30.11.2011 um 00:10 Uhr
Geschrieben von Voegi
Liga-Lehren reloaded IV
Mach et, Gottschalk!
Ausgabe 4 der Liga-Lehren reloaded – mit einem neuen Liebling, der definitiven Entscheidung über die Wetten dass…?-Nachfolge und der obligatorischen Ode an Fritz von Ui und Taxis:
Stars
Was soll's, es muss einfach raus: Wir haben uns ein bisschen verliebt – in Temmo Pukki, das Meisterstück der Schalker Scouting-Abteilung. Klingt ja wie das Maskottchen einer Eishockey-WM (sieht irgendwie auch so aus), könnte aber auch die jüngere Zwillingsschwester von Youri Mulder sein und ist letztlich wohl doch nur ein niedliches Spin-Off eines längst vergessenen Astrid-Lindgren-Filmchens. Zum Popstar der Liga reicht das aber jedoch nicht. Denn Marco Reus, der Meister der Länderspielpausenpause, spielt eben derzeit die Hauptrolle, ließ aber unlängst einem Nebendarsteller den Vorzug. Micky Hanke, der kickende Kinderriegel mit der Torgefährlichkeit der kasachischen Damen-Nationalmannschaft, wartete in Köln zur allgemeinen Verwunderung gleich mit zwei Buden auf. Doch gegen Effzeh-Statisten kann man eben auch mal einen Komparsen ran lassen.
Putzig
Über Fritz von Thurn und Taxis‘ Art der Sportkommentierung könnte man wohl Bücher schreiben. Strafgesetzbücher. Die von ihm geprägte Mischung aus unfreiwilliger Komik, unerklärlicher Logik und unverständlicher Dialektik gilt denn auch inzwischen als Paradebeispiel einer Körperverletzung durch verbale Gewalt. Selbst unscheinbarste Torchancen mit einem kindlich-verspielten „UI" zu würdigen, hat aber schon etwas Putziges. Und Sätze wie „der HSV heute nur mit einer Veränderung im Spiel: Bruma kommt für Mancienne und Berg ersetzt Son" mögen zwar den Gesetzen des kleinen Einspluseins widersprechen, zeugen aber von einem geradezu unbeirrbaren Mut zur Unpräzision, wie ihn eben nur die ganz Großen offenbaren. Nur die Tor-Kommentierung dürfte ein wenig exakter ausfallen. Wenngleich das euphorisierte „Dennis Aoooooogoooooo" bei Marcell Jansens Treffer gegen Hoffenheim schon ziemlich kreativ wirkte. Hat der Marcel Reif schon gut hinbekommen.
Nachfolge
Diese elende Diskussion um die Moderatoren-Nachfolge bei Wetten das..? nervt inzwischen ja mehr als ein pseudooriginelles Zeigler-Interview mit Kloppo. Kann man sich getrost schenken. Zumal das Anforderungsprofil für den Neuen doch auf der Hand liegt: Komisch sollte er sein, über einen Hang zur Selbstinszenierung verfügen, vor Albernheiten nicht zurückschrecken und stets bereit sein, sich der Lächerlichkeit preiszugeben. Womit es dann wohl nur noch einen einzigen Kandidaten gäbe. Bliebe nur die Frage, wie das eigentlich funktionieren soll: Der gesamte Effzeh als Moderator einer Fernsehsendung? Wobei man für Wolfgang Overaths Rückzug allerdings den allerhöchsten Respekt haben muss. So viel Konsequenz ist selten heutzutage. Denn wenn Papandreou und Berlusconi die Biege machen, dann muss sich dem eben auch der Präsident des dritten großen Chaosvereins in Europa anschließen. Soll eben ein Anderer den großen Zampano machen. Gottschalk hätte ja demnächst wieder mehr Zeit...
Glück
Die Jahreshauptversammlung des FC Bayern geriet dagegen doch eher unkölsch. Die Mannschaft wurde beklatscht, die Gewinne goutiert und größere Misstöne blieben, da KHR auf poetische Stand-Up-Einlagen verzichtete, am Ende vollständig aus. Mit der Folge, dass eben jener Lyriker im Ruhestand den FC Bayern als „Hort der Glückseligkeit" bezeichnete. Vor lauter Glückseligkeit schenkte man dann Tags darauf dem BVB die drei Punkte und ließ völlig glücksbesoffen jetzt sogar den Mainzern den Vortritt. Hach, Glück ist eben doch noch immer am schönsten, wenn man es mit anderen teilt. Könnte man in der Vorweihnachtszeit ganze Arjen drüber singen.
