04.10.2012 um 09:46 Uhr
Geschrieben von Voegi
Liga-Lehren 12/13 - I
Schwarzer Tag für Marcel Reif
Nach gefühlt zweijähriger Pause sind die Liga-Lehren zurück. Mit einem Superhelden aus Franken, viel Feminismus und einer großen Portion Brokkoli:
In your face, baby
Man kann Jürgen Klopp ja vieles vorwerfen: Eurokrise, Oderflut, den Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges – an allem trägt Kloppo irgendwie Mitschuld. Aber dass er sich neuerdings auch noch für sein Gesicht entschuldigen muss, geht dann doch zu weit. Niemand kann schließlich etwas für die Ausgestaltung der eigenen Frontpartie – von Costa Cordalis und Berlusconi einmal abgesehen. Im Übrigen können wir da ehrlich gesagt kaum noch Gesicht entdecken – unter all der Vierzigtagebartpracht. Um weiteren Ärger mit dem DFB zu vermeiden, sollte Klopp also vielleicht einfach das alte Skifahrer-Motto beherzigen: Immer schön wachsen lassen.
Lebensberatung
Wir können mit diesem nölenden Rumgeschmolle ja nichts anfangen. Dass unserer Gesellschaft die großen Persönlichkeiten fehlen, die chucknorrisken Typen mit Ecken und Goldkanten. Elendes Gewimmer! Und doch freuen wir uns eine zweite Leber, wenn uns die Liga nicht nur so süße BRAVO-Starschnitt-Figuren wie Marco Reuschen oder den Bayerns Seitenscheitel zu bieten hat. Sondern auch mal knallharte Outlaws wie Deniz Aytekin, den oberfränkischen Kartenfetischisten mit dem Charme eines sibirischen Bestattungsunternehmers und der Sanftmut eines pensionierten Metzgermeisters. Wer auf derart unwiderstehliche Weise die halbe Liga in die Kabine schickt und sich dabei die Übellaunigkeit eines Stefan Effenberg in der Streifenkontrolle bewahrt, erlangt schnell Heldenstatus. Wenngleich sämtliche Erklärungsversuche seiner zwanghaften Kartenvorliebe bislang komplett daneben waren: Von wegen notorische Pendanterie und Morbus Stark. Die Wahrheit ist ernüchternd unspektakulär: Aytekin betrieb lange Zeit eine Internet-Lebensberatung, bei der man sich – kein Scherz – auch Karten legen lassen konnte. Manche Gewohnheiten legt der Mensch eben nie ab.
Tourette mit Reif
Bei SKY hat man endlich die Zeichen der Zeit erkannt und setzt sich mit feministischem Impetus für die Gleichberechtigung ein. Schritt 1: Eine Fußballkommentatorin muss her. Eine Sabine Töpperwien fürs Fernsehen eben – mit menschenrechtskonformer Stimme und ohne selbstverliebten Bruder. Und weil die Sache SKY jetzt so superdupi wichtig ist, müssen auch die etablierten Herren Kommentatoren am Mikro die Werbetrommel rühren. Damit auch Chefkommentator Marcel Reif, der Gleichberechtigung im Tiefsten seines Herzens so sehr schätzt wie alkoholisierte Haupttribünenzuschauer. Es verwunderte daher kaum, dass sich Machoel Reif nach Aufsagen des Femiquatsch-Slogans den inneren Aytekin von der Seele hustete, um die Senderegie im gewohnten Tourette zusammenzufalten. Was genau er da zusammenjammerte, können wir nur bruchstückhaft rekonstruieren. Irgendwas mit Dreck, Fassungslosigkeit und Könntmichmal. Wir halten aber fest: Eine Frau am SKY-Kommentatoren-Mikro – das wäre für Reif & Co. ein Schwarzer Tag. Ein Alice Schwarzer, um genau zu sein.
Dünnhäutigkeit
Apropos Stimmung wie in einem Neuköllner Jugendkeller: Im deutschen Fußball hat sich ja eine gewisse Dünnhäutigkeit breit gemacht, die vor allem die nörgeligen TV-Experten zu spüren bekommen. Erst Scholl, dann Berthold und jetzt auch Teilzeit-Profi Metze, dem Teilzeit-VfB-Trainer Labbadia mal ordentlich die Lofoten las. Wir wollen da natürlich nichts hochsterilisieren, haben aber den Eindruck, dass dem ollen Bruno derzeit mächtig die Düse geht. So richtig verstehen kann man das aber nicht. Immerhin ist er jetzt schon seit Dezember 2010 beim VfB als – nennen wir es – Trainer angestellt. Das entspricht fast zwei Jahren oder ziemlich exakt 2,5 Labbadia. An sich ein Grund zur Freude, oder?
