28.02.2012 um 00:03 Uhr
Geschrieben von Voegi
Liga-Lehren reloaded V
Shitstorm happens
Die Liga-Lehren melden sich zurück – mit einer Zeitreise ins Mittelalter, tibetanischer Schwangerschaftsgymnastik und einer Prise Otto:
Suppe
Das Ausbleiben einer Januar-Ausgabe der Liga-Lehren hat natürlich für Spekulationen gesorgt: Schreibblockade, Kreativpause, Zensur? Die Wahrheit ist wie üblich sehr viel ernüchternder: Felix Magaths wiederholter Kaufrausch hätte uns nur dazu veranlasst, die abgenudelten Gags aus der Kalauerkiste zu holen: „Kader mit der Dimension einer türkischen Hochzeitsgesellschaft", „Zustände wie bei der UN-Vollversammlung", „96 Beine, 42 Nationen, 1 Tribüne, 0 Bock" etc. – kennt man ja alles, wollten wir Euch ersparen. Zumal Arnd Zeigler in einem Anflug von investigativer Recherche ergründet hat, wie Felix denn nun auf seine Neuzugänge kommt. Nämlich durch wahllose Schüttelexperimente mit dem Kinderspielchen „Buchstabensuppe". Also nicht wundern, wenn sich demnächst ein kirgisischer Wunderstürmer namens Retrob Przsksky und das kongolesische Nachwuchstalent Lolu Mtebe nach Wolfsburg verirren.
Otto
Jüngsten Forschungen des Fips-Asmussen-Instituts für abgewrackte Komik zur Folge sind sämtliche nur denkbaren Scherze zu Ottos Rückkehr bereits durch die letzten Ausgaben der Alternativen Liste abgedeckt. Das müssen wir akzeptieren, wenngleich wir da noch ein paar uralten Pointen auf Lager gehabt hätten: Da hätten wir Herthas Jogging-Einheit durch den Grunewald schon mal als Greislauf-Übungen bezeichnet. Oder wären ins Zweifeln gekommen, wer eigentlich mehr sabbert: Opa Otto oder sein devoter Groupie Rolf T. bei einer Privat-PK auf dem Flokati am Kaminfeuer? Hätten uns gefragt, ob die Hertha sich als nun doch an dieser Fan-Initiative beteiligt „Gegen den modernen Fußball". Und hätten sachlich festgestellt, dass wohl sämtliche Ämter in Berlin neuerdings mit Über-70-Jährigen besetzt hätten. Aber wie gesagt: Hätten wir. Denn wir schon der alte Otto sagte: Hätte, hätte, Schlaftablette.
Semantik
Hertha ist aber nicht nur der masochistische Komparativ der Fußballgeschichte, sondern irgendwie auch ein unerschöpfliches Forschungsobjekt für unausgelastete Semantiker. Einige der brennendsten Fragen konnte aber unlängst einer Klärung zugeführt werden. So wissen wir spätestens seit dem Berliner Spielfeldstreik von Stuttgart, dass „Ottl" in der Tat einem Wort entstammt, dem auf unerklärliche Weise das „Tr" verloren ging. Doch dass MAIK FRANZ nun ein kryptisches Anagramm für „Firma Zank" und LUSTENBERGER für „Sturer Bengel" darstellen, ist genauso unbewiesen wie die Behauptung, dass sich Lell von „lallen" ableitet. Immerhin sorgte der Hertha-Manager aber mit seinen passgenauen Trainerverpflichtungen für einen Meilenstein in der Semantik-Forschung. Denn bei einem derart ausgefeilten Spürsinn für Trainertalente kann es keinen Zweifel mehr geben, wo der Begriff „Preetzision" seinen Ursprung hat.
Scheiße
Apropos Sprache und so: Eine Hamburger Sprachwissenschaftler-Jury hat den Anglizismus des Jahres gekürt und sich für derbe Wörtchen „Shitstorm" entschieden. Wir gratulieren herzlich, tun uns mit einer aussagekräftigen Übersetzung allerdings etwas schwer. Wenngleich Shitstorm ja so viel wie „Scheiß Sturm" bedeutet und dementsprechend irgendetwas mit Lauterns Offensivabteilung zu tun haben muss.
