03.12.2011 um 11:45 Uhr
Geschrieben von Schnumbi
Gesichter VI
"Zwischen Genie und Wahnsinn"
"Da legst di nieder" ist ein Slogan, der aus der O2-Werbung stammt. So oder so ähnlich sehen viel den Kaiser, die wohl charismatischste Person, die der FCB je hervorgebracht hat. Einer der begnadetsten Fußballer, die es im deutschen Fußball je gab, Werbeikone und Repräsentant des DFB
Denkt man an den FC Bayern, denkt man neben Uli Hoeneß unweigerlich an Franz Beckenbauer. Einen Menschen der die Ära FCB mitprägte wie kaum ein anderer.
2004 hatte ich das Privileg, ihn kennen lernen zu dürfen - nicht privat, aber in Gottschalks Sendung „Wetten dass..?" . Hier war der Kaiser zu Gast und ich konnte es damals kaum erwarten, ihn einmal live zusehen. Es war damals ein Gefühl... hmmm wie soll man es beschreiben? Faszination? Ehrfurcht?. Ich kann es nicht wirklich wiedergeben. Es war einzigartig. Er versprüht etwas, etwas Einzigartiges - irgendwie außergewöhnlich. Man lechzte förmlich danach, etwas von ihm zu hören, so groß ist die Faszination, die von ihm ausgeht.
Wer ist nun dieser Mensch, diese Ikone, fragt man sich unweigerlich. Es ist sicherlich nicht einfach, etwas Neues zu schreiben über einen Menschen, der so permanent in der Öffentlichkeit steht. Er polarisiert nicht so, wie das Uli Hoeneß machte oder macht. Im Gegenteil Beckenbauer ist immer für einen lockeren Spruch zu haben. Man hat das Gefühl, egal was er sagt, man kann ihm nicht böse sein. Otto Rehhagel sagte einst über ihn „Wenn er erklärt, dass der Ball eckig ist, dann glauben ihm das alle." Das sagt vieles über ihn aus.
Seit 1958 hält er dem FCB nun schon die Treue, mit zwischenzeitlichem Intermezzo als DFB-Teamchef und Sportdirektor in Marseille. Apropos 1958: Damals wäre es fast zur Katastrophe gekommen. Der in München-Giesing geborene Beckenbauer spielte mit seinem SC 1906 München gegen den TSV 1860 München. Dabei kam es zu einem Handgemenge mit einem 60er. Eigentlich war es sein Ziel, zum damals größten Verein in München zu wechseln. Doch nach der Ohrfeige seines Gegenspielers überlegte er es sich zum Glück nochmal und wechselte anschließend zum FC Bayern München. Aus heutiger Sicht ein absoluter Glücksfall für den deutschen Fußball.
Erste Negativschlagzeilen gab es Anfang der 60er Jahre, als er als Angestellter der Bayrischen Versicherungsbank eine Affäre mit einer Kollegin hatte, aus der ein Sohn hervorging. Der eigentliche Skandal war, dass er damals erst 16 war.
Richtig sportlich durchgestartet ist Beckenbauer in der Saison 65/66. Nach dem Aufstieg in Liga 1 kamen auf Anhieb der Pokalsieg und der 3. Platz in der Meisterschaft heraus. 1969 die erste Meisterschaft nach 1932. Jetzt begann die Zeit des Libero Beckenbauer.
Privat lief es ab 1966 nahezu perfekt. Er war in erster Ehe verheiratet, aus der zwei Kinder hervorgingen. Es war auch das Jahr, in dem die Werbung auf ihn aufmerksam wurde. Wer kennt nicht den Ohrwurm „Gute Freunde kann niemand trennen" Damit schaffte er es immerhin bis auf Platz 31 der Single-Charts. Unvergessen auch die Fernsehwerbung für die Marke Knorr mit dem Slogan: „Kraft in den Teller - Knorr auf den Tisch".
1966 ist auch die Zeit, in der sein Stern in der Nationalelf aufging. Bei der WM 66 wurde er mit vier Toren auf Anhieb Dritter der Torschützenliste. Dass man damals durch das berühmte Wembley-Tor verlor, muss ich hier nicht nochmal näher erläutern.
Die 70er Jahre waren geprägt von Erfolgen und Skandalen. Legendär das Jahrhundertspiel gegen Italien bei der WM 1970 in Mexiko, als er sich mit verletzter Schulter durch die Partie quälte. Die wahrlich erfolgreichste Zeit war ab 72. Er wurde 3 Mal hintereinander deutscher Meister, gewann 3 Mal in Folge den Landesmeister-Cup, wurde Europameister 72 und Weltmeister im eigenen Land 74 gegen den Nachbarn aus Holland. Privat hingegen geriet sein Leben wieder in Schieflage, als Beckenbauer eine außereheliche Beziehung mit einer Fotografin einging.
