28.03.2012 um 22:45 Uhr
Geschrieben von Voegi
Liga-Lehren reloaded VI
Der innere Guerrero
Der kulturelle Wert der Liga ist unübersehbar: Ribéry übt sich in naiver Malerei, Novakovic gibt den feinsinnigen Humoristen und Bremens Arnautovic begeistert mit einem guerreroesken Method-Acting. Alles in allem nur noch eine Frage der Zeit, ehe sich ARTE die Übertragungsrechte sichert:
Ruccola
Wir hatten es ja befürchtet: Für Otto Rehhagel bedeuten die Aufgaben seines neuen Jobs eine kontinuierliche Herausforderung, die er nur mit einem Höchstmaß an Kreativität und Spontaneität wird bewältigen können. Noch dazu wenn die eigene Mannschaft klingt wie das Neuköllner Ghettoblaster-Ensemble. Doch irgendwann – das kennt man vom Gedächtniskreis im Seniorenheim – hilft eben nur noch assoziatives Denken. Weshalb Otto seinen neuen Lieblingsspieler namens Perdedaj kurzerhand in „Paradise" umgetauft hat – das erinnert ihn an die gute alte Zeit in Griechenland. Sollten – wie zu erwarten – noch weitere Schwierigkeiten beim Einprägen der Spielernamen entstehen, hätten wir da ein paar leicht zu merkende Umbenennungsvorschläge: Dieser komische Georgier auf Links wäre dann einfach Omas Waschlilie. Für Lustenberger stünde das inhaltlich viel treffendere „Frust und Ärger" stellvertretend. Ben-Hatira wäre in Anlehnung an den deutschen Ruder-Triumph bei den Olympischen Spielen 1936 (Otto erinnert sich gewiss) nunmehr der „Männer-Vierer". Und sollte Rukavytsya einen Platz in Ottos Stammelf beanspruchen, müsste er dann eben als „Ruccola-Pizza" firmieren. Alles eine Frage der Assoziation.
Elend
Doch lassen wir uns von dem namentlichen Einfallsreichtum nicht blenden: Die Hertha ist neben Effzeh und FCK derzeit so etwas wie die Schambeinentzündung des deutschen (Profi-)Fußballs mit dem Fremdschämpotential einer RTL-Doku-Soap – oder eines Fieldinterviews mit Kevin Großkreutz (macht sprachkulturell gesehen aber eh keinen Unterschied). Einen vorderen Platz in der Hitparade des Elends hat sich die Hertha mit dem Auswärtssieg von Mainz aber selbst versaut. So bleibt nur ein enttäuschender vierter Rang. Platz 3 geht an Franck Ribéry und seine künstlerisch fragwürdige Boxer-Shorts aus dem Zyklus „Naive Malerei in erogenen Zonen". Knapp davor Dauerbrenner Miliv-Oh Je! Novakovic mit seinem Hannoveraner Stand-Up & Fall-Down-Programm „Aus dem Leben eines Treffenichts". Unangefochten an der Spitze aber nach wie vor und wohl auf unabsehbare Zukunft der HSV an sich, quasi als sich selbst zerstörendes Gesamtkunstwerk. Glückwunsch.
Knobelgate
Bayerns Franzose brillierte zuletzt aber nicht nur durch seine pittoreske Genitalverhüllung. Auch die Art und Weise, in der er mit Toni Kroos die Freistoßausführung gegen Schambeinentzündung BSC ermittelte, sorgte für Aufsehen. Stein – Schere – Papier – wirkte jetzt auf den ersten Anschein ein bisschen unsportlich, ist beim Blick in die bayrische Vereinshistorie aber genauso ein Kinderkram wie Ribérys Unterhose. Schließlich haben Beckenbauer & Co. in den 70er Jahren vor der Freistoßausführung doch immer erst eine Partie Schafkopf gedroschen, um den Schützen zu ermitteln. Von einer Demütigung des Gegners kann also keine Rede sein. Zumal Schnick-Schnack-Schnuck ja wohl auch Preetz‘ Lieblingsspielchen sein soll, wenn er den nächsten Hertha-Trainer ausknobeln will.
