03.05.2012 um 15:09 Uhr
Geschrieben von Master_Of_Disaster
My NFL - KW 18
Eine Kolumne sollte ja immer eine gewisse Prise haben - wir wollen kritisch etwas beäugen, wir wollen großartige Leistungen loben oder Mal wieder auf Manager draufhauen, wenn sie wieder irgendeinen Mist produziert haben. In meinem Fall, nachdem maschemist mich die Woche gefragt hat, ob ich Lust habe, es diese Woche zu übernehmen, wäre es natürlich eine gewisse Nachbetrachtung für den Draft geworden, auch irgendwie logisch. Doch - es hat sich gedreht - Junior Seau ist tot.
Jeder Wiederbelebungsversuch ohne Ergebnis && die NFL und seine Fans trauert um einen großartigen Linebacker, Typen, Menschen && Charakter. So habe ich mich entschieden, die Kolumne fern ab des Drafts niederzuschreiben && auf 3 Worte einzugehen - Typ, Mensch && Charakter. Bevor einer beginnt - ja, wir hatten diese Diskussion schon öfters, auch andere Sportarten betreffend, doch in diesem Fall kommt mir sofort die Frage auf, wie viel Menschlichkeit in der NFL noch stecken darf bzw. kann. Ich habe viele Kommentare gelesen, nach dem innerhalb von SPOX bekannt wurde, dass Seau aufgefunden wurde. Zwei Kommentare haben sich besonders eingebrannt - "Leider Wieder Einer, Der Mit Dem Leben Danach Nicht Zurecht Kam..." Warum.?
Natürlich - der Selbstmord von Robert Enke ist uns allen noch im Gedächtnis, aber er ist ein Einzelfall, schockierend, keine Frage, denn ansonsten gab es in Europa keinen (mir Bekannten) Zwischenfall dieser Art. Seau ist einer von Vielen. Warum kommen diese Stars, nicht mehr damit klar.? War der Druck zu hoch, die Angst, mit seinem neuen Leben nichts mehr anfangen zu können, zu groß oder waren es vielleicht sogar fehlende Mittelchen, ohne die diese Legenden kaputt gegangen sind.?
Fakt ist - der Erfolgsdruck in einem Geschäft, wo es um Milliarden geht, ist unermesslich hoch. Und die Spieler sind sicher keine selbständigen Persönlichkeiten, denn sie sind die Marionetten der Macht, die Gladiatoren der Neuzeit - gut bezahlt, das steht außer Frage. Doch von Mai - August kämpfen sie um ihren Platz in einem NFL - Roster, um dann von September - Dezember zu versuchen, diesen Platz zu verteidigen. Da kann es schnell zu Ängsten des Versagens kommen.
Schließlich ist eine Entlassung schneller durchgeführt. Doch das ist nicht nur in der NFL aktuell - das geht in der High School los, wird vom College in Extremo weitergeführt && findet in der NFL seinen Abschluss. Der Film "Friday Night Lights" bezieht sich auf diese Thematik, denn viele dieser Jungs, geben alles auf, um Football zu spielen. Auf einmal stehen sie dann ohne da && sehen keine Lebensperspektive mehr. Nur sehr wenige Studenten, die was drauf haben, sind akademisch ebenso hervorragend.
Das die NFL sowas auch noch fördert, sah man an Myron Rolle, der lieber noch ein Jahr nach England ging zum Studieren. Die Folge - die Teams wollten ihm kaum eine Chance geben, wurde in 2010 nur an 207 gezogen. Das finde ich schlichtweg falsch - früher hat man uns gesagt, wenn wir zum Kicken gegangen sind, vergesst die Schule nicht. Das haben wir damals auch abgewunken - erst jetzt weißt du, wie wichtig diese Einstellung ist. Was hilft es denn den Jungs, die als Junior vom College abgehen, keine abgeschlossene Ausbildung haben && nach der NFL vor dem Nichts stehen.?!
