Elegant umzüngelt die kleine Flamme meine Cohiba und mit jedem Zug mehr füllt sich das großräumige Büro mit dem dichten Rauch edler kubanischer Handarbeit. Eine kleines Lämpchen an der Unterseite meines Schreibtisches beginnt plötzlich lautlos aufzublinken. Nach Betätigung eines kleinen Knöpfchens an der Sprecheinrichtung meldet sich meine Sekretärin: "Monsieur Blatter, ein Anruf aus London…. Mr.Beckham".
Oh ne, nicht schon wieder diese angelsächsische Weichbirne, schiesst es mir leidvoll durch den Kopf. Hört der denn gar nicht mehr auf sich anzubiedern? Wirklich pervers, dem seine ekelhafte Penetranz, mit der er versucht auf Stimmenfang zu gehen. Zähneknirschend gebe ich meiner Sekretärin Anweisung zur Verbindung. " Ah, David….what a pleasure……………blah,blah"

Nachdem ich einen Schwall von Komplimenten, Ehrerbietungen und sonstigem Gesäusel über mich ergehen lassen musste, so dass der Schleim schon aus dem Hörer rauslief, bestätige ich ihm, dass ich alle Unterlagen der englischen Bewerbung erhalten, durch meine Komission mehrmals schon prüfte und dass die Aussichten auf eine englische Ausrichtung der WM die größten Chancen von allen Bewerbern hätte. Endlich gab er auf und beendete das Gespräch, als ich ihn schon mehrfach mit einem"adieu" aus dem Hörer schütteln musste.
Was für ein Naivling. Denkt der wirklich mit dem ständigem Gelaber vom angeblichen Mutterland des Fussballs, ein paar billigen Hochglanzbroschüren und einigen britischen Nutten kann der so einfach meine Weltmeisterschaft ausrichten.

Kaum zu fassen wie dämlich manche Verbände sind, und sich auf die Dienste eines unterbelichteten Fussballers verlassen, wenn man die Chance bekommt, sich die Taschen mal richtig voll zu machen. Dem sein Gesicht will ich aber in HD sehen, wenn er erfährt, dass England mit zwei lächerlichen Stimmen in der ersten Runde flöten gehen wird. Die eine Stimme ist seine eigene und die andere ist die von dem kleinen Koreaner, den er mal über seine Victoria rutschen liess. Der meinte er sei Idealist, als es um die Stimme für Russland ging. Pah…Amateure.
Die bekommen jetzt ihre Rechnung dafür, dass dieser Strauchdieb Andrew Jennings von der BBC seine Nase in Angelegenheiten steckt, die keinen etwas angehen. Das ist einfach Ehrensache.

Wladi weiss wie der Hase läuft. Der ist schon lange im Geschäft und alle Mitglieder des FIFA Exekutivkomitees konnten alle ausgiebig die Vorzüge Russlands kennenlernen. Ein paar von denen kamen schon mit einer Nasenschleimhautentzündung zurück.
Ich kann es auch kaum erwarten in der nächsten Woche nach Moskau zu fliegen um ein, wie er sagte, großzügiges Geschenk entgegenzunehmen. Es soll um Öl gehen. Ich glaub mal nicht ,dass er Salatöl meinte. Ja, der Wladi. Ein echter Geschäftsmann eben. Ein Profi. Ein echter Freund.

Scheich Hamad bin Khalifa al-Thani aus Katar war da noch viel unkomplizierter.
Ein trockener Anruf von ihm: "Wallah….. Sepp…isch will WM"
ich antwortete ihm "Hamid, du weißt worauf es ankommt."
"Schüsch…….. Sepp. Hälst du misch für ein Engeländer?"
"Aaahhh……….Hamid, wir verstehen uns"
Ja, es kann so einfach sein.

Eine kleine Notiz auf meinem Schreibtisch erinnert mich an an das Länderspielpiel von heute Abend bei dem ich anwesend sein muss. Verflucht, wie viele muss ich mir denn noch von diesem sterbend langweiligem Spiel anschauen. Ich kann mir gerade kaum etwas einschläferndes Vorstellen, als dieses ewige hinter-dem-Ball-hergerenne anzuschauen. Was macht man nicht alles für Geld. Ich hoffe nur die Hostessen und die Verköstigungen machen mir diesen Abend einigermassen erträglich.

Plötzlich klopft es energisch an der Tür. Monsier Blatter………Ricardo Teixera. Ich begrüße ihn herzlichst. "Ahh, amigo....schön dich wieder zu sehen. Wie war dein Flug aus Brasilien?" Wir tauschen floskeln aus und rauchen zusammen eine schöne Zigarre, während er mir von den neuen Verträgen zur Ausrichtung der WM 2014 erzählt, die neulich ausgehandelt wurden. Da gab es doch wirklich ein paar Spinner, die sich für die nachaltige Entwicklung einer Fussball WM einsetzten und eine gerechte Aufteilung der Gelder forderten. Wir lachen köstlich über diese Absurditäten einiger anscheinend geistig Verwirrten.
Ricardo ist wirklich ein cleveres Bürschchen. Hat der sich doch glatt mit 0,01 Prozent als Gesellschafter für die WM beteiligt, bekommt aber die Hälfte des Gewinns der Austragung. Die Verluste werden aber gleichzeitig nach Anteilen aufgeteilt. Man, darauf wäre nicht mal ich gekommen. Nach einer kurzen Redepause ergreife ich abschliessend das Wort. "Aber Ricardo, du weißt ja. Halbe halbe, wie immer".
"eeey, Amigo. So wie immer" antwortet er mit einem breiten grinsen und die Zigarren glimmten noch ein paar mal lodernd auf. Ich mag ihn einfach. In Brasilien wird während der WM nicht mal irgendein schmieriger Strassenchico einen Furz lassen der nach Fussball riecht, ohne dass ein Teil der Einnahmen in meine Tasche geht.

Nachdem er gegangen war, lösche ich die Zigarre und nehme den hoffentlich letzten Anruf an diesem Tage entgegen. Es meldet sich hektisch Gary Schoenfeld von der Global Brands Group, unserem Lizenznehmer der FIFA aus Singapore: "Mister Blatter…..ich muss ihnen etwas mitteilen….wissen sie …….es ist vorbei…….Morgen geht der Laden hier drauf……..Südafrikaeinnahmen……….können sie vergessen…..die gehören jetzt mir……..ich mach den Abgang".
"WAAAASSS ? DAS.. KÖNNEN SIE NICHT……..SIE GOTTVERDAMMTES KORRUPTES ARSCHLOOOOCH!!!"
"Danke, gleichfalls. Wir sehen uns dann in der Hölle."
Klick.