Origami
Früher war alles irgendwie schöner. Selbst die Verletzungen. Da ließ man sich gepflegt die Gräten perforieren, brach sich die Haxe oder präsentierte stolz die zertrümmerte Kniescheibe. Doch heutzutage? Lesen sich die Verletzungen wie ein Anatomieseminar für Origami-Fetischisten: Claudia Pizarro hat neuerdings ein Loch im Latschen, Eddy Bravheit klagt über eine Muskelquetschung im Schenkel und Duisburgs Flori Fromlowitz hat’s mit der Libido. Doch das ist alles natürlich vollkommen lächerlich gegen die Krankengeschichte von Herthas Adrian Ramos, der sich nach einer Nagelbettentzündung am Mittelfinger zuletzt mit einer Zyste am Allerwertesten rumplagte und nun auch noch ein Furunkel am Oberschenkel sein eigen nennt. Klingt alles ziemlich unschön, ist aber halb so wild und irgendwie ja auch originell. Denn Stress mit dem Mittelfinger, fetter Ärger an der Backe und trotzdem noch eine Beule zwischen den Schenkeln – das kannten wir bislang nur als Curriculum vitae von Stefan Effenberg.
Tempo
Wenn das Spiel der eigenen Mannschaft philipplahmt und nichts zusammengeht, kann der Einzelne in der Regel auch nichts machen. Mitunter reicht jedoch schon eine vermeintlich unscheinbare Aktion, um wieder etwas Fahrt rein zu bringen: So ließ sich Tamas Hajnal, als sein VfB gegen den FC Augsburg eine Halbzeit lang mit dem Esprit eines Bauer-sucht-Frau-Bauern agierte, kurz entschlossen einen Schlag auf die Frontpartie verpassen, um sich daraufhin ein überdimensionales Taschentuch in den Rüssel zu schieben. Plötzlich lief's beim VfB und wir haben gelernt: Tempo ins Spiel zu bringen, kann manchmal doch ganz simpel sein.
Mission
Respekt, Herr Magath. Sie haben wirklich etwas bewegt. Die Graue Maus der Liga innerhalb weniger Monate zum Quatsch Comedy Club des Fußballs zu machen, ist schon eine reife Leistung. Wer sich von Fußballgott Eddy Kapllani persönlich abschießen lässt, muss einfach über eine gehörige Portion Schwarzer Humor verfügen. Beeindruckt uns aber nicht so sehr wie die Mission von Holger Stanislawski, dem das schier Unmögliche gelungen ist, 112 Jahre Kraichgauer Spießigkeit in kürzester Zeit zur Gähneration 2011 downzugraden. Wozu ein Doppelagent vom Kiez doch so alles in der Lage ist.
Tautologien
Es gibt ja Ticker-Meldungen, die so selbstverständlich sind, dass man sie sich im Grunde selbst ausdenken kann. „Lothar Matthäus als Nachfolger bei XY im Gespräch", „Felix Magath will Kader erweitern" oder „Marco Reus sagt Länderspiel ab" – allesamt komplett tautologisch. Regelrecht überflüssig war jedoch die Nachricht, die uns da vor wenigen Wochen ereilte: „Wiese-Wechsel im Winter möglich." Also bitte, an die Neuverlegung eines holländischen Rollrasens anstelle des zerfurchten Maulwurfackers in der Winterpause haben wir uns doch inzwischen gewöhnt. Hätte man uns nicht sagen müssen.
Nachtgedanken
Zum Schluss noch unser Lieblingszitat der vergangenen Wochen, frisch extrahiert aus dem Kleinhirn von Günther Oettinger: „Paris ist ein Kopfbahnhof, weil es westlich von Paris keine Menschen mehr gibt, sondern nur Kühe und Atlantik." Ist zwar – wie immer bei Oette – geistiger Dünnpfiff, aber irgendwie doch auch eine wunderschöne Metapher auf die Abseitsfalle.
