15.05.2012 um 21:16 Uhr
Geschrieben von Voegi
Finale dahoam - Historie #2
Bayerns CL-Endspiele ab 1987
27.5.1987: Bayern – Porto 1:2 (Wien)
Udo Latteks zweites Engagement beim FC Bayern gilt als eine Ära des Erfolges. Drei Meisterschaften und zwei Pokalsiege in vier Jahren – die Bilanz ließ sich wahrlich sehen. Was noch fehlte, war ein Triumph im wohl wichtigsten Vereinswettbewerb der Welt, dem Europapokal der Landesmeister.
Die Chancen auf die ultimative Krönung gegen die Portugiesen, denen die Experten bestenfalls Außenseiterchancen einräumten, standen gut. Der Verlauf im letzten Pflichtspiel unter Lattek sollte diese Prognose denn zunächst auch stützen. So präsentierten sich die Münchener im Wiener Praterstadion als die überlegene Mannschaft. Viele Torchancen sprangen dabei gleichwohl nicht heraus. Ludwig „Wiggerl" Kögl nutzte nach 25 Minuten eine der wenigen Möglichkeiten zur 1:0-Führung. Dem Bayern-Linksaußen, dem nicht gerade der Ruf eines Goalgetters vorauseilte, gelang dabei einer seiner seltenen Kopfballtreffer.
In der zweiten Halbzeit agierten die Bayern dann in dem unpopulären Stil, der ihr Spiel in den 80er Jahren prägte. Spielkontrolle ohne größeres Risiko war angesagt. Tief stehen, den Gegner kommen lassen und eine der sich bietenden Torchancen nutzen. So oder so ähnlich las sich die Marschroute, die Udo Lattek seiner Elf in der Halbzeitpause verordnet hatte. Eine Taktik, die letztlich nicht aufgehen sollte.
Zwölf Minuten vor Schluss, als vieles für einen knappen Bayern-Sieg sprach, schlugen die Portugiesen eiskalt zu. Rabah Madjer, der schon fünf Jahre zuvor beim 2:1-Sieg der Algerier im WM-Spiel gegen Deutschland getroffen hatte, versetzte den deutschen Fußball-Fans einen weiteren Schock und netzte zum überraschenden Ausgleich ein. Ein Treffer, der den meisten Bayern-Anhängern noch heute in schmerzlicher Erinnerung sein dürfte, wohl auch weil der mit der Hacke erzielte Abstauber objektiv betrachtet ein echter Leckerbissen war.
Die Bayern zeigten sich nach dem Ausgleichstreffer sichtlich geschockt und verloren zusehends die Konzentration. Portos Führungstreffer durch Juary, der den Ball mit dem Solarplexus in die Maschen bugsierte, war da nur die logische Konsequenz und das Ende aller Träume.
26.5.1999: Bayern – ManUnited 1:2 (Barcelona)
Zwölf Jahre sollte es dauern, ehe sich den Bayern wieder die Chance zum Gewinn des Landesmeistercups bot, der zu diesem Zeitpunkt schon längst als Champions League firmierte.
Der Verlauf dieses Finales ist hinlänglich bekannt und als Sekundentod von Barcelona in die Clubhistorie eingegangen. Nach der frühen Führung durch Mario Baslers Freistoßtreffer ergaben sich für die Bayern vor allem in der zweiten Halbzeit zahlreiche gute Möglichkeiten, um frühzeitig eine Entscheidung herbeizuführen. Scholl, Jancker & Co. ließen jedoch auch beste Chancen ungenutzt und mussten schließlich darauf hoffen, das 1:0 über die Zeit schaukeln zu können. Doch es kam bekanntlich anders…
In der Schlussminute versenkte zunächst Teddy Sheringham nach schwerer Konfusion in der Bayern-Abwehr, die den Ball einfach nicht aus dem Strafraum brachte, aus kurzer Distanz zum Ausgleich. Oliver Kahns Reklamationen wegen vermeintlicher Abseitsstellung erwiesen sich dabei als wenig aussichtsreich. Der Treffer war glücklich, aber eben doch korrekt. Wenige Momente später dann der Todesstoß: Nach einem erneuten Eckball kam der Norweger Ole Gunnar Solskjaer freistehend zum Kopfball und platzierte den Ball an Kahn und Tarnat vorbei ins Netz. 2:1 für Manchester – Bayern hatte den schon sicher geglaubten Triumph unglücklich, aber auch leichtfertigerweise aus der Hand gegeben.
