01.05.2012 um 13:00 Uhr
Geschrieben von Voegi
Liga-Lehren reloaded VII
Standing Ovulations
Wir blicken zurück auf den Monat der Entscheidungen und entlarven dabei einige medizinische Phänomene. Von Kölner Alkoholabusus über Dortmunder Ovulationen bis zu Bremer Gleichgewichtsstörungen. Die Liga-Lehren des Aprils gehen diesmal auch als Gastbeitrag für die Apotheken-Umschau durch:
Nüchtern
Mit dem Effzeh ist das ja ein bisschen so wie mit der FDP: Keiner nimmt ihn mehr ernst, allein seine Existenz wirkt belustigend und alle nur denkbaren Scherze wurden über ihn bereits gemacht. Weshalb wir jetzt auch gar nicht zynisch anmerken wollen, dass ein Präsident mit dem Namen „Spinner" der richtige Mann sein muss für einen Club, in dem man Konzeption für den Empfangsbereich eines Hotels hält. Und wir sehen auch davon ab, Slibowitz Peszkos Taxi-Stand Up als einzig wirklich berauschenden Auftritt eines Effzeh-Profis in der Rückrunde zu werten. Die darin steckende Ehrlichkeit muss man jedoch würdigen: Denn das, was der 1. FC Köln in letzter Zeit so dargeboten hat, ist nüchtern einfach nicht mehr zu ertragen.
Enthaltsam
Apropos Abschied: In stiller Trauer, aber ohne größeres Bedauern nehmen wir Abschied vom FCK, einem Verein, der die Askese zur Corporate Identity gemacht hat. Der 1. FC Ramadan hat der Enthaltsamkeit in Deutschland zu ungeahnter Popularität verholfen. So lag die Wahrscheinlichkeit, gegen den FCK ein Gegentor zu kassieren, zuletzt irgendwo zwischen Sechser im Lotto, vom Blitz getroffen werden und gewonnener Zweikampf von Pedro Geromel. Unter dem Gesichtspunkt muss man der Hertha dann also wohl gleich doppelt gratulieren.
Nuklear
Zur Ehrenrettung der Hertha sei jedoch angemerkt, dass selbst der neue alte Deutschen Meister Opfer dieses seltenen Naturschauspiels wurde. Allerdings auch nur, weil Felipe Santanas GPS-Signal in der Pfälzer Prärie kurzzeitig ausgefallen war. Letztlich also nur ein schwacher Trost für die Berliner, deren wahrscheinlicher Abstieg in erster Linie mit unlauteren Maßnahmen der Konkurrenz zusammenhängt. Oder wie sollen wir sonst Jos Luhukay verstehen, demzufolge seine Mannschaft jetzt dringend eine „Abschaltung" brauche. Während die Augsburger also bis zuletzt die Kernkraft favorisiert haben, setzt man bei der Hertha mit Otto Rehhagel weiterhin auf einen fossilen Energieträger.
Semantisch
Die Pleite von Dortmund hat man in München inzwischen erfolgreich verdrängt. Zumal die Bundesliga für den FCB dieser Tage den gleichen Stellenwert besitzt wie Sparsamkeit für Felix Magath. Die Gründe für die Niederlage sind somit wohl nur in semantischer Hinsicht von Belang. Denn dass Robben mit zwei grandiosen Einzelleistungen die Meisterschaftsentscheidung herbeigeführt hat, dürfte niemanden verwundern. Schließlich bezeichnet man divenhafte Solistenstücken doch als: Arjen. Das hat ihm Neven „Das keifende Palindrom" Subotic aber schon im vertraulichen Zwiegespräch erklärt.
Erotisch
Beim FC Bayern praktiziert man derzeit also Wechselspielchen, wie man sie sonst nur aus dem Swinger-Club kennt. Doch Jupps geile Rotationsmaschine „Modell Ottmar 2000" ist nur eine von vielen hocherotischen Darbietungen der Liga zum Ende der Saison. Besonders erregend und künstlerisch wertvoll: Jürgen Klopps Seitenlinienscharade, die nur pantomimische Kenner als frivole Darstellung eines vorzeitigen Eisprungs enttarnten. Und selbst die vorzeitige Abfahrt des Schalker Mannschaftsbusses aus Augsburg diente allein dem Zwecke der Fruchtbarkeit, verursachte sie doch Huntelaars Nachkommen.
