10.04.2011 um 15:15 Uhr
Geschrieben von Voegi
Liga-Lehren XXIX
Das Neururer-Syndrom
Ein Spieltag im Gewand eines Elfmeterschießen mit unkonventionellen Maßnahmen, optischen Zumutungen und einem alten Bekannten in einer Nebenrolle:
Kläglich
Ein langjähriges Engagement beim DFB führt nun mal dazu, die an der Fleck-Schneise üblichen Gepflogenheiten zu verinnerlichen. Kein Wunder also, dass Jens Lehmann getreu dem Mantra des „unglaublichen Demagogen" Tim Wiese vor den Kadi zerrt und auf 20.000 Euro Schmerzensgeld bzw. 100 Sozialstunden (abzuleisten als Lehmanns persönliche Pflegekraft) verklagt. Weil der den großen alten Mann in die die Muppets Show einweisen möchte. Da kann man die Empörung schon nachvollziehen. Denn kaum hat sich Jopi mit dem Rollator zurück auf den Rasen gequält, gibt die Wiese Widerworte. Und Muppets gibt's in der Bundesliga ja schon genug: Statler und Waldorf leiten den FC Bayern, Schweini hat womöglich eine Affäre mit Miss Piggy und Fozzie-Bär wechselt bald nach Wolfsburg. Bei Torsten Frings fällt uns zudem eine verblüffende Ähnlichkeit mit Herrn von Bödefeld auf. Ist zwar Sesamstraße, macht aber nichts – eh alles Kinderkram:
Zauberhaft
Ralf Rangnick wurde bis zuletzt ja gerne als taktikverliebter Fußball-Professor verunglimpft: Theoretisch mehrfacher Champions-League-Sieger, praktisch aber eben doch nur notorischer Trainernomade und damit so etwas wie die virtuelle genetische Kreuzung aus José Mourinho und Peter Neururer. Doch dieses alte Stigma können wir seit Dienstag nun auch in die Tonne treten. Denn Rangnick ist ein houdinieskes Kunststück gelungen: Zwei Pflichtspielsiege an einem Tag! Zunächst Pauli in einem erbitterten Fight am Grünen Tisch zwonull niedergerungen und am Abend – als kleine Abrundung – ein lockerflockiges Fünfzwo gegen Inferno Mailand. In der Tradition seines Amtsvorgängers zelebrierte Magic Rangnick die eigene Überlegenheit denn auch mit einer provokativen Schlusspointe. Während Magath in solchen Fällen ja seinem Ersatztorhüter eine Ehrenrunde im Strafraum gönnt, wechselte Rangnick hingegen zur demonstrativen Gegner-Erniedrigung einfach Ali Karimi ein. Inter Mailand soll aus lauter Scham inzwischen den Spielbetrieb eingestellt haben.
Gewöhnlich
Felix Magath wollte sich deshalb nun selbst anschauen, welch hübsche Edelelf da aus dem scheintoten Rudelbums geworden ist, den er vor kurzem zurückgelassen hat. Die hochgehypte Rückkehr des Verstoßenen geriet dann aber dann doch nur zu einem stinknormalen Bundesligaspiel. Wofür Magath höchst selbst eine überzeugende Erklärung parat hatte: „Es ist nichts Ungewöhnliches für mich, gegen Mannschaften zu spielen, die ich schon einmal trainiert habe." Aber so ist das eben bei einer Trainerlaufbahn, die sich liest wie die Ewige Tabelle der Bundesliga. Bezeichnen wir mal als Neururer-Syndrom. Oder wie die Philosophen sagen: Das Ungewöhnliche wird ganz gewöhnlich, wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat.
Reizvoll
Es bleibt ein Paradoxon: Der Mensch schaut sich gerne das an, was er im Grunde eigentlich gar nicht sehen will: Darmspiegelungen verzweifelter Ex-Nachrichtensprecherinnen, Calli im Whirlpool, Guido Westerwelle aka der Hansdampf mit allen Grimassen oder jüngst unsere Bundeskanzlerin auf Krücken – alles visuelle Verstöße gegen die Menschenrechtskonvention, die uns aber auf mysteriöse Weise zu fesseln scheinen. Es gibt also so etwas wie den Reiz des Unästhetischen, die Faszination des optischen Grauens. Weshalb selbst der modebewussteste Ästhet ganz hingerissen war von Tymo-Schocks neuem Hansi-Hinterseer-Styling. Und auch an den jämmerlichen Bildern der zickleresken Chancenverwertung des BVB konnte man sich nicht satt sehen. War aber auch zu komisch, wie hartnäckig Mario Götze den an sich kaum vermeidbaren Torerfolg verweigerte. Er möge es bitte mit der nötigen LMAA-Haltung hinnehmen. Wir sprechen dann auch ab sofort vom Götze-Zitat.
