27.12.2012 um 12:05 Uhr
Geschrieben von Zac
Jahresrückblick: Schalke 04 (I)
oder: Die dritte Geige ist verstimmt.
Ohne im Vorwege klären zu wollen, ob Schalke nun ein gutes oder durchschnittliches Gesamtkonzert 2012 gegeben hat, kann man mit Fug und Recht behaupten: Bei den Königsblauen war phasenweise richtig Musik drin. Die Instrumente griffen ineinander, dass gegnerischen Abwehrreihen teils schwindelig wurde. Doch so virtuos das Orchester an einigen Wochenenden musizierte, so verpatzte es vor allem den Schlussakt. Statt ein bis dato sehr ordentliches Jahr mit dem „Grande Finale" zu krönen und sich die stehenden Ovationen beim Publikum abzuholen, bleibt am Ende der Vorführung 2012 ein mulmiges Gefühl und von den meisten Rängen nicht viel mehr als Anstandsapplaus. Die dritte deutsche Geige hinter Bayern und Dortmund scheint verstimmt zu sein. Hinzu kommt der wenig feierliche Abgang vom großen Dirigenten aus Kerkrade. Doch lassen wir es direkt mal im Phrasenschwein klimpern: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Und sind wir mal ehrlich: Der verkorkste Rückrundenabschluss ist im Endeffekt ja nur ein kleiner Teil eines spannenden Jahres in Gelsenkirchen. Also der Reihe nach...
Die Rückrunde 11/12
Süß: Teemu Pukki (l., mit den Wuschelhaaren).
In der ersten Jahreshälfte stand dem FC Schalke als Tabellendrittem die Aufgabe bevor, den direkten Einzug in die Champions League zu schaffen und seinen Platz vor allem vor den überraschend starken Gladbachern zu verteidigen. Der gute Lauf der Vorrunde konnte durch Siege gegen Stuttgart und Köln auch im neuen Jahr fortgeführt werden. Sieben Tore in beiden Partien unterstrichen vor allem die Offensivkraft der Schalker, bei denen Ausnahmespieler Raùl immer wieder besondere Akzente setzte. Für die Tore in Massenabfertigung sorgte ein Klaas-Jan Huntelaar in beeindruckender Form. Zu überzeugen wussten aber nicht nur die Angreifer. Das junge Innenverteidiger-Duo Papadopoulos/Matip spielte seinen Part mit einer Konstanz, dass Kapitän Höwedes zwischenzeitlich auf die ungeliebte Rechtsverteidiger-Position oder sogar die Bank rücken musste.
Die erste und einzige Durststrecke dieser Rückrunde schloss sich allerdings direkt im Februar an. Von Gladbach stellenweise zerlegt, gegen Bayern machtlos, gegen Freiburg schlicht ungenügend – drei Niederlagen aus vier Spielen sorgten für einen Dämpfer. Dabei führte sich die Tendenz fort, vor allem gegen die Top-Teams immer wieder den Kürzeren zu ziehen. Die Folge: Der Rückfall auf Tabellenplatz 4. Die Reaktion: Ein Lauf von vier Siegen aus fünf Spielen, bei denen auch Verfolger wie Leverkusen und Hannover besiegt wurden. Am 27. Spieltag kletterten die Königsblauen wieder auf Rang 3 – eine Platzierung, die sie bis Ende der Saison nicht wieder abgeben sollten. Daran änderte auch die nächste Niederlage gegen den späteren Meister BVB, bei dem sich die Schalker nach zuletzt schwachen Derbyauftritten zumindest wieder auf Augenhöhe zeigten. Mit Siegen gegen Hertha und in Bremen unterstrichen die Knappen ihren Status als dritte Kraft im deutschen Fußball.
In der Euro League war für die Schalker im Viertelfinale Feierabend. Nachdem die Knappen Viktoria Pilsen und Twente Enschede ausschalteten, war die Messe gegen Athletic Bilbao schon nach dem Hinspiel in der Arena gelesen. Ein denkwürdiges Fußballspiel, bei denen gnadenlos effektive Spanier den Schalkern gleich vier Auswärtstore (2:4) einschenkten. Das 2:2 in Bilbao bedeutete somit das Ausscheiden.
