17.04.2011 um 20:00 Uhr
Geschrieben von Voegi
Liga-Lehren XXX
Buxtehude ist Tabu
Die Liga-Lehren proträtieren Bayerns neuen Kurzzeit-Trainer, beantworten Fragen, die keiner gestellt hat, und widmen sich den Finessen der Regelkunde:
Elend
Manchmal würde man die DFL doch am liebsten auf Schmerzensgeld verklagen. Wie am Samstag um 16.15 Uhr nach einer ersten Halbzeit irgendwo zwischen Störung der Totenruhe und sittenwidriger Schädigung. Denn wer dieses torarme Rumgewürge durchleiden und mit ansehen musste, wie Takyi den Ball am leeren Tor vorbeijammerte oder wie Kuzmanovic beim autonomen Beinchenstellen verunfallte, hat zwangsläufig ein schweres Trauma erlitten. Bilder des Grauens, die uns im Schlaf heimsuchen werden.
Es spricht
Jedem Abschied, so heißt es, wohnt auch immer ein Zauber inne. Und so bringt auch Louis van Gaals unrühmlicher Abgang etwas Gutes mit sich. Für den FC Bayern, bei dem die ganze Scheiße also nun ein Ende haben soll, genauso wie für den interessierten Beobachter, der die meistgestellte Frage im deutschen Fußballgeschäft nunmehr mit einem erleichterten "Ja" beantworten kann: Ja, Andries Jonker kann reden. Zudem wissen wir nun, dass Jonker ein umgänglicher und sympathischer Zeitgenosse ist – also vom Persönlichkeitsprofil her genau der gleiche Typ wie Louis van Gaal, nur eben mit vollständig konträrem Charakter. Trotz der Physiognomie von Poschi Poschmann soll Jonker übrigens eine Menge Ahnung vom Fußball haben. Da stört es auch nicht, dass sein charmanter Akzent ein wenig an eine eitrige Kehlkopfentzündung erinnert. Im Gegenteil, traf diese Diagnose zuletzt ja auch die Spielanlage des FC Bayern zu. Von daher sind wir uns absolut sicher: Er ist der richtige Mann zur richtigen Zeit.
Parallelen
Gomez & Co. haben sich denn auch folgerichtig den inneren van Gaal von der Seele geschossen. Wenngleich wohl auch Bayer 04 einen winzigen Anteil an der Bayern-Renaissance hatte – so unbeirrt wie man in München wieder einmal die alte Hosen-voll-Tradition hoch hielt. Jupp Heynckes hat mit Vergangenheit aber nichts am Hut und entschied seinen persönlichen Zweikampf zwischen Gegenwart und Zukunft ganz perspektivisch. Die Beziehungen zwischen Bayern und Bayern sind gleichwohl absolut vidal. Was jedoch nichts daran ändert, dass Leverkusen die Niederlage schwer zugesetzt hat. Die ganze Mannschaft wirkte denn auch, wie Marcel Reif bemerkt haben wollte, geradezu "parallelisiert". Um nicht zu sagen völlig liturgisch. Möglicherweise war Reif aber auch kein sprachliches Schissgemick unterlaufen. Parallelen sind schließlich Geraden, die sich im Unendlichen schneiden. Und das ist irgendwie ja doch auch eine hübsche Metapher zur Umschreibung von Leverkusens Meisterschaftshoffnungen.
Fragen
Wieso wird ein rosa gebratenes Cordon bleu nicht lila? Ist ein Wirtschaftsminister nicht im Grunde genommen auch nur Lokalpolitiker? Und ist der Sohn vom Brüderle ein Neffele? Lautet der Komparativ von Thomas Schaaf tatsächlich Frank Schaefer? Ist ein von Grafite getragenes Trikot automatisch aus Kohlenstoff? Handelt es sich bei Alabama um die Mutter eines Bundesligaspielers? Mag Cameron Diaz auch Polaroid-Fotos? Gibt es ein wirksames Antioxidationsmittel gegen Frank Rost? Stellt "Ballack" womöglich ein Blending aus "Ballast" und "Wrack" dar? Kann ein Zwanziger nicht auch ein falscher Fuffziger sein? Ist Tamas Hajnal nach dem Kochen eigentlich noch Ungar? Wirkt Bayern mit Butt im Tor nicht irgendwie kraftlos? Und hat irgendeine dieser Fragen überhaupt einen Sinn? Man weiß es nicht.