Unkonventionell
Als Angestellter eines mittelständischen Unternehmens muss man, wenn die eigene Stelle neu besetzt werden soll, manchmal zu unkonventionellen Mitteln greifen. Also zum Beispiel den aussichtsreichsten Konkurrenten engmaschig observieren, seine Qualitäten konsequent studieren und diese dann hemmungslos kopieren. Hat sich wohl auch Probezeitler Thommy Kraft gedacht. Seine gefühlvolle Dropkick-Vorlage war dann aber doch nicht ganz so grazil wie die jüngste Flugeinlage des möglichen Nachfolgers. Muss also wohl doch ein Neuer her. Und noch ein Tipp: Wenn man keinen Bock mehr auf seine Arbeit hat, weil einem der eigene Betrieb nur noch auf die Drüse geht, sollte man sich skrupellos den inneren Marcel Reif von der Seele husten. Führt zwar nicht unmittelbar zur Entlassung, aber immerhin zur Abmahnung. Manchmal muss man sich einfach peu á peu zum neuen Arbeitgeber robben. Kann aber auch deutlich schneller gehen. Nicht wahr, Herr van Gaal?
Ruhig
Der Töpperwien in Polyester für das Bonmot des Spieltags geht diesmal hochverdientermaßen an SKY-Reporter Matthias Stach. Wenngleich uns seine Halbzeit-Prognose des Freitagmatches nach wie vor Rätsel aufgibt. Oder was wollte uns Stach sagen, als er anmerkte, dass Christoph Daum gewiss darauf hingewiesen habe, „die Ruhe im Ballvortrag zu forcieren"? Meinte er nun das, was er dachte oder das, was er sagte? Oder anders gefragt: Sollte die Eintracht nun loslegen wie Tiger Woods auf dem Rammelplatz oder doch die in der ersten Halbzeit begonnene meditative Trance-Übung weiter vertiefen? Für Ersteres spräche natürlich die hibbelige Performance von Zappel-Fanis im privaten Tête-à-tete mit der Wiese. Wir glauben dennoch eher an einen eindringlichen Appell an den Thomas Schaaf im Manne. Denn so kaltschnäuzig, wie Goalgetter Halil Altintop die Kugel zum 0:1 einköpfte, können wir nur neidlos konstatieren: Der Junge hat echt die Ruhe weg.
Seriös
Wie? Was? Achso, die Sonntagsspiele stehen noch aus. Ja, ging aber nicht anders. Eh wurscht. Denn der Effzeh hat satzungsgemäß auf fremdem Platz eh wieder den Punktgewinn verweigert. Was im Übrigen daran liegt, dass man in Köln ein eigenwilliges Verständnis des Begriffes „Auswärtsspiel" pflegt. Da lässt man eben gerne die Hose runter. Ist keine große Affäre, nur eine kleine. Und das Ergebnis des anderen Spiels erfahren wir eh erst unter der Woche – durch das DFB-Sportgericht. Was? Wie „geht nicht"? Den Spielausgang einfach so ins Blaue prognostizieren und wilde Pseudo-Analysen raushauen. Püh! Von wegen unseriös. Genau so macht das der Kicker schließlich schon seit Jahren bei der Spielerbenotung.
Lehrreich
Bliebe die Lehre des Spieltags, die wir diesmal Christoph Daum verdanken: „Maik Franz ist ein tadelloser Sportsmann!". Genau – und wir fügen hinzu: Albert Streit ist Fußballprofi. Magath und Rangnick sind gute Freunde. Und der VfB verfügt über eine Abwehr. Eben alles eine Frage des Glaubens.
