21.02.2012 um 10:56 Uhr
Geschrieben von mayoble
Freiburg
Huch, schon wieder Blogpokal! Und ich weiß gar nicht, worüber ich schreiben soll! Vielleicht was lustiges über den letzten Transfertag? Effzeh? Oder das Spiel der, Dings, ihr, ach was soll das. In Wirklichkeit weiß ich schon, das Blogpokal ist, und ich weiß auch, was ich schreiben will. Ich erzähle euch von einer Reise, die ich kürzlich getan habe.
Vielleicht wart ihr ja schon in Freiburg. Ich jedenfalls gehöre zu den Leuten, die schon da waren. Zuletzt am ersten Februarwochenende. Wer davon nichts wissen will, muss jetzt aufhören zu lesen.
Warum ich hingefahren bin, ist hier nicht wirklich wichtig. Wichtig ist allerdings, dass neben meinem eigentlichen Beweggrund noch ein zweiter existierte, nämlich das Spiel eines der vielen Traditionsvereine von 1899, des SV Werder Bremen, gegen den SC Freiburg. Ein Spiel, das sich aus Bremer Sicht eigentlich immer lohnt, in den fünf vorausgehenden Bundesligaspielen hat der SVW lächerliche, räusper, 5 Gegentreffer bei grandiosen 20 eigenen Toren einheimsen können. Von den 20 Toren gingen dabei allein 46 auf das Konto von Claudio Pizarro, ohne den das Bremer Torverhältnis aktuell bei -8:36 läge. Aber zurück zu Freiburg. Denn das ist ja bekanntlich die sonnigste und wärmste Stadt Deutschlands. Also sonnig wars schon, an besagtem Wochenende. Warm, naja, also, vielleicht, wenn man einen Russen fragt, aber der großartige Wladimir Jewgenjewitsch Bestschastnych spielt ja leider nicht mehr für den SVW. Und überhaupt will ich mich auch gar nicht über den Winter beklagen. Wer das tut, ist einfach nicht in der Lage, sich anständig anzuziehen oder schlicht zu weich! So jemand schreibt auch im Blogpokal darüber, dass er nicht weiß, was er schreiben soll!
Wenn man also im sonnigen Freiburg ist, an einem Sonntag mit SC-Heimspiel, dann fällt einem vor allem auf: Nichts. Die Leute haben etwas mehr schwarz-rote Klamotten an als sonst, aber sie verhalten sich völlig normal. Also, für normale Leute. Und das ist dann schon wieder unnormal. Ihr versteht? Das sollen ja keine normalen Leute sein, sondern Fußballfans! Normale Leute! Tse! Davon gibt’s normal schon zu viele! Hier tut man in der Bahn so, als hätte man gar nichts gegen die Typen mit den Grün-weißen Shirts. Dass diese Shirts überdies natürlich viel zu eng sind, um sie über die Jacke drüber zu ziehen, ignoriert man einfach. Winterzeit ist Presswurstzeit.
Im Presswurstexpress geht es dann zum Stadion, ins idyllisch gelegene Viertel Waldsee. Auf der Fahrt kommt man an einem leerstehenden Laden vorbei. Direkt an der Hauptstraße, die zwei riesigen Schaufenster fehlen, anscheinend soll alles renoviert werden. Und drinnen? Steht eine Leiter, ein paar Bretter, etwas Werkzeug, sonst nichts. Und ich meine nichts. Da ist nicht eine Kippe zu sehen, keine einzige Bierdose, es hat noch nicht mal jemand den Hammer geklaut, obwohl keine Sau da ist. Woanders hätte längst ein Kerl wie Kevin Großkreutz mit den frei verfügbaren Utensilien versehentlich ein Blutbad angerichtet. Nicht so hier. Hier sind die Leute nicht so. Auch nicht wenn Heimspiel ist.
Noch näher am Stadion begegnet man dann auch Polizisten. Die stehen herum und plaudern mit einigen Fans. Ihr größtes Problem ist, dass man bei der Polizei keine Moonboots tragen darf und es deshalb schwierig ist, die Füße warm zu halten. Eine Mittsechzigerin (also, ich meine das Alter, nicht den Karnevalsverein) gibt einem Polizisten etwas von ihrem Tee ab. Niemand schreit etwas von Fischköppen oder überhaupt irgendwas. Dass alles auch direkt vor dem Stadion so friedlich ist, ist wirklich verwunderlich, denn das beliebteste Getränk an diesem Sonntag ist Glühwein. Und zwar nicht aus diesen Mini-Tassen wie in der Vorhölle, entschuldigt, auf dem Weihnachtsmarkt, sondern aus 0,4 Liter Bechern. Und wie jeder weiß, ist Glühwein schon warm eine Zumutung, kalt jedoch vollends ungenießbar. Er muss daher schnell getrunken werden, wenn es draußen -10 Grad kalt ist. Und das geht auf den Kopf, wie man leicht am Verhalten diverser Innenstadtbesucher in der Weihnachtszeit beobachten kann.