Cholera
Das Leben eines Bundesliga-Profis ist ein hartes Brot. Heldenverehrung, Überstunden, chronische Unterbezahlung, Felix Magath – genau genommen ein Fall für die Arbeitsgerichte. Kein Wunder also, dass manch Kicker angesichts solcher Widrigkeiten die cholerische Aura eines Stefan Effenberg im Infight mit einem Streifenpolizisten offenbart. Da kann es dann schon einmal vorkommen, dass ein Paolo Gurrero, wenn die Galle die verbliebenen Restsynapsen infiltriert, zur Flasche greift. Doch in der Folge des Watter(bottle)-Gates zeigte sich Guerrillarrero zuletzt ungleich relaxter – bis VfB-Keeper Ulreich mit seinem provokativen Eckfahnenausflug die Metamorphose zum HSV-Hulk auslöste. Dass man die eigene Übellaunigkeit aber auch durchaus konstruktiv verarbeiten kann, bewies hingegen Werders Arnautovic. Der Bremer Teilzeitstürmer, für gewöhnlich mit dem Frohsinn eines sibirischen Friedhofsgärtners gesegnet, griff zu weitaus harmloseren Maßnahmen, um sich den inneren Guerrero von der Seele zu grätschen. Doch so sympathisch die Idee auch war, mit dem eigenen Vierbeiner im Garten herumzutollen, um wieder in das mentale Gleichgewicht kommen, so dramatisch sind die Konsequenzen: Innenbandriss. Mehrere Wochen Pause. Schafft ein Guerrero auch ohne sich zu verletzten.
Kurzwaren
Wir wollen uns beim FCK bedanken: Selten hat uns eine Trainerentlassung ein derartiges Füllhorn an Kalaueroptionen geliefert. Von denen wir gleichwohl nur die Feinsten zum Besten geben wollen: Lautern kommt Gewerkschaften entgegen und beendet Kurzarbeit. Kurz-Schluss-Reaktion beim FCK. Kurz-Urlaub mitten in der Saison. Rote Teufel machen Kurzen Prozess. Und so weiter… Lag alles quasi auf der Hand – und doch irgendwie ein Kuntz-Stück.
Perspektive
Das Aktuelle Sportstudio, genau: diese beckmanneske Psychotherapiesetzung mit den kleinen Einspielfilmchen, musste also jetzt einmal ohne Patien… Talkgast auskommen. Weil sich Robert Lewandowski, der alte Schlawiner, „versehentlich" in einen Stau chauffieren ließ. Frei nach dem Motto: Lieber auf der Straße stehen, als Steini in die Augen sehen. Ein Sportstudio ohne Interviewpartner – wir finden, das ist ein guter Anfang. Jetzt nur noch den Moderator abschaffen und die Sendung könnte was werden. Was im Übrigen auch die Strategie der ARD-Programmdirektoren für „Gottschalk Live" darstellt.
Wette
Apropos aussichtslose Sendeformate: Dem allseits beklagten Mangel an kreativen Wettideen für Wetten dass..? wollen wir mit folgendem Vorschlag entgegentreten: Wir wetten, dass wir anhand der Mannschaftsaufstellung eines Bundesliga-Clubs erkennen können, wo ihr Trainer unter der Woche essen war. Zugegeben, bei Felix Magath läuft das zwangsläufig jedes Mal auf irgendeinen XXL-Schuppen („All you can eat") hinaus. Aber dass Jupp Heynckes vergangene Woche wieder mal bei seinem Stamm-Kroaten eingekehrt ist (Grillteller Prolic), steht für uns außer Zweifel. Und Krassimir Balakov dürfte seine Mahlzeit in der örtlichen Krankenhauskantine eingenommen haben. Allein bei Thomas Schaaf sind wir uns noch etwas unschlüssig. Wir schwanken zwischen Sterne-Restaurant und Reibekuchen-Bude. Jedenfalls irgendwas mit übersichtlicher Speisekarte.
Der Plan
Bliebe noch eine Frage: Wie ist man im Fußball eigentlich erfolgreich? Wie sieht er aus, dieser teuflische Plan, der Triumph und Glückseligkeit verheißt? Wie um alles in der Welt erklimmt man den Olymp des runden Leders? Wer wüsste dies besser als der Gott der Fußball-Trainer?! Wir verweisen also einfach auf Lucy Favre: „Die Plan ist, eine gute Leistung zu bringe!". Fußball ist eben doch ganz einfach.
Der kulturelle Wert der Liga ist unübersehbar: Ribéry übt sich in naiver Malerei, Novakovic gibt den feinsinnigen Humoristen und Bremens Arnautovic begeistert mit einem guerreroesken Method-Acting. Alles in allem nur noch eine Frage der Zeit, ehe sich ARTE die Übertragungsrechte sichert:
Ruccola
Wir hatten es ja befürchtet: Für Otto Rehhagel bedeuten die Aufgaben seines neuen Jobs eine kontinuierliche Herausforderung, die er nur mit einem Höchstmaß an Kreativität und Spontaneität wird bewältigen können. Noch dazu wenn die eigene Mannschaft klingt wie das Neuköllner Ghettoblaster-Ensemble. Doch irgendwann – das kennt man vom Gedächtniskreis im Seniorenheim – hilft eben nur noch assoziatives Denken. Weshalb Otto seinen neuen Lieblingsspieler namens Perdedaj kurzerhand in „Paradise" umgetauft hat – das erinnert ihn an die gute alte Zeit in Griechenland. Sollten – wie zu erwarten – noch weitere Schwierigkeiten beim Einprägen der Spielernamen entstehen, hätten wir da ein paar leicht zu merkende Umbenennungsvorschläge: Dieser komische Georgier auf Links wäre dann einfach Omas Waschlilie. Für Lustenberger stünde das inhaltlich viel treffendere „Frust und Ärger" stellvertretend. Ben-Hatira wäre in Anlehnung an den deutschen Ruder-Triumph bei den Olympischen Spielen 1936 (Otto erinnert sich gewiss) nunmehr der „Männer-Vierer". Und sollte Rukavytsya einen Platz in Ottos Stammelf beanspruchen, müsste er dann eben als „Ruccola-Pizza" firmieren. Alles eine Frage der Assoziation.
