11.10.2011 um 13:15 Uhr
Geschrieben von donluka
Fußball ist Krieg
Am Anfang auf Händen getragen und später mit Füßen getreten. Wäre ein starker Titel für eine Biographie von Lothar Matthäus, aber in Wirklichkeit lässt sich so in etwa mein Arbeitstag beschreiben. Und das Woche für Woche. Wobei ich zugeben muss, dass es da immer zwei Menschen gibt, die mich nicht fallen lassen. Die an mich glauben, so meint man zumindest. Doch auch wenn sie mich halten und mich mit ihren Armen schützen, kann es mit dem feinen Frieden auch ganz schnell wieder vorbei sein. Dann werfen sie mich durch die Gegend und manchmal treten die Idioten auch. Falsche Freunde. Es ist wie im Krieg.
Schon stressig, das Leben, das ich führe. Der pure Stress! Immer wieder muss ich mit Tritten rechnen. Und ich weiß nicht, ob dies allein durch meinen Berufsstand zu erklären ist. Es geht nämlich offenbar auch anders: Ein entfernter Onkel von mir arbeitete mal in Madrid. Dort soll es früher einen in weiß gekleideten französischen Künstler gegeben haben, der es immer gut mit ihm meinte. Der manchmal mit dem kahlen Kopf durch die Wand oder des Gegners Brust wollte, so aufbrausend war er. Aber mit meinem Onkel, mit dem meinte er es gut. Einmal, da soll mein Onkel ihn angefleht haben: "Aber das mit uns beiden, das ist doch nicht nur ein Spiel für Dich?" Doch er merkte schnell, dass da tatsächlich mehr war. Es war Liebe, wenn der Künstler ihn mit seinem Fuß küsste. Liebe auf den ersten Kick.
Nun, nicht jeder kann so viel Glück haben wie mein Onkel. Manche von uns werden gestreichelt, andere werden geprügelt.
Wir sind nun einmal immer nur so schön, wie unsere Partner uns aussehen lassen. So wie bei Maite Kelly.
Besonders schön wird es immer dann, wenn die Füße gut stehen, wenn sie uns an der richtigen Stelle berühren. Dann vergessen wir manchmal auch, dass wir behandelt werden wie stinkende Fische: Immer geht es für uns nur darum, ins Netz zu gehen. Wir müssen also Kopf über, oder seitlich, oder noch schlimmer: Rückwärts! in dieses verfluchte Netz hüpfen. Immer wieder. Warum auch immer. Die Leute auf den Rängen jubeln dann immer. Und machen wir uns mal einen Spaß und drehen uns beim Sprung ein wenig um uns selbst, hören wir, wie die Männer mit den großen Handschuhen schimpfen. Dass unsere Vorgänger doch viel besser gewesen seien.
Und wer fragt uns? Wer fragt uns, ob wir uns anfreunden können, mit pinken, gelben und weißen Schuhen, die wie kläffende Köter hinter uns her rennen? Nach uns schnappen? Schnellerschnellerschneller. Ich kann ihren Fußgeruch im Nacken spüren. Hat schon jemand mal nach unserer Perspektive gefragt? Wenn wir über den Rasen rutschen und davonlaufen? Wie im Krieg der Füße?
Früher, da gab es noch nettere Leute, mit denen wir uns abgeben mussten. Die droschen uns dann immer laaaaang und weit in die Luft. Ziellos nach vorne. Das machte Spaß! Huhu! Wie in Zeitlupe segelte ich durch das Rund und konnte in die ganzen debilen Gesichter der jungen Kerle blicken. In meinem Kopf hörte ich dabei immer ein Lied: "Wouldn´t it be good" von Nik Kershaw. Ich flog wie ein Raumschiff und war dem Himmel so nah.
