Der Leitwolf: Kevin Garnett hat einige erlebnisreiche Wochen hinter sich. Zuerst lieferte der 36-jährige seine mit Abstand besten Playoff-Leistungen seit dem Titelgewinn 2008 ab und kurz darauf ranken sich Gerüchte über Gerüchte um den weiteren Verbleib des inoffiziellen „Most Improved Player of the 2012 NBA Playoffs". Dass KG als Anker der Defensive, konstante Option im drive-and-kick von Rajon Rondo, bester Rebounder und Leitwolf in der Kabine der Celtics gehalten werden sollte, war eigentlich jedem Betrachter der Situation klar. Auch, dass Garnett höchstwahrscheinlich nur in Boston seinen Vertrag verlängern würde. Nur: Hat ein 36-jähriger mehrfacher All-Star, ehemaliger MVP, Defensive Player of the Year und Champion wirklich noch das Feuer in sich, um auch nach einem Jahr, indem das Team trotz phänomenaler Leistungen seinerseits die Finals verpasste, noch weiter alles zu geben und einen überdurchschnittlichen Starter auf der Vier darzustellen?
Wer Kevin Garnett ein bisschen kennt, dem sollte sich diese Frage eigentlich nicht wirklich stellen. Kaum jemand verkörpert diesen Willen und Einsatz zum Gewinnen so sehr, wie der ehemalige Timberwolf. Manchmal wird er dafür gefeiert, zum Beispiel als er mit seinen Liegestützen im Spiel gegen Miami seinen Kampfgeist vorlebte, manchmal aber auch kritisiert, weil er dabei teilweise über das Ziel hinaus schießt („you look like a cancer patient").



Mag man dem „Boston Herald" Glauben Schenken, so ist die Verlängerung seines Vertrags bereits in trockenen Tüchern und Garnett wird den Kelten noch drei weitere Jahre zur Verfügung stehen. Nachdem Boston im Draft mit Fab Melo und Jared Sullinger einen gut gebauten, aber noch sehr rohen und einen hochtalentierten, aber auch verletzungsanfälligen Big Man gewählt hat, dürfte KG in Zukunft zudem auch als wichtiger Lehrer und Helfer für die neue Generation Bostons zuständig sein. In der nächsten Saison will Garnett schließlich nochmal angreifen: Mit Paul Pierce, Rajon Rondo, Avery Bradley und eventuell auch Ray Allen (oder sehr wahrscheinlich doch Jason Terry) ist der Kern des Teams wie immer stark besetzt. Mit stärkeren Rollenspielern könnte für Coach Rivers und seine Mannen nochmal mindestens das Selbe drin sein, wie in der abgelaufenen Saison. Garnett wird es hoffen. Für ihn ist Verlieren keine Option.

Prognose: Boston Celtics

Der Ungeliebte: Ganz zufrieden dürfte Kris Humphries mit der öffentlichen Wahrnehmung seiner Leistungen im vergangenen Jahr nicht gewesen sein. Der 27-jährige spielte zwar die wohl beste Saison seiner Karriere und gehörte zum zweiten Mal in Folge zum elitären „Double-Double"-Kreis der Liga, indem er durchschnittlich rund 14 Punkte und elf Rebounds auflegte, sorgte aber eher durch seine Beziehung und Trennung mit Kim Kardashian für öffentliches Aufsehen und wurde kurz darauf zudem auch noch zum unbeliebtesten Spieler der NBA gewählt.
Während der Free Agency 2012 hört man, trotz seiner guten Leistungen in der abgelaufenen Saison, nur wenig von Teams mit Interesse an Humphries. Liest man dann doch mal ein Gerücht, das Kris Humphries mit einschließt, so ist meist nur die Rede davon, dass die Brooklyn Nets versuchen werden ihren Power Forward per Sign-and-Trade für einen größeren und klangvolleren Namen abzugeben.



Humphries mag kein hochtalentierter NBA-Profi sein, doch er bringt einiges mit, was viele Coaches liebend gern in ihrem Team hätten: Gute Help-Defense, starkes Rebounding (auch, wenn man betonen muss, dass man neben einem Johan Petro, Mehmet Okur oder Brook Lopez relativ konkurrenzlos Boards abgreifen kann) und immer 100% Einsatz. Trotzdem wird Humphries am Ende wohl erstmal in Brooklyn unterschreiben. Entweder benötigt das Team noch Verstärkung im Frontcourt, wenn sie keinen Move mehr machen, oder einen hochdotierten Vertrag mit dem sie das Gehalt Dwight Howards in einem Trade ausgleichen könnten.

Prognose: New Jersey Nets

Der Verbesserte: Ersan Ilyasova hat die mit Abstand beste Saison seiner Karriere hinter sich. Der 25-jährige legte Career-Highs in den Bereichen Punkte, Rebounds, Blocks, Dreier- und Feldwurfquote auf. Zudem schrammte Ilyasova nur um Haaresbreite am Gewinn des „Most Improved Player"-Awards vorbei. Die Umstellung vom so genannten Tweener, also einem Spieler, der zwischen den beiden Forward-Positionen hin- und her pendelt zu einem richtigen Power Forward tat dem jungen Türken merklich gut. Sein Wurf fiel so gut wie noch nie zuvor, seine Scoring-Effizienz war für einen Big Man, der auch gerne aus der Midrange-Distanz, und noch weiter, abdrückt hervorragend und endlich schaffte es Ilyasova auch mal sich so viele Rebounds zu schnappen, wie man es bei einem Spieler seiner Größe erwarten sollte.
Mit weniger als 3 Mio. $ pro Jahr gehörte Ilyasova in den letzten Jahren nicht gerade zum Club der Hochbezahlten der NBA, sodass es als wahrscheinlich gilt, dass Ilyasova, sollte er denn in der NBA bleiben und nicht zurück nach Europa gehen, das höchstdotierte Angebot aller Interessenten annehmen wird. Erfolgreiche Klubs werden da höchstwahrscheinlich aufgrund eines in der Regel sowieso schon teuren Kaders, sowie der Tatsache, dass Ilyasova die typische contract-year-performance gezeigt hat, eher keine Rolle spielen. Als Favoriten auf eine Verpflichtung Ilyasovas gelten aktuell die als sehr aufgeschlossen gegenüber europäischen Spielern bekannten Toronto Raptors, sein altes Team, die Milwaukee Bucks, sowie die Brooklyn Nets, falls sie sich gegen ein Resigning von Kris Humphries entschließen sollten.
Gemäß der Annahme, dass Ilyasova seine starken Leistungen aus der abgelaufenen Saison bestätigen kann, sollte der Türke für alle drei Teams eine echte Verstärkung darstellen. Nicht wenige Experten trauen Ilyasova, der nicht bei jedem für seine Loyalität und seinen Trainingseifer bekannt ist, aber auch einen Rückschritt zum soften Tweener zu. Es wird spannend sein, Ilyasovas Entwicklung auch nach dieser Free Agency weiter zu verfolgen.

Prognose: Toronto Raptors

Center: In Arbeit (...)