Neben der psychischen Thematik kommt noch etwas anderes hinzu - die physische Belastung. Dazu habe ich ebenso einen guten Kommentar gelesen - "Ich hoffe von ganzem Herzen, dass sich zum Alarmglockenkonzert bezüglich der ganzen Schädeltraumata in der NFL und NHL eine weitere richtig laute Glocke hinzugesellt." Die Spieler der NFL durchleben jedes Spiel unglaubliche Belastungen, die den Körper an seine Grenzen treiben, oftmals sogar darüber. Schädelhirntraumata, Gehirnerschütterungen - es wirkt manchmal, als wäre das Alltag in der NFL. Das ist doch wohl ein Witz - das ist einfach nur gefährlich für die MENSCHEN, die unter diesen Jerseys stecken.
Sicherlich gibt es Spieler, denen ist schon die eigenen Gesundheit egal, aber trotzdem - Westbrook, Rodgers, nur um wenige Namen zu nennen, die damit zu Tun gehabt haben. Dann gibt es natürlich noch die Seite von Gegnern, die mit Geld belohnt werden, wenn sie ihre Mitstreiter verletzen, aber das ist eine ganz andere Schiene, über Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit von Strafen, will ich jetzt auch auch nicht diskutieren.
Doch nun komme ich zum Schluss - was genau will man denn ändern.? Wir spielen einen harten Sport, das so etwas passieren kann, darüber brauchen wir nicht sprechen && somit sind die Möglichkeiten begrenzt - sollen wir nur anpatschen oder tätscheln.? Dann können wir gleich Flag Football spielen, denn dafür kommen die Fans ins Stadion, harte Tacklings zu sehen. Merkt ihr was.? Genau - wir wären wieder beim Thema Gladiatoren der Neuzeit. Ohne diese Härte bleiben die Zuschauer aus, das ist wohl Fakt, also wird sich daran auch nichts ändern, denn im Umkehrschluss kommen wir wieder zum Thema Milliardengeschäft, an dem die Spieler auch verdammt gut verdienen. Und eins ist mMn auch klar - die Herren machen sich keine Gedanken, was danach passiert, so lange sie genug vom Kuchen abbekommen. Wenn die letzten Krümel aber dann verbraucht sind - dann wird es interessant && daran sind schon viele zerbrochen.
Auch das neue CBA hat an dieser Situation mMn nichts geändert, denn die vielen angekündigten Boykotts von Fan-Gruppierungen blieben (natürlich) auch aus, sodass der Verlust sich sehr gering hielt für die Owner. Ich befürchte, solche Meldungen wie von Junior Seau, werden wir in den nächsten Monaten && Jahren noch öfter lesen, denn diese Geschichten wiederholen sich && das Leben wird nicht billiger oder einfacher. Es wirkt wie eine harte Prognose, aber wenn ihr darüber nachdenkt, macht es Sinn.
Die NFL ist weniger Sport, als Geschäft, wie eigentlich fast jede andere Sportliga auch. Die Fans werden von den Besten der Welt unterhalten, zahlen dafür genug Kohle && wollen es dann auch Krachen hören, dass gibt es auch in der GFL oder anderen europäischen Footballligen, doch dort liegt die Sache anders, da kriegt man keine Millionen && die Spieler sind keine Maschinen. Sind die NFL - Spieler eigentlich auch nicht, aber sie müssen es sein, die Marionetten der Macht, die sich sogar dafür bezahlen lassen, andere Spieler zu verletzen, ohne dass diese Idioten darüber nachdenken, dass sie dafür sorgen könnten, dass ein Kollege, seinen Sport, seine Arbeit, seine Liebe nicht mehr ausüben kann. Die Herrschaften hätten vielleicht auch mal nachdenken sollen, wenn sie diejenigen gewesen wären, auf die Kopfgeld ausgesetzt worden ist. Ihr werdet jetzt sagen - sie MUSSTEN doch, sonst wären sie ihre Position los gewesen. Und darauf sage ich - Danke, ihr beweist damit genau das, was ich gerade geschrieben habe...
In Diesem Sinne,
Euer MoD
R.I.P. Junior Seau
Aufrufe: 4814 | Kommentare: 10 | Bewertungen: 19 | Erstellt:03.05.2012
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KOMMENTARE
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04.05.2012 | 18:53 Uhr
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So leicht es umzusetzen ist, so unerwünscht es wäre, aber es wäre schon ein gewaltiger Schritt in die richtige Richtung bzw. den Spielern keine Sinnlosigkeit nach der Karriere zu geben, wenn man einen Uni-Abschluss oder zumindest 4 volle Jahre als Pflicht für einen Draft ansetzt.