1977 wurde diese Affäre so durch die Bild-Zeitung ausgeschlachtet, dass Beckenbauer mehr oder weniger nach New York floh und dort mit Pele bei Cosmos New York spielte. Dies war auch das Ende seiner Nationalspielerkarriere. Nach drei Meistertiteln mit seinem Freund Pele kehrte er 1980 unter großem Jubel nach Deutschland zurück.
Von 1980-1982 spielte er 28 mal für den HSV. Dort errang er seinen 5. Meistertitel.1982, nach Beendigung seiner Karriere, zog es ihn nach Oberndorf in Tirol, wo er kurioserweise am Kaiser Weg wohnt. 1984 übernahm er das neu gegründete Amt des Teammanagers beim DFB. Seinen größten Erfolg feierte er hier natürlich 1990 in Italien. Jeder Fan erinnert sich, als er Minuten lang alleine auf dem Rasen stand und den Augenblick nach dem 1:0 Finalsieg gegen Argentinien genoss. Aus dieser Zeit stammt auch sein legendärer Spruch „Geht’s raus und spielt´s Fußball". Nach Zagallo gelang ihm das Kunststück sowohl als Spieler als auch als Trainer Weltmeister zu werden und trat am Höhepunkt seiner Trainertätigkeit zurück.
Jetzt begann die Zeit seiner Funktionärstätigkeiten.1991 wurde er zunächst Vize-Präsident und stieg 1994 zum höchsten Amt des Präsidenten beim deutschen Rekordmeister auf. In dieser Zeit wurde er noch 2 Mal Interimscoach und wurde so noch mal Meister und UEFA-Cup-Sieger. Er übernahm die Rolle des Vorsitzes für das Bewerbungskomitee für die WM 2006. Nach dem Zuschlag wurde er dann auch Vorsitzender des Organisationskomitees. Während des Sommermärchens 2006 schloss Beckenbauer den Bund zu seiner 3. Ehe, aus der auch nochmal zwei Kinder hervorgingen. Ja, der Kaiser hatte es in vielerlei Hinsicht faustdick hinter den Ohren. Er wurde abseits des FCB auch noch Bild-Kolumnist und TV Experte.
Wobei man heute ehrlicherweise sagen muss, dass es besser wäre, er würde lieber wieder Golf spielen, statt Spiele zu analysieren. Legendär seine Wutrede beim Bankett 2001 in Lyon. „Uwe-Seeler- Traditionsmannschaft, Altherrenfußball". Scheinbar war diese Rede so prägnant, dass man prompt die Champions League gewann.
Von 2007 – 2011 war Beckenbauer Mitglied der des FIFA Exekutivkomitees, dem höchsten Entscheidungsorgan im Fußball. Ab 2011 übernahm Theo Zwanziger diesen Posten und Franz Beckenbauer übernahm den Vorsitz der FIFA -Task-Force, der auch Pele zugehört. Dieses Gremium beschäftigt sich mit der Entwicklung und der Zukunft des Fußballs.
Seine Bekanntheit nutzte er natürlich auch für viele karitative Zwecke. So gründete er bereits 1982 seine eigene Stiftung. http://www.franzbeckenbauerstiftung.de/ Ziel ist die Unterstützung behinderter, bedürftiger und unverschuldet in Not geratener Menschen.
Seit 2009 ist Franz Beckenbauer nun Ehrenpräsident beim deutschen Rekordmeister.
Aufrufe: 7709 | Kommentare: 17 | Bewertungen: 12 | Erstellt:03.12.2011
ø 7.5
KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
03.12.2011 | 14:07 Uhr
0
Schnumbi :
@ Txomin: jepp das war ja auch nicht anders zu erwarten man weiß einfach fast alles über ihn, es sein denn man ist insider.
0
03.12.2011 | 14:02 Uhr
0
Txomin :
Schnum, Du olle Bayern Blogmaschine! Gewohnt gut, aber klar die Fakten kannte man diesmal sogar als Nichtbayer.
0
03.12.2011 | 14:00 Uhr
-1
muffa05 :
Schöner Blog.Ich hätte mir noch am Ende eine Zusammenfassung seines Clans gewünscht. Wie viele Kinder und Ehen hat er denn nun insgesamt?
0
03.12.2011 | 13:14 Uhr
0
Voegi :
ach, der franz. endlich hat er das blog-denkmal, das er verdient.stark, schnumbi!
0
03.12.2011 | 12:20 Uhr
0
Gnanag :
Toll Schnumbumbel, einfach richtig gut. Besonders der Anfang, in dem du deine Faszination und deine Aufregung beschreibst. Hat mir sehr gut gefallen!
0
03.12.2011 | 11:48 Uhr
0
Schnumbi :
@ konserva: sorry jetzt haben wir fast zur gleichen zeit den blog rausgehauen. leider konntest du nicht eher und ich kann nächste woche aus beruflichen gründen nicht. nun gut, jetzt haben wir ein double feature, für alles FCB fans sicher was schönes.dieser blog wird auch verwendet für die Hall of Fame des FCB
0
COMMUNITY LOGIN
Statistik
Ich erwarte noch eine Antwort