Blogpokal 2009 / 10
15.04.2010 um 11:29 Uhr
Geschrieben von Voegi
Ich und der Typ im Spiegel
Blogpokal geht für mich ja nur kreativ. Ein bisschen Kirmes, Karneval und Folklore und das Ganze mit irgendeiner netten Idee kombiniert. Nun gehen mir hier langsam die Ideen aus. Aber wie sagt man so schön "Die wahre Kreativität liegt im Bekenntnis zum Unkreativen". Klingt ziemlich sophisticated, ist aber totaler Humbug und stammt natürlich von mir selbst. Muss also Nonsens sein. Aber egal, das ziehen wir jetzt durch. Diesmal also in total unkreativ mit selbstreferentiellem Blick auf mich selbst. Denn wie sagt man so schön: "Der Blick in den Spiegel schärft die Sicht auf die Welt". Klingt ziemlich bescheuert, ist diesmal aber äußerst tiefsinnig, stammt allerdings wiederum nur von mir selbst. Muss also stimmen. Hier also ein paar fußballerische Selbstreflexionen, und zwar – man glaubt es kaum – zu mir selbst:
Meine fußballerische Karriere begann im Alter von etwa sechs Jahren und war nach sechs weiteren Jahren auch schon wieder vorbei. Aus heutiger Sicht kann ich mich immerhin damit trösten, dass Sebastians Deislers Laufbahn auch nicht viel länger gedauert hat. Uns beide verbindet zudem, dass die Einsicht in die eigene Fehlkonzeption den Ausschlag für das abrupte Karriereende gab. Doch während es bei Deisler oben haperte, lag das Problem bei mir eher unten. Nicht da! Tiefer! Denn irgendwann musste ich mir dann doch eingestehen, dass Fußball eher für den homo errectus konzipiert ist, für den homo sedens aber doch mehr so eine suboptimale Angelegenheit ist. Oder auf Deutsch: Kicken geht aufrecht-laufend ziemlich prima, sitzend-rollend ist es aber Scheiße. Und da habe ich mir dann gedacht: Vögi, du alter Gehlegastheniker, such dir einen anderen Sport. Schach oder Kirschkernweitspucken oder so. Fußball kannste knicken (und nicht kicken).
So, und an der Stelle machen wir mal einen kleinen Break. Weil so ein Break eine dramaturgisch äußerst wertvolle Pause sein kann. Vor allem weil sich so ein kleiner politisch korrekter Disclaimer immer gut macht. In dem Sinne: Deisler-Witzchen sind natürlich vollkommen inakzeptabel. Gehen aber doch, wenn man sie in einen Quervergleich zu den eigenen Unzulänglichkeiten stellt. Wäre also geklärt. Aber als Hobby-Psychologe weiß ich natürlich, dass es da noch ein weiteres subtiles, peinlich berührtes Unbehagen gibt. Von wegen: Selbstironische Bemerkungen über die eigene Behinderung sind nur ein trügerisches Mittel zur Kompensation eines Minderwertigkeitskomplexes. Wer fiese Späße mit seinen körperlichen Defiziten macht, versucht damit nur über die eigene Verletzlichkeit hinwegzutäuschen und künstlich eine real nicht existierende Normalität zu schaffen. Ertappt? Na also! Ich mach's mal kurz: Darüber bin ich längst hinweg. Befinde mich schon in der Normalität-ist-eh-scheiße-Phase. Da ist Selbstironie nur noch zur Kultivierung der eigenen Abnormalität da.
So, genug gedisclaimt. Wir waren bei meiner kurzen und wenig glorreichen Fußballkarriere stehen geblieben. Und stehen geblieben ist genau das richtige Stichwort. Denn meine fußballerischen Aktivitäten beschränkten sich in den wenigen Jahren meiner Laufbahn darauf, irgendwo in der Nähe des gegnerischen Tores rumzulungern, um das mir irgendwann zufällig vor die Füße fallende Spielgerät mit der begrenzten Kraft meiner Extremitäten irgendwie zum Torerfolg nach vorne zu befördern. Wobei mir der im Straßenfußball übliche Verzicht auf die Abseitsregel selbstredend sehr zum Vorteil war. Als Alternative bot sich für mich auch die Besetzung des Torhüterpostens, wenngleich mir die mir eigene Bewegungsungeschmeidigkeit den zynischen Beinamen "Die Katze von Lohmar" einbrachte (und meiner Mannschaft ein paar vermeidbare Gegentreffer).