Enlarge your…
Man kann es drehen und wenden, wie man will. Die Bundesliga ist und bleibt das Aushängeschild des Patriarchats, ein imposantes Abfallprodukt der Phallokratie. Phallussymbolisiert durch die Ereignisse dieses Spieltags: Stanislawski möchte seinen Trainerstab mit nach Hoffenheim nehmen. Andreas Ottl besitzt ein kleines Latten-Problem. Lauterer Fans lassen den Lümmel raushängen. Und zu allem Überfluss verkündet der FCK vor dem Spiel auch noch voller Stolz die Dick-Verlängerung. Womit der Gag dann auch durchgenudelt wäre.
Gnade
Der DFB hat Pauli also nun gnädigerweise das anonyme Begräbnis gegen Werder erlassen. Dafür muss Paulis Saisonauftakt aber nun außerhalb der 50 km-Bannmeile stattfinden. Aber mal ehrlich: Ist das nicht übertrieben? 50 Kilometer? Soweit kann doch kein Mensch werfen. Für Pauli ist damit also der Jahnpark von Buxtehude genauso Tabu wie der Dorfsportplatz vom TSV Over Bullenhausen. Die VW-Arena in Wolfsburg ginge dagegen. Ist ja kein schlechtes Pflaster und wäre doch irgendwie ein Gag: Die Eröffnung der Zweitligasaison mit einem Auswärtsspiel des VfL im eigenen Stadion.
Logik
Für die hyperwolfgangstarke Leistung der Pauli-Truppe hatte ihr Trainer übrigens eine absolut plausible Erklärung parat: Vielleicht, so Stanislawskis augenzwinkernde Vermutung, sei die Mannschaft einfach froh, dass er bald die Biege mache. Womit wir im logischen Umkehrschluss auch wüssten, weshalb Wolfsburgs Kicker so lust- und charmeresistent rumstümperten: Magaths Vertrag geht nämlich noch bis 2013.
Pest
Das Stadion am Bruchweg wäre natürlich auch eine Option für Pauli. Da fand am Freitag nämlich das letzte Flutlichtspiel der Bruchweg-Geschichte statt. Auf die Vierstrahlfunzel hätte man allerdings durchaus verzichten können. Uns wäre einiges erspart geblieben. Zum Beispiel Niko Bungerts spooky Gastauftritt als "Das letzte Einhorn", der jedoch auch etwas Gutes hatte: Mainz' Heimseuche erwies sich als simpler Fall von Beulenpest und wurde umgehend therapiert.
Lex Sippel
Wie war das jetzt noch mit den drei Tatbeständen, die einen Handelfmeter nach sich ziehen? Hand zum Ball. Absicht. Happy Hour im Café King. Oder so ähnlich. Die Ausschlusskriterien sind dagegen absolut eindeutig: Angelegter Arm! Angeschossen! Kurze Distanz! Klare Kiste – allerdings sollte man eine knifflige Sonderregel beachten: Wenn die drei Kriterien kumulativ erfüllt sind, muss der Schiri zwingend auf den Punkt zeigen. Macht zwar keinen Sinn, ist aber so. Peter Sippel wird schon wissen warum.
Greatest Hits Vol. 2
Zum Abschluss die Neueinsteiger in die inoffiziell-offiziellen Liga-Lehren Charts. Neu auf der Playlist dank freundlicher Hörer-Einsendung:
"Fairytale Gone Bad" – Hitsingle zur Ära van Gaal (Skim).
"Rolling In The Deep" – Wolfsburgs selbsterfüllende Prophezeiung (Louis_van_Löw).
…und dazu noch:
"Andries To The Beat" – Bayerns neuer Gassenhauer, vermutlich in fünf Wochen wieder raus aus den Charts.
"Dear Mr President" – die Bayern-Fans schmachten ihren Uli an.
"The One And Only" – Felix Magaths gesungenes Mantra.
"Gone To Soon" – Streik Hanke verschwindet vorzeitig Richtung Kabine.
"Es geht eine Träne auf Reisen" – Stani verlässt Pauli.
"Club Can Handle Me" – Lakics ernüchterndes Samstag-Fazit.
"Closer To Heaven" – der BVB ist fast am Ziel.
In diesem Sinne "That's All", "I'm Ready", "Goodbye For Now" and "Back For Good".
Die Liga-Lehren proträtieren Bayerns neuen Kurzzeit-Trainer, beantworten Fragen, die keiner gestellt hat, und widmen sich den Finessen der Regelkunde:
Elend
Manchmal würde man die DFL doch am liebsten auf Schmerzensgeld verklagen. Wie am Samstag um 16.15 Uhr nach einer ersten Halbzeit irgendwo zwischen Störung der Totenruhe und sittenwidriger Schädigung. Denn wer dieses torarme Rumgewürge durchleiden und mit ansehen musste, wie Takyi den Ball am leeren Tor vorbeijammerte oder wie Kuzmanovic beim autonomen Beinchenstellen verunfallte, hat zwangsläufig ein schweres Trauma erlitten. Bilder des Grauens, die uns im Schlaf heimsuchen werden.