Im Fokus #1: Die drei Musketiere
Was haben die Verantwortlichen aus dem Trainerstab und der sportlichen Führung nicht vor der Rückrunde 11/12 geschwärmt: „Wir haben drei gleich gute Torhüter!" Unnerstall, Hildebrand und Fährmann – tatsächlich begegnen sich diese Herren auf Augenhöhe. Das Problem: Keiner der drei Keeper erfüllt derzeit den Anspruch, Torhüter eines Champions League-Aspiranten zu sein. Der unerfahrene Unnerstall wurde zurecht Ende 2012 degradiert, der steile Karriereabstieg von Timo Hildebrand hat auch seine Gründe und der langzeitverletzte Fährmann ist auf diesem Niveau maximal ein zweiter Torwart. Das mögen einige Schalker anders sehen, ist aber meine persönliche Meinung. Und auch bei den angepriesenen „drei Musketieren" kann es nur einen geben. Hildebrand sehe ich kurzfristig als beste Lösung. Aber ab der nächsten Saison hätte ich dann doch lieber einen guten Keeper statt drei durchschnittliche Torhüter auf Augenhöhe.
Im Fokus #2: El Señor
Ich möchte gar nicht all zu viele Worte über diesen Mann verlieren, da längst alles gesagt ist. Es war für jeden Schalke eine Genuss, die Real-Legende Raúl im Dress der Königsblauen spielen zu sehen. Im Sommer war nach zwei Jahren Schluss auf Schalke. 15 Tore und 6 Vorlagen gelangen dem 35-jährigen Spanier noch in seiner letzten Saison – inklusive Abonnement für die Wahl zum Tor des Monats. Wir erinnern uns mit Freude an die Blicke der Herren Wiese oder Rensing, als ihnen die Bälle butterweich über die Schädel hinweg ins Tor gelupft wurden.Pflichtspielbilanz: 98 Spiele, 40 Tore, 21 Assists – nicht nur Schalke, eine ganze Liga dankt für die Bereicherung, die der sympathische Señor zweifelsohne für sie war.
Tore aus der Feinkostabteilung: Raúl bei seiner Lieblingsbeschäftigung.
Im Fokus #3: Wechselzone
In der Sommerpause 2012 bewies Sportdirektor Horst Heldt erneut, dass er seit dem Abgang von Felix Magath in der Lage ist, einen richtig ordentlichen Job zu machen. Gar nicht so einfach, das Spielermaterial von Magaths Reste-Rampe wieder unters Volk zu bringen. Beispiele gefällig? Deac, Annan, Edu, Jurado, Baumjohann, Gavranovic – Heldt gelang es, einigen Überschuss zumindest vorerst von der Gehaltsliste zu streichen. Der Abgang von Raúl war nicht wirklich zu verhindern und so ungern man einen solchen Ausnahme-Spieler auch gehen lässt, war es aus meiner Sicht an der Zeit, an dieser Stelle Platz für jüngere und billigere Kräfte zu machen. Der Vertragsverlängerung von Jefferson Farfan muss man Heldt ebenfalls hoch anrechnen, da diese eigentlich schon längst vom Tisch war.
Die Verstärkungen scheinen durchdacht und nachvollziehbar. Barca-Leihgabe Afellay hat sein großes Potenzial mehrfach angedeutet und es mag auch kein Zufall sein, dass er während des schlechten Schalker Laufes am Ende des Jahres verletzt ausfiel. Neustädter wurde ablösefrei verpflichtet und ist mittlerweile Nationalspieler – keine weiteren Fragen. Barnetta und Obasi sind zwei solide Back-Ups für die offensiven Flügelpositionen, was ihr Potenzial angeht. Bleibt zu hoffen, dass sie dieses im kommenden Jahr besser abzurufen wissen, da sie nicht mal in der schwachen Saisonphase als ernsthafte Alternative angesehen wurden.