Ausgabe 4 der Liga-Lehren reloaded – mit einem neuen Liebling, der definitiven Entscheidung über die Wetten dass…?-Nachfolge und der obligatorischen Ode an Fritz von Ui und Taxis:
Stars
Was soll's, es muss einfach raus: Wir haben uns ein bisschen verliebt – in Temmo Pukki, das Meisterstück der Schalker Scouting-Abteilung. Klingt ja wie das Maskottchen einer Eishockey-WM (sieht irgendwie auch so aus), könnte aber auch die jüngere Zwillingsschwester von Youri Mulder sein und ist letztlich wohl doch nur ein niedliches Spin-Off eines längst vergessenen Astrid-Lindgren-Filmchens. Zum Popstar der Liga reicht das aber jedoch nicht. Denn Marco Reus, der Meister der Länderspielpausenpause, spielt eben derzeit die Hauptrolle, ließ aber unlängst einem Nebendarsteller den Vorzug. Micky Hanke, der kickende Kinderriegel mit der Torgefährlichkeit der kasachischen Damen-Nationalmannschaft, wartete in Köln zur allgemeinen Verwunderung gleich mit zwei Buden auf. Doch gegen Effzeh-Statisten kann man eben auch mal einen Komparsen ran lassen.
Putzig
Über Fritz von Thurn und Taxis‘ Art der Sportkommentierung könnte man wohl Bücher schreiben. Strafgesetzbücher. Die von ihm geprägte Mischung aus unfreiwilliger Komik, unerklärlicher Logik und unverständlicher Dialektik gilt denn auch inzwischen als Paradebeispiel einer Körperverletzung durch verbale Gewalt. Selbst unscheinbarste Torchancen mit einem kindlich-verspielten „UI" zu würdigen, hat aber schon etwas Putziges. Und Sätze wie „der HSV heute nur mit einer Veränderung im Spiel: Bruma kommt für Mancienne und Berg ersetzt Son" mögen zwar den Gesetzen des kleinen Einspluseins widersprechen, zeugen aber von einem geradezu unbeirrbaren Mut zur Unpräzision, wie ihn eben nur die ganz Großen offenbaren. Nur die Tor-Kommentierung dürfte ein wenig exakter ausfallen. Wenngleich das euphorisierte „Dennis Aoooooogoooooo" bei Marcell Jansens Treffer gegen Hoffenheim schon ziemlich kreativ wirkte. Hat der Marcel Reif schon gut hinbekommen.
Nachfolge
Diese elende Diskussion um die Moderatoren-Nachfolge bei Wetten das..? nervt inzwischen ja mehr als ein pseudooriginelles Zeigler-Interview mit Kloppo. Kann man sich getrost schenken. Zumal das Anforderungsprofil für den Neuen doch auf der Hand liegt: Komisch sollte er sein, über einen Hang zur Selbstinszenierung verfügen, vor Albernheiten nicht zurückschrecken und stets bereit sein, sich der Lächerlichkeit preiszugeben. Womit es dann wohl nur noch einen einzigen Kandidaten gäbe. Bliebe nur die Frage, wie das eigentlich funktionieren soll: Der gesamte Effzeh als Moderator einer Fernsehsendung? Wobei man für Wolfgang Overaths Rückzug allerdings den allerhöchsten Respekt haben muss. So viel Konsequenz ist selten heutzutage. Denn wenn Papandreou und Berlusconi die Biege machen, dann muss sich dem eben auch der Präsident des dritten großen Chaosvereins in Europa anschließen. Soll eben ein Anderer den großen Zampano machen. Gottschalk hätte ja demnächst wieder mehr Zeit...
Glück
Die Jahreshauptversammlung des FC Bayern geriet dagegen doch eher unkölsch. Die Mannschaft wurde beklatscht, die Gewinne goutiert und größere Misstöne blieben, da KHR auf poetische Stand-Up-Einlagen verzichtete, am Ende vollständig aus. Mit der Folge, dass eben jener Lyriker im Ruhestand den FC Bayern als „Hort der Glückseligkeit" bezeichnete. Vor lauter Glückseligkeit schenkte man dann Tags darauf dem BVB die drei Punkte und ließ völlig glücksbesoffen jetzt sogar den Mainzern den Vortritt. Hach, Glück ist eben doch noch immer am schönsten, wenn man es mit anderen teilt. Könnte man in der Vorweihnachtszeit ganze Arjen drüber singen.
