08.05.2011 um 20:00 Uhr
Geschrieben von Voegi
Liga-Lehren XXXIII
Sag Sorry, Schweini!
Was macht Genscher auf Schalke? Warum ist die Bundesliga so hässlich? Wieso hält der Effzeh die Klasse? Und wann muss sich Schweini entschuldigen? Die Liga-Lehren geben die Antworten:
Hässlich
Altbekanntes psychologisches Phänomen: Wenn die große Liebe in die Brüche geht und der Trennungsschmerz unerträglich zu werden droht, stellt der Hypothalamus automatisch auf Frust-Diss-Modus um. Mit der Folge, dass all das, was einst noch rosarot war, schlagartig tiefengrau wirkt: Leidenschaftliche Ekstase erscheint mit einem Mal als langweilige Routine, unbändige Zuneigung entpuppt sich als peinliche Selbsttäuschung und aus der geilen Ische wird plötzlich eine hässliche Alte. Mit diesem uralten Trick schafft es die menschliche Psyche denn auch, den Verlust liebgewordener Gewohnheiten in kürzester Zeit zu verarbeiten. Paulis unerklärliches 1:8 wäre damit denn auch tiefenpsychologisch eindeutig geklärt: Wer will schon länger in einer Liga bleiben, in der man sich doch nur dauernd zum Deppen macht? Die Bundesliga ist eben doch nur eine hässliche Alte!
Eiskalt
Ja, die 1. Liga ist eine nervige Tussi. Da kann man noch so viele Buden schießen, ohne den verdienten Lohn zu ernten. Torschützenkönig zu werden ist und bleibt eben eine ziemlich schweißtreibende, sisyphosige Angelegenheit. Das geht in der 2. Liga schon deutlich entspannter. Hat auch Srdjan Lakic kapiert und sich für die kommende Saison eiskalt in Richtung Unterhaus geköpft. Ganz schön gerissen.
Überragend
Für den Bastian Sick im Fußballfan ist es zuweilen schon ernüchternd mit anzuhören, in welch überragender Eintönigkeit unserer Kommentatoren ihrer Begeisterung Ausdruck verleihen. Dabei gäbe es doch eine überragende Vielzahl verzückender Begrifflichkeiten, die den emotionalen Orgasmus verbal auffangen können. Doch wenn Reif & Co. am Mikro kommen, ist plötzlich alles und jeder nur noch überragend. Hier also ein paar konstruktive Gegenvorschläge: Der BVB präsentierte sich in Bremen absolut jägermeisterlich. Freiburgs Abwehrleistung war nicht gerade top (eher toprak). Und des Kaisers neues Schieleisen wirkt irgendwie sammermäßig. Nur Per Mertesackers hünenhafte Erscheinung bleibt nach wie vor absolut: Überragend!
Pschyrembel
Soeben im Pschyrembel nachgetragen:
Morbus Rensing – Eintritt vermeintlicher Perspektivlosigkeit nach initialer Euphoriephase; nachlassender Zuspruch des beruflichen Umfeldes, das mittels Konkurrenten-Rückgriff um Selbstkurierung bestrebt ist (sog. Heilbutt) – Therapie: Wechsel der sozialen Umgebung, Heilungsquote 100%. Symptomatik: Spontan eintretendes Sitzphlegma, geringfügiger Abschiedsschmerz, im Endstadium vollständiger Kraftverlust!
Mitteilung
Während Kraft also bald weg ist, darf der Butt noch ein bisschen bleiben (Grass wird's freuen). Muss sich aber womöglich hinten anstellen, da Manu Neuer seinen Marktwert kürzlich bayernadäquat gedrückt hat. Sein Wechsel nach München ist zwar noch nicht bestätigt, dürfte wohl aber inzwischen beschlossene Sache sein. Schließlich war am Samstag Hans-Dietrich Genscher auf Schalke zu Gast und soll Neuer nach dem Spiel bereits über die erfolgreichen Transferverhandlungen informiert haben: "Ich bin zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise…" (der Rest ging wie gewohnt im allgemeinen Jubel unter).
Interrogativ
Wie heißt es so schön: Kindermund tut Weisheit kund! Unlängst bewiesen beim SKY-Interview mit Lukas Podolski, der auf eine scheinbar unverfängliche Frage eine entwaffnend-ehrliche Antwort parat hatte, die das ganze Kölner Elend mit einem einzigen Interrogativpronomen auf den Punkt bringt. So gab Klein Poldi auf das investigativ-fordernde "Ihr Dank geht auch an den Ex-Trainer?" ein kindlich-unschuldiges "Welchen?" zurück und stellt uns alle damit vor das große Rätsel, welchem seiner 300 Ex-Trainer der Effzeh den Klassenerhalt denn nun zu verdanken hat. Nach langem Hin und Her (wir schwankten zwischenzeitlich zwischen Erich Rutemöller und Hennes Weisweiler) ist uns aber nun klar, dass sich nur ein Ex-Trainer aktiv um den vorzeitigen Klassenerhalt des Effzeh verdient gemacht hat. Und der saß am Samstag sogar in Frankfurt auf der Trainerbank – allerdings nicht der Kölner.
