24.04.2011 um 20:00 Uhr
Geschrieben von Voegi
Liga-Lehren XXXI
Angst fressen Hemden auf
Die Liga-Lehren untersuchen Hoeneß' Schweißattacke, erklären Rangnicks Sinn für Nostalgie und versuchen sich als Berufsberater:
Gemeinsames
Zum Warmwerden ein kleines Frage-Antwort-Spielchen: Was hat Schalkes Trainer mit Vizekusen gemeinsam? Na, in beiden Fällen handelt es sich um einen Rang-Nick. Ja, far fetched. Das ist einfacher: Was verbindet Abdellaoue, Pezzaiuoli und eine vierstimmige A-capella-Gruppe? In allen steckt ein Vokalquartett. Simpel, oder? Doch was gilt für Bayerns neues Heimtrikot und einen herrenlosen Koffer auf der Flughafentoilette? Richtig. Beide kommen einem irgendwie spanisch vor. Und was hat schließlich die Kölner Sportjournaille mit Franjo Poth gemeinsam? Ein Gläubiger ist ihnen ein Dorn im Auge. Musste mal so gesagt werden.
Pfeifendes
Deutschlands Fußball-Referees sind bekanntlich keine Profi-Schiedsrichter. Was, wie das Beispiel Babak Rafati lehrt, zur Folge hat, dass die Pfeiferei nur als hobbymäßiges Laientum betrieben wird. Dementsprechend gehen die Starks & Brychs dieses Landes unter der Woche mehr oder minder ordentlichen Berufen nach, die uns in der Post-Töpperwien-Ära aber kaum mehr geläufig sind. Oder wer weiß schon, dass Deniz Aytekin (genau: der lange Schwarze mit der Gelmatte) abseits des Spielfeldes ein "erfolgreicher Internet-Unternehmer" ist? Dass es sich dabei um eine dreiste Lebensberatung handelt, die die Leute in bewährter Astro TV-Tradition mit Tarot-Experimenten und Kaffeesatzleserei zum Narren hält, mag auf den ersten Blick befremden. Andererseits: Wer dauernd Karten zeigt, der muss sie auch legen können. Und wer Frank Rost in ein vertrauliches Gespräch verwickelt, der kann auch mit Engeln kommunizieren. Schiri Dr. Jochen Drees hingegen arbeitet, wenn er nicht gerade wild durch die Gegend pfeift, als Arzt, scheint – wie die unterlassene Handdiagnose nahelegt – seinen Beruf jedoch verfehlt zu haben. Vielleicht sollte er sich also einfach mal für einen Posten beim Gewerbeaufsichtsamt bewerben. Mit Konzessionsentscheidungen kennt er sich schließlich bestens aus.
Nominelles
Um den Spielverlauf einer Bundesligapartie nachvollziehen zu können, braucht man sich das 90minütige Gekicke nicht unbedingt anzutun. Mitunter reicht auch ein simpler Blick auf die Mannschaftsaufstellungen. So agierte Hannover beim Gastspiel in Freiburg sehr präzise (Zieler), spielte klug (Schlaudraff), steigerte sich kurzzeitig in eine kleine Ekstase (Rausch) und gewann das Match schließlich mit spielerischer Leichtigkeit (Lala). Die Gastgeber dagegen waren um ein konstruktives Spiel bemüht (Baumann), operierten aber zu grobschlächtig (Butscher) und wirkten in einigen Situation höchst betrunken (Toprak) – nur was die Schlussphase betrifft, sind wir der Meinung, das war wahrlich spitze (Rosenthal). Aber bringen wir es auf den Punkt: Freiburg fehlten die Eier, die Hannover hatte (Eggimann).
Aberwitziges
Die menschliche Fantasie ist erfahrungsgemäß auch zur Abfassung aberwitzigster Wortgebilde imstande. Also zum Beispiel Atomkraftwerk Strahlenbüttel bei Gauweiler, Vegetarierclub Dinkelschnepfen Roggendorf, Selbstbeherrschungsseminar "Emotionale Restriktion" (Referent J. Klopp, Dortmund), Auswärtspunkte für den 1. FC Köln oder aber Katholischer Männerverein Tuntenhausen. Ist natürlich total gaga und vollkommen an den Haaren herbeigezogen, mit einer Ausnahme: Den Katholischen Männerverein Tuntenhausen gibt es wirklich. Die Realität ist eben noch immer absurder als jede Fantasie.
