MySpox NBA Line der Woche
21.10.2012 um 22:39 Uhr
Geschrieben von Mutu77
NBA Preview: LA Clippers
Seit 28 Jahren existieren zwei NBA-Teams in Los Angeles. Und seit 28 Jahren sind die Rollen klar verteilt. Auf der einen Seite die Lakers, die Championships gewinnen, bei denen jedes Heimspiel zum Spektakel und zum Event für die High Society der Stadt der Engel wird. Auf der anderen Seite die Clippers, die gerade einmal fünf Playoff-Teilnahmen erreichen konnten und eine nahezu peinliche Regular Season Bilanz von nicht einmal 36% gewonnen Spielen aufweisen. Mit der Verpflichtung von Chris Paul wollten die Clippers den großen Bruder in der letzten Saison endlich hinter sich lassen, verpassten ihr Ziel allerdings um Haaresbreite. Dieses Jahr wurde der Kader weiter verstärkt, doch ob er auch stärker als der der Lakers ist?
Was ist neu?
Der Kern der Mannschaft, die im letzten Jahr die beste Regular Season Bilanz in der Geschichte der Clippers erreichen konnte, wird auch in diesem Jahr wieder für das Team auf Korbjagd gehen. Das Front Office feilte allerdings ordentlich am Feintuning, schickte Point Guard Mo Williams Richtung Utah und konnte so Lamar Odom, einen gestandenen Ex-NBA-Champion, präsentieren, der in Los Angeles wieder zu alter Form finden soll.
In der Free Agency wurden mit den Edelverteidigern Grant Hill und Matt Barnes, den Scharfschützen Jamal Crawford und Willie Green, sowie Center Ronny Turiaf weitere gestandene Veteranen zum Team hinzugefügt. Zudem stößt Chauncey Billups, der den Großteil der letzten Saison aufgrund einer gerissenen Achillessehne verpasste, zurück zum Team und wird wahrscheinlich wieder den Posten des Starting Shooting Guards einnehmen.
Umfeld:
Zum ersten Mal in der Geschichte der Franchise hat sich eine Art Hype um die Los Angeles Clippers entwickelt. Der Zuschauerschnitt hat sich in den letzten zwei Jahren um fast 3000 Zuschauer pro Spiel erhöht, erstmals hatten die Clippers mehr Publikum als die Lakers.
Team-Besitzer Donald Sterling scheint zudem erkannt zu haben, dass Investitionen in den Kader durchaus hilfreich sein könnten. Sollte Chris Paul seinen Vertrag bei den Clippers verlängern, würde das Team im nächsten Jahr zu den teuersten der NBA gehören. Trotzdem wird Sterling von vielen immer noch als Unruhefaktor gesehen. So wurde auch die Verpflichtung von Coach Vinny del Negro vor zwei Jahren scharf kritisiert. Ob der 46-jährige zwar wirklich so ein mieser Coach ist, wie es von Presse und Fans häufig dargestellt wird, sei mal dahingestellt – um zu erkennen, dass Del Negro kein Elitetrainer der NBA mehr wird, muss man kein Hellseher sein.
Ein Rückschlag für die Clippers war in diesem Sommer der Verlust von General Manager Neil Olshey an die Portland Trail Blazers. Nachfolger des 47-jährigen wird Gary Sacks, der in den letzten zwei Jahren den Posten des „directors of player personal" innehatte.
Stärken:
Die Clippers gehörten in der letzten Saison offensiv zu den effizientesten Teams der Liga und belegten in dieser Kategorie den vierten Rang. Hauptgrund dafür: Point Guard Chris Paul. Durch den sicheren Spielaufbau des zweitplatzierten im Assist/Turnover-Ratio-Ranking endeten nur 12,7% der Angriffe in einem Ballverlust – nur Philadelphia präsentierte sich noch ballsicherer.
Das Team verfügt zudem über viele verschiedene Optionen und bleibt so immer variabel. Sowohl das Pick & Roll (letzte Saison bei 15,3% der Angriffe genutzt), als auch Isolations (13,4%), Post-Plays (8,9%) und Spot-up-Plays (22%) stellen gute Angriffsoptionen für Los Angeles dar.