Alternativ
Echte Kultstars sind in der Liga ja zur Rarität geworden. Seit @HansSarpei nur noch borisbeckereske Tweets wie „Glückwunsch, Bayern" in die Welt aussendet und Bruno Laber-Dia plötzlich mit Taktik spielt, bleibt uns als letzter verbliebener Typ nur noch Freiburgs Christian Streich – eine genetische Kreuzung aus Mann in den Bergen und Johann Mühlegg. Der drolligste Kauz der Liga wurde denn auch im Sportstudio dem üblichen Psycho-Check unterzogen. Überraschendes Fazit: Streich ist bescheiden, alternativ, komisch – halt irgendwie anders. Können wir getrost als Streich-Resultat verbuchen.
Sonnig
Rätsel gibt derweil der mögliche Transfer von Tim Wiese nach Hoffenheim auf. Allein der Gedanke an He-Man(lein) im Kraichgau wirkt dabei so befremdlich wie die Vorstellung von Uli Hoeneß als Spitzenkandidat der Piratenpartei. Doch ob es wirklich zu diesem spektakulären Wechsel kommt, ist nach wie vor ungewiss. Gerüchten zu Folge soll Wiese nämlich den Hoffenheimer Trikotsponsor „Suntech" leicht missinterpretiert haben („Tech oder Point – alles dasselbe"). Womöglich betrachtet er Hoffenheim aber auch nur als Durchgangsstation – zur SG Sonnenhof-Großaspach. Vielleicht sollte Wiese also die Spar-Gel!-Zeit einfach mal wörtlich nehmen – zwecks Belüftung des Oberstübchens.
Passend
Für noch größere Irritationen sorgte zuletzt jedoch Chelseas Verpflichtung von Marko Marin. Wer sich das CL-Rückspiel der Londoner in Barcelona angeschaut hat, dürfte von diesem Transfer gleichwohl nicht sonderlich überrascht sein. Denn so tief wie die Blues standen und sich mit zunehmender Spieldauer immer weiter fallen ließen, passt Marin einfach perfekt zu ihnen. Sich-Fallen-Lassen gehört schließlich zu seinen absoluten Stärken.
Zeitgemäß
Neben Marin verlassen mit Raul und Ballack zwei weitere Weltstars die Bundesliga. Nur der olle HSV kann sich mal wieder nicht von der Liga trennen. Was den Kaiser jedoch nicht dazu veranlasste, Kumpel Uwe eine Glückwunsch-SMS zu schicken: „Die Zeiten dafür sind vorbei". Ja, damals zu Hamburgs Europapokalsieg 1977 hat man sich noch per Handy-Kurznachricht gratuliert – aber heute ist man auf solche antiquierte Kommunikationsmittel nicht mehr angewiesen. Gibt ja noch Rauchzeichen und Brieftauben.
Modisch
Unter modischen Gesichtspunkten sind die letzten Spieltage einer Saison mit der Präsentation der neuen Mannschaftsuniform ein eher fragwürdiges Vergnügen. Wobei Schalkes Schreibmaschinen-Beflockung und Hoffenheims Sütterlin-Hieroglyphen eher harmlos sind gegen den optischen Schienbeintritt, den der FC Bayern seinen Fans versetzt hat. Blütenweiß mit neonorangenen Textmarker-Applikationen. Oder offiziell: Infrarot. Für Bayern-Auswärtsspiele wird man ab jetzt wohl ein Nachtsichtgerät brauchen.
Meisterlich
Last but not least ein herzlicher Glückwunsch an den BVB, der die letzten beiden Meisterschaften für sich entscheiden konnte, was nach Adam Großkreutz einer Quote von weit über 200% entsprechen dürfte. Ein großes Kunststück war dies, wie der promillente BVB-Trainer im Bierlog mit seinem Manager bekundete, allerdings nicht. Mit der Mannschaft, die der ihm da zusammengestellt habe, hätte das jeder geschafft. Peter Neururer soll sich bei Vernehmen dieses Statements denn auch gleich stolz auf die leicht belockte Schulter geschlagen haben. Als personifizierter Jedermann-Trainer und damit Quasi-Meister darf man das ja auch.
Wir blicken zurück auf den Monat der Entscheidungen und entlarven dabei einige medizinische Phänomene. Von Kölner Alkoholabusus über Dortmunder Ovulationen bis zu Bremer Gleichgewichtsstörungen. Die Liga-Lehren des Aprils gehen diesmal auch als Gastbeitrag für die Apotheken-Umschau durch:
Nüchtern
Mit dem Effzeh ist das ja ein bisschen so wie mit der FDP: Keiner nimmt ihn mehr ernst, allein seine Existenz wirkt belustigend und alle nur denkbaren Scherze wurden über ihn bereits gemacht. Weshalb wir jetzt auch gar nicht zynisch anmerken wollen, dass ein Präsident mit dem Namen „Spinner" der richtige Mann sein muss für einen Club, in dem man Konzeption für den Empfangsbereich eines Hotels hält. Und wir sehen auch davon ab, Slibowitz Peszkos Taxi-Stand Up als einzig wirklich berauschenden Auftritt eines Effzeh-Profis in der Rückrunde zu werten. Die darin steckende Ehrlichkeit muss man jedoch würdigen: Denn das, was der 1. FC Köln in letzter Zeit so dargeboten hat, ist nüchtern einfach nicht mehr zu ertragen.