Elend
Doch lassen wir uns von dem namentlichen Einfallsreichtum nicht blenden: Die Hertha ist neben Effzeh und FCK derzeit so etwas wie die Schambeinentzündung des deutschen (Profi-)Fußballs mit dem Fremdschämpotential einer RTL-Doku-Soap – oder eines Fieldinterviews mit Kevin Großkreutz (macht sprachkulturell gesehen aber eh keinen Unterschied). Einen vorderen Platz in der Hitparade des Elends hat sich die Hertha mit dem Auswärtssieg von Mainz aber selbst versaut. So bleibt nur ein enttäuschender vierter Rang. Platz 3 geht an Franck Ribéry und seine künstlerisch fragwürdige Boxer-Shorts aus dem Zyklus „Naive Malerei in erogenen Zonen". Knapp davor Dauerbrenner Miliv-Oh Je! Novakovic mit seinem Hannoveraner Stand-Up & Fall-Down-Programm „Aus dem Leben eines Treffenichts". Unangefochten an der Spitze aber nach wie vor und wohl auf unabsehbare Zukunft der HSV an sich, quasi als sich selbst zerstörendes Gesamtkunstwerk. Glückwunsch.
Knobelgate
Bayerns Franzose brillierte zuletzt aber nicht nur durch seine pittoreske Genitalverhüllung. Auch die Art und Weise, in der er mit Toni Kroos die Freistoßausführung gegen Schambeinentzündung BSC ermittelte, sorgte für Aufsehen. Stein – Schere – Papier – wirkte jetzt auf den ersten Anschein ein bisschen unsportlich, ist beim Blick in die bayrische Vereinshistorie aber genauso ein Kinderkram wie Ribérys Unterhose. Schließlich haben Beckenbauer & Co. in den 70er Jahren vor der Freistoßausführung doch immer erst eine Partie Schafkopf gedroschen, um den Schützen zu ermitteln. Von einer Demütigung des Gegners kann also keine Rede sein. Zumal Schnick-Schnack-Schnuck ja wohl auch Preetz‘ Lieblingsspielchen sein soll, wenn er den nächsten Hertha-Trainer ausknobeln will.
Cholera
Das Leben eines Bundesliga-Profis ist ein hartes Brot. Heldenverehrung, Überstunden, chronische Unterbezahlung, Felix Magath – genau genommen ein Fall für die Arbeitsgerichte. Kein Wunder also, dass manch Kicker angesichts solcher Widrigkeiten die cholerische Aura eines Stefan Effenberg im Infight mit einem Streifenpolizisten offenbart. Da kann es dann schon einmal vorkommen, dass ein Paolo Gurrero, wenn die Galle die verbliebenen Restsynapsen infiltriert, zur Flasche greift. Doch in der Folge des Watter(bottle)-Gates zeigte sich Guerrillarrero zuletzt ungleich relaxter – bis VfB-Keeper Ulreich mit seinem provokativen Eckfahnenausflug die Metamorphose zum HSV-Hulk auslöste. Dass man die eigene Übellaunigkeit aber auch durchaus konstruktiv verarbeiten kann, bewies hingegen Werders Arnautovic. Der Bremer Teilzeitstürmer, für gewöhnlich mit dem Frohsinn eines sibirischen Friedhofsgärtners gesegnet, griff zu weitaus harmloseren Maßnahmen, um sich den inneren Guerrero von der Seele zu grätschen. Doch so sympathisch die Idee auch war, mit dem eigenen Vierbeiner im Garten herumzutollen, um wieder in das mentale Gleichgewicht kommen, so dramatisch sind die Konsequenzen: Innenbandriss. Mehrere Wochen Pause. Schafft ein Guerrero auch ohne sich zu verletzten.