Ein Spieltag im Gewand eines Elfmeterschießen mit unkonventionellen Maßnahmen, optischen Zumutungen und einem alten Bekannten in einer Nebenrolle:
Kläglich
Ein langjähriges Engagement beim DFB führt nun mal dazu, die an der Fleck-Schneise üblichen Gepflogenheiten zu verinnerlichen. Kein Wunder also, dass Jens Lehmann getreu dem Mantra des „unglaublichen Demagogen" Tim Wiese vor den Kadi zerrt und auf 20.000 Euro Schmerzensgeld bzw. 100 Sozialstunden (abzuleisten als Lehmanns persönliche Pflegekraft) verklagt. Weil der den großen alten Mann in die die Muppets Show einweisen möchte. Da kann man die Empörung schon nachvollziehen. Denn kaum hat sich Jopi mit dem Rollator zurück auf den Rasen gequält, gibt die Wiese Widerworte. Und Muppets gibt's in der Bundesliga ja schon genug: Statler und Waldorf leiten den FC Bayern, Schweini hat womöglich eine Affäre mit Miss Piggy und Fozzie-Bär wechselt bald nach Wolfsburg. Bei Torsten Frings fällt uns zudem eine verblüffende Ähnlichkeit mit Herrn von Bödefeld auf. Ist zwar Sesamstraße, macht aber nichts – eh alles Kinderkram:
Zauberhaft
Ralf Rangnick wurde bis zuletzt ja gerne als taktikverliebter Fußball-Professor verunglimpft: Theoretisch mehrfacher Champions-League-Sieger, praktisch aber eben doch nur notorischer Trainernomade und damit so etwas wie die virtuelle genetische Kreuzung aus José Mourinho und Peter Neururer. Doch dieses alte Stigma können wir seit Dienstag nun auch in die Tonne treten. Denn Rangnick ist ein houdinieskes Kunststück gelungen: Zwei Pflichtspielsiege an einem Tag! Zunächst Pauli in einem erbitterten Fight am Grünen Tisch zwonull niedergerungen und am Abend – als kleine Abrundung – ein lockerflockiges Fünfzwo gegen Inferno Mailand. In der Tradition seines Amtsvorgängers zelebrierte Magic Rangnick die eigene Überlegenheit denn auch mit einer provokativen Schlusspointe. Während Magath in solchen Fällen ja seinem Ersatztorhüter eine Ehrenrunde im Strafraum gönnt, wechselte Rangnick hingegen zur demonstrativen Gegner-Erniedrigung einfach Ali Karimi ein. Inter Mailand soll aus lauter Scham inzwischen den Spielbetrieb eingestellt haben.
Gewöhnlich
Felix Magath wollte sich deshalb nun selbst anschauen, welch hübsche Edelelf da aus dem scheintoten Rudelbums geworden ist, den er vor kurzem zurückgelassen hat. Die hochgehypte Rückkehr des Verstoßenen geriet dann aber dann doch nur zu einem stinknormalen Bundesligaspiel. Wofür Magath höchst selbst eine überzeugende Erklärung parat hatte: „Es ist nichts Ungewöhnliches für mich, gegen Mannschaften zu spielen, die ich schon einmal trainiert habe." Aber so ist das eben bei einer Trainerlaufbahn, die sich liest wie die Ewige Tabelle der Bundesliga. Bezeichnen wir mal als Neururer-Syndrom. Oder wie die Philosophen sagen: Das Ungewöhnliche wird ganz gewöhnlich, wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat.
Reizvoll
Es bleibt ein Paradoxon: Der Mensch schaut sich gerne das an, was er im Grunde eigentlich gar nicht sehen will: Darmspiegelungen verzweifelter Ex-Nachrichtensprecherinnen, Calli im Whirlpool, Guido Westerwelle aka der Hansdampf mit allen Grimassen oder jüngst unsere Bundeskanzlerin auf Krücken – alles visuelle Verstöße gegen die Menschenrechtskonvention, die uns aber auf mysteriöse Weise zu fesseln scheinen. Es gibt also so etwas wie den Reiz des Unästhetischen, die Faszination des optischen Grauens. Weshalb selbst der modebewussteste Ästhet ganz hingerissen war von Tymo-Schocks neuem Hansi-Hinterseer-Styling. Und auch an den jämmerlichen Bildern der zickleresken Chancenverwertung des BVB konnte man sich nicht satt sehen. War aber auch zu komisch, wie hartnäckig Mario Götze den an sich kaum vermeidbaren Torerfolg verweigerte. Er möge es bitte mit der nötigen LMAA-Haltung hinnehmen. Wir sprechen dann auch ab sofort vom Götze-Zitat.