Tradition
Thomas Schaaf gehört bekanntlich nicht zu den progressivsten Vertretern seiner Zunft. Mit der Rhetorik eines Aspekte-Moderators und dem taktischen Pioniergeist eines Rolf Schafstall gilt er als eher altbackenes Trainer-Exemplar. Derart historisch gefärbte Mannschaftaufstellungen hätte man ihm dann aber doch nicht zugetraut: Hartherz, Füllkrug, Bargfrede, Affolter, Trybull – das klingt nach den Superstars der ewigen Mittelalter-Auswahl. Kein Wunder also, dass den Bremern in den ersten Spielen die Pest an den Füßen klebte. Vier Unentschieden in vier Spielen – da traute selbst Werders Thomas von Aquin seinen Augen nicht und entschied sich folgerichtig zur Anwendung eines Fielmann-Doppelmonokels, das dann in Hamburg endlich den heißbegehrten dreifachen Punktgewinn möglich machte. Woraus wir lernen: Auch traditionsbewusste Menschen haben mit Remiszenzen so ihr Probleme.
Nachwuchs
Aber apropos Mittelalter. Damit bezeichnet man ja auch eine beliebte Gouda-Variante. Großer Käse waren zuletzt jedoch auch die Darbietungen des FC Bayern (diese Überleitung ist übrigens unser Beitrag im Kampf um den Hölzernen Delling 2012). So konnte man angesichts der letzten Auftritte der Heynckes-Elf bei der Statistik auch getrost auf die Mittelsilbe verzichten. Zumal die Mannschaft in ihrer Unbeholfenheit und Ratlosigkeit wie eine Endlosschleife von „Gottschalk Live" wirkte. Das Problem des FC Bayern ist eben – genau wie das der Öffentlich-Rechtlichen – eine Frage des Nachwuchses. Das hat auch Jupp Heynckes erkannt und mit Franck Ribéry umgehend ein „befruchtendes Gespräch" geführt. Mit Erfolg: Der Franzose hat gegen die Schalker das Kind ganz allein geschaukelt. Bleibt nur die Frage, welche Rolle Mario Gomez in diesem Fruchtbarkeitsmodell spielt: FvTuTs These („Gomez muss gefüttert werden wir ein Baby") überzeugt da wenig. Dafür erinnert Gomez‘ Bewegungsablauf in diesen Tagen einfach zu sehr an tibetanische Schwangerschaftsgymnastik.
Delirium
Die schönsten hochprozentigen Anekdoten erzählt man sich ja noch immer über uns Ouzo. Die wohl hübscheste berichtet davon, wie Häuptling Jägermeister am Vorabend eines Bundesligaspiels unter dem Einfluss spirituoser Druckbetankung in der Lobby des Mannschaftshotels mit Früchten um sich warf. Ja, damals hatte der Suff noch Eleganz und Anmut. Heutzutage schädelt man sich dagegen ganz uninspririert auf der vereinseigenen Karnevalsparty ab und legt sich danach ins Bett. Ins Gleisbett, um genau zu sein. Doch selbst wenn Misos Brec-K.O. durchaus sinnbildlich für den Effzeh steht, dessen jüngste Auftritte irgendwo zwischen Verkehrsunfall und Delirium pendelten, sollte man die Geschichte doch einfach positiv betrachten: Immerhin ein Kölner, der mal wieder Punkte geholt hat.
Namenlos
Zur Ehrenrettung des Effzeh sei jedoch auf die jüngste Verletztenmisere der Domstädter verwiesen, in deren Zuge auch die Ersatzbank zunehmend ausgedünnt wirkte und sich zuletzt las wie das „Who is who" des „Who is that?". Also ziemlich genau wie eine Mannschaftsstellung des Freiburger Sportclubs, dessen Kader in der Winterpause ein magatheskes Facelifting erfuhr. Eine solche Mischung aus Namenlosigkeit und Unerfahrenheit kennt man sonst ja nur aus dem Cast eine US-Teenie-Films – oder von den Transfertipps der Südamerika-Scouts des FC Bayern.
Noch
…ein Hinweis: Otto beschrieb sich zuletzt als Herthas Spiritus rector. Bitte nicht verwechseln mit: Spirituosen-Direktor. Klingt zwar so ähnlich, ist aber noch immer der Ehrentitel von Udo Lattek. Dem nächsten Trainer in Wolfsburg...