Kurzwaren
Wir wollen uns beim FCK bedanken: Selten hat uns eine Trainerentlassung ein derartiges Füllhorn an Kalaueroptionen geliefert. Von denen wir gleichwohl nur die Feinsten zum Besten geben wollen: Lautern kommt Gewerkschaften entgegen und beendet Kurzarbeit. Kurz-Schluss-Reaktion beim FCK. Kurz-Urlaub mitten in der Saison. Rote Teufel machen Kurzen Prozess. Und so weiter… Lag alles quasi auf der Hand – und doch irgendwie ein Kuntz-Stück.
Perspektive
Das Aktuelle Sportstudio, genau: diese beckmanneske Psychotherapiesetzung mit den kleinen Einspielfilmchen, musste also jetzt einmal ohne Patien… Talkgast auskommen. Weil sich Robert Lewandowski, der alte Schlawiner, „versehentlich" in einen Stau chauffieren ließ. Frei nach dem Motto: Lieber auf der Straße stehen, als Steini in die Augen sehen. Ein Sportstudio ohne Interviewpartner – wir finden, das ist ein guter Anfang. Jetzt nur noch den Moderator abschaffen und die Sendung könnte was werden. Was im Übrigen auch die Strategie der ARD-Programmdirektoren für „Gottschalk Live" darstellt.
Wette
Apropos aussichtslose Sendeformate: Dem allseits beklagten Mangel an kreativen Wettideen für Wetten dass..? wollen wir mit folgendem Vorschlag entgegentreten: Wir wetten, dass wir anhand der Mannschaftsaufstellung eines Bundesliga-Clubs erkennen können, wo ihr Trainer unter der Woche essen war. Zugegeben, bei Felix Magath läuft das zwangsläufig jedes Mal auf irgendeinen XXL-Schuppen („All you can eat") hinaus. Aber dass Jupp Heynckes vergangene Woche wieder mal bei seinem Stamm-Kroaten eingekehrt ist (Grillteller Prolic), steht für uns außer Zweifel. Und Krassimir Balakov dürfte seine Mahlzeit in der örtlichen Krankenhauskantine eingenommen haben. Allein bei Thomas Schaaf sind wir uns noch etwas unschlüssig. Wir schwanken zwischen Sterne-Restaurant und Reibekuchen-Bude. Jedenfalls irgendwas mit übersichtlicher Speisekarte.
Der Plan
Bliebe noch eine Frage: Wie ist man im Fußball eigentlich erfolgreich? Wie sieht er aus, dieser teuflische Plan, der Triumph und Glückseligkeit verheißt? Wie um alles in der Welt erklimmt man den Olymp des runden Leders? Wer wüsste dies besser als der Gott der Fußball-Trainer?! Wir verweisen also einfach auf Lucy Favre: „Die Plan ist, eine gute Leistung zu bringe!". Fußball ist eben doch ganz einfach.
Aufrufe: 10350 | Kommentare: 15 | Bewertungen: 43 | Erstellt:28.03.2012
ø 9.3
KOMMENTARE
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30.03.2012 | 20:15 Uhr
0
DocSportello :
"Der Bremer Teilzeitstürmer, für gewöhnlich mit dem Frohsinn eines sibirischen Friedhofsgärtners gesegnet..."0
30.03.2012 | 18:40 Uhr
0
mayoble :
gerade Arnautovic Bratwurst gegooglet. Kommt man gar nicht hier her! Das ist eine gottverdammte Schande, denn das hier sollten alle lesen! Wie jeden Monat!Außerdem ist Twitter sowieso albern. Bringt ja offensichtlich nix!
0
30.03.2012 | 13:37 Uhr
0
Gnanag :
Wie immer ein Genuß zum Lesen.Besonders lachen musste ich bei diesem Satz: "Boxer-Shorts aus dem Zyklus „Naive Malerei in erogenen Zonen".". Herrlich
1
30.03.2012 | 11:43 Uhr
0
Moz : Stajek
Ganz stark! Lautern beendet Kurzarbeit....find ich ganz groß! Musste so lachen, dass die Kollegen im Nebenbüro jetzt wissen, dass ich im Moment wohl etwas abgelenkt von der Arbeit bin....
5
30.03.2012 | 11:26 Uhr
0
Matthi10 : @Voegi
ganz großes Kino... Wenn man da so allein vor seinem Rechner kauert und echt laut lachen muss, dann ist es sehr gelungen... Passiert mir sonst nur bei 'How i met your mother' Bravo
2
30.03.2012 | 11:20 Uhr
0
muffa05 :
Hat wie immer Spaß gemacht das zu lesen. Wie kommen dir nur immer die Ideen?
1
30.03.2012 | 11:02 Uhr
0
Ab jetzt werden mich sämtliche Maildatenbankserver meines Arbeitgebers spätestens ab dem 25. jeden Monat daran erinnern.
Wär doch gelacht, wenn ich als ITler mir selbst was merken müsste...
Geil voegi!
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