27.12.2012 um 12:06 Uhr
Geschrieben von Zac
Jahresrückblick: Schalke 04 (II)
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"Wer will nochmal, wer hat noch nicht?": Schalke zum Jahresende 2012.
Der Hinrunde erster Teil
Trennen wir an dieser Stelle mal die Hinrunde der Saison 12/13 in zwei Teile. Begonnen hat diese mit dem ominösen „besten Saisonstart seit 41 Jahren". Nur eine Niederlage aus neun Spielen (gegen die Bayern) sowie zwei Unentschieden (gegen Hannover und Düsseldorf), bei denen die Schalker eigentlich den Sieg vor Augen hatten. Schalke begeisterte phasenweise mit schnellem Kombinationsspiel und machte seine Tore, obwohl die eigentliche Lebensversicherung Huntelaar lange außer Form blieb. Neuzugang Neustädter blühte als stiller Abräumer vor der Abwehr auf und bildete mit Jones endlich sehr solide Doppelsechs. Die Youngster Holtby und Draxler deuteten zeitgleich immer öfter ihr großes Potenzial an.
Im Fokus #4: Derby-Sieg und Papp-Schalen
Mitten in diesen besten Saisonstart seit über vier Jahrzehnte passte das Spiel am 20. Oktober in Dortmund. Nach einer kleinen Derby-Durststrecke gelang Königsblau der Sieg beim ungeliebten Reviernachbarn. Also in dem Stadion, in dem der BVB seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr verloren hatte. Die ersatzgeschwächten Borussen stellten ihr System auf eine Dreierkette um, was schon im Laufe der ersten Halbzeit als misslungenes Experiment abgebrochen wurde. Schalke führte verdient zur Halbzeit und ließ auch in der zweiten Halbzeit kaum Großchancen zu.
Das Problem nach dem Sieg: Wie es auf Schalke so üblich ist, brachen nach der bekannten, jahrzehntelangen Meisterschaftsabstinenz schon wiederfrühzeitig die Träumereien nach dem Titel aus. Sicher, jeder kann träumen, wovon er möchte, aber auch in diesem Fall nützt es dem Team nicht allzu viel, wenn nach zehn Spieltagen die Papp-Meisterschalen auf der Tribüne in die Höhe gereckt werden. Wie weit man nur wenige Wochen später von eben diesem Titel entfernt sein kann, wissen wir heute.
Der Hinrunde zweiter Teil
Was mit einem unglücklichen 2:3 gegen Hoffenheim begann, endete erst mit dem Anbruch der Winterpause. Nur ein Sieg aus den letzten acht Ligaspielen sprechen eine Sprache, die nicht zu beschönigen ist. Blutleere Auftritte gegen Leverkusen, Hamburg und Stuttgart. Ein fast glückliches Unentschieden beim Heimspiel gegen Aufsteiger Frankfurt. Schalke spielte über Wochen einen Ball, der mit internationaler Klasse nicht im Geringsten zu tun hatte. Das Kontrastprogramm boten sie aber genau dort – auf internationalem Niveau. Ohne Niederlage zogen die Schalker in der Gruppe mit Arsenal, Montpellier und Piräus als Tabellenführer in die nächste Runde. Der verdiente 2:0-Sieg im Emirate Stadium zu London setzte dieser Königsklassen-Vorrunde die Krone auf.
Im Liga-Alltag herrschte hingegen Tristesse. Das, was das Team zu Saisonbeginn auszeichnete, sollte nun zum größten Problem werden: Es gelang den Knappen einfach nicht, den Gegner über längere Zeit unter Druck zu setzen. Oft genug drehten die Schalker in der Vergangenheit Rückstände, doch nun taten sie sich extrem schwer, sich genügend Großchancen herauszuspielen. Die Gründe? Könnte an der Dreifachbelastung gelegen haben. Könnte daran gelegen haben, dass offene Vertragssituationen (Huntelaar, Holtby, Stevens) für Unruhe sorgten. Könnte daran gelegen haben, dass sich Stevens mit einigen Spielern überwarf. Könnte auch am Ausfall von Papadopoulos gelegen haben, der einen ungewohnt schwachen Matip längst auf die Bank befördert hätte. Aber sei es drum: Bis zum letzten Pflichtspiel im DFB-Pokal gegen Mainz gelang keine Wende mehr. Somit ist der Pokal passé, genauso wie die Amtszeit von Trainer Stevens.