Schauriges
Da kann man den Bayern nur gratulieren. Dieses wacker erkämpfte 1:1 in Frankfurt war ein echter Meilenstein auf dem Weg in die Euro League. Wir sind jedenfalls schon ganz gespannt auf ihre Interpretation des alten Klassikers "Ich weiß schon jetzt, was du nächsten Herbst tun wirst" und gruseln uns mit ihnen vor dem "Nightmare on EL-Street" – mit so splatterigen Namen wie Traktor Eriwan, Partizan Braga oder Mainz 05. Die Angstschweißperlen der Bayern-Fans haben sich denn auch zwischenzeitlich zu einem einzigen monsunhaften Schreckensschauer vereinigt, der Uli Hoeneß in der Halbzeitpause unversehens den Rücken herunterlief.
Transpiratives
Mag aber sein, dass der Bayern-Präses lediglich der sich ankündigenden Titellosigkeit mit einer Bewerbung zum Mister Wet-Shirt-Universum entgegenwirken wollte. Oder es war doch der pure Angstschweiß. Schließlich hatte ihm sein alter Spezi Christoph vor dem Spiel eine unverhoffte Liebeserklärung gemacht, als er betonte, wie wichtig ihm Liebe und Toleranz seien und dass er den ollen Uli immer respektieren werde. Da kann einem die Schweißdrüse schon mal die Wirbelsäule runterrutschen. War aber vielleicht auch ganz anders – die Dinge sind halt nicht immer so transpirent, wie es uns lieb wäre. Sicher ausschließen können wir nur, dass Eintrachts Sturmspitzchen etwas mit der Schweißattacke zu tun hatte. Denn Gekas' Slapstick-Einlagen aus dem Zyklus "Theo-Fun is…" /"My Big Bad Greek Ending" ziehen zwar auch die Absonderung von Körperflüssigkeiten nach sich – doch auch gelachte Tränen finden eben nur selten den Weg Richtung Steißbein.
Vergessenes
In einer anderen Frage können wir hingegen Klarheit schaffen. Denn dass sich Schalkes Mannschaftsaufstellung diesmal las wie ein Auszug aus dem Gelsenkirchener Verschollenheitsregister, hatte mit Schonung fürs CL-Halbfinale rein gar nichts zu tun. Ralf Rangnick, der alte Nostalgiker, wollte vielmehr die Verdienste seines Amtsvorgängers in Erinnerung rufen und würdigte Magaths Personalpolitik mit einer tragikomischen Revue der Vergessenen, die in der Einwechslung Ali Karimis ihre surreale Pointe fand. Die Mannschaft rundete die Revivalparty gemäß der Vorgabe ihres Choreografen denn auch mit einem Ergebnis ab, wie es magathscher kaum sein konnte. Woran wir zumindest sehen: Rangnick hat den Laden absolut im Griff.
Bildhaftes
Das hübscheste Bild dieses Spieltags erreichte uns indes aus dem Dortmunder Strobels: Ein wohlgenährter BVB-Fan kehrt mit vier Pils bewaffnet an seinen Platz zurück und nimmt dort trotz fortschreitender Entnüchterung mit unübersehbarer Ernüchterung den Ausgleich der Bayer-Elf zur Kenntnis. Wie im Drehbuch einer billigen ZDF-Telenovela gescr iptet, zerfällt sein in meisterschaftsvorfreudige Euphorie getränktes Grinsen dabei binnen Nanosekunden zu einem realitätsleugnenden desillusionierten Kopfschütteln. Lassen wir mal so wirken – als Metapher auf Dortmunds Nulleins-Pleite in Gladbach.
Finales
Zum Schluss das Ganze noch einmal in Zahlen: Bayer 04 bestreitet sein 1. Samstagnachmittagheimspiel seit 12 Monaten. Bayern spielt mal wieder 0815. Hannover schwebt auf Wolke 7. Manuel Neuer verlässt 04 wohl noch 2011 und bleibt Gesprächsthema Nummer 1. Hamburgs 11 hat 0 Bock. Und das waren die 99. Liga-Lehren. In diesem Sinne: Prost und Frostern!
Die Liga-Lehren untersuchen Hoeneß' Schweißattacke, erklären Rangnicks Sinn für Nostalgie und versuchen sich als Berufsberater:
Gemeinsames
Zum Warmwerden ein kleines Frage-Antwort-Spielchen: Was hat Schalkes Trainer mit Vizekusen gemeinsam? Na, in beiden Fällen handelt es sich um einen Rang-Nick. Ja, far fetched. Das ist einfacher: Was verbindet Abdellaoue, Pezzaiuoli und eine vierstimmige A-capella-Gruppe? In allen steckt ein Vokalquartett. Simpel, oder? Doch was gilt für Bayerns neues Heimtrikot und einen herrenlosen Koffer auf der Flughafentoilette? Richtig. Beide kommen einem irgendwie spanisch vor. Und was hat schließlich die Kölner Sportjournaille mit Franjo Poth gemeinsam? Ein Gläubiger ist ihnen ein Dorn im Auge. Musste mal so gesagt werden.