Origami
Früher war alles irgendwie schöner. Selbst die Verletzungen. Da ließ man sich gepflegt die Gräten perforieren, brach sich die Haxe oder präsentierte stolz die zertrümmerte Kniescheibe. Doch heutzutage? Lesen sich die Verletzungen wie ein Anatomieseminar für Origami-Fetischisten: Claudia Pizarro hat neuerdings ein Loch im Latschen, Eddy Bravheit klagt über eine Muskelquetschung im Schenkel und Duisburgs Flori Fromlowitz hat’s mit der Libido. Doch das ist alles natürlich vollkommen lächerlich gegen die Krankengeschichte von Herthas Adrian Ramos, der sich nach einer Nagelbettentzündung am Mittelfinger zuletzt mit einer Zyste am Allerwertesten rumplagte und nun auch noch ein Furunkel am Oberschenkel sein eigen nennt. Klingt alles ziemlich unschön, ist aber halb so wild und irgendwie ja auch originell. Denn Stress mit dem Mittelfinger, fetter Ärger an der Backe und trotzdem noch eine Beule zwischen den Schenkeln – das kannten wir bislang nur als Curriculum vitae von Stefan Effenberg.
Tempo
Wenn das Spiel der eigenen Mannschaft philipplahmt und nichts zusammengeht, kann der Einzelne in der Regel auch nichts machen. Mitunter reicht jedoch schon eine vermeintlich unscheinbare Aktion, um wieder etwas Fahrt rein zu bringen: So ließ sich Tamas Hajnal, als sein VfB gegen den FC Augsburg eine Halbzeit lang mit dem Esprit eines Bauer-sucht-Frau-Bauern agierte, kurz entschlossen einen Schlag auf die Frontpartie verpassen, um sich daraufhin ein überdimensionales Taschentuch in den Rüssel zu schieben. Plötzlich lief's beim VfB und wir haben gelernt: Tempo ins Spiel zu bringen, kann manchmal doch ganz simpel sein.
Mission
Respekt, Herr Magath. Sie haben wirklich etwas bewegt. Die Graue Maus der Liga innerhalb weniger Monate zum Quatsch Comedy Club des Fußballs zu machen, ist schon eine reife Leistung. Wer sich von Fußballgott Eddy Kapllani persönlich abschießen lässt, muss einfach über eine gehörige Portion Schwarzer Humor verfügen. Beeindruckt uns aber nicht so sehr wie die Mission von Holger Stanislawski, dem das schier Unmögliche gelungen ist, 112 Jahre Kraichgauer Spießigkeit in kürzester Zeit zur Gähneration 2011 downzugraden. Wozu ein Doppelagent vom Kiez doch so alles in der Lage ist.
Tautologien
Es gibt ja Ticker-Meldungen, die so selbstverständlich sind, dass man sie sich im Grunde selbst ausdenken kann. „Lothar Matthäus als Nachfolger bei XY im Gespräch", „Felix Magath will Kader erweitern" oder „Marco Reus sagt Länderspiel ab" – allesamt komplett tautologisch. Regelrecht überflüssig war jedoch die Nachricht, die uns da vor wenigen Wochen ereilte: „Wiese-Wechsel im Winter möglich." Also bitte, an die Neuverlegung eines holländischen Rollrasens anstelle des zerfurchten Maulwurfackers in der Winterpause haben wir uns doch inzwischen gewöhnt. Hätte man uns nicht sagen müssen.
Nachtgedanken
Zum Schluss noch unser Lieblingszitat der vergangenen Wochen, frisch extrahiert aus dem Kleinhirn von Günther Oettinger: „Paris ist ein Kopfbahnhof, weil es westlich von Paris keine Menschen mehr gibt, sondern nur Kühe und Atlantik." Ist zwar – wie immer bei Oette – geistiger Dünnpfiff, aber irgendwie doch auch eine wunderschöne Metapher auf die Abseitsfalle.
Aufrufe: 14929 | Kommentare: 26 | Bewertungen: 45 | Erstellt:30.11.2011
ø 8.6
KOMMENTARE
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30.11.2011 | 02:18 Uhr
-1
Tollioli :
ich bin zu betrunken um was konstruktives beizutragen - geb aber erstmal 10 pkt und morgen sehen wir weiter
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