TuS
Durchaus anrührend gestaltete sich wieder einmal der Stadion-Besuch unserer Bundeskanzlerin, die der Initiative „Geh deinen Weg" in Dortmund ihren christlich-demokratischen Segen erteilte. Dass „Geh deinen Weg" im Grunde ja nur ein dezentes „Hau ab" bedeutet, wollen wir im Sinne der Sache einfach mal nachverlässigen. Nicht hinwegsehen können wir indes über die eigenwillige Jubel-Choreografie unseres Bundesmaskottchens. Sich erst vor lauter Verzückung der halben VIP-Tribüne an den Hals werfen, um nach Seiberts eingeflüstertem „Angie! Bayer! Pharma-Lobby!" den unparteiischen Rückzieher zu machen, geht natürlich gar nicht. Im Fußball gibt’s nur echte Emotionen – oder sonst gar nichts. Unterbrochene Jubel-Arien sind unseres Wissens nur bei einem Fußball-Club der Welt erlaubt, der coi-TuS Interruptus.
Brokkoli
So richtig haben wir die Ansetzungsphilosophie der DFL ja noch nicht verstanden. Wenn Fürthschalke oder ein charmeresistentes Nullnull in Niederrheinkreispokal als Topspiel laufen, dauert’s wohl nicht mehr lange, bis man uns Borussia Banane gegen Spielvereinigung Blumentopf am Samstagabend vorsetzt. Nachvollziehbar war aber immerhin die Terminierung des All-Time-Klassikers Augsburg gegen Wolfsburg – einem Spiel, dessen Charisma irgendwo zwischen Guantanamo, Dauerregen und Nagelbettenzündung anzusiedeln war. Hier griff also wieder das altbewährte Prinzip Brokkoli: Ungenießbares gleich wegmampfen, um sich dann auf die antivegetarische Kost zu stürzen. Scheiße nur, wenn der Gastgeber die Zeichen missdeutet und einen Gemüse-Nachschlag auf den Teller haut. Stuttgart – Düsseldorf haben wir dann auch so aufgefasst – als aufgedrängte Extra-Portion Brokkoli. Widerlich!
S(trafstoß)M(anie)
Hey Bundesliga, was ist los? Zu viel „Shades Of Grey" gelesen. Oder wieso hast Du plötzlich so eine Angst vor Strafstößen?!
Siegfried & Roy
Fehlt noch der obligatorische Seitenhieb auf Felix Magath und seine XXL-Belegschaft. Doch wir haben uns vorgenommen, keine albernen Scherzchen mehr über seinen überdimensionierten Kader zu machen und ihn mit einer türkischen Hochzeitsgesellschaft oder der UN-Vollversammlung zu vergleichen. Aber das war schon beeindruckend, als Magic Magath den schon verschollen geglaubten Thomas Kahlenberg wie Phönix aus der Flasche hervorzauberte. Experten sprechen hier vom sog. Schindzielorz-Effekt, der sich jederzeit wiederholen könnte. Womit überrascht uns Magath also demnächst: Roy Präger, Zoltan Sebescen oder doch diesen längst vergessenen Klassiker: Einen Sieg? Bei aller Liebe, so viel Innovation ist Magath dann doch nicht zuzutrauen.
Zum Schluss
…Glückwunsch, HSV! 125 Jahre, fast so alt wie Helmut Schmidt und mindestens genauso weise. Auch wenn bald 50 Jahre Bundesliga nicht ohne Folgen bleiben. Der HSV hat schon einen Vogel, wenn nicht gar zwei. Der eine ist ein Fink, der andere ein Adler. In dem Sinne: Wer Oenning, Pralja, und Labbadia überlebt, dem kann ein Fink auch nichts mehr anhaben. Auf die nächsten 125!
Nach gefühlt zweijähriger Pause sind die Liga-Lehren zurück. Mit einem Superhelden aus Franken, viel Feminismus und einer großen Portion Brokkoli:
In your face, baby
Man kann Jürgen Klopp ja vieles vorwerfen: Eurokrise, Oderflut, den Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges – an allem trägt Kloppo irgendwie Mitschuld. Aber dass er sich neuerdings auch noch für sein Gesicht entschuldigen muss, geht dann doch zu weit. Niemand kann schließlich etwas für die Ausgestaltung der eigenen Frontpartie – von Costa Cordalis und Berlusconi einmal abgesehen. Im Übrigen können wir da ehrlich gesagt kaum noch Gesicht entdecken – unter all der Vierzigtagebartpracht. Um weiteren Ärger mit dem DFB zu vermeiden, sollte Klopp also vielleicht einfach das alte Skifahrer-Motto beherzigen: Immer schön wachsen lassen.