Im Fokus #5: Platzpatronen für den Hunter
Das Jahr des Klaas-Jan Huntelaars ist vielerlei Hinsicht ein Spiegelbild des gesamten Schalker Jahres. In der Rückrunde 11/12 erlegte der Hunter so ziemlich alles, was ihm vor die Flinte kam. 29 Tore und 13 Vorlagen in 32 Spielen sind genauso beeindruckend wie die 14 Tore in 12 Euro League-Spielen. Und in der aktuellen Spielzeit? Dem Holländer gelangen gerade mal 5 Tore in 17 Spielen. Und das in einer Situation, in der ich erst recht mit ihm gerechnet hätte – schließlich spielte er um seinen letzten richtig großen Vertrag. Ob das vielleicht am Ende der Grund für die Ladehemmungen war, ist natürlich spekulativ. Fakt ist: Der Hunter hat trotz (oder gerade wegen) seiner sehr schwachen Hinrunde einen neuen Vertrag auf Schalke unterzeichnet. Bleibt zu hoffen, dass er in Zukunft wieder mit Munition auf Jagd geht und nicht wie zuletzt mit Platzpatronen unterwegs ist. Denn wie hieß es bei Spider-Man so schön: Auf einen großen Vertrag folgt große Verantwortung. Oder so ähnlich...
Bilder vergangener Tage: Der Hunter trifft, wie er will.
Quo vadis, S04?
Nach dem Stevens-Abgang übernimmt der Ex-B-Jugend-Trainer Jens Keller den Posten vom „Knurrer aus Kerkrade". Ich möchte es mir an dieser Stelle nicht anmaßen, seine Trainerfähigkeiten beurteilen zu können. Da er als Coach aber keine Erfahrung auf dem Niveau besitzt, ist seine Person zumindest mit einem Risiko verbunden. Ich setze an dieser Stelle vielleicht ein wenig auf den Wolfsburg-Effekt, wo der große Name (Magath) ging und der vermeintlich kleine Trainer (Mr. Lawrence) mit Erfolg nachrückte. Wie es im Sommer mit der Trainerfrage weitergeht, hängt sicher mit dem Abschneiden der Mannschaft in der Rückrunde zusammen.
In der Champions League trifft Schalke auf Galatasaray – ein Duell, in das Schalke aus meiner Sicht als Favorit geht. In Normalform also machbar. In der Liga erwarte ich eine Reaktion der Mannschaft. Die Teams rund um die europäischen Plätze stehen so nah beieinander, dass Schalke trotz des Negativ-Laufes noch alles in der Hand hat. Platz 3 oder 4 ist aus meiner Sicht Voraussetzung für eine gute Saison. Mit dem Kader muss Schalke schlicht den Anspruch haben, in der Champions League zu spielen. Ich bin optimistisch, dass sich das Team spätestens nach den Siegen gegen Augsburg und Fürth (19. und 20. Spieltag) wieder gefangen hat. Lediglich fünf Punkte Rückstand auf Rang 3 sind bei 17 ausstehenden Spielen nicht der Rede wert.
Wichtig wäre auf lange Sicht sicher die Vertragsverlängerung von Lewis Holtby, wenngleich dessen utopischen Forderungen derzeit ein Geduldsspiel ankündigen. Großen Bedarf für Neuzugänge in der Winterpause sehe aber nicht. Genug Potenzial und Tiefe - ausgenommen der Back-Up in der Sturmzentrale - hat die Truppe auch in aktueller Besetzung.
So gehe ich optimistisch in die Rückrunde und sage: Die Winterpause kam gerade für uns zum richtigen Zeitpunkt. In der Rückrunde wird wieder ein anderer FC Schalke auf dem Platz stehen. Mit neuem Dirigenten und richtig Musik im Spiel nach vorne.
"Wer will nochmal, wer hat noch nicht?": Schalke zum Jahresende 2012.
Der Hinrunde erster Teil
Trennen wir an dieser Stelle mal die Hinrunde der Saison 12/13 in zwei Teile. Begonnen hat diese mit dem ominösen „besten Saisonstart seit 41 Jahren". Nur eine Niederlage aus neun Spielen (gegen die Bayern) sowie zwei Unentschieden (gegen Hannover und Düsseldorf), bei denen die Schalker eigentlich den Sieg vor Augen hatten. Schalke begeisterte phasenweise mit schnellem Kombinationsspiel und machte seine Tore, obwohl die eigentliche Lebensversicherung Huntelaar lange außer Form blieb. Neuzugang Neustädter blühte als stiller Abräumer vor der Abwehr auf und bildete mit Jones endlich sehr solide Doppelsechs. Die Youngster Holtby und Draxler deuteten zeitgleich immer öfter ihr großes Potenzial an.
