Hat mal wieder Überlänge, wieder ein Zweiteiler - lasst euch nicht abschrecken!




Felix Magath, der erfolgreichste deutsche Trainer der letzten Jahre, ist einfach ein Phänomen. Die immens hohen Erwartungen an ihn auf Schalke hat er in seiner ersten Saison sogar noch übertroffen. Er machte die Knappen zum Vizemeister und scheiterte im DFB-Pokal-Halbfinale nur an den alles überragenden Bayern. Das alles, obwohl seine Vorgänger (speziell das "Duo Infernale" Rutten/Müller) ihm eine Mannschaft hinterlassen haben, die man nicht gerade als Geschenk bezeichnen kann.

Völlig überbezahlte Flop-Einkäufe, die man zum Teil erst im Sommer 2010 an den Mann bringen konnte (Zé Roberto II endlich verkauft, Grossmüller weg) oder die sogar noch bei den Amateuren ihren Vertrag dankend aussitzen (ihr wisst ja, wen ich meine). Das große Geld wie Magath es aus München oder Wolfsburg zur Verfügung gestellt bekam hatte er für die Saison 09/10 auch nicht. Ich möchte Magath hier nun auch nicht als Magier darstellen lassen. Neuer, Kuranyi, Rafinha, Westermann, Farfan, Höwedes (der sich z.B. aber auch erst während der Saison zum absoluten Leistungsträger entwickelt hat), Bordon – das sind klasse Fußballer, die auch wissen, wie der Hase läuft. Dennoch: dem Kader fehlte die Qualität in der Tiefe und man muss es zu einem Großteil Magath zuschreiben, dass man mit Spielern wie Lukas Schmitz, Christoph Moritz, Joel Matip, Hao Junmin und wie sie alle heißen, eine so erfolgreiche Spielzeit verzeichnen konnte.

Was passierte nun mit dem Kader in der Sommerpause? Spätestens seit Magaths Wolfsburg-Engagement wissen wir, dass sich das Spielerkarussel ordentlich drehen kann, wo Quälix das Zepter schwingt. Einen extremen Kaufrausch wie in der Winterpause hat es nicht gegeben, aber es ist dennoch einiges passiert. Da die neue Zusammentstellung der Mannschaft der Grund für meine königsblauen Sorgenfalten ist, gehe ich die Mannschaftsteile mal Schritt für Schritt durch, damit das hier nicht allzu konfus wird.

Die Torhüterposition ist (ich kann es vorweg nehmen) der einzige Mannschaftsteil, bei dem es für mich keine Diskussion geben kann. Neuer ist aus meiner Sicht der beste deutsche Torhüter, Schober ist mit seiner Erfahrung und seiner ruhigen, besonnen Art ein optimaler Ersatzmann. Punkt.

Bei unserer Viererkette ist schon eine ganz andere Alarmstufe gegeben. Die Neuzugänge: Uchida, Escudero, Hoogland, Metzelder, Papadopoulos. Abgänge: Bordon, Rafinha, Westermann, Zambrano. Das wir letztes Jahr nicht den zweiten Platz gemacht haben, weil wir den zweitschönsten Fußball in de BuLi gespielt haben, werden uns auch die Nicht-Fußball-Ästheten bestätigen können. Dass wir dennoch gelandet sind, wo wir gelandet sind, lag nicht nur an unserer Effektivität im Angriff, zum Großteil war unsere Viererkette vor Keeper Neuer Garant für den Erfolg. Rafinha, Bordon, Höwedes, Westermann (der war lange verletzt, wäre fit aber Schmitz immer vorgezogen worden) – ein wahres Bollwerk. Kleine Denksportaufgabe: Bringen Sie die Abgänge (siehe oben) mit der Abwehrreihe der letzten Saison in Zusammenhang! Und? Richtig, es sind 3 Stützen aus dem Gerüst gebrochen. Riskant, riskant. Gründe findet man für jeden der Geschiedenen. Bordon zu alt, Rafinha wie immer als Skandalnudel (dazu gab es einen ordentlichen Batzen Geld, die er aber auch wert ist) und Westermann verletzungsgeplagt/-anfällig und als Capitano nicht wirklich überzeugend.



Dennoch ist das Risiko immens. Denn schauen wir uns die neue Viererkette an. Metzelder wurde von Magath als Ex-Nationalspieler mit großer internationaler Erfahrung (die wir ja auch ohne Frage benötigen) geholt und soll als Chef in der Innenverteidigung neben Benedetto Höwedes agieren. Soweit so sinnvoll. Das Problem: Metzelder hat in Madrid kaum gespielt und hatte auch stetig mit Verletzungen zu kämpfen. Die ersten Eindrücke aus den Test-, Pokal- und BuLi-Spielen machen unmissverständlich klar, dass Metzelder erst einmal in Tritt kommen muss. Angeschlagen hin oder her, gegen den HSV und gegen Aalen habe ich Stellungsfehler gesehen, die mir Tränen in die Augen trieben und die man von einem Bordon (auch wenn er nicht mehr der Schnellste war) über eine ganze Saison gesehen sehr, sehr selten sah. Sicherheit ist was anderes.

Nächste Erkenntnis aus dem HSV-Spiel: Schalkes Außenverteidigung ist noch nicht mal im Ansatz gefunden! Matip auf rechts, Hao auf links. Im Pokal: Uchida auf rechts, Escudero auf links (zur Halbzeit kam Schmitz). Und wer konnte überzeugen? Keiner! Den vielleicht besten Rechtsverteidiger der Liga (liebe Bayern, ich zähle Lahm dabei eigentlich immer als Linksvertiediger, der wäre natürlich nochmal eine andere Kategorie) mit Rafinha zu ersetzen ist nicht auf Anhieb möglich. Aber die Schalker wissen ja noch nicht einmal, wer dieses Erbe antreten soll. Konkurrenzkampf hat Vorteile und Stammplätze sollen auch nicht versprochen werden, aber ich habe nur Fragezeichen vor dem Kopf, wer wo nun in der Außenverteidigung die besten Chancen hat. Und ob das so positiv ist zweifle ich doch an. Hoogland ist eine Alternative, aber auch noch knieverletzt, Uchida und Escudero müssen sich wahrscheinlich erstmal akklimatisieren, Pander ist und bleibt Dauerpatient (so tragisch es auch bei diesem Riesentalent ist), Matip ist für mich ein Sechser, Hao schuldet sogar noch Belege für die Bundesligatauglichkeit. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass auf Schalke in dieser Saison Champions League gespielt wird! Große Namen wie Fucile standen im Raum, nun kam mit Escudero ein junger spanischer Zweitliga-Absteiger. Und wenn man so schaut, was Magath noch verpflichten möchte, dann fallen eigentlich nur noch Namen von hochkarätigen Offensivkräften – nicht von Defensivspezialisten. Ob es wohl mit diesem Spielermaterial ein Bollwerk reloaded geben wird? Fortsetzung folgt...

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