Und heute? Sprechen die doch tatsächlich alle vom Kurzpassspiel. Rammtammtammtammtamm hämmert das Maschinengewehr. Habt Ihr Euch mal Gedanken darüber gemacht, wie sich das anfühlt? Flache Pässe? Kurze Pässe? Ohne Pause? Hallo? Immer durch die Matsche? Hat mal jemand ein Glas Bier?
Ich hab da ja einen Kollegen in Dortmund, der sah im letzten Jahr jedes zweite Wochenende aus, als hätte er eine Kneipenschlägerei und (!) einen Kriegseinsatz hinter sich. Da frage ich mich schon: Was muss das früher noch schön gewesen sein! In Gijon! Wo man ganz vorsichtig, als wäre man aus Glas, immer hin und her geschoben wurde. Hin…und her….hin….und her….bis man nach einer gewissen Zeit friedlich eindöste. Lalelu. Kaum zu vergleichen mit diesem hektischen Gedöns, das sich unsereins heute geben muss.
Und dann höre ich immer von meinem spanischen Freund, in Barcelona wäre es ja auch so schön. Das Leben dort sei zwar ab und zu etwas hektisch, aber auch da gäbe es einen kleinen Jungen, der wäre immer ganz sanft.
Aber eigentlich ist das alles nix für mich. Ich will eigentlich sowieso nur meine Ruhe haben. Keinen Stress. Kein One-Touch. Keinen Matchplan. Tiki-Taka kann mich mal. Ich präferiere da (schon aus Selbstschutz) eher das berühmte Spiel ohne (den) Ball. Sollen sie doch alle Ringelpietz mit Anfassen spielen. Oder Verstecken. Hauptsache, ich kann ein bisschen auf der Wiese liegen und mich sonnen.
Doch daraus wird leider nichts. Zumindest nicht heute. Denn heute muss ich in Berlin antreten (im wahrsten Sinne des Wortes). Schusstraining ist angesagt. Nur ohne Gewehr und leider nicht für mich, sondern mit mir. Aber mir wurde zugeflüstert, dass ich es heute mit einem Filigranmeister zu tun bekommen würde. Haben sie mir gesagt. Und dabei gekichert. Ich lass mich einfach mal überraschen. Und freue mich schon.
Auf Maik Franz.
Dieser Blog ist ein Beitrag zum Blogpokal 2011/12. Zur Bewertung des Blogs einen Kommentar mit einer Note von 1 - 10 schreiben und bitte einen kurzen Satz zur Begründung.
Meine Kontrahenten sind Alexz und LBJ23_4MVP
Schon stressig, das Leben, das ich führe. Der pure Stress! Immer wieder muss ich mit Tritten rechnen. Und ich weiß nicht, ob dies allein durch meinen Berufsstand zu erklären ist. Es geht nämlich offenbar auch anders: Ein entfernter Onkel von mir arbeitete mal in Madrid. Dort soll es früher einen in weiß gekleideten französischen Künstler gegeben haben, der es immer gut mit ihm meinte. Der manchmal mit dem kahlen Kopf durch die Wand oder des Gegners Brust wollte, so aufbrausend war er. Aber mit meinem Onkel, mit dem meinte er es gut. Einmal, da soll mein Onkel ihn angefleht haben: "Aber das mit uns beiden, das ist doch nicht nur ein Spiel für Dich?" Doch er merkte schnell, dass da tatsächlich mehr war. Es war Liebe, wenn der Künstler ihn mit seinem Fuß küsste. Liebe auf den ersten Kick.
Nun, nicht jeder kann so viel Glück haben wie mein Onkel. Manche von uns werden gestreichelt, andere werden geprügelt.
Wir sind nun einmal immer nur so schön, wie unsere Partner uns aussehen lassen. So wie bei Maite Kelly.