Wenn man schon solch ein Sportsystem hat, warum nicht optimal nutzen.
Wenn du ein Profi werden willst, dann forme zunächst deinen Geist.
Es gehen einige Talente verloren, aber die wahren Talente setzen sich durch. Und verloren gehen auch nur die Spieler, die eh schnell bankrott sein werden nach dem Ende der Karriere
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04.05.2012 | 18:00 Uhr
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eine Tragödie und ein Rätsel was einen Menschen dazu bringt sein Leben wegzuwerfen, Ruhe er in Frieden.
Nur diese Geschichten von Druck und härte des Geschäts, wenn einer den Beruf ausübt, von was er als Kind geträumt hat und sein Leben finanziell abgesichert hat, halte ich für nicht angemessen. Druck hat ein Mann der z.B. am Bau oder im Bergwerk schuftet und seine Kinder und Frau durchfüttern muss.
Dazu die Geschichten Gladiatoren der Neuzeit ist auch nicht relevant, denn Gladiatoren waren Sklaven und hatten keine Entscheidungsmacht und heutzutage haben die Menschen in den meisten Ländern Entscheidungsfreiheit, also ist jeder der Schmied seines Schicksals und sogar Gladiatoren konnten sich Entscheiden zu sterben ohne zu kämpfen, nur ein Mann stirbt gerne auch wie ein Mann.
Man sollte sich mal überlegen ob die Selbstmörder Egoisten sind, denn nach solchen Taten müssen viele Menschen um sie herum Trauern und haben ein schweres Leben.
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04.05.2012 | 09:10 Uhr
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V3N0M :
@MoDGenau das meinte ich. Mir gehts mit dem Flag Football Beispiel auch nicht um die Passage in deinem Blog. Haben da die selbe Meinung. Härte ist Teil des Spiels, die ist aber auch ohne Helmet2Helmet möglich...
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04.05.2012 | 08:43 Uhr
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Tu dich nicht runter - passiert ja immer, ob absichtlich oder unabsichtlich, ich seh das nicht so schlimm.! :)
@V3:
Gegen saubere Hits, mit Schulter angelegt, sagt kein Mensch was - das scheppert auch schön && keiner zieht sich irgendwelche Blutungen im Kopf zu. Deswegen gehe ich da auch mit dir konform - dieses Gelabere nervt, man möge da in Zukunft es doch bitte so handhaben, dass man sie einfach per Helmet-To-Helmet das mal ausprobieren lässt, wenn James Harrisson einen auspackt.!
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03.05.2012 | 21:19 Uhr
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V3N0M :
Starker Blog MoD!Ich kann sagen, dass ich mir nach wie vor mit Spaß und viel Freude (auch an harten und fairen Hits) die NFL ankucken werde. Auch weil ich respektiere, dass sich Erwachsene wissentlich für einen gefährlichen Sport oder Beruf entscheiden dürfen/wollen/können.
Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich weiterhin Leute tolerieren kann, die davon labern die NFL würde zu soft (Stichwort "pussyfication"), oder sie wäre auf dem Weg in Richtung Flag Football, weil sie weiterhin versuchen wird Hits gegen und mit dem Kopf zu stoppen und zu bestrafen.
Wird immer ne gefährliche Sportart bleiben. Aber unabhängig davon, ob die Tragödie um Junior Seau jetzt aufgrund von CTE oder nicht passiert ist, muss man doch weiterhin versuchen die Sicherheit so gut es geht zu gewährleisten. Beispiele gibt es leider mittlerweile so oder so genügend. U.a. beispielsweise Andre Waters, Chris Henry, Ray Easterling oder Dave Duerson...
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03.05.2012 | 19:39 Uhr
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Die Boston University würde übrigens gerne das Gehirn von Seau untersuchen.
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03.05.2012 | 17:00 Uhr
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Hawks19 :
Ich glaub ich hab grad versehentlich ne 1 gegeben sollte ein 10er sein. Hervoragend geschrieben zu einer sehr üblen Thematik. Perfekt
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Wie geschrieben - das Umdenken muss nicht erst in der NFL beginnen.