06.11.2012 um 09:55 Uhr
Geschrieben von Voegi
Liga-Lehren 12/13 - II
Putenbrust statt Eisbein
Die ersten Liga-Lehren der Nach-Magath-Ära sind gekennzeichnet von Wehmut und Sinnsuche. Da sehnt man sich unweigerlich nach Ablenkung – und findet sie im RTL-Nachmittagsprogramm:
Sinnkrise
Reden wir nicht umher: Die Liga-Lehren befinden sich in einer tiefen Sinnkrise: Hat das alles noch einen Zweck, jetzt da Felix Magath für die Bundesliga nur noch als latentes Schreckgepenst taugt, als Neururer in Böse? Die Entlassung, die keine ist, weil man Magath im beiderseitigen Einvernehmen gefeuert hat, hat uns tief geschockt. Schließlich sollte man nicht vergessen, dass niemand sonst so viele neue Arbeitsplätze geschaffen hat wie Felix Magath in den letzten anderthalb Jahren. Die Trennung von ABM-Felix war daher volkswirtschaftlich gesehen grober Unfug, volkswagenwirtschaftlich aber womöglich genau richtig. Wie dem auch sei, bevor Felix Magath also nun bei Traktor Eriwan oder Gulag Nowosibirsk anheuert, sollte man doch erwägen, ihn als neuen Arbeitsminister zu engagieren. Oder zur Not als Bundesumweltminister: Mit der fachgerechten Entsorgung von Wasserflaschen kennt er sich ja schon mal bestens aus.
Panzer
In Wolfsburg indes scheint der Trennungsschmerz recht schnell verklungen zu sein. Wohl auch, weil man in Lorrrrenz-Güntherrrr Köstnerrrr nun einen neuen Liebling gefunden hat. LGK, dieses fränkische Knuddelbösslein mit der Aura eines sanftmütigen Streetworkers und der sprachlichen Urgewalt einer Carolin Reiber, ist der Kumpeltyp, nach dem sich Diego & Co. so lange gesehnt haben, eine Schulter zum Anlehnen und Ausheulen. Die revolutionären Veränderungen in Wolfsburg lassen sich Fußball-Laien aber wohl nur mit Hilfe von Metaphern begreifbar machen: Ein Wechsel von Magath zu Köstner, das ist, als wenn man im Landgasthof Eisbein mit Sauerkraut bestellt und einem dann Putenbrust mit Folienkartoffel serviert wird. Oder als wenn man von „Steiner – Das eiserne Kreuz" versehentlich auf „Bernd das Brot" umschaltet. Oder bringen wir es auf den Punkt: Von Magath auf Köstner umzusatteln ist so, als wenn man Jahre lang mit dem Panzer zur Arbeit fährt und dann feststellt, dass es ein Moped ja auch tut. Auch wegen der Kollateralschäden und so.
Konsternanz
Diese ganze Causa Magath hat die Bundesliga aber schon schwer erschüttert. Auch wir worten die richtigen Finde nicht – genauso wie Hotte Heldt, dem der berufliche Niedergang seines einstigen Kollegen offenkundig aufs Sprachzentrum schlug. Denn anstatt im gewohnten „halt-eben"-Rhythmus über das Fußballgeschäft zu floskeln, ergriff Heldt unversehens Partei für den vielbebrillten Wolfsburger Sündenbock. Gewisse sportliche Erfolge, so Heldt, müsse man Magath aber jedenfalls „konsternieren". Sport1-Doppelbock-Moderator Wontorra war ob solch eigentümlicher Wortwahl denn auch sichtlich konstatiert.
Kevins
Eine eher traurige Angelegenheit war im Übrigen auch das Revierderby – und zwar nicht nur für den BVB. Randale, Polizeieinsatz und der ganze öde Zinnober hinterließen auch beim neutralen Fan einen bitteren Nachgeschmack. Dabei hatte man von Vereinsseite wirklich alles getan, was in Sachen Deeskalation möglich war und schreckte auch vor Fotos mit maximalem Fremdschämfaktor nicht zurück:
Kevin Neustädter und Kevin Reus wollten mit diesem Bild ihre persönliche Verbundenheit kundtun und die beiden Fanblöcke beschwichtigen. Was – wie wir nun wissen – nur bedingt geklappt hat. Eben auch weil dieses Posing eher nach einem Sittengemälde aus dem RTL-Nachmittagsprogramm aussah. Vielleicht ergibt sich daraus ja ein neues Trash-Format. Kevin Großkreutz spekuliert schon auf eine Hauptrolle.
