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Liga-Lehren


Gründer: Voegi | Mitglieder: 65 | Beiträge: 1
26.09.2010 um 20:00 Uhr
Geschrieben von Voegi
Liga-Lehren VI


Kick it like Dr. Dressler

Weiter geht's – mit Betriebsausflügen, Töppi-Huldigung und ein bisschen Lindenstraße:

Paradoxon
In unserer termingeplagten Zeit braucht der Mensch einfach kleine Nischen der Muße, kurze Chill-Out-Moments der Selbstfindung. Die DFL ist sich dessen bewusst und läutete den 6. Spieltag nach der Hast der vergangenen Tage mit dem beruhigenden Schonkostduell zwischen Köln und Hoffenheim ein. Denn wenn Rangnick Soldo einen Besuch abstattet, ist das im Grunde ja so, als wenn ein Philosophie-Professor einen Gastvortrag auf der Wachkoma-Station hält. Die Übergänge zwischen Dösen und Dosieren sind eben mitunter fließend. Döse-Soldo erklärte seine Umstellungen vor dem Match übrigens mit einem schlaftrunkenen "Habe mich entschiede für Lanig und Matuschyk, weil Beide könne bringe Ruhe in Spiel!" Genau! Wenn das Effzeh-Spiel etwas gebraucht hat, dann war es eine gepflegte Portion Apathie. Nach all diesen feurigen Ekstase-Kicks mit geradezu enthemmtem Offensivspiel musste endlich etwas Ruhe her. Aber wie das so ist, wenn Soldo Ruhe verordnet, dann spielt die Mannschaft plötzlich so heißblütig wie ein texanischer Zuchtbulle in der Sommerbrunft. Ist in etwas das Gleiche, als ob Calli Calmund zum großen Fressen auffordert – dann hält man instinktiv Diät. Umgekehrte Psychologie kraft Abschreckung. Oder ab jetzt einfach: das Soldo-Paradoxon.

Ausflug
Beim BVB lief es zuletzt ja wie in Watzkes feuchten Träumen – jeder Schuss ein Treffer. Und wie entlohnt ein Unternehmen seine Belegschaft, wenn einem die Geschäftszahlen die Freudentränen in die Augen treiben? Mit einem Betriebsausflug auf die Reeperbahn. Weil man da eben nicht nur die Seele mal so richtig baumeln lassen kann. Die Erwartungen der Ausflugsgesellschaft wurden denn auch nicht enttäuscht: Im gegnerischen Strafraum gab's mächtig Verkehr, Paulis Abwehrverhalten erinnerte an lasziven Laufhaus-Service und man selbst lochte dank eigener Spritzigkeit ganz gepflegt dreimal ein. Unter oder – sagen wir besser – auf dem Strich ein gelungener Abstecher.

Bye, Töppi
Um einen thematischen Bruch zu vermeiden, kommen wir vom Rotlichtmillieu schnurstracks zu Rolf Töpperwien, welcher in diesen Kreisen ja auch schon mal verkehrt haben soll. Es ist jedoch ein Gerücht, dass Töppi, nachdem er eine Puff-Rechnung auf ZDF-Briefpapier reklamiert hatte, am Lerchenberg nur noch als Freier Mitarbeiter geführt wurde. Nein, der Liebhaber feuriger Cocktails und intime Kenner des Rehhagel'schen Rektums, war stets das journalistische Aushängeschild des Lerchenbergs – bis zu diesem Samstag. Beim Nordderby in Bremen lieferte er nun die letzte Reportage seiner Karriere ab, die er mit dem bittersüßen Klassiker "Der Letzte macht das Licht aus" schloss. Von wegen: Schnaps, das war sein letztes Wort. In dem Sinne: Mach's gut, Töppi. Du warst schon ein komischer Vogel. Aber Bundesliga ohne dich – ist auch irgendwie komisch.

Stift
Neues aus der Reihe "Reif und die Räuspertaste": Ungewollt über den Äther gingen diesmal die bedeutungsschwangeren Phrasen "Ich brauch einen Stift aus der Tasche" und "Check mal, ob man das gehört hat?" Hat man, Marcel, hat man. Wir hören dich immer. Schreib dir das mal hinter die Ohren – falls du den Stift inzwischen gefunden hast. Reifs SKY-Kollegen Torsten Kunde erwischte der heimtückische Virus Wark aber ungleich schwerer. Denn als Freiburgs Cissé, der in der 1. Halbzeit noch eine Partie Pinball-Billard erfolgreich zu Ende gebracht hatte, die Kugel am leeren Tor vorbeimillte, wunderte sich Kunde doch glatt, wieso der Schiri den Treffer nicht anerkannte. Vielleicht weil er einfach die Regeln beherrscht (was bei Markus Schmidt aber eher unwahrscheinlich ist). Vermutlich also hatte Schmidt nur gerade keinen Stift zur Hand, um das Tor zu notieren.