Schon damals war klar: Für die Bundesliga würde es wahrscheinlich nicht reichen. Als ich dann aber irgendwann von Zweifußgang auf Vierradantrieb umstellte, beschloss ich das ehrgeizige Projekt "Weltfußballer 2006" komplett einzustellen und stattdessen die Geschichte etwas passiver anzugehen. Also mit Pannini-Bildchen sammeln, Statistiken basteln, Schiedsrichteransetzungen vorhersagen und irgendwelche abstrusen Internetblogs zum Ausgang eines bevorstehenden Bundesligaspiels schreiben. Und das hat dann ja auch irgendwie hingehauen.
Was das alles mit West-Schwarzwald gegen den Club zu tun hat? Nichts, mag man meinen, und in meinem fußballerischen Autopsychogramm eine subtile Kampfschrift zur Revolutionierung des Blogpokals sehen, der doch eigentlich nicht immer irgendwelche haltlosen Prognosen für ein Bundesligaspiel umfassen muss.
Für alle anderen, die weiter auf das klassische Format stehen, habe ich natürlich noch ein paar wild zusammenkonstruierte Parallelen zwischen Rolling Voegi und dem samstäglichen Leckerbissen in Freiburg parat. So habe ich mir schon ganz bewusst diesen eigentlich total unbeblogbaren Grützenkick ausgesucht – eine Partie mit dem Anmut von Rollstuhlmikado, bei der selbst ich (jedenfalls zu meinen Karriereglanzzeiten Ende der 80er) noch hätte Akzente setzen können. In Sachen Treffsicherheit und Bewegungsgeschmeidigkeit stehe ich der Dutt-Elf in diesen Tagen gewiss in nichts nach. Zumal die Abseitsregel eben nur im Straßenfußball keine Gültigkeit beansprucht.
Wer zu Hause nicht einmal gegen Herrlichs unherrlichen VfL gewinnt, sollte sich denn auch besser freiwillig vom Spielbetrieb der 1. Liga abmelden. Mit dem unwürdigen Rumgeholze der Gegenwart kann der SCF jedenfalls weder den eigenen Minderwertigkeitskomplex kompensieren noch die eigene Abnormalität kultivieren. Wobei ja gerade Letzteres in der ultrahippen, alternativen Öko-Hauptstadt Freiburg längst fester Bestandteil der urbanen Corporate Identity ist.
Machen wir es also kurz. Für die Dutt-Elf gilt das Gleiche wie für mich zu Beginn der 90er Jahre: Das mit dem Kicken kann man knicken. Spätestens am Samstag wird man sich der Einsicht in die eigene Fehlkonzeption nicht mehr verschließen können und der Wahrheit in die Augen sehen müssen. Und die heißt 2. Liga. Denn nicht einmal gegen die Franken, deren spielerische Qualitäten den meinigen auch nicht unbedingt um Längen voraus sind, wird es zu einem Punkt reichen. Weil Bunjaku & Co. zwar auch eher zweitligareif durch die Gegend bolzen, am Ende aber aufgrund gegnerischer Unfähigkeit immerhin eine Bude mehr erzielen als der Gastgeber. Oder in Präzise: SCF – FCN 1:2, 0:1 Bunjaku (11.), 0:2 Frantz (49.), 1:2 Cissé (78.)!
Klingt natürlich alles ziemlich an den Haaren herbeigezogen, ist auch nicht gerade fundiert, stammt allerdings wiederum nur von mir selbst. Muss also stimmen. Denn wer sich selbst erkennt, kennt auch die Zukunft. Oder so ähnlich.
Ach ja. Für alle, die mich nicht kennen und sich mit der Einordnung ein wenig schwer tun, hier noch ein Bildchen aus dem Jahre 95, von Schapapapa und mir:
Lila ist weg, fahrbarer Untersatz geblieben.
In dem Sinne: Das kann ja heiter werden.