Aber wie gesagt, davon ist nichts zu spüren im und um das MAGE Solar Stadion, wie das Dreisamstadion in der Zwischenzeit heißt. Auf Empfehlung vom Chef höchstpersönlich habe ich mir Karten für die Stehplätze auf der Südtribüne besorgt, ich stehe gleich neben dem Gästeblock, direkt hinter mir der Bier/Glühweinstand und die Toilette, besser kann man eigentlich kaum platziert sein. Hier auf der Tribüne setzt sich das einträchtige Bild fort, die Süd ist mit friedlichen Vertretern aus beiden Fanlagern sowie einigen neutralen Beobachtern besiedelt. In dieses Idyll fügt sich der Blick nahtlos ein: Hinter der Nordtribüne erheben sich sanft die Ausläufer des Schwarzwalds, ein paar Windräder drehen sich in der Sonne, und schon kommt man sich vor wie ein total nachhaltiger Typ. Voll regenerativ. Voll pazifistisch. Ich wette, Joan Baez ist Freiburg-Fan.
Wenn man es dann kaum noch aushalten kann, hat der Gästeblock ein Einsehen und fängt an, ordentlich Lärm zu machen, der Block gegenüber wahrscheinlich auch, aber das hört man hier nicht. Vielleicht hüpfen die auch nur, weil es ihnen sehr kalt ist. Ich könnte ja jetzt auch noch über das Spiel schreiben, aber wen interessiert das schon. Könnt ja den Nachbericht in der Freiburg@spox-Gruppe lesen! Oder den existenten, von Paddy in der Werdergruppe. Das Ergebnis passte jedenfalls zur Stimmung. Ein 2:2 Unentschieden. Das kommunistische Ideal unter den Ergebnissen. Pizarro hat erfolglos versucht das zu verhindern. Kein Wunder, steht der Name Pizarro in der Geschichte doch nicht unbedingt für Kommunismus.
Alles schön also. Alles harmonisch. Zum Kotzen ist das! Deswegen muss ich hier zum Abschluss noch ein bisschen Hass reinbringen. Hass auf einen Spieler, der in mir, der friedlichen Atmosphäre spottend, aufgekeimt ist. Ich hasse Markus Rosenberg! Der Vollpfosten! Schießt der schon wieder an den blöden Pfosten! Pfosten an Pfosten, verstehen sich wohl gut! Gegen Leverkusen auch schon! Gegen Lautern auch! Zum Kotzen, der Typ! Auf Werder.de sagt er, er will demnächst versuchen, in die Mitte zu schießen. Wette, da findet der auch noch einen Pfosten! Der Pfosten! So! Das war alles! Macht’s gut!
Disclaimer
Eigentlich mag ich Markus Rosenberg ganz gern. Ist mir immer sympathisch gewesen. Leider ist er manchmal ein kleiner Chancentod und diese Saison halt auch gern vom Pech verfolgt. Sechs Mal hat er schon das Alu getroffen, damit ist er unangefochtener Spitzenreiter in der Pfostenwertung.
Freiburg mag ich auch gern. Und ich werde mich hüten, hinzufahren, wenn Stuttgart oder der KSC dort spielen.
Außerdem möchte ich Radiohead danken.
Vielleicht wart ihr ja schon in Freiburg. Ich jedenfalls gehöre zu den Leuten, die schon da waren. Zuletzt am ersten Februarwochenende. Wer davon nichts wissen will, muss jetzt aufhören zu lesen.
Warum ich hingefahren bin, ist hier nicht wirklich wichtig. Wichtig ist allerdings, dass neben meinem eigentlichen Beweggrund noch ein zweiter existierte, nämlich das Spiel eines der vielen Traditionsvereine von 1899, des SV Werder Bremen, gegen den SC Freiburg. Ein Spiel, das sich aus Bremer Sicht eigentlich immer lohnt, in den fünf vorausgehenden Bundesligaspielen hat der SVW lächerliche, räusper, 5 Gegentreffer bei grandiosen 20 eigenen Toren einheimsen können. Von den 20 Toren gingen dabei allein 46 auf das Konto von Claudio Pizarro, ohne den das Bremer Torverhältnis aktuell bei -8:36 läge. Aber zurück zu Freiburg. Denn das ist ja bekanntlich die sonnigste und wärmste Stadt Deutschlands. Also sonnig wars schon, an besagtem Wochenende. Warm, naja, also, vielleicht, wenn man einen Russen fragt, aber der großartige Wladimir Jewgenjewitsch Bestschastnych spielt ja leider nicht mehr für den SVW. Und überhaupt will ich mich auch gar nicht über den Winter beklagen. Wer das tut, ist einfach nicht in der Lage, sich anständig anzuziehen oder schlicht zu weich! So jemand schreibt auch im Blogpokal darüber, dass er nicht weiß, was er schreiben soll!