Lebensberatung
Wir können mit diesem nölenden Rumgeschmolle ja nichts anfangen. Dass unserer Gesellschaft die großen Persönlichkeiten fehlen, die chucknorrisken Typen mit Ecken und Goldkanten. Elendes Gewimmer! Und doch freuen wir uns eine zweite Leber, wenn uns die Liga nicht nur so süße BRAVO-Starschnitt-Figuren wie Marco Reuschen oder den Bayerns Seitenscheitel zu bieten hat. Sondern auch mal knallharte Outlaws wie Deniz Aytekin, den oberfränkischen Kartenfetischisten mit dem Charme eines sibirischen Bestattungsunternehmers und der Sanftmut eines pensionierten Metzgermeisters. Wer auf derart unwiderstehliche Weise die halbe Liga in die Kabine schickt und sich dabei die Übellaunigkeit eines Stefan Effenberg in der Streifenkontrolle bewahrt, erlangt schnell Heldenstatus. Wenngleich sämtliche Erklärungsversuche seiner zwanghaften Kartenvorliebe bislang komplett daneben waren: Von wegen notorische Pendanterie und Morbus Stark. Die Wahrheit ist ernüchternd unspektakulär: Aytekin betrieb lange Zeit eine Internet-Lebensberatung, bei der man sich – kein Scherz – auch Karten legen lassen konnte. Manche Gewohnheiten legt der Mensch eben nie ab.
Tourette mit Reif
Bei SKY hat man endlich die Zeichen der Zeit erkannt und setzt sich mit feministischem Impetus für die Gleichberechtigung ein. Schritt 1: Eine Fußballkommentatorin muss her. Eine Sabine Töpperwien fürs Fernsehen eben – mit menschenrechtskonformer Stimme und ohne selbstverliebten Bruder. Und weil die Sache SKY jetzt so superdupi wichtig ist, müssen auch die etablierten Herren Kommentatoren am Mikro die Werbetrommel rühren. Damit auch Chefkommentator Marcel Reif, der Gleichberechtigung im Tiefsten seines Herzens so sehr schätzt wie alkoholisierte Haupttribünenzuschauer. Es verwunderte daher kaum, dass sich Machoel Reif nach Aufsagen des Femiquatsch-Slogans den inneren Aytekin von der Seele hustete, um die Senderegie im gewohnten Tourette zusammenzufalten. Was genau er da zusammenjammerte, können wir nur bruchstückhaft rekonstruieren. Irgendwas mit Dreck, Fassungslosigkeit und Könntmichmal. Wir halten aber fest: Eine Frau am SKY-Kommentatoren-Mikro – das wäre für Reif & Co. ein Schwarzer Tag. Ein Alice Schwarzer, um genau zu sein.
Dünnhäutigkeit
Apropos Stimmung wie in einem Neuköllner Jugendkeller: Im deutschen Fußball hat sich ja eine gewisse Dünnhäutigkeit breit gemacht, die vor allem die nörgeligen TV-Experten zu spüren bekommen. Erst Scholl, dann Berthold und jetzt auch Teilzeit-Profi Metze, dem Teilzeit-VfB-Trainer Labbadia mal ordentlich die Lofoten las. Wir wollen da natürlich nichts hochsterilisieren, haben aber den Eindruck, dass dem ollen Bruno derzeit mächtig die Düse geht. So richtig verstehen kann man das aber nicht. Immerhin ist er jetzt schon seit Dezember 2010 beim VfB als – nennen wir es – Trainer angestellt. Das entspricht fast zwei Jahren oder ziemlich exakt 2,5 Labbadia. An sich ein Grund zur Freude, oder?
TuS
Durchaus anrührend gestaltete sich wieder einmal der Stadion-Besuch unserer Bundeskanzlerin, die der Initiative „Geh deinen Weg" in Dortmund ihren christlich-demokratischen Segen erteilte. Dass „Geh deinen Weg" im Grunde ja nur ein dezentes „Hau ab" bedeutet, wollen wir im Sinne der Sache einfach mal nachverlässigen. Nicht hinwegsehen können wir indes über die eigenwillige Jubel-Choreografie unseres Bundesmaskottchens. Sich erst vor lauter Verzückung der halben VIP-Tribüne an den Hals werfen, um nach Seiberts eingeflüstertem „Angie! Bayer! Pharma-Lobby!" den unparteiischen Rückzieher zu machen, geht natürlich gar nicht. Im Fußball gibt’s nur echte Emotionen – oder sonst gar nichts. Unterbrochene Jubel-Arien sind unseres Wissens nur bei einem Fußball-Club der Welt erlaubt, der coi-TuS Interruptus.
