MySpox NBA Line der Woche
14.10.2012 um 01:39 Uhr
Geschrieben von Mutu77
NBA Preview: Utah Jazz
Wir schreiben den 21. Juli 1847, Brigham Young und rund 12.000 Glaubensanhänger erreichen den großen Salzsee im Westen der Vereinigten Staaten von Amerika. Im weiteren Verlauf der Geschichte gründen die Mormonen ihren eigenen Staat, Utah. Charakteristisch soll neben der strengen hierarchischen Gliederung der kollektive Fleiß in der Gesellschaft sein, ganz nach dem Vorbild eines Bienenstocks.
Heute, rund 160 Jahre später, steht auch das Basketballteam des „beehive states" kurz vor einem Neuanfang. Die Leidenschaft und der Zusammenhalt sind in Salt Lake City bereits gegeben, nach dem Abschied von Deron Williams fehlt nun allerdings noch der Starspieler, die Königin, die im Stande ist ihre Arbeiterinnen zu neuen Erfolgen zu tragen.
Was ist neu?
In Utah blickt man bereits jetzt mit einem Auge auf die Off-Season 2013, sodass die großen Neuverpflichtungen ausblieben. In einem Trade mit Los Angeles und Dallas sicherten sich die Jazz die Dienste von Point Guard Mo Williams, indem sie ihre Trade Exception an die Mavericks abtraten.
Infolgedessen konnte man Playmaker Devin Harris gegen einen dringend benötigten Flügelspieler abgeben und erhielt somit Swingman Marvin Williams, der die Lücke schließen soll, die CJ Miles hinterließ.
Bei den Free Agent Signings hielt sich das Front Office der Franchise stark zurück und verpflichtete mit Randy Foye nur einen namhaften Neuzugang.
Jeremy Evans ist aktuell der einzige Jazz-Spieler mit einem garantierten Vertrag für die nächste Saison. General Manager Dennis Lindsey halt also alle Möglichkeiten im nächsten Jahr einen Starspieler zu dem Grundgerüst aus Evans, Favors, Kanter, Hayward und Burks, sowie Marvin Williams, der seine Spieler Option ziehen dürfte, hinzuzufügen.
Umfeld:
Die Organisation und Fans der Franchise am Salzsee gehören zu den besten der ganzen NBA. Obwohl Salt Lake City mit nicht einmal 200.000 Einwohnern die bevölkerungsärmste Stadt mit NBA-Team ist, waren die Spiele der Jazz in der vergangenen Saison die sechst meist besuchten der ganzen Liga.
Nachdem man letztes Frühjahr bei der Besetzung des Postens für die Nachfolge von Trainerlegende Jerry Sloan wie gewohnt auf Kontinuität setzte und sich für Tyrone Corbin, der selbst sieben Jahre lang Sloans Assistent in Utah war, entschied, bekommt man mit Dennis Lindsey, der den Posten des General Managers von Kevin O'Connor übernimmt, dieses Jahr aber auch ein komplett neues Gesicht bei den Jazz zu sehen. Lindsey bringt fünf Jahre Erfahrung als assistant General Manager bei den San Antonio Spurs mit und soll helfen das Team schon im nächsten Jahr wieder in die oberen Regionen der Western Conference zu führen.
Stärken:
Der Frontcourt der Jazz gehört zu den besten der Liga. Al Jefferson und Paul Millsap legten in der letzten Saison zusammen 36 Punkte und 17 Rebounds pro Spiel auf – Zahlen, die nur noch die Starter der Timberwolves, Lakers und Magic erreichen konnten. Mit Derrick Favors und Enes Kanter, der sich in der Pre-Season mit zwei Double-Doubles in zwei Spielen weiter verbessert zeigte, hat Tyrone Corbin zudem auch noch zwei der talentiertesten Big Men der Liga in der Hinterhand, die auch schon in der letzten Saison dazu beitrugen, dass die Jazz das drittstärkste Rebounding Team der NBA waren.
Der Backcourt der Jazz ist zwar erneut nicht einmal NBA-Durchschnitt, sollte sich in diesem Jahr allerdings besser mit Jefferson und co. ergänzen. Die neu erworbenen Mo und Marvin Williams, sowie Randy Foye (alle 39% in der letzten Saison) treffen den Dreier wesentlich sicherer als die abgewanderten Harris (36%) und Miles (31%) und sollten somit die gezogenen Doppelteams unter dem Korb besser bestrafen können, als es noch in der letzten Saison, in der die Jazz die viertschlechteste Dreierquote der Liga aufwiesen, der Fall war.