Slapstick
Die hübsche Siegesserie der Bayern ist also nun gerissen – in einem, kein Scherz, Heimspiel gegen Bayer Leverkusen. Genau das Bayer Leverkusen, das Auswärtsspiele in München für gewöhnlich mit dem Selbstbewusstsein eines weltvergessenen Pfadfinders beim ersten Puffbesuch bestreitet, hat dem großen FC Bayern diesmal ein Bein gestellt. Wobei die 1:2-Pleite weniger mit einem unverhofften Leverkusener Hormonschub als vielmehr mit bayrischer Lässigkeit zu erklären ist. Vielleicht wollten sich Philipp Lahm und Jerome Boateng mit ihren ulkigen Slapstick-Einlagen aber auch nur für einen Gastauftritt in Deutschlands lustige Home-Videos oder eine Neuauflage von „Nonstop Nonsens" bewerben. Arbeitstitel: Wenn es hinten zweimal klingelt: Palim! Palim!
Virus
Als Highlight des Fußballmonats Oktober bleibt aber zweifellos der Besuch des Bundestrainers im ZDF-Sportstudio in Erinnerung. Das funkensprühende Tête-á-Tête (für Fritz von Thurn und Taxis und alle anderen Sprachnostalgiker: gemeint ist ein formidables Rencontre) zwischen Jogi und KMH verströmte eine subtile Erotik, wie wir sie so bislang nur aus „Emanuelle – Neues auch Eunuchistan" kannten. Beinahe wäre uns diese Sternstunde des charmanten Fußballtalks jedoch vorenthalten geblieben, musste der Bundestrainer seinen Auftritt eine Woche zuvor noch absagen – wegen Grippe. Hatte er sich beim Länderspiel gegen Schweden eingefangen – waren ja auch eine Menge Vi(e)ren in der Luft.
Erreger
Apropos viraler Infekt: Derzeit machen sich besonders heimtückische Erreger unter Fußball-Profis breit, die sog. Täto-Viren. Befallen die Unterarme und sorgen dort für unansehnliche Hautreaktionen. Stuttgarts Raphael Holzhauser hat‘s schon in jungen Jahren schwer erwischt. Alles zugewuchert – die letzte freie Stelle ist auch bald durch Tätö-Viren verunstaltet – mit dem Antlitz von Sebastian Kehl.
Körpersprache
Mit der Körpersprache ist das ja so eine Sache. Sie ist anmutig, bezaubernd, aber eben doch auch höchst missverständlich: Wenn unsere Bundeskanzlerin beispielsweise mit ihren Händen ein herzartiges Loch in Gürtellinien-Höhe formt und dabei ihren verträumten Blick über die anwesende Presseschar wandern lässt, mag dies zu allerlei frivolen Fantasien Anlass geben, bedeutet im Grunde genommen aber nur: Total öde hier, ich will nach Hause! Auch Torsten Finks kreisender Zeigefinger im Spielerkreis hatte eine unvermutet banale Aussage und war mitnichten als motivierender Hinweis auf die gut gefüllten Zuschauerränge gemeint. Fink wollte nur den augenblicklichen Status quo des HSV auf den Punkt bringen: „Wir drehen uns hier im Kreis!". Lucien Favres Brillenscharade gegenüber dem Schiri-Gespann sollte denn auch nur signalisieren, dass er eben mal auf die Doppelnull musste und die Unparteiischen bat, den Innenraum verlassen zu dürfen. Haben die aber zum Glück dann auch genauso verstanden.
Ausblick
Kevin de Bruyne wird als Ehrenbeauftragter des Goethe-Instituts benannt. Louis van Gaal wird Greenkeeper beim FC Bayern. Hotte Heldt bringt ein Fremdwörter-Lexikon heraus. Und Tim Wiese geht zum Friseur. Wer weiß, im Herbst passieren ja die verrücktesten Dinge.
