15.04.2011 um 15:01 Uhr
Geschrieben von Zac
Körper und Geist sind gesund (1)
Rangnick oder Magath – wer ist denn nun (mehr) Schuld am Erfolg?
Die beiden Begegnungen gegen Inter waren ein Genuss – ohne Frage. Genügend Spielberichte vom "Wunder von Mailand" oder dem "Schalker Erdbeben auf italienischem Boden" gab es zurecht - und genug. Doch nun ist es ausgerechnet ein negativ behafteter Punkt, bei dem in mir mal wieder die Bloggerlaune aufkeimt.
Nach einer Saison mit viel Trara und vielleicht sogar mehr Tiefen als Höhen bin ich der Letzte, der auf die Euphoriebremse treten möchte. Wirklich. In den berauschenden 180 Minuten gegen Inter fehlten mir phasenweise schließlich die Worte vor lauter fassungsloser Glückseeligkeit. Es gibt aber Leuten, denen die Worte nicht ausgehen (dürfen) – schließlich ist es ihr Job. Sowohl dem Kommentator als auch den Reportern in der Interview-Zone und den Moderatoren in den Studios muss etwas einfallen, um das Spiel zu reflektieren und die Bilder zu untermalen.
Und genau da komme ich zum Thema. Dass die Medien sich mit der Konstellation Magath/Rangnick nach dem Trainerwechsel intensiv beschäftigen, liegt auf der Hand. Wie man aber auch gut und gerne über das Ziel hinausschießen kann, demonstrierte uns Sat.1 mit der Berichterstattung vom Rückspiel auf Schalke.
Kommentator Fuss legte unbehelligt los: "Welchen Anteil hat Felix Magath an diesem Sieg? Ist es sein Sieg? Kann man Rangnick in der kurzen Zeit schon einen großen Anteil zugestehen?" Weiter ging es in der Interview-Zone, in der jeder Schalker die selbe Frage bekam: "Inwiefern gehört dieser Sieg auch Felix Magath? In wie weit Rangnicks?" Kerner und Beckenbauer schossen in ihrem 6-Augen-Gespräch mit Aufsichtsratboss Tönnies in die selbe Richtung. "Magath/Rangnick: Wem steht welcher Anteil an dem Halbfinaleinzug zu?"
Spätestens danach war ich entgültig genervt. Nicht dass es mir den Fußballabend versaut hätte, aber schon beim Hinspiel überwarfen sich die Fernsehmacher mit dieser (für mich lästigen) "Anteilsfrage". Dass darüber gesprochen wird, ist logisch. Aber es scheint immer so, als würde auf die Prozentzahl eines Schalkers gehofft werden (z.B. 50/50), über die Kerner und Beckenbauer im Anschluss wild debattieren könnten. Um für mich dieses nervige Thema entgültig abzuschließen, habe ich mir ein paar Gedanken gemacht – ohne Prozentzahlen und ohne das Potential für eine reißerische Schlagzeile.
"Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper": So heißt ein altbekanntes Sprichwort, das für Schalke auch als Zauberwort angesehen werden kann. Ganz nebenbei verdeutlicht es auch, warum sowohl Magath als auch Rangnick einen wichtigen Teil zum aktuellen Erfolgsfußball der Königsblauen beigetragen haben.
Magath hat zweifelsohne für den "gesunden Körper" gesorgt. Beide Spiele gegen Inter haben bewiesen, dass Schalke in Sachen Fitness schon mal zurecht zu den europäischen Topklubs gehört. In San Siro zerlegte man den Gastgeber in der letzten halben Stunde vollends und auch in der Arena wirkte Inter zu keinem Zeitpunkt so spritzig wie die Knappen. Wenn sogar ein alter Mann wie Hans Sarpei einen Weltklassemann wie Maicon nahezu aus dem Spiel nimmt, zeigt das auch, dass sich diese körperliche Verfassung durch den gesamten Kader zieht. Da gehört mehr als nur ein Von-der-Euphorie-mittragen-lassen dazu. Magaths Fitness-Fanatik kann somit nachweislich nicht nur in der BuLi, sondern auch im europäischen Spitzenfußball den Unterschied machen.
Beim Punkt "gesunder Geist" kommt nun aber der Knackpunkt. Dass es unter Magath einige Unstimmigkeiten zwischen Mannschaft und Trainer gab, ist längst kein Geheimnis mehr. Zweimal wandte sich der Mannschaftsrat an eine höhere Instanz, um sich über den Stil ihres Coaches zu beschweren. Mit dem harten Hund "Quälix" kamen sicher die Wenigsten klar. Farfan und Jones polarisieren in den Medien mit ihren rachsüchtigen Aussagen, sind aber sicher nur die Spitze des Eisbergs, der für Magath den Untergang auf Schalke bedeuteten. Aus Magaths Gangart resultierte ein Motivationsproblem: Statt unbeschwert und spielfreudig wirkte das Team verkrampft, verängstlicht und ohne Spielwitz.
Die Phrase "Gegen den Trainer spielen" ist abgedroschen, aber vielleicht steckt ein Stück Wahrheit drin. Zumindest war Magath nicht mehr in der Lage, das Team zu motivieren – und dem Team gelang es auch nicht, sich gegenseitig heiß zu machen. Nur in der Champions League lief es rund. Ich erinnere nur an die Lyon- und Valencia-Spiele, die die Leistungen in der BuLi umso unerklärlicher machten. Die große Bühne reichte den Spielern als Schub, um am Limit zu spielen. Also alles Einstellungssache – ein Vorwurf, den man sicher auch den Spielern machen kann/muss. Dass sie es können, haben sie schließlich in der CL bewiesen.
Seit Rangnick nun das Zepter schwingt, scheint eine andere Mannschaft auf dem Platz zu stehen: Selbstbewusst, unbeschwert und mit erfrischendem Offensivfußball. Mit Baumjohann, Sarpei, Papadopoulos, Matip und Edu (als klassische Spitze) hat er ein paar neue Spieler von der Bank in die Startelf gestellt. Trotz gleichbleibender Formation hat Rangnick eine offensivere Ausrichtung gewählt.
Dranbleiben, zum zweiten Teil geht es hier: Klick!
Aufrufe: 5958 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 11 | Erstellt:15.04.2011
ø 9.1
KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
15.04.2011 | 15:23 Uhr
0
Zac :
Kommentare bitte geschlossen unter den zweiten Teil !
0
COMMUNITY LOGIN
Statistik