Wenn man also im sonnigen Freiburg ist, an einem Sonntag mit SC-Heimspiel, dann fällt einem vor allem auf: Nichts. Die Leute haben etwas mehr schwarz-rote Klamotten an als sonst, aber sie verhalten sich völlig normal. Also, für normale Leute. Und das ist dann schon wieder unnormal. Ihr versteht? Das sollen ja keine normalen Leute sein, sondern Fußballfans! Normale Leute! Tse! Davon gibt’s normal schon zu viele! Hier tut man in der Bahn so, als hätte man gar nichts gegen die Typen mit den Grün-weißen Shirts. Dass diese Shirts überdies natürlich viel zu eng sind, um sie über die Jacke drüber zu ziehen, ignoriert man einfach. Winterzeit ist Presswurstzeit.
Im Presswurstexpress geht es dann zum Stadion, ins idyllisch gelegene Viertel Waldsee. Auf der Fahrt kommt man an einem leerstehenden Laden vorbei. Direkt an der Hauptstraße, die zwei riesigen Schaufenster fehlen, anscheinend soll alles renoviert werden. Und drinnen? Steht eine Leiter, ein paar Bretter, etwas Werkzeug, sonst nichts. Und ich meine nichts. Da ist nicht eine Kippe zu sehen, keine einzige Bierdose, es hat noch nicht mal jemand den Hammer geklaut, obwohl keine Sau da ist. Woanders hätte längst ein Kerl wie Kevin Großkreutz mit den frei verfügbaren Utensilien versehentlich ein Blutbad angerichtet. Nicht so hier. Hier sind die Leute nicht so. Auch nicht wenn Heimspiel ist.
Noch näher am Stadion begegnet man dann auch Polizisten. Die stehen herum und plaudern mit einigen Fans. Ihr größtes Problem ist, dass man bei der Polizei keine Moonboots tragen darf und es deshalb schwierig ist, die Füße warm zu halten. Eine Mittsechzigerin (also, ich meine das Alter, nicht den Karnevalsverein) gibt einem Polizisten etwas von ihrem Tee ab. Niemand schreit etwas von Fischköppen oder überhaupt irgendwas. Dass alles auch direkt vor dem Stadion so friedlich ist, ist wirklich verwunderlich, denn das beliebteste Getränk an diesem Sonntag ist Glühwein. Und zwar nicht aus diesen Mini-Tassen wie in der Vorhölle, entschuldigt, auf dem Weihnachtsmarkt, sondern aus 0,4 Liter Bechern. Und wie jeder weiß, ist Glühwein schon warm eine Zumutung, kalt jedoch vollends ungenießbar. Er muss daher schnell getrunken werden, wenn es draußen -10 Grad kalt ist. Und das geht auf den Kopf, wie man leicht am Verhalten diverser Innenstadtbesucher in der Weihnachtszeit beobachten kann.
Aber wie gesagt, davon ist nichts zu spüren im und um das MAGE Solar Stadion, wie das Dreisamstadion in der Zwischenzeit heißt. Auf Empfehlung vom Chef höchstpersönlich habe ich mir Karten für die Stehplätze auf der Südtribüne besorgt, ich stehe gleich neben dem Gästeblock, direkt hinter mir der Bier/Glühweinstand und die Toilette, besser kann man eigentlich kaum platziert sein. Hier auf der Tribüne setzt sich das einträchtige Bild fort, die Süd ist mit friedlichen Vertretern aus beiden Fanlagern sowie einigen neutralen Beobachtern besiedelt. In dieses Idyll fügt sich der Blick nahtlos ein: Hinter der Nordtribüne erheben sich sanft die Ausläufer des Schwarzwalds, ein paar Windräder drehen sich in der Sonne, und schon kommt man sich vor wie ein total nachhaltiger Typ. Voll regenerativ. Voll pazifistisch. Ich wette, Joan Baez ist Freiburg-Fan.
Wenn man es dann kaum noch aushalten kann, hat der Gästeblock ein Einsehen und fängt an, ordentlich Lärm zu machen, der Block gegenüber wahrscheinlich auch, aber das hört man hier nicht. Vielleicht hüpfen die auch nur, weil es ihnen sehr kalt ist. Ich könnte ja jetzt auch noch über das Spiel schreiben, aber wen interessiert das schon. Könnt ja den Nachbericht in der Freiburg@spox-Gruppe lesen! Oder den existenten, von Paddy in der Werdergruppe. Das Ergebnis passte jedenfalls zur Stimmung. Ein 2:2 Unentschieden. Das kommunistische Ideal unter den Ergebnissen. Pizarro hat erfolglos versucht das zu verhindern. Kein Wunder, steht der Name Pizarro in der Geschichte doch nicht unbedingt für Kommunismus.
