30.06.2009 um 21:09 Uhr
Geschrieben von donluka
Golden Goal
Als gestern unsere U21-Jungs den EM-Sieg klarmachten, musste ich unweigerlich erneut daran denken.
Es war am 30.06.1996, als Deutschland im Senioren-Fußball-Bereich den letzten Titel holen sollte. Europameisterschaft in England. Deutschland gegen Tschechien hieß das Finale, eine Neuauflage des bereits stattgefundenen Aufeinandertreffens in der Gruppenphase.
Während des gesamten Turniers hatten sich meine Freunde, mit denen ich die Spiele zu verfolgen pflegte, daraus einen Spaß gemacht, immer dann, wenn ich einmal aufs Klo musste, laut: "TOOOOR!" zu brüllen, nur um zu sehen, wie schnell ich wieder vor dem Bildschirm sein konnte.
Das erste Mal war ich noch darauf hereingefallen. Das zweite Mal vielleicht noch ein wenig. Irgendwann habe ich den Witz ignoriert und wiederum später bin ich wieder darauf eingestiegen und gestellt gehetzt herausgestürmt, nur um meine Freunde nicht zu enttäuschen.
Doch wusste ich eigentlich fast immer, dass es sich eigentlich nur um einen blöden Witz handelte.
Nun ja, was soll ich sagen? Am 30.06.1996 wurde aus dem Spaß ein wenig Ernst.
Wir guckten zusammen bei unserem Freund Till das Finale. Ich hatte seit Tagen darauf hingefiebert und mich zu Beginn des Spiels mit allem, was ich benötigte, eingedeckt. Zum Anpfiff stießen wir mit einem eisgekühlten Bier an und harrten der Dinge, die da kommen sollten.
Die Stimmung war prächtig, auch wenn die erste Halbzeit torlos endete. Dennoch waren wir bester Dinge und hocheuphorisiert. Der Kühlschrank war noch gut gefüllt und der Gerstensaft lief prächtig unsere aufgekratzten Kehlen entlang.
In der Halbzeitpause besuchten wir – durchdacht, wie wir waren – schön artig das Klo, auch wenn man (obwohl wir nur zu fünft waren) anstehen musste. Dennoch wurden die 15 Minuten sinnvoll und toilettenfrequentierend genutzt.
Die zweite Halbzeit lief – ebenso das Bier. Wer nun aufs Klo musste, hatte Pech. Wir saßen gebannt auf der Couch und atmeten im Takt. Auch wenn wir nach einer knappen Stunde durch einen natürlich völlig unberechtigten Elfmeter zurücklagen, wussten wir, dass alles gut werden würde.
Und wir sollten schließlich Recht behalten: In der 73. Minute – zack – hatte Oli Bierhoff (der Name war für uns an diesem Abend Programm) ausgeglichen. Also hieß es: Noch eine Runde gekühlte Getränke besorgt, anstoßen, etwas unverständliches brabbeln und prost!
Meine Blase wuchs in der Zwischenzeit parallel zur Nervosität. Man könnte auch sagen: Ich musste unglaublich stark aufs Klo. Aber das konnte ich mir nicht erlauben, ich musste sitzen bleiben und hoffen. Zumindest der größte Teil von mir, denn meine Blase hätte sich wahrscheinlich ein 0:2 gewünscht, damit ich – zwar frustriert – dennoch unbesorgt auf die Toilette hätte gehen können.
Aber es kam anders: Abpfiff – Verlängerung. Nun also husch, husch, auf den Pott, dachte ich mir, doch da hatte ich die Rechnung ohne meine Freunde gemacht. Ehe ich mich versah, hatte sich erneut eine Traube vor der WC-Tür gebildet. Also weiter abwarten. Das sollte ich doch wohl schaffen.
Die nächsten Minuten habe ich rückblickend in Trance erlebt. Es muss ungefähr die dritte Minute der Verlängerung gewesen sein, als ich es nicht mehr aushalten und auf die Toilette rennen musste. Jetzt aber schnell, beschwor ich mich und pinkelte, was das Zeug hielt.
Plötzlich drang es aus dem Wohnzimmer und durchfuhr meinen Körper: "TOOOOR!" ich wusste sofort, dass es dieses verfluchte Mal kein Witz sein sollte. Also stürmte ich noch mit heruntergelassener Hose heraus und sah Bierhoff nur noch mit nacktem Oberkörper. Deutschland war gerade Europameister geworden und ich hatte soeben das Golden Goal verpasst bzw. verpisst.
