14.11.2010 um 20:03 Uhr
Geschrieben von Voegi
Liga-Lehren XII
Diagnose: Bargfrede
Was tun, wenn man die Liga einfach nicht verstehen will? Sich in uns Ouzos Restsynapsen einhacken? Auf einen Mocca Latte ins Café King? Oder doch einfach mal Sky 90 schauen? Die Liga-Lehren versuchen es lieber mit Semantik, Aktionskunst und Lyrik.
Orange
Beginnen wir aber mit einer traurigen Episode aus der Reihe des erschreckenden Wissens:
Warum sind Möhren orange?
a) weil es die Müllabfuhr nicht verhindern konnte
b) weil es die Apfelsinen so wild trieben
c) weil es die Holländer so wollten
Die Auflösung gibt's am Ende.
Werder-Semantik
Nun also der Versuch einer semantischen Analyse. Semantik hat zwar nichts mit Seemännern zu tun, ist aber doch der einzig erfolgversprechende Ansatz, um das Phänomen Werder verständlich zu machen. Vielleicht geben also Werders Spielernamen Aufschluss über die jüngste Misere. So könnte es sich beim vermeintlich unscheinbaren Namen "Frings" um ein vielsagendes Blending für "Frust des Trainings" handeln. Und "Bargfrede" ist womöglich ein landschaftlicher Ausdruck für eine hochansteckende Kinderkrankheit. "Mertesacker" umschreibt dagegen eine Brach liegende landwirtschaftliche Nutzfläche. Und Prödl…. dafür sind sich selbst die Liga-Lehren zu schade. Wie auch immer, der Befund ist eindeutig: Mit Fußball hat das, was Werder so seinen Kader nennt, zumindest nominell rein gar nichts zu tun. Zumal es um Pass-Ahnens antizipatorische Fähigkeiten und Hunts Torjäger-Qualitäten weit schlechter bestellt ist, als es die Namen vermuten lassen. Da ist man sogar schon mit einem kärglichen Nullnull gegen die SpVgg Gekas zufrieden. Dass es sich bei "Werder" um eine Kurzform für "Werden immer genügsamer" handelt, ist jedoch nur ein Gerücht.
Tiger
Vier Mal in Folge musste der BVB zuletzt auf gegnerischem Platz antreten. Bei so vielen Auswärtsspielen hintereinander kam man sich allmählich schon vor wie Tiger Woods. Gegen den HSV durften die Dortmunder wieder zu Hause ran – und prompt war Schluss mit dem Tiger Woods-Feeling. Höhepunkte hatte die 1. Halbzeit nämlich keine. Ein einziges Highlight gab es genau genommen doch: Doch so schön das auch war, als sich Jürgen Klopp mit dem Vierten Offiziellen in einen sinnlichen Norbert-Meier-Albert-Streit-Gedächtniszweikampf begab, so sehr fehlte uns doch der meierliche Abgang. Klopp wankte zwar, fiel aber nicht. Vielleicht war also doch noch ein bisschen Tiger Woods-Feeling vorhanden. Kloppo jedenfalls bewies echte Steher-Qualitäten.
Karneval
Am Donnerstag hat also die fünfte Jahreszeit begonnen. Karneval – oder wie Schnacksel-Franz sagen würde: Weihnachtsfeier. In jedem Falle so etwas wie die Blütezeit der Auswärtsspiele. Beim Heimspiel des Effzeh gegen die heißgeliebten Borussen präsentierte sich denn auch der Platz in entsprechender Verfassung: Feucht, schmierig, glitschig – Zustände wie man sie in Köln so nur aus dem Pascha kennt. Passenderweise herrscht beim Effzeh nach der knappen 0:4-Pleite jetzt auch eine Stimmung wie im Puff: Die Belegschaft steht nur rum, die Gäste dürfen sich austoben und die Rote Laterne verströmt Rotlichtmilieu-Atmosphäre.
Symbolisch
So richtig konnten wir die Aufregung um Huntelaars manuell-gefeaturten Ausgleichstreffer irgendwie nicht verstehen. Der wühlende Holländer wollte doch nur die Befindlichkeit der Schalker mittels einer kleinen Aktionskunst-Performance veranschaulichen. Für sein Tor und Schalke gilt schließlich gleichermaßen: Arm dran. Dass Huntelaar anzeigen wollte, die Schalker Personalpolitik habe Hand und Fuß, glauben wir jedenfalls nicht. Dejagah schien die Symbolik auch verstanden zu haben, stellte er bei seinem Platzverweis doch geradezu meisterhaft die Wolfsburger Aufholjagd in der Liga nach. Oder was sollte das anders bedeuten als "Wir kommen von hinten"?
Trost
Glückwunsch, VfB! Ein 3:0 auf dem Betzenberg nach allen Regeln der Kunst verhühnert. Absolut Champions League-tauglich, kann der AC Berlusconi auch nicht besser. Und sollte das als moralische Aufbauhilfe noch nicht genügen, so kann man sich wenigstens mit Sturmungeheuer Artur Boka trösten, der seine Treffsicherheit neuerdings im Nahkampf mit Gina-Lisa trainiert. Jene bezeichnete ihn darum unlängst auch als "lecker Schoko-Stückchen". Uns sind solch plumpe Pigmentierungswortspielchen allerdings zuwider. Da wenden wir das Schoko-Thema doch lieber auf die VfB-Mannschaftsleistung an und resümieren frei nach Bernd Stromberg: Was zunächst nach lecker Schokopudding aussah, entpuppte sich am Ende doch als dicker Haufen Scheiße.