Unkonventionell
Als Angestellter eines mittelständischen Unternehmens muss man, wenn die eigene Stelle neu besetzt werden soll, manchmal zu unkonventionellen Mitteln greifen. Also zum Beispiel den aussichtsreichsten Konkurrenten engmaschig observieren, seine Qualitäten konsequent studieren und diese dann hemmungslos kopieren. Hat sich wohl auch Probezeitler Thommy Kraft gedacht. Seine gefühlvolle Dropkick-Vorlage war dann aber doch nicht ganz so grazil wie die jüngste Flugeinlage des möglichen Nachfolgers. Muss also wohl doch ein Neuer her. Und noch ein Tipp: Wenn man keinen Bock mehr auf seine Arbeit hat, weil einem der eigene Betrieb nur noch auf die Drüse geht, sollte man sich skrupellos den inneren Marcel Reif von der Seele husten. Führt zwar nicht unmittelbar zur Entlassung, aber immerhin zur Abmahnung. Manchmal muss man sich einfach peu á peu zum neuen Arbeitgeber robben. Kann aber auch deutlich schneller gehen. Nicht wahr, Herr van Gaal?
Ruhig
Der Töpperwien in Polyester für das Bonmot des Spieltags geht diesmal hochverdientermaßen an SKY-Reporter Matthias Stach. Wenngleich uns seine Halbzeit-Prognose des Freitagmatches nach wie vor Rätsel aufgibt. Oder was wollte uns Stach sagen, als er anmerkte, dass Christoph Daum gewiss darauf hingewiesen habe, „die Ruhe im Ballvortrag zu forcieren"? Meinte er nun das, was er dachte oder das, was er sagte? Oder anders gefragt: Sollte die Eintracht nun loslegen wie Tiger Woods auf dem Rammelplatz oder doch die in der ersten Halbzeit begonnene meditative Trance-Übung weiter vertiefen? Für Ersteres spräche natürlich die hibbelige Performance von Zappel-Fanis im privaten Tête-à-tete mit der Wiese. Wir glauben dennoch eher an einen eindringlichen Appell an den Thomas Schaaf im Manne. Denn so kaltschnäuzig, wie Goalgetter Halil Altintop die Kugel zum 0:1 einköpfte, können wir nur neidlos konstatieren: Der Junge hat echt die Ruhe weg.
Seriös
Wie? Was? Achso, die Sonntagsspiele stehen noch aus. Ja, ging aber nicht anders. Eh wurscht. Denn der Effzeh hat satzungsgemäß auf fremdem Platz eh wieder den Punktgewinn verweigert. Was im Übrigen daran liegt, dass man in Köln ein eigenwilliges Verständnis des Begriffes „Auswärtsspiel" pflegt. Da lässt man eben gerne die Hose runter. Ist keine große Affäre, nur eine kleine. Und das Ergebnis des anderen Spiels erfahren wir eh erst unter der Woche – durch das DFB-Sportgericht. Was? Wie „geht nicht"? Den Spielausgang einfach so ins Blaue prognostizieren und wilde Pseudo-Analysen raushauen. Püh! Von wegen unseriös. Genau so macht das der Kicker schließlich schon seit Jahren bei der Spielerbenotung.
Lehrreich
Bliebe die Lehre des Spieltags, die wir diesmal Christoph Daum verdanken: „Maik Franz ist ein tadelloser Sportsmann!". Genau – und wir fügen hinzu: Albert Streit ist Fußballprofi. Magath und Rangnick sind gute Freunde. Und der VfB verfügt über eine Abwehr. Eben alles eine Frage des Glaubens.
Aufrufe: 17361 | Kommentare: 22 | Bewertungen: 44 | Erstellt:10.04.2011
ø 8.1
KOMMENTARE
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10.04.2011 | 15:24 Uhr
-7
GNetzer :
Erster. :-PP.S.: Stark, mein Lieber! Aber war ja auch nicht anders zu erwarten.
4
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Peinlich, peinlich...
Im Gegensatz zu den LLs, die sind mal wieder Wolfgang oder Heiko oder so.
In diesem Moment bewahrheitet sich die Seriösität der Ligalehren 1:0 Arango!