Meine fußballerische Karriere begann im Alter von etwa sechs Jahren und war nach sechs weiteren Jahren auch schon wieder vorbei. Aus heutiger Sicht kann ich mich immerhin damit trösten, dass Sebastians Deislers Laufbahn auch nicht viel länger gedauert hat. Uns beide verbindet zudem, dass die Einsicht in die eigene Fehlkonzeption den Ausschlag für das abrupte Karriereende gab. Doch während es bei Deisler oben haperte, lag das Problem bei mir eher unten. Nicht da! Tiefer! Denn irgendwann musste ich mir dann doch eingestehen, dass Fußball eher für den homo errectus konzipiert ist, für den homo sedens aber doch mehr so eine suboptimale Angelegenheit ist. Oder auf Deutsch: Kicken geht aufrecht-laufend ziemlich prima, sitzend-rollend ist es aber Scheiße. Und da habe ich mir dann gedacht: Vögi, du alter Gehlegastheniker, such dir einen anderen Sport. Schach oder Kirschkernweitspucken oder so. Fußball kannste knicken (und nicht kicken).
So, und an der Stelle machen wir mal einen kleinen Break. Weil so ein Break eine dramaturgisch äußerst wertvolle Pause sein kann. Vor allem weil sich so ein kleiner politisch korrekter Disclaimer immer gut macht. In dem Sinne: Deisler-Witzchen sind natürlich vollkommen inakzeptabel. Gehen aber doch, wenn man sie in einen Quervergleich zu den eigenen Unzulänglichkeiten stellt. Wäre also geklärt. Aber als Hobby-Psychologe weiß ich natürlich, dass es da noch ein weiteres subtiles, peinlich berührtes Unbehagen gibt. Von wegen: Selbstironische Bemerkungen über die eigene Behinderung sind nur ein trügerisches Mittel zur Kompensation eines Minderwertigkeitskomplexes. Wer fiese Späße mit seinen körperlichen Defiziten macht, versucht damit nur über die eigene Verletzlichkeit hinwegzutäuschen und künstlich eine real nicht existierende Normalität zu schaffen. Ertappt? Na also! Ich mach's mal kurz: Darüber bin ich längst hinweg. Befinde mich schon in der Normalität-ist-eh-scheiße-Phase. Da ist Selbstironie nur noch zur Kultivierung der eigenen Abnormalität da.
So, genug gedisclaimt. Wir waren bei meiner kurzen und wenig glorreichen Fußballkarriere stehen geblieben. Und stehen geblieben ist genau das richtige Stichwort. Denn meine fußballerischen Aktivitäten beschränkten sich in den wenigen Jahren meiner Laufbahn darauf, irgendwo in der Nähe des gegnerischen Tores rumzulungern, um das mir irgendwann zufällig vor die Füße fallende Spielgerät mit der begrenzten Kraft meiner Extremitäten irgendwie zum Torerfolg nach vorne zu befördern. Wobei mir der im Straßenfußball übliche Verzicht auf die Abseitsregel selbstredend sehr zum Vorteil war. Als Alternative bot sich für mich auch die Besetzung des Torhüterpostens, wenngleich mir die mir eigene Bewegungsungeschmeidigkeit den zynischen Beinamen "Die Katze von Lohmar" einbrachte (und meiner Mannschaft ein paar vermeidbare Gegentreffer).
Schon damals war klar: Für die Bundesliga würde es wahrscheinlich nicht reichen. Als ich dann aber irgendwann von Zweifußgang auf Vierradantrieb umstellte, beschloss ich das ehrgeizige Projekt "Weltfußballer 2006" komplett einzustellen und stattdessen die Geschichte etwas passiver anzugehen. Also mit Pannini-Bildchen sammeln, Statistiken basteln, Schiedsrichteransetzungen vorhersagen und irgendwelche abstrusen Internetblogs zum Ausgang eines bevorstehenden Bundesligaspiels schreiben. Und das hat dann ja auch irgendwie hingehauen.
Was das alles mit West-Schwarzwald gegen den Club zu tun hat? Nichts, mag man meinen, und in meinem fußballerischen Autopsychogramm eine subtile Kampfschrift zur Revolutionierung des Blogpokals sehen, der doch eigentlich nicht immer irgendwelche haltlosen Prognosen für ein Bundesligaspiel umfassen muss.
Für alle anderen, die weiter auf das klassische Format stehen, habe ich natürlich noch ein paar wild zusammenkonstruierte Parallelen zwischen Rolling Voegi und dem samstäglichen Leckerbissen in Freiburg parat. So habe ich mir schon ganz bewusst diesen eigentlich total unbeblogbaren Grützenkick ausgesucht – eine Partie mit dem Anmut von Rollstuhlmikado, bei der selbst ich (jedenfalls zu meinen Karriereglanzzeiten Ende der 80er) noch hätte Akzente setzen können. In Sachen Treffsicherheit und Bewegungsgeschmeidigkeit stehe ich der Dutt-Elf in diesen Tagen gewiss in nichts nach. Zumal die Abseitsregel eben nur im Straßenfußball keine Gültigkeit beansprucht.