Die Liga-Lehren melden sich zurück – mit einer Zeitreise ins Mittelalter, tibetanischer Schwangerschaftsgymnastik und einer Prise Otto:
Suppe
Das Ausbleiben einer Januar-Ausgabe der Liga-Lehren hat natürlich für Spekulationen gesorgt: Schreibblockade, Kreativpause, Zensur? Die Wahrheit ist wie üblich sehr viel ernüchternder: Felix Magaths wiederholter Kaufrausch hätte uns nur dazu veranlasst, die abgenudelten Gags aus der Kalauerkiste zu holen: „Kader mit der Dimension einer türkischen Hochzeitsgesellschaft", „Zustände wie bei der UN-Vollversammlung", „96 Beine, 42 Nationen, 1 Tribüne, 0 Bock" etc. – kennt man ja alles, wollten wir Euch ersparen. Zumal Arnd Zeigler in einem Anflug von investigativer Recherche ergründet hat, wie Felix denn nun auf seine Neuzugänge kommt. Nämlich durch wahllose Schüttelexperimente mit dem Kinderspielchen „Buchstabensuppe". Also nicht wundern, wenn sich demnächst ein kirgisischer Wunderstürmer namens Retrob Przsksky und das kongolesische Nachwuchstalent Lolu Mtebe nach Wolfsburg verirren.
Otto
Jüngsten Forschungen des Fips-Asmussen-Instituts für abgewrackte Komik zur Folge sind sämtliche nur denkbaren Scherze zu Ottos Rückkehr bereits durch die letzten Ausgaben der Alternativen Liste abgedeckt. Das müssen wir akzeptieren, wenngleich wir da noch ein paar uralten Pointen auf Lager gehabt hätten: Da hätten wir Herthas Jogging-Einheit durch den Grunewald schon mal als Greislauf-Übungen bezeichnet. Oder wären ins Zweifeln gekommen, wer eigentlich mehr sabbert: Opa Otto oder sein devoter Groupie Rolf T. bei einer Privat-PK auf dem Flokati am Kaminfeuer? Hätten uns gefragt, ob die Hertha sich als nun doch an dieser Fan-Initiative beteiligt „Gegen den modernen Fußball". Und hätten sachlich festgestellt, dass wohl sämtliche Ämter in Berlin neuerdings mit Über-70-Jährigen besetzt hätten. Aber wie gesagt: Hätten wir. Denn wir schon der alte Otto sagte: Hätte, hätte, Schlaftablette.
Semantik
Hertha ist aber nicht nur der masochistische Komparativ der Fußballgeschichte, sondern irgendwie auch ein unerschöpfliches Forschungsobjekt für unausgelastete Semantiker. Einige der brennendsten Fragen konnte aber unlängst einer Klärung zugeführt werden. So wissen wir spätestens seit dem Berliner Spielfeldstreik von Stuttgart, dass „Ottl" in der Tat einem Wort entstammt, dem auf unerklärliche Weise das „Tr" verloren ging. Doch dass MAIK FRANZ nun ein kryptisches Anagramm für „Firma Zank" und LUSTENBERGER für „Sturer Bengel" darstellen, ist genauso unbewiesen wie die Behauptung, dass sich Lell von „lallen" ableitet. Immerhin sorgte der Hertha-Manager aber mit seinen passgenauen Trainerverpflichtungen für einen Meilenstein in der Semantik-Forschung. Denn bei einem derart ausgefeilten Spürsinn für Trainertalente kann es keinen Zweifel mehr geben, wo der Begriff „Preetzision" seinen Ursprung hat.
Scheiße
Apropos Sprache und so: Eine Hamburger Sprachwissenschaftler-Jury hat den Anglizismus des Jahres gekürt und sich für derbe Wörtchen „Shitstorm" entschieden. Wir gratulieren herzlich, tun uns mit einer aussagekräftigen Übersetzung allerdings etwas schwer. Wenngleich Shitstorm ja so viel wie „Scheiß Sturm" bedeutet und dementsprechend irgendetwas mit Lauterns Offensivabteilung zu tun haben muss.
Tradition
Thomas Schaaf gehört bekanntlich nicht zu den progressivsten Vertretern seiner Zunft. Mit der Rhetorik eines Aspekte-Moderators und dem taktischen Pioniergeist eines Rolf Schafstall gilt er als eher altbackenes Trainer-Exemplar. Derart historisch gefärbte Mannschaftaufstellungen hätte man ihm dann aber doch nicht zugetraut: Hartherz, Füllkrug, Bargfrede, Affolter, Trybull – das klingt nach den Superstars der ewigen Mittelalter-Auswahl. Kein Wunder also, dass den Bremern in den ersten Spielen die Pest an den Füßen klebte. Vier Unentschieden in vier Spielen – da traute selbst Werders Thomas von Aquin seinen Augen nicht und entschied sich folgerichtig zur Anwendung eines Fielmann-Doppelmonokels, das dann in Hamburg endlich den heißbegehrten dreifachen Punktgewinn möglich machte. Woraus wir lernen: Auch traditionsbewusste Menschen haben mit Remiszenzen so ihr Probleme.
