17.04.2011 um 03:23 Uhr
Geschrieben von Rodnox
Legends of S04 - (2)
Lehre abbrechen und Fussballprofi werden oder weiter lernen und die Ballkarriere später in Angriff nehmen? Eine Schwere Entscheidung, bei der man einen Schwerwiegenden Fehler machen kann. Julian Draxler wird möglicherweise nochmal froh sein, dass das Kultusministerium von NRW ihm diese abgenommen hat. Denn vor rund 50 Jahren entschied sich einer anders und hatte deswegen nach seiner Laufbahn als Profi viele Probleme.
Die Rede ist von Reinhard "Stan" Libuda.
Als Reinhard 1961 seine Maschienenschlosserausbildung abbrach, war das mit Sicherheit keine allzu schwierige Entscheidung. Das Zechensterben war im vollen Gange und Arbeitsplätze im Pott waren so rar wie Pornofilme auf dem Mars. https://www.spox.com/myspox/group-blogdetail/Hall-of-Fame-des-FC-Schalke-04,144711.html
Schalke04 war 58 gerade deutscher Meister geworden und belegte aktuell in der Oberliga-West den 3. Platz. Da Libuda bereits seit 52 in der Schalker Jugend spielte, war es auch kein Wunder, dass er dort seine Profilaufbahn begann. Auf dem rechten Flügel entwickelte er sich schnell zu einem Publikumsliebling. Seine Schnelligkeit mit dem Ball war legendär. Auch wenn man sagen muss, dass es seinerzeit eher normal war das Gegenspieler die Bezeichnung "Schnelles Umschalten nach Ballverlust" wohl nichteinmal kannten.
Ein Jahr nach seinem Aufstieg in das erste Team wurde die Bundesliga gegründet. Aber so richtig gut lief es nicht. Das damals noch auf der Glückauf Kampfbahn spielende S04, beendete diese erste Spielzeit auf dem 8. Rang, zwischen Nürnberg und 1860.
Aber an Libuda lag es bestimmt nicht. Der hatte seine Dribbelkünste immer öfter erfolgreich eingesetzt und brachte etwas auf Schalke ein, was für den Arbeiterverein eher ungewöhnlich war: Technik und Geschwindigkeit.
Auch deshalb berief ihn Bundestrainer Helmut Schön bereits mit 19 Jahren in die Nationalelf, wo er an der Seite von Franz Beckenbauer und Gerd Müller spielte.
Zu jener Zeit bekam er auch den Spitznamen "Stan", nach dem englischen Nationalspieler Stan Matthews, dessen Trick (Links antäuschen, rechts vorbeigehen) er abgeschaut hatte. Dem introvertierten und ruhigen Jungen war der Ruhm eher peinlich. Mochte er es doch eher in Ruhe gelassen zu werden.
Für die folgenden Zeilen muss ich mich ein wenig zurück halten und Worte in den Mund nehmen, die da sonst nie Platz hätten: Borussia Dortmund .... so lautete 1965 die Entscheidung (Als Handgeld diente eine Eichengarnitur!) und Libuda sollte sie nicht bereuen.
Gleich im ersten Jahr gewann er den Europapokal der Pokalsieger. Das entscheidende Tor zum 2:1 Ergebnis erzielte ... Natürlich Libuda.
1968 bemerkte er seinen Fehler und kam zurück nach Hause. Seine Nationalmannschafts Karriere war ein wenig in's Stocken geraten, aber mit seiner Rückkehr kam auch der Erfolg in der Landesauswahl zurück. 1970 erzielte er das entscheidende 3:2 in der WM Quali gegen Schottland und sicherte damit die Teilnahme in Mexiko.
Sein wohl bestes Spiel zeigte er beim 5:2 gegen Bulgarien, als er erst den 1:1 Ausgleich erzielt und dann 2 Tore von Müller vorbereitet.
Was folgte waren 3 weitere tolle Jahre auf Schalke, die ihm beinahe Gottgleichen Status einbrachten. Endgültig manifestiert wurde diese Tatsache mit einem Ereignis aus dem Frühling 72. Der Wanderprediger Werner Heukelbach hing auf Schalke ein Plakat auf mit dem Aufdruck: "Keiner kommt an Gott vorbei". Ein Schalke Fan kritzelte darunter: "Außer Libuda!". Darauf angesprochen: "Hör auf mit der Scheiße! Der is doch bekloppt der dat aufet Plakat geschrieben hat".
Sein vorerst letztes Spiel für Schalke war das Pokalfinale am 1.7. 72
Kaiserslauter hieß der Gegner im Niedersachsenstadion zu Hannover.
Mit 5:0 Toren gewann Schalke auch dieses Spiel und ein überragender Stan Libuda hatte wiedereinmal großen Anteil am Erfolg.
