01.05.2011 um 20:00 Uhr
Geschrieben von Voegi
Liga-Lehren XXXII
Die Strategie des Effe
Physikalische Phänomene, geheime Pläne und ein bisschen Selbstreferenz zum 100. – die Liga-Lehren feiern sich, den Meister und ein halbes Jahrhundert Schaaf:
Herzlichen Glückwunsch
…Eintracht! Nach Sigmund Daums Philosophie des gefühlten Anti-Proporzes ist so eine fiese 0:3-Pleite ja geradezu ein Meilenstein auf dem Weg zum Klassenerhalt. Für den BVB stellt der Meistertitel dementsprechend den ersten Schritt zum Abgrund dar. Wir beglückwünschen Euch trotzdem – und zwar mindestens so aufrichtig und herzlich wie Frank Rost, der seine Ekstase mit einem euphorisierten Zweizeiler kundtat: "Ich gratuliere natürlich – aber als Ex-Schalker nur aus Anstandsgründen". Sprach's und erbrach seine aufgestaute Begeisterung ins Ermüdunsgbecken.
Urteil
Problemspiele erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. In Mainz saßen deshalb ein Richter und ein Staatsanwalt auf der Tribüne, die im Notfall sofort hätten einschreiten können, aber letztlich doch nur für die Abwicklung eines beschleunigten Massenverfahrens gebraucht wurden: So wurde die gesamte Eintracht-Mannschaft noch während des laufenden Spiels wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu einem Jahr gemeinnütziger Arbeit in der Zweiten Liga verurteilt. Christoph Daum hat allerdings bereits angekündigt, das Urteil anfechten und in die Relegation gehen zu wollen.
Wissenschaft
Frank Schaefer wollte also nun nicht mehr. Und Volker Finke muss jetzt, obwohl er ja eigentlich nie wollte. Weshalb man sich fragen kann, was das alles soll. Der Effzeh ist aber mehr als ein institutionalisiertes Hilfsverb, sondern das spannendste physikalische Laborexperiment des 21. Jahrhunderts. Das weltbeste deutsche Internet-Sportportal bilanzierte denn auch in knochentrockener Logik, dass man auf der Suche nach einem Perpetuum Mobile doch bloß den 1. FC Köln anzapfen müsse. Was durchaus überzeugend klingt. Allerdings ist die Wissenschaft hinsichtlich der physikalischen Einordnung des Effzeh derzeit völlig gespalten. Während einige Forscher den Geißbockclub weiterhin als praktische Veranschaulichung der Chaostheorie betrachten, sehen andere in ihm den letzten noch fehlenden Nachweis für die Existenz Schwarzer Löcher. Der Super-GAU konnte aber immerhin vorerst abgewendet werden.
Astronauten
Der 1. Mai gehört einfach dem Schanzenviertel und dem DGB – da muss sich die Liga beugen. Diese Einsicht kam zwar spät, bescherte uns aber das erste Freitagsspiel-Doppelpack seit dem 28. April 2000. Damals spielten übrigens Frankfurt vs. Wolfsburg und Hertha vs. Freiburg – zwei Partien, deren atemberaubender Klang jeden Herzschrittmacher in einen 90minütigen Kolibri-Rhythmus zu versetzen vermag. Und auch diesmal schütteten sich die Endorphine nur so aus vor Aufregung. Selbst Perchen Mertesacker – ob seiner gegnerschonenden Zweikampfführung ja so etwas wie der Axel Schulz der Innenverteidigung – erhielt die erste Gelbe Karte seit Abschluss der Pubertät. Die Bedeutung des Spieles ließ sich, wie Kai Dittmann beobachtet hatte, aber auch an Arnautovics unbändigem Einsatzwillen ablesen. Denn wie resümierte der SKY-Reporter so schön: "Hier geht es um was – selbst Arnautovic hängt sich rein!". Das ist böse, das ist zynisch und das ist absolut richtig: Wenn sogar der abgehobene Astronautovic auf den Boden der Tatsachen zurückkehrt und einem Ball hinterherläuft, dann ist Pfeffer drin. Werder verlor trotz allem 0:1 – Thommy Schaaf soll seinen 50. tags darauf gleichwohl so ausschweifend gefeiert haben, wie es sich in seinen Kreisen gehört: Mit einem Schluck Kaba und dem obligatorischen Besuch des MDR-Alles-Gute-Schweins. Da kann man wohl nur gratulieren.