Wenn heute Leute sagen: "Bierhoff, verpiss Dich!" muss ich schmunzeln. ICH habe ihn verpisst.
Es war am 30.06.1996, als Deutschland im Senioren-Fußball-Bereich den letzten Titel holen sollte. Europameisterschaft in England. Deutschland gegen Tschechien hieß das Finale, eine Neuauflage des bereits stattgefundenen Aufeinandertreffens in der Gruppenphase.
Während des gesamten Turniers hatten sich meine Freunde, mit denen ich die Spiele zu verfolgen pflegte, daraus einen Spaß gemacht, immer dann, wenn ich einmal aufs Klo musste, laut: "TOOOOR!" zu brüllen, nur um zu sehen, wie schnell ich wieder vor dem Bildschirm sein konnte.
Das erste Mal war ich noch darauf hereingefallen. Das zweite Mal vielleicht noch ein wenig. Irgendwann habe ich den Witz ignoriert und wiederum später bin ich wieder darauf eingestiegen und gestellt gehetzt herausgestürmt, nur um meine Freunde nicht zu enttäuschen.
Doch wusste ich eigentlich fast immer, dass es sich eigentlich nur um einen blöden Witz handelte.
Nun ja, was soll ich sagen? Am 30.06.1996 wurde aus dem Spaß ein wenig Ernst.
Wir guckten zusammen bei unserem Freund Till das Finale. Ich hatte seit Tagen darauf hingefiebert und mich zu Beginn des Spiels mit allem, was ich benötigte, eingedeckt. Zum Anpfiff stießen wir mit einem eisgekühlten Bier an und harrten der Dinge, die da kommen sollten.
Die Stimmung war prächtig, auch wenn die erste Halbzeit torlos endete. Dennoch waren wir bester Dinge und hocheuphorisiert. Der Kühlschrank war noch gut gefüllt und der Gerstensaft lief prächtig unsere aufgekratzten Kehlen entlang.
In der Halbzeitpause besuchten wir – durchdacht, wie wir waren – schön artig das Klo, auch wenn man (obwohl wir nur zu fünft waren) anstehen musste. Dennoch wurden die 15 Minuten sinnvoll und toilettenfrequentierend genutzt.
Die zweite Halbzeit lief – ebenso das Bier. Wer nun aufs Klo musste, hatte Pech. Wir saßen gebannt auf der Couch und atmeten im Takt. Auch wenn wir nach einer knappen Stunde durch einen natürlich völlig unberechtigten Elfmeter zurücklagen, wussten wir, dass alles gut werden würde.
Und wir sollten schließlich Recht behalten: In der 73. Minute – zack – hatte Oli Bierhoff (der Name war für uns an diesem Abend Programm) ausgeglichen. Also hieß es: Noch eine Runde gekühlte Getränke besorgt, anstoßen, etwas unverständliches brabbeln und prost!
Meine Blase wuchs in der Zwischenzeit parallel zur Nervosität. Man könnte auch sagen: Ich musste unglaublich stark aufs Klo. Aber das konnte ich mir nicht erlauben, ich musste sitzen bleiben und hoffen. Zumindest der größte Teil von mir, denn meine Blase hätte sich wahrscheinlich ein 0:2 gewünscht, damit ich – zwar frustriert – dennoch unbesorgt auf die Toilette hätte gehen können.
Aber es kam anders: Abpfiff – Verlängerung. Nun also husch, husch, auf den Pott, dachte ich mir, doch da hatte ich die Rechnung ohne meine Freunde gemacht. Ehe ich mich versah, hatte sich erneut eine Traube vor der WC-Tür gebildet. Also weiter abwarten. Das sollte ich doch wohl schaffen.
Die nächsten Minuten habe ich rückblickend in Trance erlebt. Es muss ungefähr die dritte Minute der Verlängerung gewesen sein, als ich es nicht mehr aushalten und auf die Toilette rennen musste. Jetzt aber schnell, beschwor ich mich und pinkelte, was das Zeug hielt.