Pfeifendes
Deutschlands Fußball-Referees sind bekanntlich keine Profi-Schiedsrichter. Was, wie das Beispiel Babak Rafati lehrt, zur Folge hat, dass die Pfeiferei nur als hobbymäßiges Laientum betrieben wird. Dementsprechend gehen die Starks & Brychs dieses Landes unter der Woche mehr oder minder ordentlichen Berufen nach, die uns in der Post-Töpperwien-Ära aber kaum mehr geläufig sind. Oder wer weiß schon, dass Deniz Aytekin (genau: der lange Schwarze mit der Gelmatte) abseits des Spielfeldes ein "erfolgreicher Internet-Unternehmer" ist? Dass es sich dabei um eine dreiste Lebensberatung handelt, die die Leute in bewährter Astro TV-Tradition mit Tarot-Experimenten und Kaffeesatzleserei zum Narren hält, mag auf den ersten Blick befremden. Andererseits: Wer dauernd Karten zeigt, der muss sie auch legen können. Und wer Frank Rost in ein vertrauliches Gespräch verwickelt, der kann auch mit Engeln kommunizieren. Schiri Dr. Jochen Drees hingegen arbeitet, wenn er nicht gerade wild durch die Gegend pfeift, als Arzt, scheint – wie die unterlassene Handdiagnose nahelegt – seinen Beruf jedoch verfehlt zu haben. Vielleicht sollte er sich also einfach mal für einen Posten beim Gewerbeaufsichtsamt bewerben. Mit Konzessionsentscheidungen kennt er sich schließlich bestens aus.
Nominelles
Um den Spielverlauf einer Bundesligapartie nachvollziehen zu können, braucht man sich das 90minütige Gekicke nicht unbedingt anzutun. Mitunter reicht auch ein simpler Blick auf die Mannschaftsaufstellungen. So agierte Hannover beim Gastspiel in Freiburg sehr präzise (Zieler), spielte klug (Schlaudraff), steigerte sich kurzzeitig in eine kleine Ekstase (Rausch) und gewann das Match schließlich mit spielerischer Leichtigkeit (Lala). Die Gastgeber dagegen waren um ein konstruktives Spiel bemüht (Baumann), operierten aber zu grobschlächtig (Butscher) und wirkten in einigen Situation höchst betrunken (Toprak) – nur was die Schlussphase betrifft, sind wir der Meinung, das war wahrlich spitze (Rosenthal). Aber bringen wir es auf den Punkt: Freiburg fehlten die Eier, die Hannover hatte (Eggimann).
Aberwitziges
Die menschliche Fantasie ist erfahrungsgemäß auch zur Abfassung aberwitzigster Wortgebilde imstande. Also zum Beispiel Atomkraftwerk Strahlenbüttel bei Gauweiler, Vegetarierclub Dinkelschnepfen Roggendorf, Selbstbeherrschungsseminar "Emotionale Restriktion" (Referent J. Klopp, Dortmund), Auswärtspunkte für den 1. FC Köln oder aber Katholischer Männerverein Tuntenhausen. Ist natürlich total gaga und vollkommen an den Haaren herbeigezogen, mit einer Ausnahme: Den Katholischen Männerverein Tuntenhausen gibt es wirklich. Die Realität ist eben noch immer absurder als jede Fantasie.
Schauriges
Da kann man den Bayern nur gratulieren. Dieses wacker erkämpfte 1:1 in Frankfurt war ein echter Meilenstein auf dem Weg in die Euro League. Wir sind jedenfalls schon ganz gespannt auf ihre Interpretation des alten Klassikers "Ich weiß schon jetzt, was du nächsten Herbst tun wirst" und gruseln uns mit ihnen vor dem "Nightmare on EL-Street" – mit so splatterigen Namen wie Traktor Eriwan, Partizan Braga oder Mainz 05. Die Angstschweißperlen der Bayern-Fans haben sich denn auch zwischenzeitlich zu einem einzigen monsunhaften Schreckensschauer vereinigt, der Uli Hoeneß in der Halbzeitpause unversehens den Rücken herunterlief.