Herz
Ja, wir haben Christoph Daum unterschätzt. Von wegen scheinheilig und unehrlich! Tatsache ist: Der Mann ist die aufrichtigste Erscheinung im deutschen Fußballgeschäft! Oder hat er beim Verlassen der Domstadt 2009 nicht etwa beschworen, Köln sei ihn für eine Herzensangelegenheit? Eben, wer zwei Monate Eintracht erträgt, nur um seinem Ex-Verein als intriganter Doppelagent den Liga-Verbleib zu sichern, dem muss der Effzeh wirklich am Herzen liegen.
Sorry
Ironie ist an sich ja eine lustige Sache, wenn sie eben nur nicht meist so traurig wäre. Könnte man jetzt stundenlang drüber philosophieren oder einfach an folgendem Beispiel veranschaulichen: Michael Konken, Chef des Deutschen Journalisten-Verbandes, hat Bastian Schweinsteiger zur einer öffentlichen Entschuldigung aufgefordert gegenüber – Achtung, da kommt sie, die jämmerliche Ironie – der Sport-BILD. Weil dessen Verhalten "inakzeptabel" und "unerhört" gewesen sei. Dabei waren uns "inakzeptabel" und "unerhört" bislang doch eher als Springer-Kernkompetenzen bekannt. Der Einsatz des Journalisten-Verbandes für die Sport-BILD kommt einem demnach so vor, als würde amnesty international eine Lanze für die chinesische Menschenrechtspolitik brechen. Aber das ist natürlich nur pure Ironie. Ganz unironisch fordern wir Schweini dagegen zu einer Entschuldigung auf, nachdem folgender Forderungskatalog vollständig erfüllt wurde:
1. Die BILD-Zeitung entschuldigt sich für ihre Existenz.
2. Kai Diekmann legt sich eine menschenwürdige Frisur zu.
3. Alfred Draxler verzichtet auf die Hauptrolle in "Der Pate IV".
4. Walter M. Straten legt ein Schweigegelübde auf Lebenszeit ab.
5. Franz-Josef Wagner schreibt einen öffentlichen Beschwerdebrief an seinen Psychiater.
Dann Schweini solltest du dich aber wirklich mal entschuldigen.
Doppelt
Apropos journalistische Genauigkeit. Effe behauptete unlängst, er habe seine Vereine immer so nach sechs bis acht Jahren verlassen. Dies traf, wie wir feststellen müssen, jedoch nur in den seltensten Fällen zu. Genau genommen in gar keinem. Hier die Bilanz in Zahlen: Gladbach 3, Bayern 2, Florenz 2, Gladbach 4, Bayern 4, Wolfsburg 1, Al-Arabi 1! Kommt also nicht wirklich hin, macht aber nix. Regelmäßiger Alkoholkonsum führt nun mal dazu, dass man einiges doppelt sieht – sogar die eigene Vergangenheit.
Erkenntnisse
Blieben noch ein paar überraschende Erkenntnisse: Die großen Vordenker sind zumeist ziemlich nachdenklich. Den Ochs zieht es irgendwann zu den Wölfen. Auch ein Neuer sieht schon mal alt aus. Riether's Welt ist irgendwie so gar nicht komisch. Und wenn ein Kießling mit Männern jubelt, ist das noch lange keine Affäre.
Was macht Genscher auf Schalke? Warum ist die Bundesliga so hässlich? Wieso hält der Effzeh die Klasse? Und wann muss sich Schweini entschuldigen? Die Liga-Lehren geben die Antworten:
Hässlich
Altbekanntes psychologisches Phänomen: Wenn die große Liebe in die Brüche geht und der Trennungsschmerz unerträglich zu werden droht, stellt der Hypothalamus automatisch auf Frust-Diss-Modus um. Mit der Folge, dass all das, was einst noch rosarot war, schlagartig tiefengrau wirkt: Leidenschaftliche Ekstase erscheint mit einem Mal als langweilige Routine, unbändige Zuneigung entpuppt sich als peinliche Selbsttäuschung und aus der geilen Ische wird plötzlich eine hässliche Alte. Mit diesem uralten Trick schafft es die menschliche Psyche denn auch, den Verlust liebgewordener Gewohnheiten in kürzester Zeit zu verarbeiten. Paulis unerklärliches 1:8 wäre damit denn auch tiefenpsychologisch eindeutig geklärt: Wer will schon länger in einer Liga bleiben, in der man sich doch nur dauernd zum Deppen macht? Die Bundesliga ist eben doch nur eine hässliche Alte!