Brokkoli
So richtig haben wir die Ansetzungsphilosophie der DFL ja noch nicht verstanden. Wenn Fürthschalke oder ein charmeresistentes Nullnull in Niederrheinkreispokal als Topspiel laufen, dauert’s wohl nicht mehr lange, bis man uns Borussia Banane gegen Spielvereinigung Blumentopf am Samstagabend vorsetzt. Nachvollziehbar war aber immerhin die Terminierung des All-Time-Klassikers Augsburg gegen Wolfsburg – einem Spiel, dessen Charisma irgendwo zwischen Guantanamo, Dauerregen und Nagelbettenzündung anzusiedeln war. Hier griff also wieder das altbewährte Prinzip Brokkoli: Ungenießbares gleich wegmampfen, um sich dann auf die antivegetarische Kost zu stürzen. Scheiße nur, wenn der Gastgeber die Zeichen missdeutet und einen Gemüse-Nachschlag auf den Teller haut. Stuttgart – Düsseldorf haben wir dann auch so aufgefasst – als aufgedrängte Extra-Portion Brokkoli. Widerlich!
S(trafstoß)M(anie)
Hey Bundesliga, was ist los? Zu viel „Shades Of Grey" gelesen. Oder wieso hast Du plötzlich so eine Angst vor Strafstößen?!
Siegfried & Roy
Fehlt noch der obligatorische Seitenhieb auf Felix Magath und seine XXL-Belegschaft. Doch wir haben uns vorgenommen, keine albernen Scherzchen mehr über seinen überdimensionierten Kader zu machen und ihn mit einer türkischen Hochzeitsgesellschaft oder der UN-Vollversammlung zu vergleichen. Aber das war schon beeindruckend, als Magic Magath den schon verschollen geglaubten Thomas Kahlenberg wie Phönix aus der Flasche hervorzauberte. Experten sprechen hier vom sog. Schindzielorz-Effekt, der sich jederzeit wiederholen könnte. Womit überrascht uns Magath also demnächst: Roy Präger, Zoltan Sebescen oder doch diesen längst vergessenen Klassiker: Einen Sieg? Bei aller Liebe, so viel Innovation ist Magath dann doch nicht zuzutrauen.
Zum Schluss
…Glückwunsch, HSV! 125 Jahre, fast so alt wie Helmut Schmidt und mindestens genauso weise. Auch wenn bald 50 Jahre Bundesliga nicht ohne Folgen bleiben. Der HSV hat schon einen Vogel, wenn nicht gar zwei. Der eine ist ein Fink, der andere ein Adler. In dem Sinne: Wer Oenning, Pralja, und Labbadia überlebt, dem kann ein Fink auch nichts mehr anhaben. Auf die nächsten 125!
Aufrufe: 9857 | Kommentare: 19 | Bewertungen: 28 | Erstellt:04.10.2012
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KOMMENTARE
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04.10.2012 | 18:46 Uhr
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Fühlt sich wirklich wie zwei Jahre Absenz an...
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04.10.2012 | 18:20 Uhr
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Junge!!!!! Mehr Energie,Enthusiasmus und vor allem mehr Herzhirn.
Freu mich aber dennoch !!
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04.10.2012 | 17:39 Uhr
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cced :
Diese LL hat mich unterhalten, aber der richtige Schmunzler ist ausgeblieben. Das ist vermutlich wie beim FC, erstmal warm werden und in die Saison kommen, dann klappt das irgendwann mit einem Sieg.9,6 Punkte. Aufgerundet 10. Es hat also doch noch gereicht. ;)
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04.10.2012 | 17:39 Uhr
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MH1893 :
Gefällt mir sehr gut, waren wirklich einige Lacher dabei!"Wer Oenning, Pralja, und Labbadia überlebt, dem kann ein Fink auch nichts mehr anhaben. Auf die nächsten 125!"
Fand ich sehr geil! :)
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04.10.2012 | 15:34 Uhr
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Waren tolle Zeiten, als die LL noch jede Woche kamen!
Gerne wieder zurück, Herr Community Boss!
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Immer wieder begeistert. Danke Voegi!