01.11.2011 um 01:15 Uhr
Geschrieben von Voegi
Liga-Lehren reloaded III
Obama zum HSV
Nutella-Boys, Obama und Biedermeierkommoden – sind allesamt Bestandteil der neuen Liga-Lehren, die sich am ZDF-Sportstudio abarbeiten und eine völlig neue Facette der Abseitsregel enthüllen:
Raumdeuting
Es gibt Menschen, deren Erscheinungsbild schwieriger zu erklären ist als die Konzeption der HSV-Transferpolitik. Bei Thomas Müller zum Beispiel versagen regelmäßig alle Kategorien des deutschen Schubladendenkens. Mit der Physiognomie eines hochgetunten Klapperstorchs auf Ecstasy, die man so bislang nur aus der Augsburger Puppenkiste kannte, und einer Positionsbeschreibung irgendwo zwischen Landstreicher und Nachtgespenst verschloss sich seine Person einfach einer exakten Charakterisierung. Bis zum ZDF-Sportstudio, in dem man ihm unlängst das Stigma des ewigen Raumdeuters auf die Stirn tackerte. Eine durchaus treffende Umschreibung, mag Raumdeuter auch ein wenig nach Raumausstatter mit spiritueller Zusatzqualifikation klingen. Womöglich meint das ZDF in Thomas Müller aber die genetische Kreuzung aus Lothar Matthäus und einer polnischen Astrologin entdeckt zu haben. Was auch den eigenwilligen Körperbau erklären würde, der – wie Manuel Neuer erkannt zu haben glaubt – sogar seine Vorzüge hat: „Den Arschtritt für den Fehler verpasst sich der Thomas selbst, der hat ja so gelenkige Beine." So einen modernen Körper mit Arschtritt-Automatik hätte man Loddar aber auch irgendwie gewünscht. Uns wäre wohl einiges erspart geblieben.
Kino
Trotz der subtilen Kritik wollen wir aber klarstellen: Das ZDF-Sportstudio ist die ambitionierteste Talkshow im deutschen Fernsehen. Der aus pädagogischer Sicht höchst wertvolle Ansatz, sich dem Talkgast unvoreingenommen hinzugeben und einen afrikanischen Fußballer entgegen dem gängigen Klischee einfach mal wild auf die Trommel hauen zu lassen, dürfte die Grimme-Preis-Jury seinerzeit gewiss in einen orgiastischen Kollektivrausch versetzt haben. Jene war denn wohl auch schwer beeindruckt von der jüngsten Reminiszenz an das Hollywood-Kino der 50er Jahre: Die durch Kopftuch und Retro-Sonnenbrille bis zur Unkenntlichkeit maskierte KMH nebst perplexem Stanislawski in weißem Cabrio-Oldtimer durch die Kulisse des beschaulichen Kraichgau cruisend. Ein bezaubernd bescheuertes Szenario, dessen tieferer Sinn uns aber leider verborgen geblieben ist. Für die Zukunft empfehlen wir daher, die cineastischen Anleihen etwas punktgenauer zu platzieren. Beim nächsten Besuch von Arjen Robben also einfach mal die Eröffnungssequenz aus „Praxis Dr. Hasenbein" nachspielen. Oder mit Felix Magath detailliert den Plot von „Farm der Tiere" durchgehen. Und sollte das zu dialoglastig werden, kann man immer noch Lucy Favre einladen und mit KMH die spannendsten Szenen aus „Zärtliche Cousinen Teil 3" nachstellen lassen…
Winde
Für küchenphilosophische Grundsatzdebatten sorgten zuletzt ja einige hypermoderne Abseitsinterpretationen. Dabei ist die Regel im Grunde ergreifend simpel. Passives Abseits heißt genau genommen ja nur: Man befindet sich am Arsch der Welt und möchte da auch bleiben (in der Eifel nennt man das übrigens Lebensmotto). Oder auf die Verständnisebene des RTL2-Zuschauers herunter gebrochen: Wer so blöd in der Gegend rumsteht, dass man ihn nicht übersehen kann, sollte sich besser verpissen. Wobei noch eine Auslegungsfrage ungeklärt wäre: Liegt auch dann strafbares Abseits vor, wenn sich der Stürmer zwar weit ab des eigentlichen Geschehens befindet, durch die ihm entfleuchenden Darmwinde aber den Torhüter in seiner Konzentration stört? Dr. Drees würde dies sicher bejahen – oder wieso hat er sonst Pintos Treffer gegen den Effzeh die Anerkennung versagt? Der Mann hat eben ein feines Näschen.