Ach Liga
Wie gesagt, diese Liga ist uns ein Rätsel. Wir klagen an – in Lyrisch:
Ach Liga, der wir uns verschworen,
die du unseren Hunger stillst
nach Fehlpass, Foul und Eigentoren –
weißt du selbst noch, was du willst?
Einst wohl sortiert nach klarem Schema,
fragmentiert sich die Tabelle:
Mittendrin frustrierte Bremer
und der Effzeh an letzter Stelle.
Selbst Magath juchzte, wie absurd,
als die Punktezahl nunmehr
endlich doppelstellig wurd' –
siehste Felix, war doch nicht schwer.
Wenn Bayern zwar den Club besiegt,
doch trotz Hoeneß Schimpftiraden,
noch immer ganz weit hinten liegt,
dann stimmt was nicht in diesem Laden.
Ach Liga, sag, was soll das nur,
das ist doch alles Kraut und Rüben,
von Ordnung nicht die kleinste Spur –
du solltest endlich an dir üben.
Antizyklisch
Für gewöhnlich ist die Kaderzusammenstellung der Nationalmannschaft ja so antizyklisch wie eine Zeitreise von Udo Lattek in die Tage der Prohibition. Da nominiert Jogi Löw schon mal die Spieler, die in der Liga nicht einmal die Werbebande mit der Panzerfaust treffen. Im Kader für das Schweden-Spiel finden sich nun aber plötzlich all die Shootingstars der letzten Wochen. Im Prinzip ja eine nette Geste – doch wir finden, Löw sollte sich besser nicht von seinem Kurs abbringen lassen. Also ruhig mal Sandro Wagner als einzige Spitze aufstellen und Metze den Libero geben lassen. Und wer weiß, vielleicht lässt sich der Capitano ja auf ein vorzeitiges Comeback ein – als Physiotherapeut.
Und nun
…zur Auflösung der eingangs gestellten Quizfrage. Richtig ist leider: C! Unsere vermeintlich so harmlosen Möhren sind nur deshalb so orange, weil holländische Gärtner sie im 17. Jahrhundert zu Ehren ihres Wilhelm von Oranien so gezüchtet haben. Doch auch wenn man beim Thema "holländisches Gemüse" unweigerlich an das Bayern-Lazarett denkt, hat diese schockierende Erkenntnis gleichwohl nichts mit Fußball zu tun. Genau wie die zurückliegende Fußballwoche, die aus deutscher Sicht komplett fußballfrei war. Aber auch in anderen europäischen Ligen war unter der Woche rein gar nichts los. So mussten auch San Marinos Fußballfreunde auf Spitzenfußball aus ihrer höchsten Liga verzichten. Diese läuft übrigens unter dem vielsagenden Namen "Campionata Dilettanti". Würde auf unsere Bundesliga irgendwie auch gut passen…
Aufrufe: 9357 | Kommentare: 30 | Bewertungen: 38 | Erstellt:14.11.2010
ø 8.1
KOMMENTARE
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16.11.2010 | 10:02 Uhr
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donluka :
Mein lieber Voegi,
auch ich möchte mich einreihen in die Liste derer, die Deine Leistung, Woche für Woche hohe Unterhaltung herauszuhauen, hoch preisen. Es ist ganz normal, dass das nicht bei jeder Ausgabe weltklasse sein kann. Das ist auch völlig egal, denn man merkt einfach, wie viele Gedanken Du Dir gemacht hast und das ist großartig.
Dennoch finde ich es auch gut, wenn Leute wie Scooba oder Tagon ihre Kritik äußern und wenn Du damit entspannt umgehst. Denn: Solche Leute meinen es nur gut mit Dir.
Jedenfalls: Schön, dass es die LL gibt.
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16.11.2010 | 01:17 Uhr
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Es ist also bewiesen! Man kann durchaus die "Gala" lesen und trotzdem extrem starke Blog's über die Bundesliga schreiben!
Man lernt eben nie aus....
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15.11.2010 | 18:21 Uhr
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Voegi :
den sarkasmus hatte ich für möglich gehalten, aber nicht wirklich so rausgehört! aber nu is klar.ansonsten soll hier jeder sagen, was er denkt. werde ich auch so halten...
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15.11.2010 | 18:17 Uhr
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Skim :
Nur mal so zum Nachhaken: Mein Kommentar auf Seite 1 war sarkastisch gemeint, aber ich nehme an, 5 Leute habens verstanden,oder? Find sie super wie immer. Aber natürlich erwartet der ein oder andere jedes Mal was besseres, wenn man nur gutes gewohnt ist Wie im Fußball
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15.11.2010 | 15:36 Uhr
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15.11.2010 | 14:44 Uhr
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ocheaux :
haha der vergleich zwischen der jahreshauptversammlung des 1fc kölns und einem puffbesuchs. hahahaha
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15.11.2010 | 14:12 Uhr
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Truumshk :
Gehört zum Buli Wochenende wie die Samstags-Konferenz! 10 Punkt ewie immer :)
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15.11.2010 | 13:51 Uhr
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"Passenderweise herrscht beim Effzeh nach der knappen 0:4-Pleite jetzt auch eine Stimmung wie im Puff: Die Belegschaft steht nur rum, die Gäste dürfen sich austoben und die Rote Laterne verströmt Rotlichtmilieu-Atmosphäre."
aber es waren schon bessere dabei. sind aber immer noch gut. der vorletzte teil hat mir vor allem gefallen.
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im übrigen: dazu sind die kommentare ja da, um seine meinung kundzutun!