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Liga-Lehren


Gründer: Voegi | Mitglieder: 65 | Beiträge: 1
30.01.2011 um 20:00 Uhr
Geschrieben von Voegi
Liga-Lehren XX
Gutendorf in Sicht

Der Kapitän geht von Bord, doch das Liga-Traumschiff hält weiter Kurs. Und in weiter Ferne winkt auch schon Rudi Gutendorf und tanzt Ballett. Die Liga-Lehren Ausgabe 20:

Tot ziens!
Die Nachricht hatte alle Bayern-Fans in eine mehrstündige Schockstarre versetzt, wie man sie so bislang nur aus dem Mai '99 kannte: Der charismatische Leader, der polarisierende Fahrensmann, die Integrationsfigur mit Klasse und Aura verlässt den FC Bayern. Bei den Fans geliebt, bei den Offiziellen geschätzt, bei den Kollegen angesehen – doch nun ist er weg, der holländische Musterprofi mit dem unbändigen Kampfgeist: Edson Braafheid spielt ab sofort für Bayerns neue Zweigstelle in Hoppenheim. Bei all der Enttäuschung über Eddys vorzeitigen Abschied ging die die Nachricht von Mark van Bommels Wechsel zu Milan natürlich ein wenig unter. Doch mal ehrlich: Was ist der Abschieds eines passablen Sechsers schon gegen den Verlust des genialsten Linksverteidigers der hinter uns liegenden Zukunft?

Auf See
Zugegeben, van Bommels Flucht stellte van Gaal vor ungleich größere Probleme, war doch plötzlich der Kapitänsposten vakant. Wer sollte also der neue Boss im Bayern-Spiel werden? Lahm? Schweini? Oder vielleicht ein lahmer Schweini? Van Gaal entschied sich letztlich gegen den zärtlichen Cousin. Andererseits ist die Neubesetzung des Kapitänsamtes ja auch nicht mehr als ein Allerweltsproblem. Die Traumschiff-Caster beispielsweise müssen sich alle zehn Jahre mit diesem Ärgernis auseinandersetzen, wenn der alte Häuptling Silberlocke von der Kommandobrücke ins Pflegeheim wechselt. Und irgendwie ist die Bundesliga ja auch wie eine Traumschiff-Episode: Hanebüchenes Drehbuch, absurde Laiendarsteller und zwischendrin ein laues Lüftchen. Die Darbietung des Effzeh am Millerntor wies hingegen eher auffällige Parallelen zu den Zuständen auf der Gorch Fock auf. Obwohl auf dem Segelschulschiff dann doch deutlich mehr Ordnung herrschen dürfte als in Kölns Strafraum. Die mitgereisten Effzeh-Fans fühlten sich umso mehr schikaniert und erniedrigt. Zur Ehrenrettung sei jedoch angemerkt: Die halbe Mannschaft lag mit Skorbut in den Kojen.

Riegel
Vom Thrill-Faktor her könnte es so eine Traumschiff-Folge allerdings locker mit dem Freitagsgekicke aufnehmen. Denn das vermochte nun wirklich niemanden aus der REM-Schlafphase zu wecken – außer SKY-Harry Hirsch Ecki Heuser, der von Rolfes' Schlenzerchen derart geflasht war, dass er im Angesicht des pausbäckigen Torschützen zur ultimativen Lobhudelei ansetzte "Coole Murmel, erinnert mich irgendwie an Ryan Giggs!". Lieber Ecki, schreib dir bitte hinter die Ohren: Eine walisische Kampfwurst vergleicht man nicht mit einem deutschen Milchbrötchen. Zum Glück latschte immerhin nicht noch Jupp Heynckes vor Heusers Mikro. Ecki hätte sich gewiss Rudi Gutendorfs entsonnen. Denn Bayers Rumgeschiebe hätte Riegel-Rudi sicher auch noch irgendwie zusammenchoreographiert.