Derby-Sieg und Wochen des Kopfschüttelns - Teil 2: ein Klick genügt!
Ohne im Vorwege klären zu wollen, ob Schalke nun ein gutes oder durchschnittliches Gesamtkonzert 2012 gegeben hat, kann man mit Fug und Recht behaupten: Bei den Königsblauen war phasenweise richtig Musik drin. Die Instrumente griffen ineinander, dass gegnerischen Abwehrreihen teils schwindelig wurde. Doch so virtuos das Orchester an einigen Wochenenden musizierte, so verpatzte es vor allem den Schlussakt. Statt ein bis dato sehr ordentliches Jahr mit dem „Grande Finale" zu krönen und sich die stehenden Ovationen beim Publikum abzuholen, bleibt am Ende der Vorführung 2012 ein mulmiges Gefühl und von den meisten Rängen nicht viel mehr als Anstandsapplaus. Die dritte deutsche Geige hinter Bayern und Dortmund scheint verstimmt zu sein. Hinzu kommt der wenig feierliche Abgang vom großen Dirigenten aus Kerkrade. Doch lassen wir es direkt mal im Phrasenschwein klimpern: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Und sind wir mal ehrlich: Der verkorkste Rückrundenabschluss ist im Endeffekt ja nur ein kleiner Teil eines spannenden Jahres in Gelsenkirchen. Also der Reihe nach...
Die Rückrunde 11/12
Süß: Teemu Pukki (l., mit den Wuschelhaaren).
In der ersten Jahreshälfte stand dem FC Schalke als Tabellendrittem die Aufgabe bevor, den direkten Einzug in die Champions League zu schaffen und seinen Platz vor allem vor den überraschend starken Gladbachern zu verteidigen. Der gute Lauf der Vorrunde konnte durch Siege gegen Stuttgart und Köln auch im neuen Jahr fortgeführt werden. Sieben Tore in beiden Partien unterstrichen vor allem die Offensivkraft der Schalker, bei denen Ausnahmespieler Raùl immer wieder besondere Akzente setzte. Für die Tore in Massenabfertigung sorgte ein Klaas-Jan Huntelaar in beeindruckender Form. Zu überzeugen wussten aber nicht nur die Angreifer. Das junge Innenverteidiger-Duo Papadopoulos/Matip spielte seinen Part mit einer Konstanz, dass Kapitän Höwedes zwischenzeitlich auf die ungeliebte Rechtsverteidiger-Position oder sogar die Bank rücken musste.
Die erste und einzige Durststrecke dieser Rückrunde schloss sich allerdings direkt im Februar an. Von Gladbach stellenweise zerlegt, gegen Bayern machtlos, gegen Freiburg schlicht ungenügend – drei Niederlagen aus vier Spielen sorgten für einen Dämpfer. Dabei führte sich die Tendenz fort, vor allem gegen die Top-Teams immer wieder den Kürzeren zu ziehen. Die Folge: Der Rückfall auf Tabellenplatz 4. Die Reaktion: Ein Lauf von vier Siegen aus fünf Spielen, bei denen auch Verfolger wie Leverkusen und Hannover besiegt wurden. Am 27. Spieltag kletterten die Königsblauen wieder auf Rang 3 – eine Platzierung, die sie bis Ende der Saison nicht wieder abgeben sollten. Daran änderte auch die nächste Niederlage gegen den späteren Meister BVB, bei dem sich die Schalker nach zuletzt schwachen Derbyauftritten zumindest wieder auf Augenhöhe zeigten. Mit Siegen gegen Hertha und in Bremen unterstrichen die Knappen ihren Status als dritte Kraft im deutschen Fußball.
In der Euro League war für die Schalker im Viertelfinale Feierabend. Nachdem die Knappen Viktoria Pilsen und Twente Enschede ausschalteten, war die Messe gegen Athletic Bilbao schon nach dem Hinspiel in der Arena gelesen. Ein denkwürdiges Fußballspiel, bei denen gnadenlos effektive Spanier den Schalkern gleich vier Auswärtstore (2:4) einschenkten. Das 2:2 in Bilbao bedeutete somit das Ausscheiden.
