Time to panic?

Nach einem starken Start in die Saison verloren die Brooklyn Nets von den letzten zehn Spielen ganze Acht, darunter waren zwei besonders schmachvolle Niederlagen gegen den Stadtrivalen aus New York. Zuletzt sorgten Äußerungen von Deron Williams über seine Rolle im Offensivsystem für medialen Wirbel, die unterdurchschnittlichen Leistungen des Star-Pointguards der Nets und von Backcourt-Partner Joe Johnson bereiten den Fans sorgenvolle Mienen.
Einige Fans fordern bereits den Rauswurf von Coach Johnson, welcher im November noch zum Eastern Conference Coach of the Month gewählt wurde. Es rumort in Brooklyn, Fans und Medien werden gleichermaßen unruhig.

Doch ist es wirklich Zeit in Panik auszubrechen? Brauchen die Nets tiefgreifende Veränderungen?
Und woran liegt die aktuelle Pleite-Serie denn nun überhaupt?


Ursachenforschung

*Offense

Glaubt man dem aktuellen Grundtenor, ist die Offensive der Nets das Hauptproblem und Grund für die aktuellen Niederlagen. Die Fans kritisieren den Coach aufgrund seiner Einfallslosigkeit in der Offensive, selbst die Spieler äußerten zuletzt Kritik:" "I don’t think we run our sets. We have a tendency to play one-on-one basketball and it’s not gonna work”, sagte beispielsweise Joe Johnson. Williams äußerte bereits vorher im Zuge seiner allgemeinen und medial aufgebauschten Kritik ähnliches: "There’s just more one-on-one and isos".

Die Statistik verrät ähnliches: Rund 14% der Nets-Spielzüge sind Isolation-Plays, 11% Post-Up Situationen und weitere 22% Spot-Ups, die maßgeblich aus Double-Teams bzw. Help-Defense bei Isolation oder Post-Up-Plays resultieren. Auch statistisch lässt sich somit belegen: Die Nets spielen sehr statischen Basketball, lediglich ein Viertel der Abschlüsse resultieren aus Screen-Plays, Cutting-Plays oder dem heutzutage sehr häufig gelaufenen Pick and Roll.

Doch ist dies wirklich das wahre Problem der Nets? Schaut man lediglich auf die erzielten Punkte pro Spiel, könnte man aus dem ligaweit siebschlechtesten Wert(95PPG) genau diesen Schluss ziehen. Advanced Stats wie die adjusted Fieldgoalpercentage(.490, Platz12) belegen aber, dass die Nets keinesfalls eine schlechte Offensivmannschaft sind. Im Offensive Efficiency Rating liegen die Nets sogar auf dem zehnten Rang.
Auch John Schuhmann, prominenter NBA-Statistik-Guru, äußerte sich nach dem Debakel gegen die Knicks wie folgt: „ I wouldn't be worrying about the OFFENSE right now. Yes, their offense could be better. Much better. But their defense couldn’t be much worse.”

*Defense

Über die Jahre hinweg war Defense ein Fremdwort für die Nets, letzte Saison waren statistisch nur die Bobcats schlechter im Teamverbund. Im Vorfeld der Saison waren sich praktisch alle Experten einig: Mit einem Starting-Frontcourt aus Kris Humphries und Brook Lopez wird es schwer werden, eine defensive Identität zu etablieren.
Nach dem starken 11-4 Saisonstart musste man diese Aussage zumindest ein Stück weit revidieren. Nicht nur Edelverteidiger Gerald Wallace und Hustle-Player Reggie Evans sorgten dafür, dass die Nets sich defensiv verstärkten, es war tatsächlich auch der vielgescholtene Brook Lopez, der mit seinen neugewonnenen Shotblocking-Qualitäten(2,6 Blocks/Spiel, viertbester Wert in der NBA) die gegnerischen Guards vom Penetrieren abhielt.

Ausgerechnet Brook Lopez, jahrelang als Defense- und Reboundallergiker verschrien, soll nun also der Schlüssel für eine effektive Verteidigung sein? Statistiken unterstützen dies: Seit dem 28 November fehlt der Starting-Center den Nets, seitdem gewann man lediglich gegen Orlando, Detroit und Toronto. Schlimmer noch: In diesem Zeitraum sind die Nets auf Platz 28 in der Defensive-Efficiency, 10 Plätze unter ihrem Saisonschnitt und unglaubliche 17 Plätze unter ihrer damaligen Platzierung.
Seit der Rückkehr von Lopez verbesserte sich die Def.Eff um ganze Acht Punkte, von 108,6 auf ~100.


Ja, Brook Lopez ist nach wie vor einer der schlechtesten PnR-Verteidiger der Liga und ja, Brook Lopez Reboundwerte sind für einen 7-Footer nach wie vor nicht akzeptabel. Aber dennoch vermissten die Nets Lopez in der Defensive schmerzlich.

*Pace

Nichtsdestotrotz ist es mehr als nur die Abstinenz von ihrem Center, die den Nets derzeit merklich zu schaffen macht.
Um weitere aktuelle Probleme in der Defensive aufzudecken, sollte man zunächst einmal erklären, warum die Nets zu Beginn der Saison solch gute Defense spielten - obwohl sie nicht über die besten individuellen Verteidiger verfügen, obwohl mit Gerald Wallace ihr bester Verteidiger lange ausfiel und obwohl die gegnerischen Wurfquoten über die Saison gesehen konstant hoch waren.

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