Nachwuchs
Fritz von Thurn und Taxis ist nicht nur die Biedermeierkommode unter den Sportreportern, sondern auch ein paradoxes Phänomen: Könnte ein Bundesligaspiel in Esperanto durchkommentieren, befindet sich wortschatztechnisch im Spätbarock und offenbart schon angesichts harmlosester Torchancen eine fast schon anrührende Form kindlicher Begeisterung („Ui, ui, ui"). Wir verzichten deshalb darauf, ihn an zeitgemäßen Maßstäben zu messen und wollen auch gar nicht weiter hinterfragen, weshalb er Julian Wießmeier als „80jähriges Nachwuchstalent" bezeichnet hat. Vielleicht wollte er sich ja aber auch nur für einen Moderatorenjob im Sportstudio bewerben. 80 ist beim ZDF schließlich so etwas wie das Zielgruppeneinstiegsalter.
Gewiss
Euphorische Begeisterungsstürme löste indes die Rückkehr des verlorenen Sohnes aus. Andreas Hinkel, the Godfather of Nutella-Boys, ist zurück. Wenngleich es uns schon irritiert, dass sich ein Jahrhunderttalent wie er ausgerechnet für den SC Freiburg entschieden hat. Doch Hinkel sorgte umgehend für die ersehnte Aufklärung: „Das Positive ist, dass man weiß, dass man gegen den Abstieg spielt." Mit diesen Worten soll Lukas Podolski damals übrigens auch seine Rückkehr zum Effzeh erklärt haben. Was uns abermals lehrt: Die verlockendste Hoffnung ist eben nichts gegen die beschissenste Gewissheit.
Treppensturz
Den HSV zu einem neuen Trainer zu beglückwünschen, ist ja ein bisschen so, als würde man einem Philatelisten zum Erwerb einer weiteren Briefmarke gratulieren. Sammelleidenschaften sind eben doch etwas sehr Spezielles. Also kein Grund zu Gratulationskuren, zumal Thorsten Finks Einstand ja eher suboptimal verlief: Schon nach 70 Sekunden hatte man sich die erste Bude gefangen. Das wäre beinah absolut unbeschreiblich, wenn Jan Aage Fjörtoft, dem alten Metaphoriker, nicht noch das ultimativ treffende Bildnis eingefallen wäre: Sich so schnell ein Gegentor zu fangen ist nach Jan Aage Rauschenbach nämlich so, als würde Obama bei seinem ersten Tag im Weißen Haus gleich volle Kajüte die Treppe runterfallen. Womit wir jetzt zumindest wüssten, weshalb man bei der Trainerfrage in Hamburg meist von einem Treppenwitz spricht. Und auch auf eine verwegene Idee gekommen sind: Obama nach Hamburg, das müsste doch funktionieren. Mit diesem Lebenslauf (vom Messias zum Prügelknaben) passt er doch ideal in das Anforderungsprofil eines HSV-Trainers.
Heul doch
Thomas Tuchel, dieses dreitagebartgewordene Menno, geht einem ja schon auf die Drüse – mit seinem larmoyanten Rumgejammer: Die Schiris sind böse. Ein übersehenes Foul an der Mittellinie hat die Abwehr in Kurzzeit-Hypnose versetzt. Und überhaupt: Alle gemein. So viel unbeirrbare Weinerlichkeit ist zwar extrem unsexy, zeigt aber zumindest, dass Tuchel ein echter Träner ist.
Outtakes
Leider nicht verwendbar: Skandalspiel auf Schalke, sog. Sippel-Gate / Magath setzt auf Thoelke: Riiiiiisikooooo / VfB spielt viermal mit akademischer Viertelstunden-Verspätung und bleibt damit in der Sommerzeit / Zwanziger will sich von seinem Vorgänger absetzen und hat die Verhandlungen mit Bitburger auf Eis gelegt bzw.: On The Rocks.
Wollten wir alles bringen, ging aber nicht. Vielleicht beim nächsten Mal.
Nutella-Boys, Obama und Biedermeierkommoden – sind allesamt Bestandteil der neuen Liga-Lehren, die sich am ZDF-Sportstudio abarbeiten und eine völlig neue Facette der Abseitsregel enthüllen:
Raumdeuting
Es gibt Menschen, deren Erscheinungsbild schwieriger zu erklären ist als die Konzeption der HSV-Transferpolitik. Bei Thomas Müller zum Beispiel versagen regelmäßig alle Kategorien des deutschen Schubladendenkens. Mit der Physiognomie eines hochgetunten Klapperstorchs auf Ecstasy, die man so bislang nur aus der Augsburger Puppenkiste kannte, und einer Positionsbeschreibung irgendwo zwischen Landstreicher und Nachtgespenst verschloss sich seine Person einfach einer exakten Charakterisierung. Bis zum ZDF-Sportstudio, in dem man ihm unlängst das Stigma des ewigen Raumdeuters auf die Stirn tackerte. Eine durchaus treffende Umschreibung, mag Raumdeuter auch ein wenig nach Raumausstatter mit spiritueller Zusatzqualifikation klingen. Womöglich meint das ZDF in Thomas Müller aber die genetische Kreuzung aus Lothar Matthäus und einer polnischen Astrologin entdeckt zu haben. Was auch den eigenwilligen Körperbau erklären würde, der – wie Manuel Neuer erkannt zu haben glaubt – sogar seine Vorzüge hat: „Den Arschtritt für den Fehler verpasst sich der Thomas selbst, der hat ja so gelenkige Beine." So einen modernen Körper mit Arschtritt-Automatik hätte man Loddar aber auch irgendwie gewünscht. Uns wäre wohl einiges erspart geblieben.