Nachwuchs
Aber apropos Mittelalter. Damit bezeichnet man ja auch eine beliebte Gouda-Variante. Großer Käse waren zuletzt jedoch auch die Darbietungen des FC Bayern (diese Überleitung ist übrigens unser Beitrag im Kampf um den Hölzernen Delling 2012). So konnte man angesichts der letzten Auftritte der Heynckes-Elf bei der Statistik auch getrost auf die Mittelsilbe verzichten. Zumal die Mannschaft in ihrer Unbeholfenheit und Ratlosigkeit wie eine Endlosschleife von „Gottschalk Live" wirkte. Das Problem des FC Bayern ist eben – genau wie das der Öffentlich-Rechtlichen – eine Frage des Nachwuchses. Das hat auch Jupp Heynckes erkannt und mit Franck Ribéry umgehend ein „befruchtendes Gespräch" geführt. Mit Erfolg: Der Franzose hat gegen die Schalker das Kind ganz allein geschaukelt. Bleibt nur die Frage, welche Rolle Mario Gomez in diesem Fruchtbarkeitsmodell spielt: FvTuTs These („Gomez muss gefüttert werden wir ein Baby") überzeugt da wenig. Dafür erinnert Gomez‘ Bewegungsablauf in diesen Tagen einfach zu sehr an tibetanische Schwangerschaftsgymnastik.
Delirium
Die schönsten hochprozentigen Anekdoten erzählt man sich ja noch immer über uns Ouzo. Die wohl hübscheste berichtet davon, wie Häuptling Jägermeister am Vorabend eines Bundesligaspiels unter dem Einfluss spirituoser Druckbetankung in der Lobby des Mannschaftshotels mit Früchten um sich warf. Ja, damals hatte der Suff noch Eleganz und Anmut. Heutzutage schädelt man sich dagegen ganz uninspririert auf der vereinseigenen Karnevalsparty ab und legt sich danach ins Bett. Ins Gleisbett, um genau zu sein. Doch selbst wenn Misos Brec-K.O. durchaus sinnbildlich für den Effzeh steht, dessen jüngste Auftritte irgendwo zwischen Verkehrsunfall und Delirium pendelten, sollte man die Geschichte doch einfach positiv betrachten: Immerhin ein Kölner, der mal wieder Punkte geholt hat.
Namenlos
Zur Ehrenrettung des Effzeh sei jedoch auf die jüngste Verletztenmisere der Domstädter verwiesen, in deren Zuge auch die Ersatzbank zunehmend ausgedünnt wirkte und sich zuletzt las wie das „Who is who" des „Who is that?". Also ziemlich genau wie eine Mannschaftsstellung des Freiburger Sportclubs, dessen Kader in der Winterpause ein magatheskes Facelifting erfuhr. Eine solche Mischung aus Namenlosigkeit und Unerfahrenheit kennt man sonst ja nur aus dem Cast eine US-Teenie-Films – oder von den Transfertipps der Südamerika-Scouts des FC Bayern.
Noch
…ein Hinweis: Otto beschrieb sich zuletzt als Herthas Spiritus rector. Bitte nicht verwechseln mit: Spirituosen-Direktor. Klingt zwar so ähnlich, ist aber noch immer der Ehrentitel von Udo Lattek. Dem nächsten Trainer in Wolfsburg...
Aufrufe: 10468 | Kommentare: 27 | Bewertungen: 42 | Erstellt:28.02.2012
ø 9.5
KOMMENTARE
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28.02.2012 | 14:59 Uhr
-4
snap :
ich versteh immer nicht so ganz warum alle so überteiben mit ihren lobeshymnen. es ist natürlich an einigen stellen witzig aber ich sehe da keinen großen unterschied zur AL...
finde mittlerweile die AL sogar deutlich besser.
vllt. haben user hier eine art welpenschutz gegenüber gelernten journalisten, or whatever.
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28.02.2012 | 14:42 Uhr
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0
28.02.2012 | 13:50 Uhr
-1
"Kein Wunder also, dass den Bremern in den ersten Spielen die Pest an den Füßen klebte"
0
28.02.2012 | 13:34 Uhr
-1
Peter394192 : endlich!
sehr sehr geil!nach den vielen alternativen listen die eher verkrampft als ungezwungen lesbar waren, endlich wieder die liga lehren.
brilliant wie immer!
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Delirium und Tradition sind meine Favoritten.