Alles schön also. Alles harmonisch. Zum Kotzen ist das! Deswegen muss ich hier zum Abschluss noch ein bisschen Hass reinbringen. Hass auf einen Spieler, der in mir, der friedlichen Atmosphäre spottend, aufgekeimt ist. Ich hasse Markus Rosenberg! Der Vollpfosten! Schießt der schon wieder an den blöden Pfosten! Pfosten an Pfosten, verstehen sich wohl gut! Gegen Leverkusen auch schon! Gegen Lautern auch! Zum Kotzen, der Typ! Auf Werder.de sagt er, er will demnächst versuchen, in die Mitte zu schießen. Wette, da findet der auch noch einen Pfosten! Der Pfosten! So! Das war alles! Macht’s gut!
Disclaimer
Eigentlich mag ich Markus Rosenberg ganz gern. Ist mir immer sympathisch gewesen. Leider ist er manchmal ein kleiner Chancentod und diese Saison halt auch gern vom Pech verfolgt. Sechs Mal hat er schon das Alu getroffen, damit ist er unangefochtener Spitzenreiter in der Pfostenwertung.
Freiburg mag ich auch gern. Und ich werde mich hüten, hinzufahren, wenn Stuttgart oder der KSC dort spielen.
Außerdem möchte ich Radiohead danken.
Aufrufe: 4837 | Kommentare: 43 | Bewertungen: 12 | Erstellt:21.02.2012
ø 8.8
KOMMENTARE
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24.02.2012 | 17:16 Uhr
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Josh9 :
hmm, irgendwie lässig runtergezogen mit ein paar schönen Dingern drin.und ich mag lässig.
von daher 9 Pkt.
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24.02.2012 | 14:47 Uhr
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find ich besser als den Gegnerblog
--> 9 Punkte!
TMV: "nur" 7 Punkte
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24.02.2012 | 13:05 Uhr
0
taneu :
hab ich doch geschrieben, hat für mich ganz gut geklappt, aber scheinbar nciht für alle
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24.02.2012 | 12:58 Uhr
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mayoble :
Was habt ihr alle mit der blöden Einleitung? Ja, das sind drei Zeilen, die eine Anspielungen auf diese blöden immer gleichen Einleitungen sein sollen.Hat anscheinend nicht sehr gut geklappt. Naja. Dann eben nicht.
0
24.02.2012 | 12:07 Uhr
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Auch wenn das Ende dann vom Schreibstil mehr ein Bruch ist :P
Vor allem die Selbstironie gefällt mir bei dir.
Passt von der Erfahrung her zu denen, die bei Auswärtsspielen in Frei-
burg gemacht habe.
Kriegst von mir 9 Punkte.
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24.02.2012 | 10:59 Uhr
0
taneu :
Die Einleitung... aber du brauchst die Einleitung für den späteren Witz, damit geht das für mich absolut in Ordnung. Du nimmst mich mit auf deiner Reise zum Stadion, hab ich auch schon selbst erlebt, im Auto, als Fan der Gegnermannschaft durfte ich in einer Einfahrt 200 Meter Gehweg zum Stadion parken... Unfassbar dieses Volk. Wenn wenigstens nachher die Reifen zerstochen gewesen wären. NIX!
Hier sind ein paar Schmunzler drin, bei tmv musste ich aber ein paar mal gut lachen, vielleicht liegts auch an Karneval oder einfach an mir, ich find den anderen ein Pünktchen besser.
8 Punkte
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24.02.2012 | 09:24 Uhr
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donluka :
Ich muss midget beipflichten: Diese Einleitung, dass man zugibt, nicht zu wissen, worüber man schreiben soll, ist wirklich etwas nervig. Wobei ich sagen muss, dass ich glaube, dass mayoble in diesem Fall unrecht getan wird, weil ich das eher als Gag aufgefasst habe. Als Augenzwinkerer.
Jedenfalls mal zu den Blogs: Beide haben mich auch nicht aus den Socken gehauen, beide haben mir dennoch gefallen. Sie plätschern beide etwas, wobei der Blog von mayoble in meinen Augen homogener/runder ist. Dafür hat tmv mit "Brecko geht als Straßenbahn" einen echten Knaller drin, bei dem mir eben der Kaffee aus der Nase lief. Dieser Knaller macht einen Punkt wett, den ich normalerweise mayoble mehr gegeben hätte. Daher vergebe ich jeweils 8 Punkte.
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