Ballett
Die choreographisch wertvollsten Tanzeinlagen boten an diesem Spieltag gleichwohl die beiden Ballett-Ensembles aus Bremen und München. Wenngleich Mario Gomez' Interpretation des Sterbenden Schwanes doch eher an einen verschüchterten Waldorf-Schüler erinnerte, der in devotem Lehrergehorsam versucht seinen Namen zu tanzen. Luiz Gustavos eingesprungene Schein-Pirouette mit abschließendem Touché de Ball sah dagegen geradezu bezaubernd schön aus, wurde aber leider nicht angemessen honoriert. Aber immerhin erhielt Per Mertesacker für seinen Pas de deux ja eine doppelte Wertung. Den Höhe- und Schlusspunkt des Bremer Ballett-Events lieferte jedoch frei nach dem Motto ("The ballet ain't over until the mad dandy stinks") Werders Diva Tim Wiese, die nach ihrer Arabesque desastreuse á la kahnfu unter stehenden Frustrationen die Bühne verließ.

Inspiration
Welch anrührende Geste der Hoffenheimer: Zum Liga-Debüt ihres holländischen Neuzugangs kleidete sich die gesamte Truppe in kollektivem Orange und verschaffte Ryan Babel auf diese Weise ein subtiles Elftal-Feeling. Möglicherweise hatte das mutige Farbenexperiment aber auch eine ganz andere Motivation. Schalke jedenfalls ließ sich von der gegnerischen Kluft offenkundig inspirieren, bewies man im Spiel nach vorne doch die Variabilität eines Wendler-Hitmixes und produzierte dementsprechend ausschließlich: Müll.

Klo
Bekanntlich gibt es ja einen mystischen Zusammenhang zwischen Fußball im Allgemeinen und sanitären Einrichtungen im Besonderen: So hält sich hartnäckig das Gerücht, die Wahrscheinlichkeit eines Torerfolgs mit dem Gangs auf Heiligste signifikant erhöhen zu können. Woraus sich auch die Entstehung der Redewendung "Ich hab es im Urin" erklärt. Ein Tor hat man paradoxerweise aber ausgerechnet bei Martin "Kuba" Harnik derzeit eher nicht im Urin. Dass der Stuhl manches Trainers mitunter etwas wacklig sein kann, hat mit dem menschlichen Bedürfnis hingegen wenig zu tun. Steve McClaren kann sich den Gang zum Proktologen also sparen.

Watschngate
Nach Auswertung von Satellitenfotos und Korrespondentenberichten im ARD-Brennpunkt steht nun zweifelsfrei fest: Arjen Robben hat Tommy Müller noch auf dem Spielfeld eine gepfefferte Watschn versetzt. Weil sich Müller über dessen Eigensinn gestenreich echauffiert hatte. Dabei steht doch schon im Duden, dass Arien reine Solistenstücke sind. Wer sich darüber aufregt, muss einfach damit rechnen, eine gelellt zu bekommen. Müller soll gleichwohl bereits ein Bewerbungsschreiben an 1860 geschickt haben.

Kopfschütteln
Für einen Schock sorgte unter BVB-Fans indes die Meldung, dass sich ihr wirbelnder Japaner die Haxe gebrochen hat. Aber so eine Fußfraktur ist eben – nicht nur anatomisch gesehen – kein Beinbruch. Denn der BVB ka(nn) ga(r nicht) wa(nken) in dieser Saison. Eine Verletzung ist jedoch natürlich kein Anlass zum Scherzen – und zur Schadenfreude schon mal gar nicht. So konnte man angesichts der Reaktion einiger Lauterer Fans auf Szalais Verletzung nur ungläubig den Kopf schütteln. Das Zeichen der Betreuer, einen Spieler verletzungsbedingt auswechseln zu müssen, mit höhnischem Beifall zu begleiten, hat mit Sportsgeist jedenfalls nicht viel zu tun. Das sollte sich auch auf dem Betzenberg inzwischen herumgesprochen haben, auch wenn man unter "Anstand" dort noch immer die Warteschlange vor der Würstchenbude versteht.

Und was gab's noch?
Pokal: Pestalozzis Jungs spielen lau in der Sitz, der FCK liegt dar nieder am Rhein und die Bayern vergnügen sich im Tivoli. Größtes Highlight aber: Ein 17-Jähriger versetzt sich und seine Umwelt mit dem Goldenen Schuss in Ekstase – klingt ein wenig wie der Plot von "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo", war aber die Schlusspointe des Schalker Pokalmatches. Schalke hat sich zwecks Aufbesserung des gefährlich dünn besetzten Kaders übrigens Angie Charisteas geschnappt. Nur gut, dass jetzt auch Kofi Annan kommt. Der kennt sich ja aus – mit Vereinten Nationen.
Aufrufe: 17664 | Kommentare: 33 | Bewertungen: 40 | Erstellt:30.01.2011
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