Enthaltsam
Apropos Abschied: In stiller Trauer, aber ohne größeres Bedauern nehmen wir Abschied vom FCK, einem Verein, der die Askese zur Corporate Identity gemacht hat. Der 1. FC Ramadan hat der Enthaltsamkeit in Deutschland zu ungeahnter Popularität verholfen. So lag die Wahrscheinlichkeit, gegen den FCK ein Gegentor zu kassieren, zuletzt irgendwo zwischen Sechser im Lotto, vom Blitz getroffen werden und gewonnener Zweikampf von Pedro Geromel. Unter dem Gesichtspunkt muss man der Hertha dann also wohl gleich doppelt gratulieren.
Nuklear
Zur Ehrenrettung der Hertha sei jedoch angemerkt, dass selbst der neue alte Deutschen Meister Opfer dieses seltenen Naturschauspiels wurde. Allerdings auch nur, weil Felipe Santanas GPS-Signal in der Pfälzer Prärie kurzzeitig ausgefallen war. Letztlich also nur ein schwacher Trost für die Berliner, deren wahrscheinlicher Abstieg in erster Linie mit unlauteren Maßnahmen der Konkurrenz zusammenhängt. Oder wie sollen wir sonst Jos Luhukay verstehen, demzufolge seine Mannschaft jetzt dringend eine „Abschaltung" brauche. Während die Augsburger also bis zuletzt die Kernkraft favorisiert haben, setzt man bei der Hertha mit Otto Rehhagel weiterhin auf einen fossilen Energieträger.
Semantisch
Die Pleite von Dortmund hat man in München inzwischen erfolgreich verdrängt. Zumal die Bundesliga für den FCB dieser Tage den gleichen Stellenwert besitzt wie Sparsamkeit für Felix Magath. Die Gründe für die Niederlage sind somit wohl nur in semantischer Hinsicht von Belang. Denn dass Robben mit zwei grandiosen Einzelleistungen die Meisterschaftsentscheidung herbeigeführt hat, dürfte niemanden verwundern. Schließlich bezeichnet man divenhafte Solistenstücken doch als: Arjen. Das hat ihm Neven „Das keifende Palindrom" Subotic aber schon im vertraulichen Zwiegespräch erklärt.
Erotisch
Beim FC Bayern praktiziert man derzeit also Wechselspielchen, wie man sie sonst nur aus dem Swinger-Club kennt. Doch Jupps geile Rotationsmaschine „Modell Ottmar 2000" ist nur eine von vielen hocherotischen Darbietungen der Liga zum Ende der Saison. Besonders erregend und künstlerisch wertvoll: Jürgen Klopps Seitenlinienscharade, die nur pantomimische Kenner als frivole Darstellung eines vorzeitigen Eisprungs enttarnten. Und selbst die vorzeitige Abfahrt des Schalker Mannschaftsbusses aus Augsburg diente allein dem Zwecke der Fruchtbarkeit, verursachte sie doch Huntelaars Nachkommen.
Alternativ
Echte Kultstars sind in der Liga ja zur Rarität geworden. Seit @HansSarpei nur noch borisbeckereske Tweets wie „Glückwunsch, Bayern" in die Welt aussendet und Bruno Laber-Dia plötzlich mit Taktik spielt, bleibt uns als letzter verbliebener Typ nur noch Freiburgs Christian Streich – eine genetische Kreuzung aus Mann in den Bergen und Johann Mühlegg. Der drolligste Kauz der Liga wurde denn auch im Sportstudio dem üblichen Psycho-Check unterzogen. Überraschendes Fazit: Streich ist bescheiden, alternativ, komisch – halt irgendwie anders. Können wir getrost als Streich-Resultat verbuchen.
Sonnig
Rätsel gibt derweil der mögliche Transfer von Tim Wiese nach Hoffenheim auf. Allein der Gedanke an He-Man(lein) im Kraichgau wirkt dabei so befremdlich wie die Vorstellung von Uli Hoeneß als Spitzenkandidat der Piratenpartei. Doch ob es wirklich zu diesem spektakulären Wechsel kommt, ist nach wie vor ungewiss. Gerüchten zu Folge soll Wiese nämlich den Hoffenheimer Trikotsponsor „Suntech" leicht missinterpretiert haben („Tech oder Point – alles dasselbe"). Womöglich betrachtet er Hoffenheim aber auch nur als Durchgangsstation – zur SG Sonnenhof-Großaspach. Vielleicht sollte Wiese also die Spar-Gel!-Zeit einfach mal wörtlich nehmen – zwecks Belüftung des Oberstübchens.