Konzept
So nervtötend dieser ganze Hochzeitszinnober bei den Royals auch war, so neidisch wird man doch beim Blick auf die armseligen Relikte des deutschen Scheinadels. Was haben wir da schon? Einen plagiativen Schummelbaron, den pinkelnden Prügelprinzen, Kaiser Schnackselfranz und – als jämmerlicher Tiefpunkt – Sonnenkönig Effe, der nun also verkündet hat, Sportdirektor in Gladbach werden zu wollen. Und zwar mit einem bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten Konzept, wie wir es so bis dato nur vom Schwarz-Gelben Koalitionsvertrag kannten. Dank vorzüglicher Kontakte zum Türsteher vom P1 können wir aber schon jetzt die Kernpunkte des geheimen Strategiepapiers verraten:
1. Akkusative Spielortverlegung: Die Borussia spielt ab sofort nicht mehr in dem Borussia-Park, sondern in den Borussia-Park.
2. Einführung der neuen Trainingseinheit "Freistoß schinden an der Mittelllinie".
3. Konsequente Durchführung eines Rotationssystems – für die Spielerfrauen.
4. Aufstockung der Halbzeitversorgungsration um zehn Packungen Kaugummi und drei Stangen Kippen.
5. Umsetzung des Effe-Team-Spirits: Wer gutgelaunt zum Vormittagstraining erscheint, erhält eine Tracht Prügel vom Sportdirektor.
Wandlungen
Apropos Freunde der Sonne. Schon toll, welch unwiderstehliche Metamorphose Schweini innerhalb von nur drei Tagen durchgemacht hat. Erst Cheffchen, dann Eff(e)chen und nun – so Rummenigge – Super-Cheffchen. Es gab dieser Tage allerdings noch beeindruckendere Wandlungen. Kevin Kleinkreutz degenefrisierte zur teilamputierten Pommesmatte. Wolfgang Stark mutierte zum Fundi (Realo geht halt nicht mehr). Und Paolo Guerrero verpuppte sich zur Stehlampe. Die größte Verwandlung vollzog sich jedoch während der Halbzeitpause im rechten Tor der Allianz-Arena. Da wo sich kurz vorher noch Jörg Butt aufgehalten hatte, stand plötzlich Manuel Neuer. Manch ein (Seiten-)Wechsel vollzieht sich eben doch schneller als erwartet.
Changes
Eine faszinierende Verwandlung haben wir aber noch vergessen: Aus Roman Weidenfeller wurde Novel Willowcutter, der verschollen geglaubte Adoptivenkel von Lothar Matthäus: "We have a grandios Saison gespielt!" Und wir halten fest: Your English is grausam, your football is better.
Merci
Und damit können wir nach knapp drei Jahren endlich zwei Nullen vorweisen (schafft manch Bundesligaverein bei der Trainerbesetzung aber bereits innerhalb weniger Monate). 100 Liga-Lehren – das schreit nach einem großen Danke! In dem Sinne bedanken wir uns bei:
Alex M., Oliver K., Max O., Latteks Leber, Reifs Galle, Hoeneß' Schweißdrüsen, Lehmanns Zivis, Loddars Libido, Felix Magath, Fidel Castro, Lucys Lächeln, Maik Franz, Götz von Berlichingen, der FIFA, Transparency international, der FDP, Konrad Zuse und allen, die sich allwöchentlich die 7000 Zeichen mehr oder minder freiwillig reinziehen. Natürlich haben wir bei KHR und APK um ein Danke-Gedicht angefragt, bislang aber nichts Veröffentlichungsfähiges erhalten. Deshalb bedankedichten wir uns eben selbst:
Dass die ollen Liga-Lehren,
ohne jene, die sie lesen,
womöglich nicht das Gleiche wären,
ist eine jener Hypothesen,
die, wenn man es kleinlich nimmt,
welch verwegener Gedanke,
letzten Endes sogar stimmt,
deshalb sagen wir jetzt: Danke!
Physikalische Phänomene, geheime Pläne und ein bisschen Selbstreferenz zum 100. – die Liga-Lehren feiern sich, den Meister und ein halbes Jahrhundert Schaaf:
Herzlichen Glückwunsch
…Eintracht! Nach Sigmund Daums Philosophie des gefühlten Anti-Proporzes ist so eine fiese 0:3-Pleite ja geradezu ein Meilenstein auf dem Weg zum Klassenerhalt. Für den BVB stellt der Meistertitel dementsprechend den ersten Schritt zum Abgrund dar. Wir beglückwünschen Euch trotzdem – und zwar mindestens so aufrichtig und herzlich wie Frank Rost, der seine Ekstase mit einem euphorisierten Zweizeiler kundtat: "Ich gratuliere natürlich – aber als Ex-Schalker nur aus Anstandsgründen". Sprach's und erbrach seine aufgestaute Begeisterung ins Ermüdunsgbecken.