Eiskalt
Ja, die 1. Liga ist eine nervige Tussi. Da kann man noch so viele Buden schießen, ohne den verdienten Lohn zu ernten. Torschützenkönig zu werden ist und bleibt eben eine ziemlich schweißtreibende, sisyphosige Angelegenheit. Das geht in der 2. Liga schon deutlich entspannter. Hat auch Srdjan Lakic kapiert und sich für die kommende Saison eiskalt in Richtung Unterhaus geköpft. Ganz schön gerissen.
Überragend
Für den Bastian Sick im Fußballfan ist es zuweilen schon ernüchternd mit anzuhören, in welch überragender Eintönigkeit unserer Kommentatoren ihrer Begeisterung Ausdruck verleihen. Dabei gäbe es doch eine überragende Vielzahl verzückender Begrifflichkeiten, die den emotionalen Orgasmus verbal auffangen können. Doch wenn Reif & Co. am Mikro kommen, ist plötzlich alles und jeder nur noch überragend. Hier also ein paar konstruktive Gegenvorschläge: Der BVB präsentierte sich in Bremen absolut jägermeisterlich. Freiburgs Abwehrleistung war nicht gerade top (eher toprak). Und des Kaisers neues Schieleisen wirkt irgendwie sammermäßig. Nur Per Mertesackers hünenhafte Erscheinung bleibt nach wie vor absolut: Überragend!
Pschyrembel
Soeben im Pschyrembel nachgetragen:
Morbus Rensing – Eintritt vermeintlicher Perspektivlosigkeit nach initialer Euphoriephase; nachlassender Zuspruch des beruflichen Umfeldes, das mittels Konkurrenten-Rückgriff um Selbstkurierung bestrebt ist (sog. Heilbutt) – Therapie: Wechsel der sozialen Umgebung, Heilungsquote 100%. Symptomatik: Spontan eintretendes Sitzphlegma, geringfügiger Abschiedsschmerz, im Endstadium vollständiger Kraftverlust!
Mitteilung
Während Kraft also bald weg ist, darf der Butt noch ein bisschen bleiben (Grass wird's freuen). Muss sich aber womöglich hinten anstellen, da Manu Neuer seinen Marktwert kürzlich bayernadäquat gedrückt hat. Sein Wechsel nach München ist zwar noch nicht bestätigt, dürfte wohl aber inzwischen beschlossene Sache sein. Schließlich war am Samstag Hans-Dietrich Genscher auf Schalke zu Gast und soll Neuer nach dem Spiel bereits über die erfolgreichen Transferverhandlungen informiert haben: "Ich bin zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise…" (der Rest ging wie gewohnt im allgemeinen Jubel unter).
Interrogativ
Wie heißt es so schön: Kindermund tut Weisheit kund! Unlängst bewiesen beim SKY-Interview mit Lukas Podolski, der auf eine scheinbar unverfängliche Frage eine entwaffnend-ehrliche Antwort parat hatte, die das ganze Kölner Elend mit einem einzigen Interrogativpronomen auf den Punkt bringt. So gab Klein Poldi auf das investigativ-fordernde "Ihr Dank geht auch an den Ex-Trainer?" ein kindlich-unschuldiges "Welchen?" zurück und stellt uns alle damit vor das große Rätsel, welchem seiner 300 Ex-Trainer der Effzeh den Klassenerhalt denn nun zu verdanken hat. Nach langem Hin und Her (wir schwankten zwischenzeitlich zwischen Erich Rutemöller und Hennes Weisweiler) ist uns aber nun klar, dass sich nur ein Ex-Trainer aktiv um den vorzeitigen Klassenerhalt des Effzeh verdient gemacht hat. Und der saß am Samstag sogar in Frankfurt auf der Trainerbank – allerdings nicht der Kölner.
Herz
Ja, wir haben Christoph Daum unterschätzt. Von wegen scheinheilig und unehrlich! Tatsache ist: Der Mann ist die aufrichtigste Erscheinung im deutschen Fußballgeschäft! Oder hat er beim Verlassen der Domstadt 2009 nicht etwa beschworen, Köln sei ihn für eine Herzensangelegenheit? Eben, wer zwei Monate Eintracht erträgt, nur um seinem Ex-Verein als intriganter Doppelagent den Liga-Verbleib zu sichern, dem muss der Effzeh wirklich am Herzen liegen.