Transpiratives
Mag aber sein, dass der Bayern-Präses lediglich der sich ankündigenden Titellosigkeit mit einer Bewerbung zum Mister Wet-Shirt-Universum entgegenwirken wollte. Oder es war doch der pure Angstschweiß. Schließlich hatte ihm sein alter Spezi Christoph vor dem Spiel eine unverhoffte Liebeserklärung gemacht, als er betonte, wie wichtig ihm Liebe und Toleranz seien und dass er den ollen Uli immer respektieren werde. Da kann einem die Schweißdrüse schon mal die Wirbelsäule runterrutschen. War aber vielleicht auch ganz anders – die Dinge sind halt nicht immer so transpirent, wie es uns lieb wäre. Sicher ausschließen können wir nur, dass Eintrachts Sturmspitzchen etwas mit der Schweißattacke zu tun hatte. Denn Gekas' Slapstick-Einlagen aus dem Zyklus "Theo-Fun is…" /"My Big Bad Greek Ending" ziehen zwar auch die Absonderung von Körperflüssigkeiten nach sich – doch auch gelachte Tränen finden eben nur selten den Weg Richtung Steißbein.
Vergessenes
In einer anderen Frage können wir hingegen Klarheit schaffen. Denn dass sich Schalkes Mannschaftsaufstellung diesmal las wie ein Auszug aus dem Gelsenkirchener Verschollenheitsregister, hatte mit Schonung fürs CL-Halbfinale rein gar nichts zu tun. Ralf Rangnick, der alte Nostalgiker, wollte vielmehr die Verdienste seines Amtsvorgängers in Erinnerung rufen und würdigte Magaths Personalpolitik mit einer tragikomischen Revue der Vergessenen, die in der Einwechslung Ali Karimis ihre surreale Pointe fand. Die Mannschaft rundete die Revivalparty gemäß der Vorgabe ihres Choreografen denn auch mit einem Ergebnis ab, wie es magathscher kaum sein konnte. Woran wir zumindest sehen: Rangnick hat den Laden absolut im Griff.
Bildhaftes
Das hübscheste Bild dieses Spieltags erreichte uns indes aus dem Dortmunder Strobels: Ein wohlgenährter BVB-Fan kehrt mit vier Pils bewaffnet an seinen Platz zurück und nimmt dort trotz fortschreitender Entnüchterung mit unübersehbarer Ernüchterung den Ausgleich der Bayer-Elf zur Kenntnis. Wie im Drehbuch einer billigen ZDF-Telenovela gescr iptet, zerfällt sein in meisterschaftsvorfreudige Euphorie getränktes Grinsen dabei binnen Nanosekunden zu einem realitätsleugnenden desillusionierten Kopfschütteln. Lassen wir mal so wirken – als Metapher auf Dortmunds Nulleins-Pleite in Gladbach.
Finales
Zum Schluss das Ganze noch einmal in Zahlen: Bayer 04 bestreitet sein 1. Samstagnachmittagheimspiel seit 12 Monaten. Bayern spielt mal wieder 0815. Hannover schwebt auf Wolke 7. Manuel Neuer verlässt 04 wohl noch 2011 und bleibt Gesprächsthema Nummer 1. Hamburgs 11 hat 0 Bock. Und das waren die 99. Liga-Lehren. In diesem Sinne: Prost und Frostern!
Aufrufe: 14283 | Kommentare: 18 | Bewertungen: 61 | Erstellt:24.04.2011
ø 8.1
KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
24.04.2011 | 21:11 Uhr
0
Skim :
So lernen wir immerhin andere Länder und Kulturen kennen......Nee aber ich fand die Uefa Cup Saison unter Hitzfeld nicht sooo schlimm. Es tut natürlich immer weh, nicht gegen die großen fighten zu dürfen. Namenhaft könnte es dennoch werden, wenn man bedenkt wie L'pool und Juve derzeit abschneiden
Wieder mal geniale Liga Lehren, aber ich hatte zum Schluss irgendwie mit einem Kommentar zu Getafe Team Dubai gerechnet
1
24.04.2011 | 20:11 Uhr
-1
UliFan :
Ganz stark, v.a. der Abschnitt über die Schiris und unsere EL-TeilnahmeAlso ich freue mich auf weißrussische Donnerstag-Abende
4
COMMUNITY LOGIN
Statistik
Nennt meinen Humor einfältig aber mein Highlight ist Leichtigkeit & Eier aka Lala & Eggimann.
Das einzige das mir fehlt ist die prophetische Ader unser aller Liebling Lucy. Wer vor dem Spiel so bierernst über Sübotitsch spricht musste wissen das Sübo wohl eher ein tuntiges Zweikampfverhalten an den Tag legen würde.
Nevertheless 10P.