19.09.2010 um 20:04 Uhr
Geschrieben von Voegi
Liga-Lehren IV
Tanz den Trümmerhaufen!
Mal ehrlich: Was soll man sich noch über diese seltsame Liga aufregen? Bringt doch alles nichts. Die Liga-Lehren haben sich mit unserer schrulligen Eliteliga arrangiert und widmen sich stattdessen modernen Abwehrchoreografien, sprachlichen Missgeschicken, traditionellen Gepflogenheiten und natürlich der Bildungsproblematik:
IQ-Test
Tagtäglich hört man ja nun das frustrierte Wehklagen über den fürchterlichen Bildungsnotstand. Was das Fußballgeschäft angeht, so können wir diesen Befund allerdings nicht teilen. Die Bildung ist bei unseren Bundesligaprofis längst angekommen, mag es sich in den meisten Fällen jedoch auch eher um Ein-Bildung handeln. Manche haben aber sogar schon eine Grundausbildung hinter sich. Wie auch immer, Bildung und Intelligenz haben bekanntlich miteinander so viel zu tun wie Ralf Rangnick mit Humor. Und deshalb klopfen wir nun den Restsynapsen-Status mit einem kleinen IQ-Test ab – wie üblich mit so ganz ekligen Abstraktions- und Assoziationsfragen. Wie wäre es z.B. damit: Stockente verhält sich zu Bürzeldrüse wie Tim Wiese zu? Richtig: Geltube! Oder aber so: Was passt hier nicht rein? Kontoauszug – Steuerbescheid – Kreditzusage – Mario Gomez. Genau! Der Steuerbescheid – kommt als einziges nicht von der Bank! Oder hier: Pantoffeltierchen – Gladbachs Abwehr – weiße Blutkörperchen – Eintagsfliege . Na? Nicht so einfach, gell? Wir verraten es: Die Eintagsfliege, die ist als einziges mit bloßem Auge und ohne Mikroskop erkennbar.
Aperitif
Weil's so schön ist, hier noch ein letztes Abstraktionsspielchen. Was passt hier nicht rein? Bayern-Wolfsburg, Lautern-Bayern, Hoffenheim-Schalke, Frankfurt-Freiburg? Schon etwas komplexer. Dem aufmerksamen Beobachter wird jedoch nicht entgangen sein, dass es sich um eine Auflistung der bisherigen Freitagsspiele handelt, die jeweils als Appetizer für den Restspieltag gedacht waren. Doch Frankfurt-Freiburg taugt als Aperitif in etwa so gut wie Frank Rost zum Konfliktmanager. Das Ganze ging dementsprechend dann auch mehr in Richtung Abführmittel, dessen einziges echtes Highlight in Marco Hagemanns Drehverworter "Da geht er auf zu nummere Sicher!" lag. Eine sündliche Lässe, Frankburg-Freifurt ist eben auch ein würges Geöde.
Ruine
Der Fairness halb sollte mal allerdings anmerken, dass das Frankfurter Geläuf doch schwer an die Auslaufzone vom Mattenspringen in Hinterzarten erinnerte. Dagegen wirkt die Spielfläche in der Stuttgarter Benz-Arena doch ungleich gepflegter. Die heimische Fankurve sieht dort allerdings auch aus wie das Kölner Stadtarchiv. Ist aber eigentlich als detailgetreuer Nachbau des eigenen Hauptbahnhofs gedacht. Wie dem auch sei, wir wissen jetzt zumindest, welch inspirative Kraft so ein samstagnachmittäglicher Kick in einer Bauruine haben kann. So choreografierte Gladbachs Abwehr aus lauter Verzückung ob des surrealen Ambientes ganz spontan einen menschlichen Trümmerhaufen, der – als künstlerisch wertvolle Pointe – schließlich in seine Einzelteile zerfiel.
Tradition
Als sich die Kölner am Samstag in der Allianz-Arena ankündigten, gingen Schweini & Co. natürlich mal wieder mächtig die Düse. Schließlich hatte man den zähen Effzeh (kurz Eff-Zäh) in der Liga zuletzt im März 2002 besiegt. 2002, da passten Loddars Ex-Frauen noch in eine einzige VIP-Loge, da war Jopi Heesters noch zeugungsfähig und MVs Leberwerte ließen sich noch ohne Geigerzähler messen. Lang ist's her. Aber zum Glück war ja jetzt Oktoberfest – da fühlen sich die Bayern wie Dieter Bohlen: Alles wegrattern, was einem vor die Flinte kommt. Andererseits ist die Wiesn eben auch ein Fest der Traditionen. Und gegen den Effzäh lässt man das traditionellerweise mit dem Toreschießen sein. Auch eine Form von Brauchtumspflege, oder?