Besonders schön wird es immer dann, wenn die Füße gut stehen, wenn sie uns an der richtigen Stelle berühren. Dann vergessen wir manchmal auch, dass wir behandelt werden wie stinkende Fische: Immer geht es für uns nur darum, ins Netz zu gehen. Wir müssen also Kopf über, oder seitlich, oder noch schlimmer: Rückwärts! in dieses verfluchte Netz hüpfen. Immer wieder. Warum auch immer. Die Leute auf den Rängen jubeln dann immer. Und machen wir uns mal einen Spaß und drehen uns beim Sprung ein wenig um uns selbst, hören wir, wie die Männer mit den großen Handschuhen schimpfen. Dass unsere Vorgänger doch viel besser gewesen seien.
Und wer fragt uns? Wer fragt uns, ob wir uns anfreunden können, mit pinken, gelben und weißen Schuhen, die wie kläffende Köter hinter uns her rennen? Nach uns schnappen? Schnellerschnellerschneller. Ich kann ihren Fußgeruch im Nacken spüren. Hat schon jemand mal nach unserer Perspektive gefragt? Wenn wir über den Rasen rutschen und davonlaufen? Wie im Krieg der Füße?
Früher, da gab es noch nettere Leute, mit denen wir uns abgeben mussten. Die droschen uns dann immer laaaaang und weit in die Luft. Ziellos nach vorne. Das machte Spaß! Huhu! Wie in Zeitlupe segelte ich durch das Rund und konnte in die ganzen debilen Gesichter der jungen Kerle blicken. In meinem Kopf hörte ich dabei immer ein Lied: "Wouldn´t it be good" von Nik Kershaw. Ich flog wie ein Raumschiff und war dem Himmel so nah.
Und heute? Sprechen die doch tatsächlich alle vom Kurzpassspiel. Rammtammtammtammtamm hämmert das Maschinengewehr. Habt Ihr Euch mal Gedanken darüber gemacht, wie sich das anfühlt? Flache Pässe? Kurze Pässe? Ohne Pause? Hallo? Immer durch die Matsche? Hat mal jemand ein Glas Bier?
Ich hab da ja einen Kollegen in Dortmund, der sah im letzten Jahr jedes zweite Wochenende aus, als hätte er eine Kneipenschlägerei und (!) einen Kriegseinsatz hinter sich. Da frage ich mich schon: Was muss das früher noch schön gewesen sein! In Gijon! Wo man ganz vorsichtig, als wäre man aus Glas, immer hin und her geschoben wurde. Hin…und her….hin….und her….bis man nach einer gewissen Zeit friedlich eindöste. Lalelu. Kaum zu vergleichen mit diesem hektischen Gedöns, das sich unsereins heute geben muss.
Und dann höre ich immer von meinem spanischen Freund, in Barcelona wäre es ja auch so schön. Das Leben dort sei zwar ab und zu etwas hektisch, aber auch da gäbe es einen kleinen Jungen, der wäre immer ganz sanft.
Aber eigentlich ist das alles nix für mich. Ich will eigentlich sowieso nur meine Ruhe haben. Keinen Stress. Kein One-Touch. Keinen Matchplan. Tiki-Taka kann mich mal. Ich präferiere da (schon aus Selbstschutz) eher das berühmte Spiel ohne (den) Ball. Sollen sie doch alle Ringelpietz mit Anfassen spielen. Oder Verstecken. Hauptsache, ich kann ein bisschen auf der Wiese liegen und mich sonnen.
Doch daraus wird leider nichts. Zumindest nicht heute. Denn heute muss ich in Berlin antreten (im wahrsten Sinne des Wortes). Schusstraining ist angesagt. Nur ohne Gewehr und leider nicht für mich, sondern mit mir. Aber mir wurde zugeflüstert, dass ich es heute mit einem Filigranmeister zu tun bekommen würde. Haben sie mir gesagt. Und dabei gekichert. Ich lass mich einfach mal überraschen. Und freue mich schon.
Auf Maik Franz.
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Meine Kontrahenten sind Alexz und LBJ23_4MVP
Aufrufe: 6347 | Kommentare: 52 | Bewertungen: 16 | Erstellt:11.10.2011
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