Doch während dieses Spiels liefen schon die Ermittlungen des DFB gegen Spieler und Verantwortliche des FC Schalke 04. Neben 7 anderen Vereinen waren auch Spieler von S04 am "Bundesligaskandal" beteiligt und leider auch Stan Libuda. Weil er und seine Mitspieler im April 71 absichtlich 1:0 gegen Bielefeld verloren und auch weil er so doof war vor Gericht einen Meineid zu leisten. Die Strafe war hart: Lebenslange Spielsperre und 2300 DM Geldstrafe.
Stan wurde vom Vorstand an Racing Straßburg verkauft und saß dort 2 Jahre ohne Spieleinsatz auf der Bank. Als das Gnadengesuch der gesperrten Spieler vom DFB Sportgericht angenommen wurde, kehrte er zum FC Schalke zurück. Mittlerweile 35 Jahre alt, brachte er es in 3 Jahren nur noch auf 15 Einsätze und beendete seine Karriere.
Danach sollte ihn seine Entscheidung aus seiner Jugend, die Lehre abzubrechen, nocheinmal einholen. Arbeitslos und vom Leben gezeichnet fristete er ein eher unschönes Dasein. Mit Hilfe von Rolf Rüssmann schaffte er den Sprung zurück in's Leben noch einmal. 1992 kämpfte er erfolgreich gegen Kehlkopfkrebs (ob er auch den Krebs links angetäuscht hatte?), aber am Ende starb er mit nur 53 Jahren an einem Schlaganfall.
Was in Erinnerung bleibt, sind die endlosen LI-BU-DA Sprechchöre und seine Schalker Schnauze. Einmal in einer Kneipe von der Thekennachbarin angeschnauzt: "Nach der 3. geschlauchten Zigarette, könnten Sie sich jetzt eigentlich mal ne eigene Schachtel kaufen" antwortete er: "Mensch - ich bin doch der Libuda".
Selbst nach dem Tode verließ ihn das Unglück nicht vollendens. So war sein Name auf seinem Grabstein 8 Jahre lang mit "ai" statt "ei" geschrieben.
Auf eine Faninitiative wurde dieser dann ein Jahr später für 600 Euro durch einen neuen ersetzt.
Eine wahre Legende auf Schalke
Stan Libuda ist Mitglied der SPOX-Hall of Fame des FC Schalke 04
Übersicht der Legenden
Die Rede ist von Reinhard "Stan" Libuda.
Als Reinhard 1961 seine Maschienenschlosserausbildung abbrach, war das mit Sicherheit keine allzu schwierige Entscheidung. Das Zechensterben war im vollen Gange und Arbeitsplätze im Pott waren so rar wie Pornofilme auf dem Mars. https://www.spox.com/myspox/group-blogdetail/Hall-of-Fame-des-FC-Schalke-04,144711.html
Schalke04 war 58 gerade deutscher Meister geworden und belegte aktuell in der Oberliga-West den 3. Platz. Da Libuda bereits seit 52 in der Schalker Jugend spielte, war es auch kein Wunder, dass er dort seine Profilaufbahn begann. Auf dem rechten Flügel entwickelte er sich schnell zu einem Publikumsliebling. Seine Schnelligkeit mit dem Ball war legendär. Auch wenn man sagen muss, dass es seinerzeit eher normal war das Gegenspieler die Bezeichnung "Schnelles Umschalten nach Ballverlust" wohl nichteinmal kannten.
Ein Jahr nach seinem Aufstieg in das erste Team wurde die Bundesliga gegründet. Aber so richtig gut lief es nicht. Das damals noch auf der Glückauf Kampfbahn spielende S04, beendete diese erste Spielzeit auf dem 8. Rang, zwischen Nürnberg und 1860.
Aber an Libuda lag es bestimmt nicht. Der hatte seine Dribbelkünste immer öfter erfolgreich eingesetzt und brachte etwas auf Schalke ein, was für den Arbeiterverein eher ungewöhnlich war: Technik und Geschwindigkeit.
Auch deshalb berief ihn Bundestrainer Helmut Schön bereits mit 19 Jahren in die Nationalelf, wo er an der Seite von Franz Beckenbauer und Gerd Müller spielte.
Zu jener Zeit bekam er auch den Spitznamen "Stan", nach dem englischen Nationalspieler Stan Matthews, dessen Trick (Links antäuschen, rechts vorbeigehen) er abgeschaut hatte. Dem introvertierten und ruhigen Jungen war der Ruhm eher peinlich. Mochte er es doch eher in Ruhe gelassen zu werden.
Für die folgenden Zeilen muss ich mich ein wenig zurück halten und Worte in den Mund nehmen, die da sonst nie Platz hätten: Borussia Dortmund .... so lautete 1965 die Entscheidung (Als Handgeld diente eine Eichengarnitur!) und Libuda sollte sie nicht bereuen.