Plötzlich drang es aus dem Wohnzimmer und durchfuhr meinen Körper: "TOOOOR!" ich wusste sofort, dass es dieses verfluchte Mal kein Witz sein sollte. Also stürmte ich noch mit heruntergelassener Hose heraus und sah Bierhoff nur noch mit nacktem Oberkörper. Deutschland war gerade Europameister geworden und ich hatte soeben das Golden Goal verpasst bzw. verpisst.
Wenn heute Leute sagen: "Bierhoff, verpiss Dich!" muss ich schmunzeln. ICH habe ihn verpisst.
Aufrufe: 1185 | Kommentare: 18 | Bewertungen: 15 | Erstellt:30.06.2009
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KOMMENTARE
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02.07.2009 | 11:10 Uhr
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Endlich mal ein Thema, zu dem wohl jeder etwas sagen könnte!
Hoffen wir mal, daß Du beim nächsten Titel der Senioren Dein
Klo nicht schon dauerhaft mit Dir rum tragen mußt
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01.07.2009 | 21:46 Uhr
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Du wirst es nicht glauben, aber genau das ist hier so passiert :DD
Meine Mama geht aufs Klo "So, der Bierhoff da, macht jetzt ein Ding."
Und dann war es vorbei.
Sehr schöner, persönlicher Blog.
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01.07.2009 | 19:54 Uhr
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xxlhonk :
@ Du nicht, aber hoffentlich der DonUnd hoffentlich darf ich das dann noch erleben
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01.07.2009 | 19:51 Uhr
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Kaiser01 :
Dann hoffen wir das mal.Und lass uns gleich mithoffen, dass ich dann nicht unterm Spiel aufs Klo muss!
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01.07.2009 | 19:40 Uhr
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xxlhonk :
@ LaPulgaDann solltest Du aus der Not eine Tugend machen und häufiger aufs Klo gehen.
Dann fallen mehr Tore pro Spiel.
Dann haben wir etwas von Deinem Problemchen
@ Kaiser
Du kannst tatsächlich nichts dafür.
Und wenn der Fußballgott es gut meint, wirst Du irgendwann deine Titel feiern dürfen
Spätestens, wenn Euro-Horst den Schwaben-Jogi abgelöst hat
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01.07.2009 | 18:31 Uhr
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Kaiser01 :
Ich weiß, leider.. Aber ich kann da ja nix für. Habs meinen Eltern auch schon vorgeworfen, hätten se doch mal schnel... Nee, gehört hier nicht hin. ^^
Aber ich schau positiv in die Zukunft, mit 3 aktuellen U-Mannschafts-Europameisterschaftstiteln (tolles Wort) hat der deutsche Fußball doch ne Zukunft, vorausgesetzt die bleiben auch alle beim DFB.
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01.07.2009 | 18:29 Uhr
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La_Pulga :
Ohja, das Problem kenne ich zur Genüge!Wenn ich im Stadion oder so aufs Klo gehe, fällt auch in regelmäßigkeit ein Tor, nicht anders ist es wenn ich vor dem Fernseher sitze!
Aber Du hast die Story hervorragend verpackt, und ja, mein Beileid natürlich
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01.07.2009 | 18:25 Uhr
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xxlhonk :
Du warst 96 erst 6 Jahre?Dann hast Du die besten Momente im deutschen Fußball ja mal ganz locker verpasst.
Dann weißt Du ja gar nicht, wie es sich anfühlt, wenn man Welt- und/oder Europameister ist.
Ja, wir waren auch mal beides gleichzeitig.
Und das schlimme daran:
Ich kann mich daran noch sehr gut erinnern...
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01.07.2009 | 18:18 Uhr
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Kaiser01 :
Wie! geil! ist! das! denn! Eigentlich müsste man jetzt gemein sein und den :- A auspacken, aber du hast eigentlich durch die Szene schon genug gelitten. ^^
Wenn es dich beruhigt, ich habs auch nicht gesehen, oder zumindest erinnere ich mich nicht mehr daran, war da erst 6 jämmerliche Jahre alt.
Aber trotzdem, jetzt muss er raus:
Donluka
Sorry.
PS: Dein Letzter Satz: absolute Sahne!
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hoffe wir werden es noch mal erleben weltmeister oder europameister im seniorenbereich zu sein
in dieser hinsicht bin ich da sehr optimistisch
klasse lustiger Blog sehr persöhnlich natülich 10 punkte