Passend
Für noch größere Irritationen sorgte zuletzt jedoch Chelseas Verpflichtung von Marko Marin. Wer sich das CL-Rückspiel der Londoner in Barcelona angeschaut hat, dürfte von diesem Transfer gleichwohl nicht sonderlich überrascht sein. Denn so tief wie die Blues standen und sich mit zunehmender Spieldauer immer weiter fallen ließen, passt Marin einfach perfekt zu ihnen. Sich-Fallen-Lassen gehört schließlich zu seinen absoluten Stärken.
Zeitgemäß
Neben Marin verlassen mit Raul und Ballack zwei weitere Weltstars die Bundesliga. Nur der olle HSV kann sich mal wieder nicht von der Liga trennen. Was den Kaiser jedoch nicht dazu veranlasste, Kumpel Uwe eine Glückwunsch-SMS zu schicken: „Die Zeiten dafür sind vorbei". Ja, damals zu Hamburgs Europapokalsieg 1977 hat man sich noch per Handy-Kurznachricht gratuliert – aber heute ist man auf solche antiquierte Kommunikationsmittel nicht mehr angewiesen. Gibt ja noch Rauchzeichen und Brieftauben.
Modisch
Unter modischen Gesichtspunkten sind die letzten Spieltage einer Saison mit der Präsentation der neuen Mannschaftsuniform ein eher fragwürdiges Vergnügen. Wobei Schalkes Schreibmaschinen-Beflockung und Hoffenheims Sütterlin-Hieroglyphen eher harmlos sind gegen den optischen Schienbeintritt, den der FC Bayern seinen Fans versetzt hat. Blütenweiß mit neonorangenen Textmarker-Applikationen. Oder offiziell: Infrarot. Für Bayern-Auswärtsspiele wird man ab jetzt wohl ein Nachtsichtgerät brauchen.
Meisterlich
Last but not least ein herzlicher Glückwunsch an den BVB, der die letzten beiden Meisterschaften für sich entscheiden konnte, was nach Adam Großkreutz einer Quote von weit über 200% entsprechen dürfte. Ein großes Kunststück war dies, wie der promillente BVB-Trainer im Bierlog mit seinem Manager bekundete, allerdings nicht. Mit der Mannschaft, die der ihm da zusammengestellt habe, hätte das jeder geschafft. Peter Neururer soll sich bei Vernehmen dieses Statements denn auch gleich stolz auf die leicht belockte Schulter geschlagen haben. Als personifizierter Jedermann-Trainer und damit Quasi-Meister darf man das ja auch.
Aufrufe: 12473 | Kommentare: 20 | Bewertungen: 41 | Erstellt:01.05.2012
ø 9.2
KOMMENTARE
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01.05.2012 | 20:49 Uhr
-1
t33mu :
Sehr gut!Der optische Schienbeintritt, Slibowitz Peszko und Peter Neururer gefielen mir am besten. Und jetzt weiß ich außerdem wieder, wie der gedopte Langläufer heißt, der für Spanien startete.
Einen (nicht ganz ernst gemeinten) Kritikpunkt habe ich aber: Breckos Auftritt an Karneval war auch berauschend!
2
01.05.2012 | 20:48 Uhr
-1
xxlhonk :
Sehr, sehr lustig.Immer wieder schön den Großeister des Wortwitzes zu lesen!
ich. habe. sehr. gelacht!
danke
3
01.05.2012 | 19:20 Uhr
-1
Wirklich toller Witz, perfektes Timing, super ausfomuliert.
2
01.05.2012 | 19:08 Uhr
-1
mamö99 :
Da meint man immer, dass es schwierig wird, Stoff von geraumer Zeit so gut in einen Blog unterzubringen, und trotzdem wird man immer einen besseren belehrt. Stark!
2
01.05.2012 | 18:55 Uhr
-1
Gnanag :
Mal wieder episch Voegi!setzt man bei der Hertha mit Otto Rehhagel weiterhin auf einen fossilen Energieträger. Einfach genial
2
01.05.2012 | 15:56 Uhr
-1
Flosen :
Unglaublich! Für mich persönlich eine der besten LL der letzten Jahre. Von vorne bis hinten rundum gelungen, mit viel Wortwitz und allem was du sonst so aus deinem Köcher zauberst!Hut ab, großes Lob, ich les sie gleich nochmal :)
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