Gleich im ersten Jahr gewann er den Europapokal der Pokalsieger. Das entscheidende Tor zum 2:1 Ergebnis erzielte ... Natürlich Libuda.
1968 bemerkte er seinen Fehler und kam zurück nach Hause. Seine Nationalmannschafts Karriere war ein wenig in's Stocken geraten, aber mit seiner Rückkehr kam auch der Erfolg in der Landesauswahl zurück. 1970 erzielte er das entscheidende 3:2 in der WM Quali gegen Schottland und sicherte damit die Teilnahme in Mexiko.
Sein wohl bestes Spiel zeigte er beim 5:2 gegen Bulgarien, als er erst den 1:1 Ausgleich erzielt und dann 2 Tore von Müller vorbereitet.
Was folgte waren 3 weitere tolle Jahre auf Schalke, die ihm beinahe Gottgleichen Status einbrachten. Endgültig manifestiert wurde diese Tatsache mit einem Ereignis aus dem Frühling 72. Der Wanderprediger Werner Heukelbach hing auf Schalke ein Plakat auf mit dem Aufdruck: "Keiner kommt an Gott vorbei". Ein Schalke Fan kritzelte darunter: "Außer Libuda!". Darauf angesprochen: "Hör auf mit der Scheiße! Der is doch bekloppt der dat aufet Plakat geschrieben hat".
Sein vorerst letztes Spiel für Schalke war das Pokalfinale am 1.7. 72
Kaiserslauter hieß der Gegner im Niedersachsenstadion zu Hannover.
Mit 5:0 Toren gewann Schalke auch dieses Spiel und ein überragender Stan Libuda hatte wiedereinmal großen Anteil am Erfolg.
Doch während dieses Spiels liefen schon die Ermittlungen des DFB gegen Spieler und Verantwortliche des FC Schalke 04. Neben 7 anderen Vereinen waren auch Spieler von S04 am "Bundesligaskandal" beteiligt und leider auch Stan Libuda. Weil er und seine Mitspieler im April 71 absichtlich 1:0 gegen Bielefeld verloren und auch weil er so doof war vor Gericht einen Meineid zu leisten. Die Strafe war hart: Lebenslange Spielsperre und 2300 DM Geldstrafe.
Stan wurde vom Vorstand an Racing Straßburg verkauft und saß dort 2 Jahre ohne Spieleinsatz auf der Bank. Als das Gnadengesuch der gesperrten Spieler vom DFB Sportgericht angenommen wurde, kehrte er zum FC Schalke zurück. Mittlerweile 35 Jahre alt, brachte er es in 3 Jahren nur noch auf 15 Einsätze und beendete seine Karriere.
Danach sollte ihn seine Entscheidung aus seiner Jugend, die Lehre abzubrechen, nocheinmal einholen. Arbeitslos und vom Leben gezeichnet fristete er ein eher unschönes Dasein. Mit Hilfe von Rolf Rüssmann schaffte er den Sprung zurück in's Leben noch einmal. 1992 kämpfte er erfolgreich gegen Kehlkopfkrebs (ob er auch den Krebs links angetäuscht hatte?), aber am Ende starb er mit nur 53 Jahren an einem Schlaganfall.
Was in Erinnerung bleibt, sind die endlosen LI-BU-DA Sprechchöre und seine Schalker Schnauze. Einmal in einer Kneipe von der Thekennachbarin angeschnauzt: "Nach der 3. geschlauchten Zigarette, könnten Sie sich jetzt eigentlich mal ne eigene Schachtel kaufen" antwortete er: "Mensch - ich bin doch der Libuda".
Selbst nach dem Tode verließ ihn das Unglück nicht vollendens. So war sein Name auf seinem Grabstein 8 Jahre lang mit "ai" statt "ei" geschrieben.
Auf eine Faninitiative wurde dieser dann ein Jahr später für 600 Euro durch einen neuen ersetzt.
Stan Libuda ist Mitglied der SPOX-Hall of Fame des FC Schalke 04
Übersicht der Legenden
Aufrufe: 2799 | Kommentare: 4 | Bewertungen: 5 | Erstellt:17.04.2011
ø 8.2
KOMMENTARE
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17.04.2011 | 15:23 Uhr
0
.. schön geschrieben.
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Draxler wird auch nicht anders denken oder andere junge Spieler die noch hohe Ziele haben und nicht bereits dreimal irgendwo anders gescheitert sind wir Huntelaar oder sich mächtig verzockt haben a la farfan.
aber seis drum... kann ja Libuda nichts für das die FC Meineid Bande, nicht das Titelgen haben.
In diesem Sinne meisterhafte Grüsse vom grossen erfolgreichen Nachbarn xD