Kino
Trotz der subtilen Kritik wollen wir aber klarstellen: Das ZDF-Sportstudio ist die ambitionierteste Talkshow im deutschen Fernsehen. Der aus pädagogischer Sicht höchst wertvolle Ansatz, sich dem Talkgast unvoreingenommen hinzugeben und einen afrikanischen Fußballer entgegen dem gängigen Klischee einfach mal wild auf die Trommel hauen zu lassen, dürfte die Grimme-Preis-Jury seinerzeit gewiss in einen orgiastischen Kollektivrausch versetzt haben. Jene war denn wohl auch schwer beeindruckt von der jüngsten Reminiszenz an das Hollywood-Kino der 50er Jahre: Die durch Kopftuch und Retro-Sonnenbrille bis zur Unkenntlichkeit maskierte KMH nebst perplexem Stanislawski in weißem Cabrio-Oldtimer durch die Kulisse des beschaulichen Kraichgau cruisend. Ein bezaubernd bescheuertes Szenario, dessen tieferer Sinn uns aber leider verborgen geblieben ist. Für die Zukunft empfehlen wir daher, die cineastischen Anleihen etwas punktgenauer zu platzieren. Beim nächsten Besuch von Arjen Robben also einfach mal die Eröffnungssequenz aus „Praxis Dr. Hasenbein" nachspielen. Oder mit Felix Magath detailliert den Plot von „Farm der Tiere" durchgehen. Und sollte das zu dialoglastig werden, kann man immer noch Lucy Favre einladen und mit KMH die spannendsten Szenen aus „Zärtliche Cousinen Teil 3" nachstellen lassen…
Winde
Für küchenphilosophische Grundsatzdebatten sorgten zuletzt ja einige hypermoderne Abseitsinterpretationen. Dabei ist die Regel im Grunde ergreifend simpel. Passives Abseits heißt genau genommen ja nur: Man befindet sich am Arsch der Welt und möchte da auch bleiben (in der Eifel nennt man das übrigens Lebensmotto). Oder auf die Verständnisebene des RTL2-Zuschauers herunter gebrochen: Wer so blöd in der Gegend rumsteht, dass man ihn nicht übersehen kann, sollte sich besser verpissen. Wobei noch eine Auslegungsfrage ungeklärt wäre: Liegt auch dann strafbares Abseits vor, wenn sich der Stürmer zwar weit ab des eigentlichen Geschehens befindet, durch die ihm entfleuchenden Darmwinde aber den Torhüter in seiner Konzentration stört? Dr. Drees würde dies sicher bejahen – oder wieso hat er sonst Pintos Treffer gegen den Effzeh die Anerkennung versagt? Der Mann hat eben ein feines Näschen.
Nachwuchs
Fritz von Thurn und Taxis ist nicht nur die Biedermeierkommode unter den Sportreportern, sondern auch ein paradoxes Phänomen: Könnte ein Bundesligaspiel in Esperanto durchkommentieren, befindet sich wortschatztechnisch im Spätbarock und offenbart schon angesichts harmlosester Torchancen eine fast schon anrührende Form kindlicher Begeisterung („Ui, ui, ui"). Wir verzichten deshalb darauf, ihn an zeitgemäßen Maßstäben zu messen und wollen auch gar nicht weiter hinterfragen, weshalb er Julian Wießmeier als „80jähriges Nachwuchstalent" bezeichnet hat. Vielleicht wollte er sich ja aber auch nur für einen Moderatorenjob im Sportstudio bewerben. 80 ist beim ZDF schließlich so etwas wie das Zielgruppeneinstiegsalter.
Gewiss
Euphorische Begeisterungsstürme löste indes die Rückkehr des verlorenen Sohnes aus. Andreas Hinkel, the Godfather of Nutella-Boys, ist zurück. Wenngleich es uns schon irritiert, dass sich ein Jahrhunderttalent wie er ausgerechnet für den SC Freiburg entschieden hat. Doch Hinkel sorgte umgehend für die ersehnte Aufklärung: „Das Positive ist, dass man weiß, dass man gegen den Abstieg spielt." Mit diesen Worten soll Lukas Podolski damals übrigens auch seine Rückkehr zum Effzeh erklärt haben. Was uns abermals lehrt: Die verlockendste Hoffnung ist eben nichts gegen die beschissenste Gewissheit.