Wer zu Hause nicht einmal gegen Herrlichs unherrlichen VfL gewinnt, sollte sich denn auch besser freiwillig vom Spielbetrieb der 1. Liga abmelden. Mit dem unwürdigen Rumgeholze der Gegenwart kann der SCF jedenfalls weder den eigenen Minderwertigkeitskomplex kompensieren noch die eigene Abnormalität kultivieren. Wobei ja gerade Letzteres in der ultrahippen, alternativen Öko-Hauptstadt Freiburg längst fester Bestandteil der urbanen Corporate Identity ist.
Machen wir es also kurz. Für die Dutt-Elf gilt das Gleiche wie für mich zu Beginn der 90er Jahre: Das mit dem Kicken kann man knicken. Spätestens am Samstag wird man sich der Einsicht in die eigene Fehlkonzeption nicht mehr verschließen können und der Wahrheit in die Augen sehen müssen. Und die heißt 2. Liga. Denn nicht einmal gegen die Franken, deren spielerische Qualitäten den meinigen auch nicht unbedingt um Längen voraus sind, wird es zu einem Punkt reichen. Weil Bunjaku & Co. zwar auch eher zweitligareif durch die Gegend bolzen, am Ende aber aufgrund gegnerischer Unfähigkeit immerhin eine Bude mehr erzielen als der Gastgeber. Oder in Präzise: SCF – FCN 1:2, 0:1 Bunjaku (11.), 0:2 Frantz (49.), 1:2 Cissé (78.)!
Klingt natürlich alles ziemlich an den Haaren herbeigezogen, ist auch nicht gerade fundiert, stammt allerdings wiederum nur von mir selbst. Muss also stimmen. Denn wer sich selbst erkennt, kennt auch die Zukunft. Oder so ähnlich.
Ach ja. Für alle, die mich nicht kennen und sich mit der Einordnung ein wenig schwer tun, hier noch ein Bildchen aus dem Jahre 95, von Schapapapa und mir:
Lila ist weg, fahrbarer Untersatz geblieben.
In dem Sinne: Das kann ja heiter werden.
Aufrufe: 3700 | Kommentare: 27 | Bewertungen: 43 | Erstellt:15.04.2010
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KOMMENTARE
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15.04.2010 | 12:07 Uhr
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xxlhonk :
Wer zu Hause nicht einmal gegen Herrlichs unherrlichen VfL gewinnt, sollte sich denn auch besser freiwillig vom Spielbetrieb der 1. Liga abmelden. Das werde ich so mal an den HSV weiterleiten.
Denn dann kann Labbadia ja doch Trainer bleiben, denn für die 2te Liga wird das auch bei dem locker reichen.
Apropos locker und reichen. Dazu zwei Sachen:
1. Das Ding hier wird (ob locker wird sich zeigen) für den Einzug ins Finale reichen. Es sei denn Bailey zaubert noch einen Mega-Hammerblock aus dem Ärmel.
2. Bist Du genauso locker wie Du Dich beschreibst. Das kann und werde ich gerne bestätigen. Und in Anbetracht deiner Qualitäten als Autor bin ich froh, dass Du kein Fußballer geworden bist. Denn dann wäre uns allen was entgangen.
Starker Blick in den Spiegel, der den Focus aufs wesentlich lenkt, ohne dabei den Stern aus den Augen zu verlieren.
Bunte Nummer hier, man könnte auch sagen eine echte Gala...
10 Punkte und nun auf zu Bailey.
0
15.04.2010 | 11:57 Uhr
0
wunderkind : hoho
...künstlich eine real nicht existierende Normalität zu schaffen...find ich godlike
9+1 punkte
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15.04.2010 | 11:46 Uhr
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Bailey :
Ts, was soll ich sagen?Muss ich wirlich erwähnen, dass der Blog gut ist?
Das werden hier noch viele, viele andere tun.
Deshalb beschränke ich mich darauf die 10 zu drücken und der Dinge, die da kommen zu harren
P.S. Cool, dass dus so früh geschafft hast! Danke!
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eines geben...10 Punkte.
Und wer Deine "subtilen Kampfschriften" ähnlich intensiv wie
ich verfolgt, wird nicht umhin kommen dieses zu den Lieblingswerken
zu zählen, weil darin eben sooo viel Voegi steckt.