Im Fokus #4: Derby-Sieg und Papp-Schalen
Mitten in diesen besten Saisonstart seit über vier Jahrzehnte passte das Spiel am 20. Oktober in Dortmund. Nach einer kleinen Derby-Durststrecke gelang Königsblau der Sieg beim ungeliebten Reviernachbarn. Also in dem Stadion, in dem der BVB seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr verloren hatte. Die ersatzgeschwächten Borussen stellten ihr System auf eine Dreierkette um, was schon im Laufe der ersten Halbzeit als misslungenes Experiment abgebrochen wurde. Schalke führte verdient zur Halbzeit und ließ auch in der zweiten Halbzeit kaum Großchancen zu.
Das Problem nach dem Sieg: Wie es auf Schalke so üblich ist, brachen nach der bekannten, jahrzehntelangen Meisterschaftsabstinenz schon wiederfrühzeitig die Träumereien nach dem Titel aus. Sicher, jeder kann träumen, wovon er möchte, aber auch in diesem Fall nützt es dem Team nicht allzu viel, wenn nach zehn Spieltagen die Papp-Meisterschalen auf der Tribüne in die Höhe gereckt werden. Wie weit man nur wenige Wochen später von eben diesem Titel entfernt sein kann, wissen wir heute.
Der Hinrunde zweiter Teil
Was mit einem unglücklichen 2:3 gegen Hoffenheim begann, endete erst mit dem Anbruch der Winterpause. Nur ein Sieg aus den letzten acht Ligaspielen sprechen eine Sprache, die nicht zu beschönigen ist. Blutleere Auftritte gegen Leverkusen, Hamburg und Stuttgart. Ein fast glückliches Unentschieden beim Heimspiel gegen Aufsteiger Frankfurt. Schalke spielte über Wochen einen Ball, der mit internationaler Klasse nicht im Geringsten zu tun hatte. Das Kontrastprogramm boten sie aber genau dort – auf internationalem Niveau. Ohne Niederlage zogen die Schalker in der Gruppe mit Arsenal, Montpellier und Piräus als Tabellenführer in die nächste Runde. Der verdiente 2:0-Sieg im Emirate Stadium zu London setzte dieser Königsklassen-Vorrunde die Krone auf.
Im Liga-Alltag herrschte hingegen Tristesse. Das, was das Team zu Saisonbeginn auszeichnete, sollte nun zum größten Problem werden: Es gelang den Knappen einfach nicht, den Gegner über längere Zeit unter Druck zu setzen. Oft genug drehten die Schalker in der Vergangenheit Rückstände, doch nun taten sie sich extrem schwer, sich genügend Großchancen herauszuspielen. Die Gründe? Könnte an der Dreifachbelastung gelegen haben. Könnte daran gelegen haben, dass offene Vertragssituationen (Huntelaar, Holtby, Stevens) für Unruhe sorgten. Könnte daran gelegen haben, dass sich Stevens mit einigen Spielern überwarf. Könnte auch am Ausfall von Papadopoulos gelegen haben, der einen ungewohnt schwachen Matip längst auf die Bank befördert hätte. Aber sei es drum: Bis zum letzten Pflichtspiel im DFB-Pokal gegen Mainz gelang keine Wende mehr. Somit ist der Pokal passé, genauso wie die Amtszeit von Trainer Stevens.
Im Fokus #5: Platzpatronen für den Hunter
Das Jahr des Klaas-Jan Huntelaars ist vielerlei Hinsicht ein Spiegelbild des gesamten Schalker Jahres. In der Rückrunde 11/12 erlegte der Hunter so ziemlich alles, was ihm vor die Flinte kam. 29 Tore und 13 Vorlagen in 32 Spielen sind genauso beeindruckend wie die 14 Tore in 12 Euro League-Spielen. Und in der aktuellen Spielzeit? Dem Holländer gelangen gerade mal 5 Tore in 17 Spielen. Und das in einer Situation, in der ich erst recht mit ihm gerechnet hätte – schließlich spielte er um seinen letzten richtig großen Vertrag. Ob das vielleicht am Ende der Grund für die Ladehemmungen war, ist natürlich spekulativ. Fakt ist: Der Hunter hat trotz (oder gerade wegen) seiner sehr schwachen Hinrunde einen neuen Vertrag auf Schalke unterzeichnet. Bleibt zu hoffen, dass er in Zukunft wieder mit Munition auf Jagd geht und nicht wie zuletzt mit Platzpatronen unterwegs ist. Denn wie hieß es bei Spider-Man so schön: Auf einen großen Vertrag folgt große Verantwortung. Oder so ähnlich...