Sorry
Ironie ist an sich ja eine lustige Sache, wenn sie eben nur nicht meist so traurig wäre. Könnte man jetzt stundenlang drüber philosophieren oder einfach an folgendem Beispiel veranschaulichen: Michael Konken, Chef des Deutschen Journalisten-Verbandes, hat Bastian Schweinsteiger zur einer öffentlichen Entschuldigung aufgefordert gegenüber – Achtung, da kommt sie, die jämmerliche Ironie – der Sport-BILD. Weil dessen Verhalten "inakzeptabel" und "unerhört" gewesen sei. Dabei waren uns "inakzeptabel" und "unerhört" bislang doch eher als Springer-Kernkompetenzen bekannt. Der Einsatz des Journalisten-Verbandes für die Sport-BILD kommt einem demnach so vor, als würde amnesty international eine Lanze für die chinesische Menschenrechtspolitik brechen. Aber das ist natürlich nur pure Ironie. Ganz unironisch fordern wir Schweini dagegen zu einer Entschuldigung auf, nachdem folgender Forderungskatalog vollständig erfüllt wurde:
1. Die BILD-Zeitung entschuldigt sich für ihre Existenz.
2. Kai Diekmann legt sich eine menschenwürdige Frisur zu.
3. Alfred Draxler verzichtet auf die Hauptrolle in "Der Pate IV".
4. Walter M. Straten legt ein Schweigegelübde auf Lebenszeit ab.
5. Franz-Josef Wagner schreibt einen öffentlichen Beschwerdebrief an seinen Psychiater.
Dann Schweini solltest du dich aber wirklich mal entschuldigen.
Doppelt
Apropos journalistische Genauigkeit. Effe behauptete unlängst, er habe seine Vereine immer so nach sechs bis acht Jahren verlassen. Dies traf, wie wir feststellen müssen, jedoch nur in den seltensten Fällen zu. Genau genommen in gar keinem. Hier die Bilanz in Zahlen: Gladbach 3, Bayern 2, Florenz 2, Gladbach 4, Bayern 4, Wolfsburg 1, Al-Arabi 1! Kommt also nicht wirklich hin, macht aber nix. Regelmäßiger Alkoholkonsum führt nun mal dazu, dass man einiges doppelt sieht – sogar die eigene Vergangenheit.
Erkenntnisse
Blieben noch ein paar überraschende Erkenntnisse: Die großen Vordenker sind zumeist ziemlich nachdenklich. Den Ochs zieht es irgendwann zu den Wölfen. Auch ein Neuer sieht schon mal alt aus. Riether's Welt ist irgendwie so gar nicht komisch. Und wenn ein Kießling mit Männern jubelt, ist das noch lange keine Affäre.
Aufrufe: 10251 | Kommentare: 18 | Bewertungen: 49 | Erstellt:08.05.2011
ø 9.2
KOMMENTARE
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09.05.2011 | 11:16 Uhr
-1
donluka :
Ich kann mir nicht helfen, aber ich glaube, dass das die besten LL sind, die ich bislang lesen durfte! Wirklich sensationell! Und ich brauche auch gar nicht aufzuzählen, was mir alles gefallen hat, denn: Ich fand es vom ersten bis zum letzten Buchstaben stark, oder: überragend, um im Bild zu bleiben!
Großartig, lieber Voegi!!!!
0
09.05.2011 | 07:15 Uhr
-1
'N Zehner auch von mir.
0
08.05.2011 | 21:40 Uhr
-2
UliFan :
Der Punkt "Sorry" ist mit das beste was du in den LL jemals gebracht hast, ganz stark echt!!!
1
08.05.2011 | 21:36 Uhr
-3
xxlhonk :
Den Kießling wirst du wahrscheinlich nicht allen Lesern als lustig verkaufen können, weil sie den nicht verstehen.Ich fand ihn Prager Botschaft like.
Ein Ausreis(s)e(r) in bester Voegi-Manier.stark!
Aber das du den tieferen Sinn des 1-8 nicht erkennst, wundert mich.
Stani.
Abschiedsspiel auf dem Kiez.
Nach wieviel Jahren?
Richtig...
18
Jaahhaa, der Humor der Paulispieler ist riesig.
Die glauben ja auch, sie wären Fussballer...
1
08.05.2011 | 20:30 Uhr
-4
fcbchris92 : 10er!
wieder mal keine andere Wahl als 10 Punkte dafür!Bei "Eiskalt" und "Interrogativ" musste ich laut lachen :)
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Soll sich der Schweini doch beim Urinierer entschuldigen. Scheiß Schimpfworte. Voll die §$%&"!/