Im Fokus #1: Die drei Musketiere
Was haben die Verantwortlichen aus dem Trainerstab und der sportlichen Führung nicht vor der Rückrunde 11/12 geschwärmt: „Wir haben drei gleich gute Torhüter!" Unnerstall, Hildebrand und Fährmann – tatsächlich begegnen sich diese Herren auf Augenhöhe. Das Problem: Keiner der drei Keeper erfüllt derzeit den Anspruch, Torhüter eines Champions League-Aspiranten zu sein. Der unerfahrene Unnerstall wurde zurecht Ende 2012 degradiert, der steile Karriereabstieg von Timo Hildebrand hat auch seine Gründe und der langzeitverletzte Fährmann ist auf diesem Niveau maximal ein zweiter Torwart. Das mögen einige Schalker anders sehen, ist aber meine persönliche Meinung. Und auch bei den angepriesenen „drei Musketieren" kann es nur einen geben. Hildebrand sehe ich kurzfristig als beste Lösung. Aber ab der nächsten Saison hätte ich dann doch lieber einen guten Keeper statt drei durchschnittliche Torhüter auf Augenhöhe.
Im Fokus #2: El Señor
Ich möchte gar nicht all zu viele Worte über diesen Mann verlieren, da längst alles gesagt ist. Es war für jeden Schalke eine Genuss, die Real-Legende Raúl im Dress der Königsblauen spielen zu sehen. Im Sommer war nach zwei Jahren Schluss auf Schalke. 15 Tore und 6 Vorlagen gelangen dem 35-jährigen Spanier noch in seiner letzten Saison – inklusive Abonnement für die Wahl zum Tor des Monats. Wir erinnern uns mit Freude an die Blicke der Herren Wiese oder Rensing, als ihnen die Bälle butterweich über die Schädel hinweg ins Tor gelupft wurden.Pflichtspielbilanz: 98 Spiele, 40 Tore, 21 Assists – nicht nur Schalke, eine ganze Liga dankt für die Bereicherung, die der sympathische Señor zweifelsohne für sie war.
Tore aus der Feinkostabteilung: Raúl bei seiner Lieblingsbeschäftigung.
Im Fokus #3: Wechselzone
In der Sommerpause 2012 bewies Sportdirektor Horst Heldt erneut, dass er seit dem Abgang von Felix Magath in der Lage ist, einen richtig ordentlichen Job zu machen. Gar nicht so einfach, das Spielermaterial von Magaths Reste-Rampe wieder unters Volk zu bringen. Beispiele gefällig? Deac, Annan, Edu, Jurado, Baumjohann, Gavranovic – Heldt gelang es, einigen Überschuss zumindest vorerst von der Gehaltsliste zu streichen. Der Abgang von Raúl war nicht wirklich zu verhindern und so ungern man einen solchen Ausnahme-Spieler auch gehen lässt, war es aus meiner Sicht an der Zeit, an dieser Stelle Platz für jüngere und billigere Kräfte zu machen. Der Vertragsverlängerung von Jefferson Farfan muss man Heldt ebenfalls hoch anrechnen, da diese eigentlich schon längst vom Tisch war.
Die Verstärkungen scheinen durchdacht und nachvollziehbar. Barca-Leihgabe Afellay hat sein großes Potenzial mehrfach angedeutet und es mag auch kein Zufall sein, dass er während des schlechten Schalker Laufes am Ende des Jahres verletzt ausfiel. Neustädter wurde ablösefrei verpflichtet und ist mittlerweile Nationalspieler – keine weiteren Fragen. Barnetta und Obasi sind zwei solide Back-Ups für die offensiven Flügelpositionen, was ihr Potenzial angeht. Bleibt zu hoffen, dass sie dieses im kommenden Jahr besser abzurufen wissen, da sie nicht mal in der schwachen Saisonphase als ernsthafte Alternative angesehen wurden.
Derby-Sieg und Wochen des Kopfschüttelns - Teil 2: ein Klick genügt!
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27.12.2012 | 12:16 Uhr
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Zac :
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