03.09.2011 um 14:41 Uhr
Geschrieben von donluka
Kopfkammer
Fußball-Biographien (ersetzbar durch Tagebücher, siehe Lothar Matthäus) sind ja derzeit ziemlich en vogue. Und noch en vogueiger ist es ja, diese dann in Kooperation mit großen bunten Blättern häppchenweise, damit sich niemand verschluckt, zu veröffentlichen.
Und da der feine Unterschied zwischen Arbeiten und Urlaub darin besteht, dass man viel freie Zeit hat, dachte ich mir in der vergangenen Woche, in der ich Urlaub hatte, warum nicht einmal das Training des Effzeh besuchen?
Und da man ja das Schöne mit dem Nützlichen verbinden kann, habe ich in meinem Kopf eine kleine Kammer eingerichtet, die sämtliche Eindrücke direkt und simultan in die Sprache des Boulevard übersetzen sollte. Man weiß ja nie. Vielleicht wird aus mir ja noch ein rasender Reporter. Und hier mal ein bisschen überdramatisieren, da mal ein wenig ruminterpretieren hat noch niemandem geschadet. Höchstens demjenigen, über den man da berichtet. Aber das steht auf einem anderen Blatt.
Jedenfalls fuhr ich, gemeinsam mit meiner Frau, also zum Geißbockheim, um dort das Training der verbliebenen Effzeh-Kicker zu bestaunen. Viele waren ja nicht dort, schließlich war ja Länderspielwoche und einzelne Spieler durften in dieser wenig intensiven Phase auch einmal nach Hause fahren.
Dennoch erinnerte ich mich an die Kammer in meinem Kopf und begann zu phantasieren (ab jetzt an ist die Stimme meines Kopfes kursiv, demgegenüber ist die Realität, wie es sich gehört, normal gedruckt): Skandal am Geißbockheim! Rumms! FC-Stars kehren Solbakken den Rücken. Hat der Trainer die Spieler nicht mehr im Griff? Streiken die hochbezahlten Kicker und düsen lieber mit ihren Ferraris durch Kölns Innenstadt?
Es spielten in einer Kleingruppe ca. 5 gegen 5 (ich habe nicht mitgezählt). Dort wurde das Kurzpassspiel einstudiert (glaube ich), da es galt, möglichst schnell die Kugel auf engem Raum abzugeben und weiterzuleiten. Dabei trat Eiche jemand auf den Fuß (unbeabsichtigt), woraufhin dieser rief: "Mensch, Alter!". In meinem kopf surrte es: Krawall am Geißbockheim! FC-Stars fallen übereinander her! Wahlweise auch: Eiche bemängelt: Wir haben zu alte Spieler.
Kurz darauf wurde noch auf dem großen Feld ein bisschen gekickt. Varvodic gefiel durch laute Ansagen. Ebenfalls sehr präsent: Riether, Eiche und Gero.
Nach dem Training und vor unserem Kaffee standen die Fans am Zaun zur Umkleidekabine Spalier und ließen sich Autogramme geben. Ich sah Spieler, die recht geduldig ihren Namen auf Schals, Hefte und Bilder kritzelten. Das Ganze sah ich mir aus einer gewissen Distanz interessiert an, schließlich wollte ich mich nicht dazwischenquetschen.
Ich stand da also und lehnte mich an das Törchen des Zaunes (es geht nur bis Hüfthöhe), als ich plötzlich ein "Sorry!" vernahm. Hinter mir versuchte unser Trainer, das Tor zu öffnen, um dahinter mit einem Fan ein Foto zu machen. Ich erschrak, meine Kopfkammer jedoch nicht: FC-Trainer entschuldigt sich für die Poldi-Absetzung! Oder aber: FC-Trainer entschuldigt sich für schlechtes Spiel.
Stale lässt Nähe zu
Im Anschluss saßen wir bei blendendem Wetter auf der Terasse des Geißbockheims und schlürften einen Kaffee. Dabei hielt ich Ausschau nach PapaLöwe, was eine doppelte Lüge ist, da ich 1) erst im Nachhinein erfuhr, dass er auch da war und 2) ihn gar nicht erkennen würde.
Wir blickten auf den Rücken des neuen Verwaltungsgebäudes und stellten uns das dahinter liegende Trainingsgelände vor. Früher konnte man von der Terasse noch direkt draufblicken, aber früher war ja eh alles besser.
Ich schloss die Augen und ließ mich von der Sonne küssen. Es war ein schöner Vormittag gewesen und ich war selig. Zuhause angekommen freute ich mich über unsere Erlebnisse und wollte meine heißen News zu einer Sensationsstory zusammenfassen. Nachdem ich den Rechner startete, wusste ich jedoch: Das will doch eh keiner lesen.
Und da der feine Unterschied zwischen Arbeiten und Urlaub darin besteht, dass man viel freie Zeit hat, dachte ich mir in der vergangenen Woche, in der ich Urlaub hatte, warum nicht einmal das Training des Effzeh besuchen?