Urteil
Problemspiele erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. In Mainz saßen deshalb ein Richter und ein Staatsanwalt auf der Tribüne, die im Notfall sofort hätten einschreiten können, aber letztlich doch nur für die Abwicklung eines beschleunigten Massenverfahrens gebraucht wurden: So wurde die gesamte Eintracht-Mannschaft noch während des laufenden Spiels wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu einem Jahr gemeinnütziger Arbeit in der Zweiten Liga verurteilt. Christoph Daum hat allerdings bereits angekündigt, das Urteil anfechten und in die Relegation gehen zu wollen.
Wissenschaft
Frank Schaefer wollte also nun nicht mehr. Und Volker Finke muss jetzt, obwohl er ja eigentlich nie wollte. Weshalb man sich fragen kann, was das alles soll. Der Effzeh ist aber mehr als ein institutionalisiertes Hilfsverb, sondern das spannendste physikalische Laborexperiment des 21. Jahrhunderts. Das weltbeste deutsche Internet-Sportportal bilanzierte denn auch in knochentrockener Logik, dass man auf der Suche nach einem Perpetuum Mobile doch bloß den 1. FC Köln anzapfen müsse. Was durchaus überzeugend klingt. Allerdings ist die Wissenschaft hinsichtlich der physikalischen Einordnung des Effzeh derzeit völlig gespalten. Während einige Forscher den Geißbockclub weiterhin als praktische Veranschaulichung der Chaostheorie betrachten, sehen andere in ihm den letzten noch fehlenden Nachweis für die Existenz Schwarzer Löcher. Der Super-GAU konnte aber immerhin vorerst abgewendet werden.
Astronauten
Der 1. Mai gehört einfach dem Schanzenviertel und dem DGB – da muss sich die Liga beugen. Diese Einsicht kam zwar spät, bescherte uns aber das erste Freitagsspiel-Doppelpack seit dem 28. April 2000. Damals spielten übrigens Frankfurt vs. Wolfsburg und Hertha vs. Freiburg – zwei Partien, deren atemberaubender Klang jeden Herzschrittmacher in einen 90minütigen Kolibri-Rhythmus zu versetzen vermag. Und auch diesmal schütteten sich die Endorphine nur so aus vor Aufregung. Selbst Perchen Mertesacker – ob seiner gegnerschonenden Zweikampfführung ja so etwas wie der Axel Schulz der Innenverteidigung – erhielt die erste Gelbe Karte seit Abschluss der Pubertät. Die Bedeutung des Spieles ließ sich, wie Kai Dittmann beobachtet hatte, aber auch an Arnautovics unbändigem Einsatzwillen ablesen. Denn wie resümierte der SKY-Reporter so schön: "Hier geht es um was – selbst Arnautovic hängt sich rein!". Das ist böse, das ist zynisch und das ist absolut richtig: Wenn sogar der abgehobene Astronautovic auf den Boden der Tatsachen zurückkehrt und einem Ball hinterherläuft, dann ist Pfeffer drin. Werder verlor trotz allem 0:1 – Thommy Schaaf soll seinen 50. tags darauf gleichwohl so ausschweifend gefeiert haben, wie es sich in seinen Kreisen gehört: Mit einem Schluck Kaba und dem obligatorischen Besuch des MDR-Alles-Gute-Schweins. Da kann man wohl nur gratulieren.
Konzept
So nervtötend dieser ganze Hochzeitszinnober bei den Royals auch war, so neidisch wird man doch beim Blick auf die armseligen Relikte des deutschen Scheinadels. Was haben wir da schon? Einen plagiativen Schummelbaron, den pinkelnden Prügelprinzen, Kaiser Schnackselfranz und – als jämmerlicher Tiefpunkt – Sonnenkönig Effe, der nun also verkündet hat, Sportdirektor in Gladbach werden zu wollen. Und zwar mit einem bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten Konzept, wie wir es so bis dato nur vom Schwarz-Gelben Koalitionsvertrag kannten. Dank vorzüglicher Kontakte zum Türsteher vom P1 können wir aber schon jetzt die Kernpunkte des geheimen Strategiepapiers verraten:
1. Akkusative Spielortverlegung: Die Borussia spielt ab sofort nicht mehr in dem Borussia-Park, sondern in den Borussia-Park.