Bilder vergangener Tage: Der Hunter trifft, wie er will.
Quo vadis, S04?
Nach dem Stevens-Abgang übernimmt der Ex-B-Jugend-Trainer Jens Keller den Posten vom „Knurrer aus Kerkrade". Ich möchte es mir an dieser Stelle nicht anmaßen, seine Trainerfähigkeiten beurteilen zu können. Da er als Coach aber keine Erfahrung auf dem Niveau besitzt, ist seine Person zumindest mit einem Risiko verbunden. Ich setze an dieser Stelle vielleicht ein wenig auf den Wolfsburg-Effekt, wo der große Name (Magath) ging und der vermeintlich kleine Trainer (Mr. Lawrence) mit Erfolg nachrückte. Wie es im Sommer mit der Trainerfrage weitergeht, hängt sicher mit dem Abschneiden der Mannschaft in der Rückrunde zusammen.
In der Champions League trifft Schalke auf Galatasaray – ein Duell, in das Schalke aus meiner Sicht als Favorit geht. In Normalform also machbar. In der Liga erwarte ich eine Reaktion der Mannschaft. Die Teams rund um die europäischen Plätze stehen so nah beieinander, dass Schalke trotz des Negativ-Laufes noch alles in der Hand hat. Platz 3 oder 4 ist aus meiner Sicht Voraussetzung für eine gute Saison. Mit dem Kader muss Schalke schlicht den Anspruch haben, in der Champions League zu spielen. Ich bin optimistisch, dass sich das Team spätestens nach den Siegen gegen Augsburg und Fürth (19. und 20. Spieltag) wieder gefangen hat. Lediglich fünf Punkte Rückstand auf Rang 3 sind bei 17 ausstehenden Spielen nicht der Rede wert.
Wichtig wäre auf lange Sicht sicher die Vertragsverlängerung von Lewis Holtby, wenngleich dessen utopischen Forderungen derzeit ein Geduldsspiel ankündigen. Großen Bedarf für Neuzugänge in der Winterpause sehe aber nicht. Genug Potenzial und Tiefe - ausgenommen der Back-Up in der Sturmzentrale - hat die Truppe auch in aktueller Besetzung.
So gehe ich optimistisch in die Rückrunde und sage: Die Winterpause kam gerade für uns zum richtigen Zeitpunkt. In der Rückrunde wird wieder ein anderer FC Schalke auf dem Platz stehen. Mit neuem Dirigenten und richtig Musik im Spiel nach vorne.
Aufrufe: 2662 | Kommentare: 7 | Bewertungen: 7 | Erstellt:27.12.2012
ø 8.7
KOMMENTARE
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27.12.2012 | 23:23 Uhr
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Txomin :
Großartiger, (auch) ungeschönter Blick auf die Nachbarn aus Herne!
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27.12.2012 | 19:34 Uhr
0
Schnumbi :
@ ZAC: sehr schöner rückblick auf ein durchwachsenes jahr des fc schalke.schade das den 2. teil nicht mehr alle lesen.
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27.12.2012 | 19:03 Uhr
0
Rodnox :
Ich habe zur Zeit gemischte Gefühle, wasmein geliebtes Königsblau angeht ... Der Blog ist genial, aber er erinnert mich zu sehr an die letzten Spiele, die ich lieber vergessen will.
Was mir dieses Jahr aufgefallen ist, sind die unzähligen PR Termine der Spieler.Selbst jetzt, da der Baum brennt, erscheinen Gazprom, Youtube, Charity und tausend andere PR Termine auf der Website.
Die haben garkeine Zeit mehr zum trainieren ...
Trotzdem danke dir Zac.
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27.12.2012 | 18:28 Uhr
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ausLE :
Und Zac(k), der nächste Jahresrückblick Alleine schon für das Video mit Raul ist das hier ein 10ner wert!
Ganz stark!
Da ja der Jäger bei Euch verlängert hat, werden, wie Du es beschrieben hast, die Tore wieder fallen. Vor allen in der CL. Hoffe ich. Wenn Schalke diese Hürde nimmt und diesen Schwung mit nehmen kann, dann sollte Platz 3 kein Problem werden.
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27.12.2012 | 17:25 Uhr
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bunsen :
Dem Holländer gelangen gerade mal 5 Tore in 17 Spielen.der huntelaar ist aus gelderland, kein holländer
stevens hat sich ja auch öfter mal aufgeregt ...
so pingelmodus off
stimme voegi zu.
der saison verlauf ist total schade.
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