Die ersten Liga-Lehren der Nach-Magath-Ära sind gekennzeichnet von Wehmut und Sinnsuche. Da sehnt man sich unweigerlich nach Ablenkung – und findet sie im RTL-Nachmittagsprogramm:
Sinnkrise
Reden wir nicht umher: Die Liga-Lehren befinden sich in einer tiefen Sinnkrise: Hat das alles noch einen Zweck, jetzt da Felix Magath für die Bundesliga nur noch als latentes Schreckgepenst taugt, als Neururer in Böse? Die Entlassung, die keine ist, weil man Magath im beiderseitigen Einvernehmen gefeuert hat, hat uns tief geschockt. Schließlich sollte man nicht vergessen, dass niemand sonst so viele neue Arbeitsplätze geschaffen hat wie Felix Magath in den letzten anderthalb Jahren. Die Trennung von ABM-Felix war daher volkswirtschaftlich gesehen grober Unfug, volkswagenwirtschaftlich aber womöglich genau richtig. Wie dem auch sei, bevor Felix Magath also nun bei Traktor Eriwan oder Gulag Nowosibirsk anheuert, sollte man doch erwägen, ihn als neuen Arbeitsminister zu engagieren. Oder zur Not als Bundesumweltminister: Mit der fachgerechten Entsorgung von Wasserflaschen kennt er sich ja schon mal bestens aus.
Panzer
In Wolfsburg indes scheint der Trennungsschmerz recht schnell verklungen zu sein. Wohl auch, weil man in Lorrrrenz-Güntherrrr Köstnerrrr nun einen neuen Liebling gefunden hat. LGK, dieses fränkische Knuddelbösslein mit der Aura eines sanftmütigen Streetworkers und der sprachlichen Urgewalt einer Carolin Reiber, ist der Kumpeltyp, nach dem sich Diego & Co. so lange gesehnt haben, eine Schulter zum Anlehnen und Ausheulen. Die revolutionären Veränderungen in Wolfsburg lassen sich Fußball-Laien aber wohl nur mit Hilfe von Metaphern begreifbar machen: Ein Wechsel von Magath zu Köstner, das ist, als wenn man im Landgasthof Eisbein mit Sauerkraut bestellt und einem dann Putenbrust mit Folienkartoffel serviert wird. Oder als wenn man von „Steiner – Das eiserne Kreuz" versehentlich auf „Bernd das Brot" umschaltet. Oder bringen wir es auf den Punkt: Von Magath auf Köstner umzusatteln ist so, als wenn man Jahre lang mit dem Panzer zur Arbeit fährt und dann feststellt, dass es ein Moped ja auch tut. Auch wegen der Kollateralschäden und so.
Konsternanz
Diese ganze Causa Magath hat die Bundesliga aber schon schwer erschüttert. Auch wir worten die richtigen Finde nicht – genauso wie Hotte Heldt, dem der berufliche Niedergang seines einstigen Kollegen offenkundig aufs Sprachzentrum schlug. Denn anstatt im gewohnten „halt-eben"-Rhythmus über das Fußballgeschäft zu floskeln, ergriff Heldt unversehens Partei für den vielbebrillten Wolfsburger Sündenbock. Gewisse sportliche Erfolge, so Heldt, müsse man Magath aber jedenfalls „konsternieren". Sport1-Doppelbock-Moderator Wontorra war ob solch eigentümlicher Wortwahl denn auch sichtlich konstatiert.
Kevins
Eine eher traurige Angelegenheit war im Übrigen auch das Revierderby – und zwar nicht nur für den BVB. Randale, Polizeieinsatz und der ganze öde Zinnober hinterließen auch beim neutralen Fan einen bitteren Nachgeschmack. Dabei hatte man von Vereinsseite wirklich alles getan, was in Sachen Deeskalation möglich war und schreckte auch vor Fotos mit maximalem Fremdschämfaktor nicht zurück:
Kevin Neustädter und Kevin Reus wollten mit diesem Bild ihre persönliche Verbundenheit kundtun und die beiden Fanblöcke beschwichtigen. Was – wie wir nun wissen – nur bedingt geklappt hat. Eben auch weil dieses Posing eher nach einem Sittengemälde aus dem RTL-Nachmittagsprogramm aussah. Vielleicht ergibt sich daraus ja ein neues Trash-Format. Kevin Großkreutz spekuliert schon auf eine Hauptrolle.