Es spricht
Jedem Abschied, so heißt es, wohnt auch immer ein Zauber inne. Und so bringt auch Louis van Gaals unrühmlicher Abgang etwas Gutes mit sich. Für den FC Bayern, bei dem die ganze Scheiße also nun ein Ende haben soll, genauso wie für den interessierten Beobachter, der die meistgestellte Frage im deutschen Fußballgeschäft nunmehr mit einem erleichterten "Ja" beantworten kann: Ja, Andries Jonker kann reden. Zudem wissen wir nun, dass Jonker ein umgänglicher und sympathischer Zeitgenosse ist – also vom Persönlichkeitsprofil her genau der gleiche Typ wie Louis van Gaal, nur eben mit vollständig konträrem Charakter. Trotz der Physiognomie von Poschi Poschmann soll Jonker übrigens eine Menge Ahnung vom Fußball haben. Da stört es auch nicht, dass sein charmanter Akzent ein wenig an eine eitrige Kehlkopfentzündung erinnert. Im Gegenteil, traf diese Diagnose zuletzt ja auch die Spielanlage des FC Bayern zu. Von daher sind wir uns absolut sicher: Er ist der richtige Mann zur richtigen Zeit.
Parallelen
Gomez & Co. haben sich denn auch folgerichtig den inneren van Gaal von der Seele geschossen. Wenngleich wohl auch Bayer 04 einen winzigen Anteil an der Bayern-Renaissance hatte – so unbeirrt wie man in München wieder einmal die alte Hosen-voll-Tradition hoch hielt. Jupp Heynckes hat mit Vergangenheit aber nichts am Hut und entschied seinen persönlichen Zweikampf zwischen Gegenwart und Zukunft ganz perspektivisch. Die Beziehungen zwischen Bayern und Bayern sind gleichwohl absolut vidal. Was jedoch nichts daran ändert, dass Leverkusen die Niederlage schwer zugesetzt hat. Die ganze Mannschaft wirkte denn auch, wie Marcel Reif bemerkt haben wollte, geradezu "parallelisiert". Um nicht zu sagen völlig liturgisch. Möglicherweise war Reif aber auch kein sprachliches Schissgemick unterlaufen. Parallelen sind schließlich Geraden, die sich im Unendlichen schneiden. Und das ist irgendwie ja doch auch eine hübsche Metapher zur Umschreibung von Leverkusens Meisterschaftshoffnungen.
Fragen
Wieso wird ein rosa gebratenes Cordon bleu nicht lila? Ist ein Wirtschaftsminister nicht im Grunde genommen auch nur Lokalpolitiker? Und ist der Sohn vom Brüderle ein Neffele? Lautet der Komparativ von Thomas Schaaf tatsächlich Frank Schaefer? Ist ein von Grafite getragenes Trikot automatisch aus Kohlenstoff? Handelt es sich bei Alabama um die Mutter eines Bundesligaspielers? Mag Cameron Diaz auch Polaroid-Fotos? Gibt es ein wirksames Antioxidationsmittel gegen Frank Rost? Stellt "Ballack" womöglich ein Blending aus "Ballast" und "Wrack" dar? Kann ein Zwanziger nicht auch ein falscher Fuffziger sein? Ist Tamas Hajnal nach dem Kochen eigentlich noch Ungar? Wirkt Bayern mit Butt im Tor nicht irgendwie kraftlos? Und hat irgendeine dieser Fragen überhaupt einen Sinn? Man weiß es nicht.
Enlarge your…
Man kann es drehen und wenden, wie man will. Die Bundesliga ist und bleibt das Aushängeschild des Patriarchats, ein imposantes Abfallprodukt der Phallokratie. Phallussymbolisiert durch die Ereignisse dieses Spieltags: Stanislawski möchte seinen Trainerstab mit nach Hoffenheim nehmen. Andreas Ottl besitzt ein kleines Latten-Problem. Lauterer Fans lassen den Lümmel raushängen. Und zu allem Überfluss verkündet der FCK vor dem Spiel auch noch voller Stolz die Dick-Verlängerung. Womit der Gag dann auch durchgenudelt wäre.
Gnade
Der DFB hat Pauli also nun gnädigerweise das anonyme Begräbnis gegen Werder erlassen. Dafür muss Paulis Saisonauftakt aber nun außerhalb der 50 km-Bannmeile stattfinden. Aber mal ehrlich: Ist das nicht übertrieben? 50 Kilometer? Soweit kann doch kein Mensch werfen. Für Pauli ist damit also der Jahnpark von Buxtehude genauso Tabu wie der Dorfsportplatz vom TSV Over Bullenhausen. Die VW-Arena in Wolfsburg ginge dagegen. Ist ja kein schlechtes Pflaster und wäre doch irgendwie ein Gag: Die Eröffnung der Zweitligasaison mit einem Auswärtsspiel des VfL im eigenen Stadion.