Zu guter Letzt gehören die Jazz dank ihrer herausragenden Fans zu den heimstärksten Teams der NBA und erreichten auch in der vergangenen Saison die fünft beste Heimbilanz der Western Conference.
Schwächen:
Schon in der letzten Saison rangierte man bei der defensiven Effizienz nur auf Rang 19 der Liga. Spielermaterial, das dieses Problem beheben könnte, wurde allerdings nicht verpflichtet. Mit Derrick Favors, Gordon Hayward und Raja Bell befinden sich gerade einmal drei Spieler im Kader, denen man eine gute Defense attestieren könnte.
So gut die Eckpfeiler des Teams, Jefferson und Millsap, offensiv auch sein mögen, sie erlaubten gegnerischen Teams eine Wurfquote von fast 66% direkt am Ring – nur Phoenix und Sacramento waren noch schlechter.
Dass defensive Fehler immer wieder durch Fouls kompensiert werden mussten (2011-2012 die zweitmeisten Fouls der NBA), schwächte das Team zudem immer wieder in der Crunchtime, sodass Utah vor allem auswärts viele Duelle nicht für sich entscheiden konnte und gleich zehn Auswärtsspiele mit sieben oder weniger Punkten Differenz verlor.
Spieler im Fokus:
Derrick Favors ist der Mann, auf dem die Hoffnungen der Fans der Utah Jazz ruhen. Bereits in der letzten Saison stellte der 21-jährige unter Beweis, dass er einem Team mit seiner Athletik enorm weiterhelfen kann. Im Vergleich mit Center Al Jefferson ließ das Team mit Favors auf dem Feld 2,5% weniger Punkte zu und griff sich 5% mehr Rebounds – erzielte allerdings auch selbst 7% weniger Punkte.
Das ist der große Malus an Favors Spiel: Seine Offense ist zu eindimensional. Bei Korbversuchen, die nicht unmittelbar am Ring gestartet wurden, traf er erbärmliche 31%, häufig kommt er nur durch Putbacks oder Durchstecker zu Punkten.
Genau so wie er aber in der letzten Saison auch schon an seinen Freiwürfen gearbeitet hat (Verbesserung um fast 5 %), ist ihm auch bei seinem Sprungwurf zuzutrauen, dass er dort gefährlicher werden kann. Schafft Favors es, offensiv tatsächlich etwas variabler zu werden, könnte er wirklich zur Königin im Bienenstock reifen.
Prognose:
Der Spagat der Jazz, im Hinblick auf die auslaufenden Verträge von Jefferson und Millsap möglichst variabel zu bleiben, aber gleichzeitig auch noch um die Playoffs mitspielen zu können, scheint gelungen zu sein.
Durch die Addition von besseren Schützen, sowie einem möglichen Entwicklungsschub von Hayward oder Favors, könnten die Jazz sogar ein wenig stärker als in der vergangenen Saison sein und somit wieder um die Playoffs mitspielen.
Mehr als ein Erstrundenaus in den Playoffs kann man in Salt Lake City allerdings wohl frühestens wieder 2013-2014 erwarten, wenn man entweder einen größeren Star als Al Jefferson, oder zumindest einen weiteren starken Spieler auf einer anderen Position an den Salzsee locken kann. Wer weiß, vielleicht schlummert dieser Spieler ja auch bereits in einem jungen Big Man-Talent aus Georgia Tech.
Aufrufe: 10026 | Kommentare: 25 | Bewertungen: 27 | Erstellt:14.10.2012
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KOMMENTARE
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18.10.2012 | 15:00 Uhr
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Raz :
Hab ich schon mitbekommen. Aber mutet trotzdem irgendwie komisch an, den Starspieler als Bienenkönigin zu bezeichnen. Nicht negativ gemeint, ich finds unterhaltsam
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18.10.2012 | 12:50 Uhr
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Mutu77 :
Ich vergleiche die Franchise nicht aus Spaß mit einem Bienenstock - der ist nunmal das Staatssymbol von Utah, deshalb ja auch beehive state
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17.10.2012 | 22:10 Uhr
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Raz :
Wer vergleicht denn ein NBA Team allen Ernstes mit einem Bienenstock? Und - wer will schon KönigIN sein, vor allem bei der Vielweiberei im Staat? ^^So, werden wir ernst: Die Einleitung ist super, zum Rest wurde bereits genug gesagt. Nur ein kleiner Fehler: Bei "200.00 Einwohnern" hast du entweder eine Null vergessen, oder den Punkt falsch gesetzt - und Salt Lake City ist wesentlich kleiner, als ich dachte.
Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob die Jazz wirklich auf die Off Season '13 schielen. Denn welchen großen Free Agent können die schon holen? Wer geht freiwillig in die kalte Einöde zu einem Haufen Mormonen (daher besser 3,5 im Umfeld)? Tendenziell haben die Leute Utah eher verlassen, als dass sie sich dafür entschieden haben, daher sollten sie lieber auf das schauen, was sie haben. Jefferson wird vermutlich getradet (könnte in Houston eine Option werden, für Kevin Martin?), auch ohne ihn werden sie um Platz acht mitspielen. Wenn es wieder für die Playoffs reichen sollte, wird's auch diesmal einen Sweep hageln. Für die Zukunft sind sie aber halbwegs aufgestellt. Wenn Hayward (für mich auch Spieler im Fokus) nicht zu oft seine Starcraft Sessions streamt und weiter an seinem Spiel arbeitet, ist der die nächsten drei Jahre ein kostengünstiger Leistungsträger.
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15.10.2012 | 10:33 Uhr
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die jazz haben sich im sommer wie immer unäuffällig verhalten und ihr team still und leise verstärkt. platz 8 sollte auf jedenfall drin sein im westen.
favors ist stark defensiv und ein guter athlet, aber ich zweifle ob er sich offensiv endlich mal sich einen guten jumper aneignet. kanter und millsap werden wohl künftig den frontcourt bilden, da ich unsicher bin of big al im mormonenstaat bleiben will. auf hayward bin ich gespannt, denke er macht in dieser saison den nächsten schritt.
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14.10.2012 | 21:27 Uhr
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Mutu77 :
@LeFab: Nein, es verdeutlicht nur, dass die Jazz viele Spiele knapp verloren haben und die Fouls, die dazu führen, dass die Jazz in der Schlussphase viel häufiger und früher 4 oder mehr Teamfouls hatten, einen großen Anteil daran hatten.
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14.10.2012 | 18:44 Uhr
-1
LeFab :
"...und gleich zehn Auswärtsspiele mit sieben oder weniger Punkten Differenz verlor."äh müsste es nicht mehr anstatt weniger heißen? ansonsten gibt der satz ja keinen sinn
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14.10.2012 | 18:03 Uhr
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JonSmoke :
ichm uss iwie mutu und jasper recht geben.millsap ist einfach ein kooler hund,der sich immer zerreißt und sowohl offensiv wie auch defensiv ziemlich clever ist.
big al hat mich in der letzten saison aber auch entgültig überzeugt...und ist mmn auch der wichtigeste jazzer. offensiv ist er nicht zu ersetzen.
der einzige zu große hype wird mmn um kanter veranstaltet.
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14.10.2012 | 16:37 Uhr
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Jasper32 :
Hm. Dann habe ich wohl aus den Jazzspielen die ich letztes Jahr gesehen habe einen falschen Eindruck gehabt. Da war Millsap in der Crunchtime eigentlich immer die erste Option.
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Habe Utah nur am Rande verfolgt, fand immer klasse, was sie aus ihren begrenzten Mitteln gemacht hatten, nicht nur zu Zeiten von Malone und Stockton, das hast Du neben der m.E. gelungenen Einleitung auch noch einmal deutlich hervorgehoben.
Ich sehe es auch so, dass ein guter Center schwieriger zu bekommen ist, als ein guter PF, aber das ist immer auch Frage der persönlichen Neigung, insofern ja ich würde traden (um etwas zu bekommen) und ich würde Millsap (ein kleines Manko ist auch m.E. seine Größe von "nur" 2,03 für eine 4) traden, aber die anderen Argumenten sind auch nicht von der Hand zu weisen, letzten Endes ist entscheidend, ob jemand gehen oder bleiben will.
Utah hat es meiner Meinung nach damals mit dem Williams-Trade richtig gemacht, bei Denver und Orlando haben die Trades erst einmal für viel Unruhe gesorgt, auch wenn Denver mittlerweile auf einem guten Weg ist.
Ich sehe sie dieses Jahr in den POs, vor allem, wenn sie es schaffen, mit einem potentiellen Trade sich (zusätzlich) noch einmal auf der 3 oder bei den Guards zu verstärken, aber aktuell wird es schwer, wenn es dann über die 1. PO-Runde hinausgehen sollte.