Lindenstraße
Schon aufgefallen: Bundesliga ist wie Lindenstraße –kommt jedes Wochenende, läuft gefühlt seit dem Zweiten Weltkrieg und ist ein Spiegel unserer Gesellschaft. Die Parallelen sind aber auch zu auffällig: Thomas Schaaf besticht mit dem rhetorischen Esprit eines Ha-Ha-jo Sch-Scholz. Lutschers Pommesmatte konvergiert gegen Mutter Beimers Dauerwelle. Bo Svensson hat sich den Orientierungssinn von Else Kling geliehen. Und in Frankfurt Mannschaftskabine kommt man sich dank Gekas, Amanatidis und Tzavellas inzwischen vor wie im Akropolis. Doch nirgends lebt man die Lindenstraße so leidenschaftlich wie in Stuttgart: Da klingen Christian Gross' Durchhalteparolen allmählich so überzeugend wie Gungs Konfuze-Weisheiten, während Camoranesi neuerdings mit der Antrittsschnelligkeit von Dr. Dressler verzückt und nun die nächsten Spiele folgerichtig im Sitzen verfolgen dürfte. Aber VfB und Lindenstraße fallen derzeit ja auch in die gleiche Kategorie: Realsatire.

Regierung
Doch ehrlich gesagt ist die Bundesliga momentan ja auch nicht besser als unsere Bundesregierung. Ein wild zusammen gewürfelter Haufen, in dem allwöchentlich irgendeine Wildsau gegen eine Gurkentruppe kämpft. Doch anders als bei der Bundesregierung ist die Liga noch nicht schwarz-gelb dominiert. Umgekehrt wär's uns irgendwie lieber.

Disclaimer
Dieses süffisante Fazit war natürlich nur ein politischer Seitenhieb und kein Affront gegen die charmanten Mainzer. Tuchels Renaissance des Hitzfeld'schen Rotationssystem ist dafür einfach zu bezaubernd und könnte glatt als Vorbild für andere Clubs dienen. Zum Beispiel für den FC Bayern, wo man aufgrund des Spielrauschs der letzten Wochen lieber am bewährten Personal festhält. So ist das einzige, was beim Deutschen Meister derzeit einer Rotation unterworfen wird, wohl der Sitzplan im Mannschaftsbus. Andererseits heißt "rotieren" ja auch nichts anderes als "am Rad drehen". Und das beschreibt den augenblicklichen Zustand der Bayern-Fans doch ziemlich treffend.

Nachtrag
Dem frühen Redaktionsschluss war es geschuldet, dass wir Horst Heldts verzückendes Bomot in der letzten Ausgabe nicht mehr verarbeiten konnten. Dafür rezitieren wir jetzt Hottes hippen Idiom-Remix, der beweist, dass das Tragen einer Hornbrille allein nicht genügt, um die dahingeschiedenen Synapsen wieder zu beleben. Denn wie bilanzierte Magaths Adlatus nach dem überraschenden Sieg in Freiburg so nett: "Heute haben wir Luft geleckt!". Richtig, und ein bisschen Blut verschafft noch obendrein. Zuweilen hat man eben eine Suppe vor dem Kopf und muss das Brett dann auslöffeln. Da sieht man den Baum vor lauter Wäldern nicht und ist mit seinem Spanisch am Ende, da versteht man nur noch Latein. Das dir, Hornbrille-Hotte, zu erklären, hieße ja Eulen nach Rom zu tragen. Aber Athen wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Denn wenn der Affe zum Gärtner gemacht wird, kann man sich schon mal zum Bock machen. Kein Grund, den Sand in den Kopf zu stecken. Alles lieber noch mal Paroli laufen lassen...
Aufrufe: 10129 | Kommentare: 35 | Bewertungen: 54 | Erstellt:26.09.2010
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KOMMENTARE
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ANDARSful
26.09.2010 | 20:06 Uhr
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ANDARSful : 
26.09.2010 | 20:06 Uhr
-6
ANDARSful : 
@MarcoVfb

Ich wollte erster sein
2
ANDARSful
26.09.2010 | 20:06 Uhr
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ANDARSful : 
26.09.2010 | 20:06 Uhr
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ANDARSful : 
Wie immer Weltklasse 10
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MarcoVfB
26.09.2010 | 20:04 Uhr
1
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MarcoVfB : 
26.09.2010 | 20:04 Uhr
0
MarcoVfB : 
EIN GENUSS DEINE LL ZU LESEN

wieder mal klasse Anekdoten drin, Voegi
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