Slapstick
Die hübsche Siegesserie der Bayern ist also nun gerissen – in einem, kein Scherz, Heimspiel gegen Bayer Leverkusen. Genau das Bayer Leverkusen, das Auswärtsspiele in München für gewöhnlich mit dem Selbstbewusstsein eines weltvergessenen Pfadfinders beim ersten Puffbesuch bestreitet, hat dem großen FC Bayern diesmal ein Bein gestellt. Wobei die 1:2-Pleite weniger mit einem unverhofften Leverkusener Hormonschub als vielmehr mit bayrischer Lässigkeit zu erklären ist. Vielleicht wollten sich Philipp Lahm und Jerome Boateng mit ihren ulkigen Slapstick-Einlagen aber auch nur für einen Gastauftritt in Deutschlands lustige Home-Videos oder eine Neuauflage von „Nonstop Nonsens" bewerben. Arbeitstitel: Wenn es hinten zweimal klingelt: Palim! Palim!
Virus
Als Highlight des Fußballmonats Oktober bleibt aber zweifellos der Besuch des Bundestrainers im ZDF-Sportstudio in Erinnerung. Das funkensprühende Tête-á-Tête (für Fritz von Thurn und Taxis und alle anderen Sprachnostalgiker: gemeint ist ein formidables Rencontre) zwischen Jogi und KMH verströmte eine subtile Erotik, wie wir sie so bislang nur aus „Emanuelle – Neues auch Eunuchistan" kannten. Beinahe wäre uns diese Sternstunde des charmanten Fußballtalks jedoch vorenthalten geblieben, musste der Bundestrainer seinen Auftritt eine Woche zuvor noch absagen – wegen Grippe. Hatte er sich beim Länderspiel gegen Schweden eingefangen – waren ja auch eine Menge Vi(e)ren in der Luft.
Erreger
Apropos viraler Infekt: Derzeit machen sich besonders heimtückische Erreger unter Fußball-Profis breit, die sog. Täto-Viren. Befallen die Unterarme und sorgen dort für unansehnliche Hautreaktionen. Stuttgarts Raphael Holzhauser hat‘s schon in jungen Jahren schwer erwischt. Alles zugewuchert – die letzte freie Stelle ist auch bald durch Tätö-Viren verunstaltet – mit dem Antlitz von Sebastian Kehl.
Körpersprache
Mit der Körpersprache ist das ja so eine Sache. Sie ist anmutig, bezaubernd, aber eben doch auch höchst missverständlich: Wenn unsere Bundeskanzlerin beispielsweise mit ihren Händen ein herzartiges Loch in Gürtellinien-Höhe formt und dabei ihren verträumten Blick über die anwesende Presseschar wandern lässt, mag dies zu allerlei frivolen Fantasien Anlass geben, bedeutet im Grunde genommen aber nur: Total öde hier, ich will nach Hause! Auch Torsten Finks kreisender Zeigefinger im Spielerkreis hatte eine unvermutet banale Aussage und war mitnichten als motivierender Hinweis auf die gut gefüllten Zuschauerränge gemeint. Fink wollte nur den augenblicklichen Status quo des HSV auf den Punkt bringen: „Wir drehen uns hier im Kreis!". Lucien Favres Brillenscharade gegenüber dem Schiri-Gespann sollte denn auch nur signalisieren, dass er eben mal auf die Doppelnull musste und die Unparteiischen bat, den Innenraum verlassen zu dürfen. Haben die aber zum Glück dann auch genauso verstanden.
Ausblick
Kevin de Bruyne wird als Ehrenbeauftragter des Goethe-Instituts benannt. Louis van Gaal wird Greenkeeper beim FC Bayern. Hotte Heldt bringt ein Fremdwörter-Lexikon heraus. Und Tim Wiese geht zum Friseur. Wer weiß, im Herbst passieren ja die verrücktesten Dinge.
Aufrufe: 11276 | Kommentare: 22 | Bewertungen: 33 | Erstellt:06.11.2012
ø 9.2
KOMMENTARE
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06.11.2012 | 10:39 Uhr
0
Schnumbi :
was soll man da sagen ? von der ersten bis zur letzten zeile ein genuss. frage mich wie du immer wieder auf solche dinge kommst
krass geil um es mit kevin´s worten zu sagen. einfach herrlich.
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Statistik
kann mich kevin schumbi nur anschliessen.
auf einen ereignisreichen november.