Treppensturz
Den HSV zu einem neuen Trainer zu beglückwünschen, ist ja ein bisschen so, als würde man einem Philatelisten zum Erwerb einer weiteren Briefmarke gratulieren. Sammelleidenschaften sind eben doch etwas sehr Spezielles. Also kein Grund zu Gratulationskuren, zumal Thorsten Finks Einstand ja eher suboptimal verlief: Schon nach 70 Sekunden hatte man sich die erste Bude gefangen. Das wäre beinah absolut unbeschreiblich, wenn Jan Aage Fjörtoft, dem alten Metaphoriker, nicht noch das ultimativ treffende Bildnis eingefallen wäre: Sich so schnell ein Gegentor zu fangen ist nach Jan Aage Rauschenbach nämlich so, als würde Obama bei seinem ersten Tag im Weißen Haus gleich volle Kajüte die Treppe runterfallen. Womit wir jetzt zumindest wüssten, weshalb man bei der Trainerfrage in Hamburg meist von einem Treppenwitz spricht. Und auch auf eine verwegene Idee gekommen sind: Obama nach Hamburg, das müsste doch funktionieren. Mit diesem Lebenslauf (vom Messias zum Prügelknaben) passt er doch ideal in das Anforderungsprofil eines HSV-Trainers.
Heul doch
Thomas Tuchel, dieses dreitagebartgewordene Menno, geht einem ja schon auf die Drüse – mit seinem larmoyanten Rumgejammer: Die Schiris sind böse. Ein übersehenes Foul an der Mittellinie hat die Abwehr in Kurzzeit-Hypnose versetzt. Und überhaupt: Alle gemein. So viel unbeirrbare Weinerlichkeit ist zwar extrem unsexy, zeigt aber zumindest, dass Tuchel ein echter Träner ist.
Outtakes
Leider nicht verwendbar: Skandalspiel auf Schalke, sog. Sippel-Gate / Magath setzt auf Thoelke: Riiiiiisikooooo / VfB spielt viermal mit akademischer Viertelstunden-Verspätung und bleibt damit in der Sommerzeit / Zwanziger will sich von seinem Vorgänger absetzen und hat die Verhandlungen mit Bitburger auf Eis gelegt bzw.: On The Rocks.
Wollten wir alles bringen, ging aber nicht. Vielleicht beim nächsten Mal.
Aufrufe: 20742 | Kommentare: 18 | Bewertungen: 35 | Erstellt:01.11.2011
ø 8.6
KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
02.11.2011 | 16:17 Uhr
0
Wettmafioso :
Immer noch gut, aber irgendwie springt der Funke nicht mehr so über wie früher als die LL noch wöchentlich rauskam. Das bedauere ich nach wie vor.
0
02.11.2011 | 16:14 Uhr
0
PaddyS :
"...zeigt aber zumindest, dass Tuchel ein echter Träner ist."Aua!! Diese Schmerzen!!!!!!
...aber irgendwie auch groß....
8 Punkte gibts, gelungen, aber nicht der hammer, mag auch daran liegen, dass ich 1. das Sportstudio nicht gesehen habe und 2. mit den Filmen recht wenig anfangen kann.
0
01.11.2011 | 22:41 Uhr
-1
Matthi10 :
gewohnt Klasse...
Und endlich fällt jemandem außer mir der Klapperstorchvergleich auf.
Dachte schon, der Fehler liegt bei mir
0
01.11.2011 | 20:22 Uhr
0
@dende82:
Hast völlig Recht, ich habe da mal drüber nachgedacht: der gute Thomas ist ein schlechter Verlierer allererster Güte. Ob das wirklich ein Foul ist, da kann man streiten. Nur hat Mainz da noch nicht das Tor bekommen, oder? Und die Partie verloren.
Und was soll das heißen, "Massenmedien". Klingt bisschen überheblich, um ehrlich zu sein.
0
01.11.2011 | 19:11 Uhr
-2
dende82 :
Das Tuchel-Bashing darf natürlich auch nicht fehlen. Warum auch selbst reflektieren, wenn man schön die Meinung der Massenmedien übernehmen kann.
1
01.11.2011 | 18:29 Uhr
0
h8c0r3 :
Ich verstehe wirklich nicht, was an der Abseitsregel so schwierig sein kann, dass sie ständig zu Fehlentscheidungen führt. Vielleicht sollte der DFB nur noch Schiris ranlassen, deren Dipotriewert unter 10 und deren IQ über 50 ist...
0
01.11.2011 | 15:41 Uhr
-2
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