Das Ding
Nette Idee, DFL. Nach der Euro-Woche mal eben drei Sonntagsspielchen einstreuen und da ganz unscheinbar die Hamburger Stadtmeisterschaft reinmogeln. Hauptsache Super-Derby-Sonntag. Merkt ja keiner! Von wegen! Wer von Bruno Labbadia trainiert wird, kann in der drauffolgenden Saison definitionsgemäß keinen Europacup spielen – steht schon so im Grundgesetz. War aber eh nicht so dolle. Außer Bolls Böller und Petrics Hammer nur zwei echte Glanzlichter: Evil Rost im Papierrollen-Konfetti-Dschungel – eine lebensechte Nachstellung des Filmplakats von "Das Ding aus dem Sumpf heiratet". Und Rollo "Rallig" Fuhrmann als Außenreporter im Kiez – wollte sich mal wieder ein bisschen Freier fühlen.
Scherze
Ach Schalke, schon wieder verloren. Dabei hatte sich die personelle Situation mit Chrisiko Metzelders Ausfall doch deutlich entspannt. Aber der Gegner kam ja aus eurer Nähe – da gönnt man ihm die drei Punkte von ganzem Herzen. Euren Kader nennt man dagegen schon den Calmund der Liga: Ziemlich aufgebläht, spricht Bände, macht aber nie einen Punkt. Doch lassen wir das mit der Fopperei – über Körperbehinderte macht man ja keine Scherze.
Fragen
Damit wären wir fast wieder durch. Und trotzdem bleiben noch einige Fragen unbeantwortet: Wieso spielen elf Hoffenheimer gegen einen Hoffer nur Unentschieden? Ging die Gladbacher Pleite wirklich nur auf die Kappe der eigenen Fans, "für die" sich Trainer Frontzeck nach dem Spiel entschuldigte? Und vor allem: Werden die Mainzer, wie von Lewis Holtby versprochen, gegen "die Kölner 15 Punkte holen" und damit die Tabellenführung auf nahezu uneinholbare 17 Zähler ausbauen? In dieser Liga ist selbst das nicht auszuschließen.
Und was gab's noch?
Champions League. Oder wie es in Effenberg-Intonation heißt: Schempjenslieg! Apropos Effe: Nach dem Zwonull gegen die Roma effenbergte sich Mimöschen Klose, ansonsten vom Selbstbewusstsein her ja eher irgendwo zwischen Mesut Özil vor dem Stimmbruch und Kleinohrigel in der Winterstarre anzusiedeln, den letzten Rest Fighting Spirit von der sensiblen Stürmer-Seele: "Heute war ich ein ganz besonderer Spieler!". Ja, ein ganz besonderer Spieler war er, Freunde der Sonne! Ist er aber ja eigentlich immer. Besonders freundlich, besonders lieb, besonders harmlos und zuletzt bei den Bayern auch besonders torungefährlich. Besonders gut gefallen haben uns allerdings vor allem die neuen Modetrends, die auf dem Laufsteg der Allianz-Arena am Mittwoch vorgeführt wurden. Insbesondere das römische Schuhwerk, dessen Schnürsenkel jetzt mit einem ultramodernen Selbstzerstörungsmechanismus ausgestattet sind. Nicht minder verzückend wirkte aber auch, wie Bayern-Faktotum Hermann Gerland, den wir ansonsten ja nur als für Plus-Size-Model für Ballonseide kennen, im feinen Zwirn die Anzeigetafel elegant in die Höhe reckte. Allein für diesen verstörend-anmutigen Anblick hat sich der Schempjenslieg-Abend gelohnt. Und damit schließen wir ganz dellingesk: Durchatmen lohnt sich jetzt aber nicht – bereits am Dienstag geht's schon weiter mit einer Englische Woche…
Aufrufe: 10818 | Kommentare: 30 | Bewertungen: 61 | Erstellt:19.09.2010
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KOMMENTARE
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20.09.2010 | 17:56 Uhr
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uh1963 :
Voegi weilt wieder unter uns
Ganz groß!
Nach deiner Nachbetrachtung der Bayern gegen "du weißt schon wen" hatte ich so meine Bedenken..
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20.09.2010 | 16:13 Uhr
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Hör mir auf
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20.09.2010 | 16:03 Uhr
-1
Famos :
naja war schon gut aber....................
die letzte war besser
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20.09.2010 | 15:19 Uhr
-5
Dortmund_ftw : naja
sorry da hab ich schon deutlich bessere liga lehren gelesen!
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20.09.2010 | 15:11 Uhr
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Voegi :
hast schon recht. man kann's unterschiedlich interpretieren. ich meinte halt den vorsprung.
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20.09.2010 | 15:06 Uhr
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Goleo06 :
@voegi:
Achso habs anders gelesen. Ich dachte du meintest die Gesamtpunktzahl.
Dann hab ich nichts gesagt
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20.09.2010 | 15:04 Uhr
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Voegi :
@ goleoöh. nö. mainz hat 2 punkte vorsprung. holen sie jetzt 15 punkte und verliert hoffe gegen bayern, was ich als bayern-fan ja voraussetze, haben sie dann 17 punkte vorsprung. ^^
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20.09.2010 | 14:59 Uhr
-1
Goleo06 :
Wieder mal sehr gelungen
Aber müsste es bei der Mainzer Karnevalsvereinigungn nicht heißen das sie ihren Vorsprung auf 27 Punkte ausbauen?!
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Statistik
manchmal wundert man sich schon. ^^