Obwohl man mit Paul und Griffin einen der stärkeren One-Two-Punches der Liga in den eigenen Reihen hat, sind die Clippers auch in der Tiefe stark besetzt. Die neu erworbenen Rollenspieler Jamal Crawford, Willie Green, Matt Barnes, Grant Hill und Lamar Odom spielten in der letzten Saison durchschnittlich jeweils 21 Minuten pro Spiel - und das für Playoff-Teilnehmer wie Atlanta, Dallas oder die Lakers.
Schwächen:
Die Defensive der Clippers war in der letzten Saison nur durchschnittlich (Rang 13). Vor allem bei der Verteidigung nah am eigenen Ring waren, trotz DeAndre Jordan, große Probleme zu erkennen. Gegen kaum ein Team konnte so effizient aus null bis neun Fuß Entfernung gepunktet werden (56,3%).
Desweiteren wirkte die Freiwurfquote der Clippers in der vergangenen Saison häufig eher wie die einer Hobbymannschaft, als die eines professionellen NBA-Teams. Die meisten Leistungsträger im Team sind zwar relativ sicher von der Freiwurflinie, die zwei meistgefoulten Spieler, Griffin und Jordan, gehörten mit miserablen 52% von der Linie allerdings zu den schwächsten Werfern der Liga. Vor allem bei Griffin war es erschreckend zu erkennen, dass seine akzeptable Quote von 64% aus seinem Rookie-Jahr plötzlich so stark gesunken war.
Spieler im Fokus:
Blake Griffin. Im letzten Jahr wurde der 23-jährige zum Starter im All-Star-Game und in das All-NBA-Second-Team gewählt. Dass Griffin diese Auszeichnungen wirklich (schon) verdient hatte, wurde in der Liga allgemein angezweifelt. Er schaffte es mit knapp 21 Punkten und 11 Rebounds zwar zum zweiten Mal in Folge die magische 20/10-Marke zu brechen, sein Spiel wies aber trotzdem weiterhin große Mängel auf.
Griffins Freiwurfquote macht es ihm fast unmöglich in der Crunchtime das Spiel selbst in die Hand zu nehmen, sein Mitteldistanzwurf fällt noch extrem unkonstant und seine Defensive ist unter dem NBA-Durchschnitt. Durch seine gute Fußarbeit stellt er zwar einen soliden Verteidiger gegen das Pick & Roll dar, spielt aber extrem schwache Help-Defense und hat große Probleme, falls gegnerische Guards den Zug zum Korb suchen. 0,7 Blocks sind für einen Spieler seiner Größe und Athletik zudem nicht hinnehmbar.
Sollte Griffin es nicht geschafft haben in der diesjährigen Off-Season diese Schwächen zu vermindern, dürften die Clippers Probleme bekommen einen tiefen Playoff-Run zu starten.
Prognose:
Die Clippers sind stärker als im letzten Jahr, haben erfahrene Neuzugänge verpflichten können und sollten defensiv nicht mehr so anfällig sein. Auf dem Papier ist man mindestens die viertstärkste Mannschaft im Westen, ein Einzug in die Conference Semi-Finals ist also Pflicht. Für mehr wird es aber, sollte es keine großen Überraschungen geben, wohl nicht reichen. Auch, weil del Negro kaum zuzutrauen ist, dem Team ein stärkeres Defensivbewusstsein einimpfen zu können.
Das Ziel in diesem Jahr erfolgreicher zu sein als der große Konkurrent, die Lakers, dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach verpasst werden. Sollte Chris Paul sich nach dieser Saison allerdings dazu entscheiden in Los Angeles zu bleiben, könnte auch das in nächster Zukunft noch realisiert werden – und die Zeiten, in denen die Clippers von der Konkurrenz belächelt wurden, sind sowieso vorbei.
Aufrufe: 12677 | Kommentare: 37 | Bewertungen: 25 | Erstellt:21.10.2012
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KOMMENTARE
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Ein Teil in mir sieht in den Clippers einen echten Regular Season Contender. Ein anderer erwartet eine Knieverletzung von Paul oder besonders Griffin.
Zusammen ist das dann wohl eine von Verletzungen geplagte Saison, die dann in der zweiten Playoffrunde endet. ^^