2. Einführung der neuen Trainingseinheit "Freistoß schinden an der Mittelllinie".
3. Konsequente Durchführung eines Rotationssystems – für die Spielerfrauen.
4. Aufstockung der Halbzeitversorgungsration um zehn Packungen Kaugummi und drei Stangen Kippen.
5. Umsetzung des Effe-Team-Spirits: Wer gutgelaunt zum Vormittagstraining erscheint, erhält eine Tracht Prügel vom Sportdirektor.
Wandlungen
Apropos Freunde der Sonne. Schon toll, welch unwiderstehliche Metamorphose Schweini innerhalb von nur drei Tagen durchgemacht hat. Erst Cheffchen, dann Eff(e)chen und nun – so Rummenigge – Super-Cheffchen. Es gab dieser Tage allerdings noch beeindruckendere Wandlungen. Kevin Kleinkreutz degenefrisierte zur teilamputierten Pommesmatte. Wolfgang Stark mutierte zum Fundi (Realo geht halt nicht mehr). Und Paolo Guerrero verpuppte sich zur Stehlampe. Die größte Verwandlung vollzog sich jedoch während der Halbzeitpause im rechten Tor der Allianz-Arena. Da wo sich kurz vorher noch Jörg Butt aufgehalten hatte, stand plötzlich Manuel Neuer. Manch ein (Seiten-)Wechsel vollzieht sich eben doch schneller als erwartet.
Changes
Eine faszinierende Verwandlung haben wir aber noch vergessen: Aus Roman Weidenfeller wurde Novel Willowcutter, der verschollen geglaubte Adoptivenkel von Lothar Matthäus: "We have a grandios Saison gespielt!" Und wir halten fest: Your English is grausam, your football is better.
Merci
Und damit können wir nach knapp drei Jahren endlich zwei Nullen vorweisen (schafft manch Bundesligaverein bei der Trainerbesetzung aber bereits innerhalb weniger Monate). 100 Liga-Lehren – das schreit nach einem großen Danke! In dem Sinne bedanken wir uns bei:
Alex M., Oliver K., Max O., Latteks Leber, Reifs Galle, Hoeneß' Schweißdrüsen, Lehmanns Zivis, Loddars Libido, Felix Magath, Fidel Castro, Lucys Lächeln, Maik Franz, Götz von Berlichingen, der FIFA, Transparency international, der FDP, Konrad Zuse und allen, die sich allwöchentlich die 7000 Zeichen mehr oder minder freiwillig reinziehen. Natürlich haben wir bei KHR und APK um ein Danke-Gedicht angefragt, bislang aber nichts Veröffentlichungsfähiges erhalten. Deshalb bedankedichten wir uns eben selbst:
Dass die ollen Liga-Lehren,
ohne jene, die sie lesen,
womöglich nicht das Gleiche wären,
ist eine jener Hypothesen,
die, wenn man es kleinlich nimmt,
welch verwegener Gedanke,
letzten Endes sogar stimmt,
deshalb sagen wir jetzt: Danke!
Aufrufe: 11701 | Kommentare: 25 | Bewertungen: 50 | Erstellt:01.05.2011
ø 9.5
KOMMENTARE
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03.05.2011 | 13:45 Uhr
0
GNetzer : Großartig!
Mehr lässt sich dazu nicht sagen, Voegi. Überragender Job, den du da machst!
0
02.05.2011 | 21:52 Uhr
0
guru007 : HAPPY BIRTHDAY
Alles Gute zu den 100sten ollen LLen, lieber Vögi!Weiterhin so viel Elan bei der Ligarecherche wünscht guru!
Auf die nächsten 100 ! *prost*
0
02.05.2011 | 17:23 Uhr
0
Glückwunsch Voegi !
0
02.05.2011 | 17:06 Uhr
0
boerg4 :
Danke für die, immer wieder humorvoll und amüsanten Liga-Lehren!!Auf die nächsten Hundert!!!
0
02.05.2011 | 15:27 Uhr
0
xxlhonk :
Großes Damentennis.Wie seit 100 Wochen.
Bzw. drei Saisons(?).
Stark!
Sehr, sehr stark!
Sehr!
Stark!
und ich freue mich schon auf die nächsten Hundert!
Mindestens!
1
02.05.2011 | 13:58 Uhr
0
'C'est grand cinéma!'
0
02.05.2011 | 13:47 Uhr
0
Die LL sind eine klasse Idee, welche noch besser umgesetzt wird.
Einfach knorke!
Wenn es Voegi nicht schon gäbe, müßte man ihn erfinden
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