Logik
Für die hyperwolfgangstarke Leistung der Pauli-Truppe hatte ihr Trainer übrigens eine absolut plausible Erklärung parat: Vielleicht, so Stanislawskis augenzwinkernde Vermutung, sei die Mannschaft einfach froh, dass er bald die Biege mache. Womit wir im logischen Umkehrschluss auch wüssten, weshalb Wolfsburgs Kicker so lust- und charmeresistent rumstümperten: Magaths Vertrag geht nämlich noch bis 2013.
Pest
Das Stadion am Bruchweg wäre natürlich auch eine Option für Pauli. Da fand am Freitag nämlich das letzte Flutlichtspiel der Bruchweg-Geschichte statt. Auf die Vierstrahlfunzel hätte man allerdings durchaus verzichten können. Uns wäre einiges erspart geblieben. Zum Beispiel Niko Bungerts spooky Gastauftritt als "Das letzte Einhorn", der jedoch auch etwas Gutes hatte: Mainz' Heimseuche erwies sich als simpler Fall von Beulenpest und wurde umgehend therapiert.
Lex Sippel
Wie war das jetzt noch mit den drei Tatbeständen, die einen Handelfmeter nach sich ziehen? Hand zum Ball. Absicht. Happy Hour im Café King. Oder so ähnlich. Die Ausschlusskriterien sind dagegen absolut eindeutig: Angelegter Arm! Angeschossen! Kurze Distanz! Klare Kiste – allerdings sollte man eine knifflige Sonderregel beachten: Wenn die drei Kriterien kumulativ erfüllt sind, muss der Schiri zwingend auf den Punkt zeigen. Macht zwar keinen Sinn, ist aber so. Peter Sippel wird schon wissen warum.
Greatest Hits Vol. 2
Zum Abschluss die Neueinsteiger in die inoffiziell-offiziellen Liga-Lehren Charts. Neu auf der Playlist dank freundlicher Hörer-Einsendung:
"Fairytale Gone Bad" – Hitsingle zur Ära van Gaal (Skim).
"Rolling In The Deep" – Wolfsburgs selbsterfüllende Prophezeiung (Louis_van_Löw).
…und dazu noch:
"Andries To The Beat" – Bayerns neuer Gassenhauer, vermutlich in fünf Wochen wieder raus aus den Charts.
"Dear Mr President" – die Bayern-Fans schmachten ihren Uli an.
"The One And Only" – Felix Magaths gesungenes Mantra.
"Gone To Soon" – Streik Hanke verschwindet vorzeitig Richtung Kabine.
"Es geht eine Träne auf Reisen" – Stani verlässt Pauli.
"Club Can Handle Me" – Lakics ernüchterndes Samstag-Fazit.
"Closer To Heaven" – der BVB ist fast am Ziel.
In diesem Sinne "That's All", "I'm Ready", "Goodbye For Now" and "Back For Good".
Aufrufe: 13102 | Kommentare: 29 | Bewertungen: 56 | Erstellt:17.04.2011
ø 9.1
KOMMENTARE
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17.04.2011 | 21:44 Uhr
0
Voegi :
was den "nazi-trainer" betrifft hat mich unser gnetzer belehrt, dass herr reif da wohl richtig liegt. wenngleich ich sagen muss, dass mir diese aussprache bislang absolut unbekannt war...
0
17.04.2011 | 20:51 Uhr
-4
xxlhonk :
Mir fallt jede Woche die Lobhudelei schwer.Was soll man noch schreiben wie geil die AL is...
Ähhhhh LL ist.
Und wenn ich mich das so frage, frage ich mich, wie Du das jede Woche machst.
Die ist Hammer.
Die LL.
Woche für Woche für Woche.
für Woche für Woche!
Sehr, sehr, sehr, sehr stark!
1
17.04.2011 | 20:25 Uhr
0
Cryss :
Club can handle me!alter das ist der knüller ^_^
Was mir gefehlt hat war nur der Nazitrainer Hitzfeld, wie ihn Marcel Reif so schön nennt hehe. Naja dafür die parallelisierten Leverkusener drin. Da hab ich mir gerade schon ein paar Kalauer geleistet haha.
3
17.04.2011 | 20:14 Uhr
-1
tuemme :
Unfassbar gut! Ich kann mich gar nicht entscheiden, was ich am geilsten finden soll! Die Parallelen und die Fragen sind so unglaublich gut! Schade, dass Marcel Reifs "Nazi-Trainer" Ottmar Hitzfeld keine Verwendung mehr fand
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