Und da man ja das Schöne mit dem Nützlichen verbinden kann, habe ich in meinem Kopf eine kleine Kammer eingerichtet, die sämtliche Eindrücke direkt und simultan in die Sprache des Boulevard übersetzen sollte. Man weiß ja nie. Vielleicht wird aus mir ja noch ein rasender Reporter. Und hier mal ein bisschen überdramatisieren, da mal ein wenig ruminterpretieren hat noch niemandem geschadet. Höchstens demjenigen, über den man da berichtet. Aber das steht auf einem anderen Blatt.
Jedenfalls fuhr ich, gemeinsam mit meiner Frau, also zum Geißbockheim, um dort das Training der verbliebenen Effzeh-Kicker zu bestaunen. Viele waren ja nicht dort, schließlich war ja Länderspielwoche und einzelne Spieler durften in dieser wenig intensiven Phase auch einmal nach Hause fahren.
Dennoch erinnerte ich mich an die Kammer in meinem Kopf und begann zu phantasieren (ab jetzt an ist die Stimme meines Kopfes kursiv, demgegenüber ist die Realität, wie es sich gehört, normal gedruckt): Skandal am Geißbockheim! Rumms! FC-Stars kehren Solbakken den Rücken. Hat der Trainer die Spieler nicht mehr im Griff? Streiken die hochbezahlten Kicker und düsen lieber mit ihren Ferraris durch Kölns Innenstadt?
Es spielten in einer Kleingruppe ca. 5 gegen 5 (ich habe nicht mitgezählt). Dort wurde das Kurzpassspiel einstudiert (glaube ich), da es galt, möglichst schnell die Kugel auf engem Raum abzugeben und weiterzuleiten. Dabei trat Eiche jemand auf den Fuß (unbeabsichtigt), woraufhin dieser rief: "Mensch, Alter!". In meinem kopf surrte es: Krawall am Geißbockheim! FC-Stars fallen übereinander her! Wahlweise auch: Eiche bemängelt: Wir haben zu alte Spieler.
Kurz darauf wurde noch auf dem großen Feld ein bisschen gekickt. Varvodic gefiel durch laute Ansagen. Ebenfalls sehr präsent: Riether, Eiche und Gero.
Nach dem Training und vor unserem Kaffee standen die Fans am Zaun zur Umkleidekabine Spalier und ließen sich Autogramme geben. Ich sah Spieler, die recht geduldig ihren Namen auf Schals, Hefte und Bilder kritzelten. Das Ganze sah ich mir aus einer gewissen Distanz interessiert an, schließlich wollte ich mich nicht dazwischenquetschen.
Ich stand da also und lehnte mich an das Törchen des Zaunes (es geht nur bis Hüfthöhe), als ich plötzlich ein "Sorry!" vernahm. Hinter mir versuchte unser Trainer, das Tor zu öffnen, um dahinter mit einem Fan ein Foto zu machen. Ich erschrak, meine Kopfkammer jedoch nicht: FC-Trainer entschuldigt sich für die Poldi-Absetzung! Oder aber: FC-Trainer entschuldigt sich für schlechtes Spiel.
Stale lässt Nähe zu
Im Anschluss saßen wir bei blendendem Wetter auf der Terasse des Geißbockheims und schlürften einen Kaffee. Dabei hielt ich Ausschau nach PapaLöwe, was eine doppelte Lüge ist, da ich 1) erst im Nachhinein erfuhr, dass er auch da war und 2) ihn gar nicht erkennen würde.
Wir blickten auf den Rücken des neuen Verwaltungsgebäudes und stellten uns das dahinter liegende Trainingsgelände vor. Früher konnte man von der Terasse noch direkt draufblicken, aber früher war ja eh alles besser.
Ich schloss die Augen und ließ mich von der Sonne küssen. Es war ein schöner Vormittag gewesen und ich war selig. Zuhause angekommen freute ich mich über unsere Erlebnisse und wollte meine heißen News zu einer Sensationsstory zusammenfassen. Nachdem ich den Rechner startete, wusste ich jedoch: Das will doch eh keiner lesen.
Aufrufe: 3603 | Kommentare: 16 | Bewertungen: 20 | Erstellt:03.09.2011
ø 7.7
KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
03.09.2011 | 15:28 Uhr
0
midget :
Herrlich!Bei gutem Wetter EFFZEH Training schaun, ist besser als bei schlechtem Wetter :)
das hab ich früher ganz oft gemacht, leider wohn ich ja jetzt im herthablock.
und die will ich bei egal welchem wetter nicht sehen.
schöne anekdote don.
:)
1
03.09.2011 | 15:12 Uhr
0
Klarer 10er.
1
03.09.2011 | 14:50 Uhr
0
taneu :
Dazu gibts nur eins zu sagen: Bodo!Wundervoll, jetzt bin ich selbst selig. Schmunzeln, lachen, nachdenken. Alles in einem. Blog. Und die Bilder. Fantastisch.
2
COMMUNITY LOGIN
Statistik
@don: Schön, auch gute 500km weit weg, hatte ich das Gefühl mit dir auf der Terrasse des GBH zu sitzen, dumm nur, dass ich keinen Kaffee trinke.