorit patzte nun zum wiederholten Male und die Heimmannschaft wuchs weiter über sich hinaus, schlug in der Verlängerung eiskalt zu und brachte den Sieg in der Verlängerung souverän unter Dach und Fach. Ein Spiel, das wohl jeder Fan so oder so ähnlich schon erlebt hat. Ein Spiel, das einen Sportfan prägt und an eine Sportart bindet. Ein Spiel, das neutrale Beobachter zu treuen Fans macht. Geschichten, die nur der Sport schreibt. Eine Geschichte aus meinem Fanleben, aber trotzdem so repräsentativ für die Faszination des Sports.
Wie alles im Leben hat der Sport aber nicht nur Erfolge im Repertoire. Auch Niederlagen, dramatische Abstiege und in letzter Sekunde verpasste Aufstiege gehören dazu. Wenn Fans weinend das Stadion verlassen und traurig auf die vergangene Saison blicken, dann mag das auf den ersten Blick einzig negative Auswirkungen auf die Faszination Sport haben. Aber sind es nicht gerade die schweren Augenblicke, welche den Fan an einen Verein binden. Die Momente, wenn der Verein am Boden liegt und die Sehnsucht nach vergangenen Erfolgen größer denn je ist. Erfolge sind umso schöner, wenn sie nach einer langen Durststrecke erreicht werden. Die Anhänger, deren Klub 43 Jahren in der Versenkung verschwand und dann wieder den Sprung ins Profigeschäft schafft, werden dies mehr genießen, als andere, welche Jahr für Jahr die Meisterschaft einheimsen. Denn eines sei an dieser Stelle gesagt: Eine Liebe zum Verein endet nicht in schlechten Zeiten, sie wird dadurch nur stärker. So paradox es für den Nicht-Sportinteressierten klingen mag, Niederlagen sind zwar nicht schön, aber ein enorm wichtiger Punkt, wenn man die Leidenschaft für den Sport analysieren möchte.
Das Leben ist berechenbar, auf der anderen Seite aber auch unberechenbar. Dasselbe gilt für den Sport. Natürlich lässt sich die Wahrscheinlichkeit auf einen Sieg für einen Zweitligisten gegen den FC Bayern München auf einen minimalen Wert beziffern. Doch eine minimale Chance gibt es immer im Sport, wenn diese auch noch so klein sein mag. In diesem Zusammenhang sind 2 Euro ins Phrasenschwein gut investiertes Geld: Du hast keine Chance, aber nutze sie! Als Fan möchte man natürlich genau diesen magischen Moment erleben, dieses eine Mal. Wenn sich wider jeder Analyse und rationaler Vorhersage der Underdog gegen den Favorit durchsetzt und im Endeffekt keiner eine Antwort auf die Frage nach dem ,,Warum?" weiß.
Genau so wenig lässt sich die Frage am Beginn des Artikels genau beantworten, ob nun der Erfolg, die Sensationen oder der Misserfolg für die Faszination Sport verantwortlich ist. Gewiss habe ich versucht, die Rolle dieser drei ,,Zutaten" genau zu beleuchten. Doch am Ende steckt das Geheimnis der Faszination Sport doch in jedem selbst und ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Das Rätsel Faszination Sport lässt keine allgemein gültige Lösung zu, denn die Bindung zum Sport ist so individuell wie der Mensch selbst.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr im Kommentarfeld eure persönlichen Anekdoten und Meinungen zur Faszination Sport preisgibt; denn sie ist es doch, welche uns jeden Tag antreibt, auf SPOX vorbeizuschauen.
Und die hast du dir schwer verdient! Ich hab mich in deiner kleinen Geschichte selbst so schön an die sportlichen Höhepunkte und Niederlagen als Fan erinnert gefühlt! Und in mir kam mal wieder die kleine Gänsehaut hoch als ich an diese in letzer Sekunde gewonnenen Spiele gedacht hab und bei den Niederlagen hab ich dann lieber ganz schnell weiter gelesen! ;)
Eine meiner schönsten Anekdoten war, dass ich letztes Jahr beim CL Finale mit der Blaskapelle im Norden Frankreichs unterwegs war und nur mitgefahren bin, weil ich wusste, dass wir das Spiel sehen werden und für die Zeit keine Blasmusik spielen werden!
Aber dann passierte das allerschlimmste! Der französische Stream setzte in der 85. Minute aus, der Computer hing sich auf und ließ sich auch nicht wieder starten! Das heißt wir tappten somit völlig im Dunklen was passierte! Bis einer plötzlich sein Handy zog, weil ihm jemand aus der Heimat per SMS das 2:1 vermeldete!
Dann war erst mal jubeln angesagt! Doch die Stimmung kippte dann wieder ganz schnell, weil wir nicht wussten wie es weiter geht! Vllt war ja das Tor gar nicht gegeben worden, oder etwas ganz anderes war passiert! Bis wir einen Fanzosen auftrieben, der sein Handy zückte und uns dann beruhigen konnte, dass das Spiel vorbei ist, was eine riesige Erleichterung für alle war!
Danach hatten wir wieder ne fetzen Gaudi beim musizieren und das Robben Tor hab ich mir in der Nacht im Hotel im Internet noch sicher 10 mal in schlechter Youtubequalität angeschaut und hab das wohlige Gefühl des Sieges genossen!
Und von mir auch schonmal verdiente 10 Punkte
Vorab finde ich es Schade, daß dieser gute Blog nicht soviel Aufmerksamkeit bekommt und Spoks lieber Blögge anteasert die tranparenter sind. Beim nächsten Mal schreibe doch gleich am MySpox-Stammtisch Donald.
Egal, zum Thema.
Wie Du im Blog und meine Vorredner schon schreiben hat jeder Sportinteressierte solch Erlebnisse gehabt. Und es muss ja nicht immer Fußball sein.
Ich verfolge Sport im allgemeinen, auch die sogenannten Randsportarten. Und die bekommen bei Olympia erst dann ihre TV-Auftritte.
Und da fallen mir 2 Wettämpfe ein, wo ich nicht damit gerechnet habe, meine Nachbarn zu stören.
Zum einen London 2012. Beachvolleyballfinale mit Jonas Reckermann und Julius Brink. Gesehen und gehört im Stream und mitgefiebert hier auf Spox in einem unglaublichen Live-Ticker. Dieses Auf und Ab in den ersten Beiden Sätzen war schon nicht mehr zum aushalten. Als dann die Beiden dann mehrere Matchbälle hatten, bekam ich Schnappatmung! Wenn ich daran zurückdenke, bekomme ich Gänsehaut!
Das danach der Spoxserver eingebrochen ist, sei nur am Rande erwähnt.
Und zum Anderen gerade die Winterspiele in Sochi. Gut, die Rodler haben geliefert, wie auch Frenzel und Riesch. Ich wollte eigentlich nicht an dem Tag schauen, aber als ich erfuhr, daß nach dem 1. Durchgang Carolina Vogt im Frauenskispringen!!!!! führt, bin ich doch eher von Arbeit nach Hause. Ich hätte nie gedacht, daß das Warten so lange dauern kann. Ich musste auch teilweise den Ton ausmachen, so nervös war ich. Die Frau die noch nie gewonnen hat, hatte auf einmal die Chance Olympiasiegerin zu werden!
Und dann der Sprung, die blaue Linie, die etwas getroffen und dann das warten auf die Wertung!! Und als ich sah, wie sie im Boden versank, dachte ich es sei alles verloren. Aber nein, sie hatte es geschafft!!
Das sind genau die Geschichten, die die Fasznation Sport ausmachen!!!
Ach ja, welches Handballspiel war denn das?