Was die Bayern und ihre Fans an diesem Mai-Abend erlebten, war denn auch mehr als eine Niederlage. Das verlorene CL-Endspiel von Barcelona war ein Trauma, ein Schockmoment, der – so absurd es auch klingen mag – die nachfolgenden Bayern-Jahre positiv prägen sollte…
23.5.2001: Bayern – Valencia 5:4 n.E. (Mailand)
Schon zwei Jahre später nämlich standen die Münchener, die die bittere Niederlage von Barcelona weiter zusammengeschweißt hatte, wieder im Finale. Der Gegner hieß diesmal FC Valencia, ein vermeintlich leichter Gegner. Doch bereits nach drei Minuten sahen die Bayern einem Rückstand ausgesetzt. Schiedsrichter Dick Jol wollte ein absichtliches Handspiel von Patrik Andersson gesehen haben, der den Kontakt mit dem Ball aber wohl nur durch eine vorherige Amputation des linken Armes hätte vermeiden können. Den nachfolgenden Handelfmeter setzte Valencias Gaizka Mendieta zur 1:0-Führung in die Maschen.
Bereits vier Minuten später bot sich die Gelegenheit zum Ausgleich. Wiederum entschied Jol auf Elfmeter – diesmal aber zu Gunsten der Münchener. Mehmet Scholl schnappte sich das Leder und schoss völlig unplatziert in Richtung von Valencias Keeper Canizares, der ohne größere Probleme abwehren konnte. Sehr viel mehr ereignete sich in der zwar spannenden, aber keinesfalls hochklassigen ersten Hälfte nicht mehr.
Zum zweiten Spielabschnitt brachte Ottmar Hitzfeld dann Carsten Jancker, der wenige Minuten später einen weiteren, durchaus fragwürdigen, Strafstoß herausholte. Stefan Effenberg übernahm diesmal die Verantwortung und verwandelte souverän zum Ausgleich. Was folgte, war ein einziges großes Nervenspiel, das besonders in der im Golden-Goal-Modus ausgetragenen Verlängerung weit über die Grenzen des Erträglichen hinausging. Am Ende kam es, wie es in diesem Spiel kommen musste: Elfmeterschießen.
Es war das Elfmeterschießen des Oliver Kahn, der zum Held des Abends avancierte. Insgesamt drei Elfmeter konnte Kahn parieren, der den Bayern damit zum ersehnten CL-Triumph verhalf. Nach 25 Jahren Askese konnten die Bayern endlich wieder den Gewinn des wichtigsten Vereinspokals feiern.
22.5.2010: Bayern – Inter 0:2 (Madrid)
Vor zwei Jahren standen die Bayern nun zum bislang letzten Mal in einem CL-Finale. Heraussprang ein in jeder Hinsicht ernüchterndes 0:2 gegen die seinerzeit von José Mourinho trainierte Inter-Elf, die sich den Titel mit einem Höchstmaß an Effektivität sicherte.
Während die Deutschen gefühlte 90% Ballbesitz für sich verbuchten, beschränkten sich die Italiener auf das Notwendigste. Dank einer sicheren Defensive und der Treffersicherheit eines Diego Milito, der die Bayern-Abwehr um Daniel van Buyten und Martin Demichelis ein ums andere Mal schwindelig spielte, siegten die Milanesen am Ende durchaus verdient. Denn das von Spielkontrolle und Ballbesitz geprägte Spiel der van Gaal-Elf mündete bis auf eine von Thomas Müller versiebte Großchance letztlich in zu wenigen Tormöglichkeiten. So blieb schließlich nur das triste Fazit, dass Mourinhos Truppe einfach cleverer agierte.
Vier Siege bei acht Endspielteilnahmen – das nennt mal wohl eine ausgeglichene Bilanz. Eine Bilanz, die am Samstag hoffentlich ein positives Ende erfährt.
Teil 2: Der Mythos
Aufrufe: 5303 | Kommentare: 12 | Bewertungen: 6 | Erstellt:15.05.2012
ø 8.5
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Statistik
hoffe mal das wir die statistik zu unseren gunsten aufpolieren.
ich will das ding.